Der Bruderkrieg in der FARC-EP

Mehrmals haben wir versucht zu verdeutlichen, warum es innerhalb der ehemaligen aufständischen Bewegung FARC-EP, unterschiedlich agierende und sich auch bekämpfende Strukturen gibt, die nun wieder zu den Waffen gegriffen haben. Klar differenzieren werden muss hier zwischen den beiden Linien der FARC-EP, die unter dem Kommando der Frente Primero Armando Ríos [1. Front Armando Ríos] und auch im Westen unter dem neu entstanden Westliches Koordinationskommando auf der einen Seite sowie der Organisation Zweites Marquetalia auf der anderen Seite entstanden sind.

Erstgenannte haben sich bereits während des Friedensabkommens von der Verhandlungslinie der FARC-EP entfernt und bereits vor dem Friedensschluss verkündet, dass Erbe der FARC-EP als bewaffnete Organisation fortzuführen. Um die 1. Front scharten sich viele andere Personen (Guerillakämpfer und Milizionäre), so dass weitere Fronten entstanden sind. Auch im Westen (Cauca, Nariño) gab es Strukturen, die sich dem Friedensschluss verweigerten und zuerst nebenher agierten. Erst vor einem Jahr ist mit dem Westliches Koordinationskommando ein einheitliches Kommando der verschiedenen Gruppen entstanden, dass gute Kontakte zu den Strukturen der 1. Front im Osten des Landes unterhalten.

Die Organisation Zweites Marquetalia ist von Guerillakämpfern und vor allem ehemaligen hochrangigen Kommandierenden entstanden, die am Friedensprozess beteiligt waren und erst im Zuge der Nichteinhaltung von Seiten der Regierung und dem Erkennen der Farce eines sogenannten Friedensabkommens wieder zu den Waffen gegriffen haben. Hierunter befindet sich neben dem ehemaligen Verhandlungsführer Iván Márquez auch Jesús Santrich, El Paisa oder Romaña, allesamt bekannte Kommandierende. Bisher tritt das Zweite Marquetalia vor allem im politischen Kontext auf und hat nur wenig militärische Schlagkraft.

Im Gegenteil dazu haben erstgenannte Strukturen im Osten wie die Fronten 1, 7 und 40 sowie im Westen unter dem Koordinationskommando eine enorme militärische Schlagkraft aufgebaut, die es ihnen ermöglich, vor allem im Südwesten im Cauca und Nariño, sowie im Osten und Südosten wie in Caquetá, Meta, Guaviare und Putumayo wieder politische und militärische Kontrolle zu übernehmen. Auseinandersetzungen zwischen den bewaffneten Organisationen, wie dem ELN, den Paramilitärs, aber auch der FARC-EP, zweites Marquetalia, bleiben da nicht aus. Leidtragend ist häufig die Zivilbevölkerung inmitten dieser Kämpfe und territorialen Auseinandersetzungen.

Ein am 14. August veröffentlichtes Kommuniqué beschreibt aus Sicht des Westlichen Koordinationskommandos die inhaltlichen politischen Differenzen zwischen den ehemaligen Strukturen aus der FARC-EP. Originale Fragmente des Kommuniqués sind schraffiert:

Aus dem Kommuniqué mit Namen Notwendige Klarheiten:

Es ist offensichtlich, dass diejenigen, denen wir heute gegenüberstehen, mit den Streitkräften gegen unsere Organisation FARC-EP verbündet sind, nicht nur im Bereich der militärischen Konfrontation, sondern auch im Bereich der Propaganda, alle versuchen, dem Prinzip der Nazi-Propaganda treu zu bleiben: „Eine tausendmal wiederholte Lüge wird zur Wahrheit.“ Damit wollen sie unsere Arbeit als revolutionäre Organisation verzerren und uns als Drogenhändler, Paramilitärs, Kriminelle bezeichnen, wobei sie denselben Diskurs der nationalen Regierung, des Militärs und der Polizei verwenden. Wissend, dass die Gemeinschaften, durch die wir uns bewegen und von denen wir uns täglich ernähren, nicht auf ihre Täuschungen hereinfallen, denn unsere Arbeit unterstützt uns.

Um die Wahrheit zu würdigen und mit Respekt und der Ernsthaftigkeit, die die Gemeinschaften verdienen, möchten wir einige Dinge aufklären, die unsere militärischen Aktionen gegen die Gruppe, die sich Segunda Marquetalia [Zweites Marquetalia] nennt, gegen diejenigen, die behaupten, von der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) zu sein und gegen die paramilitärischen Gruppen im kolumbianischer Westen, rechtfertigen:

Zu unserer Konfrontation mit der Organisation Zweites Marquetalia:
Das Zweite Marquetalia ist eine Organisation, die im September letzten Jahres gegründet wurde und von jenen geleitet wurde, die bis zum Ende Förderer und Unterzeichner des „Friedensabkommens“ waren und sich jederzeit der Täuschung bewusst waren: Verstöße gegen die ehemaligen Kämpfer und das kolumbianische Volk und trotzdem haben sie diese Vereinbarung unterschrieben. Wir haben versucht, uns mit ihnen zu vereinen, aber ihr Chef Ivan Márquez gab vor, dass unsere mehr als vierjährige Organisationsarbeit an seine anderen Chefs übergeben werden musste, die nur daran gewöhnt sind, Truppen zu befehligen und die das Scheitern der FARC-EP in ihren Händen hielten. Sie sind Komplizen durch Handlung oder Unterlassung und müssen sich vor dem kolumbianischen Volk verantworten. In der vergangenen Woche haben wir bewaffnete Konfrontationen gegen diese Gruppe abgehalten und werden sie auch weiterhin führen. Wir können nicht offenzulassen, dass sie kommen und Kolumbien sagen, dass sie die FARC-EP sind, als sie genau diejenigen waren, die versucht haben, unsere revolutionäre Organisation zu zerstören.

In seiner Eröffnungsrede erklärte Iván Márquez klar, dass sie nicht die Militär- und Polizeikräfte konfrontieren wollen, einer populistischen Position, die die Realität leugnet. Wie kann man den Streitkräften nicht konfrontieren, wenn sie diejenigen sind, mit denen die kolumbianische Regierung das Volk unterdrückt und ermordet? Wie kann man so tun, als würde man die Oligarchie angreifen, ohne sich zuerst den Militär- und Polizeikräften zu stellen, die ihr Schutzschild sind? In der jüngsten Erklärung der Organisation Zweites Marquetalia im Cauca heißt es: „Die einzig gültige Auferlegung wird immer auf der Finanzierung der Rebellion beruhen … was für die multinationalen Unternehmen gilt, die unseren Reichtum plündern.“ Wir können nicht mit einer Organisation gemein sein, die ein Komplize bei der Zerstörung der Umwelt und gemeinsamer Güter wie Wasser und Wälder wird und alle Widerstandsaktionen des kolumbianischen Volkes gegen multinationale Unternehmen ignoriert. Wir können einer Organisation nicht zustimmen, die behauptet, farianisch [die farianische Kultur ist die Guerilla-Kultur] zu sein und unserer Bolivarischen Plattform widerspricht. Wir stehen gegen das Zweite Marquetalia, das öffentlich erklärt, dass sie sich den Streitkräften nicht stellen und Vereinbarungen mit multinationalen Unternehmen treffen werden.

Es folgen klarstellende Äußerungen zum ELN und zu den paramilitärischen Gruppen. Zum Ende wird noch einmal ein Rundumschlag präsentiert:

Wir, die FARC-EP, die im Comando Coordinador de Occidente [Westliches Koordinationskommando] umfasst sind und dem kolumbianischen Staat niemals Waffen übergeben haben und noch weniger Teil der Farce des Friedensabkommens waren, möchten klarstellen, dass wir weiter kämpfen, das es normal ist, dass sie schlecht von uns reden, der kolumbianische Staat hat es immer getan und jetzt verbünden sich diese Gruppen, aber die Gemeinschaften wussten immer, wer wir sind und wie wir handeln, wir haben keine Angst vor dem Propagandakrieg. Wir bitten um Ruhe, lassen uns nicht von Gruppen einschüchtern, die nicht in Gebieten anwesend sind, wie das ELN in Algeria und El Tambo. Stoppt nicht eure wirtschaftlichen Aktivitäten, die es euch ermöglichen, eure Familien mit Essen zu versorgen. Ihr könnt normal weiterarbeiten. Wir sind auf eurer Seite und werden zusammen mit euch das neue Heimatland aufbauen wo all die Sorgen, die Bauern, Indigene und Schwarze leben, verschwinden.

Volk und Würde, Manuel Marulanda lebt, der Kampf geht weiter!

Comando Coordinador de Occidente
Columna Móvil Jaime Martínez
Columna Móvil Dagoberto Ramos
Columna Móvil Franco Benavides
Columna Móvil Urías Rondón
Frente 30 Rafael Aguilera
Frente Carlos Patiño
Frente Ismael Ruíz
Compañia Adan Izquierdo
Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee FARC-EP

Originalkommuniqué in Spanisch (PDF-Dokument)

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Verschärfter Konflikt in Kolumbien – weitere Massaker im Süden

Nach dem schon in den zurückliegenden Tagen verschiedene Massaker in Kolumbien stattgefunden haben, ereignete sich nun in der Gemeinde Samaniego in der Provinz Nariño ein weiteres gravierendes Massaker. Auch wenn derzeit die Umstände noch nicht klar sind, so muss zumindest festgestellt werden, dass sich der Konflikt im Land weiter verschärft und die Gewalt zunimmt. Besonders die südwestliche Region in Kolumbien ist von der Gewaltzunahme betroffen. Nun wurden acht junge Menschen in einem Landhaus von vermummten unbekannten Personen niedergeschossen.

Dies ist das dritte gewaltvolle Ereignis in der Provinz Nariño in weniger als einer Woche. Am vergangenen Dienstag verbreiteten sich über den Messengerdienst WhatsApp ein Video, das zeigt wie in dem Gebiet von Magüí Payán (Nariño) Personen der paramilitärischen Struktur Cordillera Sur der Gaitán-Selbstverteidigungsgruppen (AGC) zwei Guerilleros der Kolonne Franco Benavides von der FARC-EP ermorden. Bereits am 9. August wurden zwei Schüler, die sich auf dem Weg zu einer Schule befanden, einer von ihnen minderjährig, in der Gemeinde Leiva im Norden der Provinz von paramilitärischen Kräften ermordet.

Bei den acht Opfern handelte es sich um Jugendliche im Alter zwischen 17 und 26 Jahren. Die überwiegende Mehrheit von ihnen waren Studenten. Sie haben sich in einem Landhaus getroffen, um dort gemeinsam zu feiern. Zuvor gab es Drohungen, unter anderem von der ELN, dass aufgrund der Corona-Pandemie keine Feiern stattfinden dürfen und sich die Menschen an die auferlegten Ausgehbeschränkungen zu halten haben. Nicht nur die ELN, auch andere bewaffnete Organisationen schränken derzeit durch Kommuniqués und Drohungen das öffentliche Leben stark ein. Gut möglich also, dass hier ein Exempel statuiert werden sollte.

In der Provinz Nariño gibt es eine Vielzahl von bewaffneten Gruppen, die in den verschiedenen Gemeinden um die militärische Vorherrschaft kämpfen. Darunter sind neben der staatlichen Sicherheitskräften Gruppen der dissidentischen FARC-EP, des ELN, der Paramilitärs und auch kriminelle Banden. Selbst die dissidentischen Gruppen der FARC-EP unterteilen sich in verschiedene Fraktionen, die sich untereinander bekämpfen. Ursächlich für den bewaffneten Konflikt ist neben der Armut und der ungerechten Landverteilung auch die Abstinenz des Staates, der ein Vakuum hinterlassen hat.

Die Massaker reihen sich zudem ein in einen großen Vertrauensverlust des Staates, der nicht für die Sicherheit seiner Landsleute garantieren kann. Schlimmer noch, oft findet eine verdeckte bis offene Zusammenarbeit mit paramilitärischen Kräften statt. So gab es am vergangenen Dienstag in der Nähe einer Schlucht im armen Stadtteil Llano Verde im Osten Calis ein Massaker an fünf Jugendlichen, bei dem gerade erörtert wird, in wieweit die Polizei in diesen Fall involviert ist. Vor allem im ländlichen Bereich versuchen sich neu bewaffnende Guerillaorganisationen wie die FARC-EP ein Gegengebilde zu Staat und Paramilitarismus aufzubauen. Eine Vielzahl von Gruppen hat sich dem Friedensprozess der entwaffneten FARC mit der Regierung entfernt, da dieser nicht eingehalten wird.

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Jacobo Arenas – großer Revolutionär Kolumbiens

Heute erinnern wir an Jacobo Arenas, einem großen Revolutionär Kolumbiens. Er trat bereits in den 1950 Jahren der Kommunistischen Partei Kolumbiens (KP) bei, war Teil der Gewerkschaftsbewegung und später Mitbegründer und politische Führungsperson der FARC-EP. Zur aufständischen Bewegung kam er durch die Anordnung des Zentralkomitees der KP Kolumbiens zusammen mit Hernando González Acosta, um die Guerilla politisch zu stärken und zu unterstützen, die sich zunehmend der staatlichen Repression ausgesetzt sah. Mit Hilfe der USA wollte die kolumbianische Regierung, die sich politisierten Bauern in ihren kleinen selbständigen Gebieten vernichten.

Am 27. Mai 1964 erfolgte der Angriff der hochgerüsteten kolumbianischen Armee gegen die Bauernrepublik Marquetalia. Die sich bewaffnenden Bauern waren jedoch bereits in Kenntnis gesetzt und zogen heimlich ab. Doch statt die kommunistisch beeinflussten Bauern zu vernichten, passierte gegenteiliges. In der Folge trafen sich die unterschiedlichen Gruppen von Bauern, vereinten sich und verabschiedeten ein einheitliches revolutionäres Agrarprogramm. Die revolutionären Bauernbewegungen aus den verschiedenen kolumbianischen Regionen hatten nun ein erstes Manifest mit gesamtpolitischen Zielen, aus der schließlich die Guerilla FARC-EP erwuchs.

Jacobo Arenas war als politischer Kopf maßgeblich an der Entstehung und weiteren Entwicklung der FARC-EP beteiligt, um sie zu einem revolutionären Volksheer umzugestalten. Strategisch wichtig hierfür war die Siebte Konferenz der FARC-EP im Jahr 1982. Mit der Art und Weise des Schreibens von Jacobo Arenas entstanden nicht nur Statuten, Normen, Reglementierungen, Kommandos usw., sondern auch eine Vielzahl von Kommuniqués, Dokumenten, Chroniken, Gesprächsaufzeichnungen, Poesie und mehrere Bücher. Bekannt wurden seine politische Theorie und Ansichten nicht nur in der Zeit der Friedensverhandlungen mit dem Präsidenten Betancur, nein, auch heute werden seine Erkenntnisse weiterhin studiert.

Am 10. August 1990 starb er, einer der großen Revolutionäre Kolumbiens, während eines Zusammentreffens des Sekretariats des Zentralen Generalsstabs der FARC-EP an einem Herzinfarkt. Seine Arbeiten, besonders im Kontext der Friedensverhandlungen, haben heute wieder Aktualität. Auch wenn er stets für den Frieden war, so glaubte er nach seinen Erfahrungen aus dem Friedensprozess mit der Regierung Betancur, der Gründung der Unión Patriótica und der anschließenden systematischen Vernichtung von linker Opposition sowie Nichteinhaltung seitens der Regierung, nicht mehr an den Frieden mit der kolumbianischen Regierung. Eine Position, die stark an heutige Befürchtungen und Denken erinnert.

Anbei dokumentieren wir das Kommuniqué der aufständischen Bewegung FARC-EP, Zweites Marquetalia, die sich nach der Enttäuschung über den Friedensprozess wieder dem bewaffneten Kampf und dem Vermächtnis von Jacobo Arenas verschrieben hat.

Kommuniqué:

Jacobo Arenas, In Erinnerung

Heute, am 10. August, 30 Jahre nach seinem Abgang, zollen wir dem Kommandanten JACOBO ARENAS, dem unvergesslichen politischen Führer der FARC-EP, einen Tribut der Liebe.

„Mit eurer Begleitung sollte der Krieg nicht so hart sein“, sagte Manuel Marulanda Vélez, als er ihn und Hernando González Acosta am 17. April 1964, wenige Tage vor der militärischen Aggression des Staates auf die bäuerliche Region von Marquetalia, zum bewaffneten Kampf begrüßte.

Seitdem leitete Jacobo Arenas neben Manuel die politische und militärische Strukturierung der FARC und die territoriale Ausweitung der Rebellen. Die glitzernden Spuren seines aufständischen Lebens spiegeln sich in sieben Guerillakonferenzen wider, die uns zeitlich die Meilensteine des Agrarprogramms der Guerilla bieten; die umfassende Ausbildung von Kämpfern in Spezialschulen; die Ausarbeitung der Statuten, Vorschriften und Befehlsnormen, die die Organisation regeln; seine führende Rolle im Friedensdialog von La Uribe, aus dem die politische Bewegung Unión Patriótica hervorging; seine außergewöhnliche Idee, das Bolivarische Volkstreffen zu schaffen, eine Organisation, die seiner Ansicht nach die nationalen Grenzen überschreiten sollte, um den Kampf für soziale Gerechtigkeit und die endgültige Unabhängigkeit unseres Amerikas zu vereinen; und zusammen mit den Manuels (Marulanda von der FARC und Pérez von der ELN) und Francisco Caraballo von der EPL war er der Gründer der Guerillakoordination Simón Bolívar. Der Kommandant brachte sein Samenkorn auch in die Gestaltung des Strategieplans der FARC-EP oder der Bolivarischen Kampagne für ein Neues Kolumbien ein.

Ohne Zweifel hat Jacobo die FARC für immer mit dem Gedanken und der strategischen Vision des Befreiers Simón Bolívar verbunden. Seine Idee war es, in den Bergen eine vervielfältigte Version von `El Ser Guerrero del Libertador´ zu drucken, ein Buch von General Álvaro Valencia Tovar, das sein Studium in allen Guerilla-Strukturen und Fronten vorschreibt. Wir sind Bolivarianer seit langer Zeit.

Jacobo Arenas war ein außergewöhnlicher und sehr aktiver politischer PR-Mann. Direkt oder über das „rote Telefon“, mit dem die FARC mit dem Nariño-Palast kommunizierte, sprach er mit Präsidenten der Republik, Richtern, Kongressabgeordneten, Generälen der Armee, sozialen und politischen Führern, Akademikern, Künstlern, Studenten und mit besonderer Zuneigung, mit dem einfachen Volk, auf der Suche nach einem nationalen politischen Abkommen, das zum ersten Mal die Schaffung einer echten Demokratie und eines Friedens mit sozialer Gerechtigkeit für Kolumbien ermöglichen würde.

Die Achte Konferenz der FARC, die im weiten Dschungel von Guaviare stattfand, nahm in seiner Erinnerung den Namen `Comandante Jacobo Arenas, Estamos cumpliendo!´an.

Jacobo lebt im Herzen der Guerilleros der FARC-EP und im Gedächtnis der einfachen Leute.

FARC-EP – Zweites Marquetalia

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Ehemaliger Präsident Uribe festgenommen

Gegen den ehemaligen Präsidenten Uribe und Teile seiner Familie laufen seit Jahren mehrere Verfahren wegen sogenannter Para-Politik, das heißt, unter anderem Verbindungen zu rechten paramilitärischen Gruppen gehabt zu haben. Mittels der Para-Politik wurden systematisch rechte paramilitärische Personen und Strukturen aufgebaut, um sie in Politik und Wirtschaft zu verankern und die Guerilla sowie Linksoppositionelle zu bekämpfen. Zudem hat Uribe ein militärisches Geheimdienstnetzwerk unterstützt, welches über Jahre Journalisten, Politiker und Gewerkschafter ausspioniert haben soll. Zuletzt hat Uribe in seinen anhängigen Gerichtsverfahren Zeugen bestochen, um Unwahrheiten zu sagen. Von Seiten linker Gruppen und Organisationen, wie der unter Waffen stehenden Guerilla oder der aus dem Friedensabkommen zwischen der aufständischen Organisation und kolumbianischer Regierung herausgegangenen Partei FARC gab es positive Äußerungen dazu. Wir dokumentieren dazu das Kommuniqué der Partei FARC, die sich in den zurückliegenden Jahren starken Angriffen der rechten Partei von Uribe, dem Centro Democrático (Demokratisches Zentrum), ausgesetzt sah und die maßgeblich die „falsche“ Meinungsbildung zum Friedensabkommen und der Volksabstimmung bestimmt hat.

Kommuniqué:

Lassen Sie den Obersten Gerichtshof seine Arbeit fortsetzen

Das von der Prüfungskammer des Obersten Gerichtshofs gegen Senator Álvaro Uribe Vélez angeordnete Maß an Freiheitsentzug ist ein Beweis dafür, dass das Oberste Gericht trotz unangemessenen Drucks unabhängig gehandelt hat.

Das Verfahren gegen Senator Uribe Vélez muss gemäß den in den geltenden Vorschriften festgelegten Verfahren fortgesetzt werden. Wir fordern, dass der Oberste Gerichtshof seine Arbeit fortsetzen darf. Wir vertrauen auf die endgültige Entscheidung und rufen dazu auf, sie zu respektieren.

Während der Friedensgespräche, die wir fünf Jahre lang mit dem kolumbianischen Staat in Havanna geführt haben, wurden die Einladungen an Senator Uribe wiederholt, um über die Fragen von Frieden und Gerechtigkeit zu sprechen, wobei immer eine negative Antwort erhalten wurde. Wir haben geglaubt, dass die Formel des umfassenden Systems von Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Garantien der Nichtwiederholung am besten geeignet ist, um nationale Versöhnung und Harmonie zu finden.

Wir glauben, dass die nationale Regierung und ihre Partei, das Centro Democrático, schlecht handeln, wenn sie die Handlungen des Justizsystems und seiner Institutionen in Frage stellen und innerhalb ihrer Argumente auf Angriffe gegen das Friedensabkommen, die Bedingungen der politischen Wiedereingliederung und unsere Vertretung im Kongress der Republik zurückgreifen.

Wir schließen Rache aus und feiern nicht das Unglück anderer. Wir halten an unserer Überzeugung fest, dass sich ein neues Kolumbien inmitten so vieler Feindseligkeiten öffnet.

Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes FARC

Bogotá DC, 4. August 2020.

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FARC-EP klagt Paramilitarismus in verschiedenen Provinzen an

Die sich dem Friedensvertrag entfernten und sich neu bewaffneten Guerillaorganisationen der FARC-EP wie das Comando Coordinador de Occidente (Westliches Koordinationskommando) oder FARC-EP, Segunda Marquetalia (Zweites Marquetalia), haben erneut in unterschiedlichen Kommuniqués verdeutlicht, dass Militär und paramilitärische Gruppen zusammenarbeiten, um die Bevölkerung zu terrorisieren und damit indirekt die Guerilla anzugreifen. Ziel ist das Schüren von Angst und die Delegitimation der politisch-militärischen Organisation der Guerilla innerhalb der Bevölkerung. Wir beichteten bereits mehrmals über Kommuniqués, wie zuletzt Mitte Juni die Front der FARC-EP „Carolina Ramírez“, die klarstellte, dass es „bewaffnete Strukturen” gebe, die „in vielen Fällen den Namen und das Logo unserer Organisation verwenden, um die Bevölkerung der Provinz anzugreifen“. Diese seien in Wirklichkeit „Narco-Paramilitärs im Dienst des Mafiastaates.“

Es ist ein altbewährtes Mittel in Kolumbien, dass paramilitärische Strukturen genutzt werden, damit sich der Staat mit seinen Sicherheitskräften wie Armee und Polizei nicht die Hände schmutzig machen muss. So erfolgen paramilitärische Angriffe und Operationen häufig im Beisein von staatlichen Sicherheitskräften oder werden zumindest geduldet. Auffallend ist, dass paramilitärische Operationen oftmals in Gebieten stattfinden, in denen eigentlich auch das Militär durch Stützpunkte präsent ist. Die Mobilisierung und Bewegung können somit nur durch Kenntnisse der staatlichen Sicherheitskräfte erfolgen. Die beiden großen Strukturen der neuen „alten“ FARC-EP, die wieder unter Waffen sind und sich gegenseitig (noch) als militärische Ziele betrachten, haben aktuell wieder auf Verbindungen und Bündnisse zwischen der Armee und paramilitärischen Gruppen hingewiesen.

Ein Kommuniqué gab die FARC-EP, Comando Coordinador de Occidente, Mitte Juli mit dem Titel „Über gemeinsame Operationen zwischen Paramilitärs und der Armee in Nariño“ heraus, in dem über die Eroberung von Gebieten von paramilitärischen und kriminellen Gruppen berichtet wird. Dies betrifft vor allem die Regionen in den Gemeinden Magüi Payán und Ricaurte in Nariño sowie Argelia im Cauca. Herausgebende Struktur ist die dort operierende mobile Kolonne Franco Benavides. Dabei sollen von der Armee Boote eingesetzt worden sind, um paramilitärische Einheiten zu transportieren. Zudem soll eine Gruppe von 12 Paramilitärs über mehrere Wochen eine Schule im ländlichen Gebiet von Ricaurte okkupiert haben, die dann aber von der Guerilla zurückerobert wurde. Die getöteten 11 Paramilitärs wurden anschließend als ermordete Zivilisten in den Medien präsentiert.

Ebenfalls zur Provinz Cauca gab auch die FARC-EP, Zweites Marquetalia, vor wenigen tagen ein Kommuniqué mit dem Titel „Anklage zur Situation im Cauca“ heraus. Darin heißt es: „Der militärische `Geheimdienst´ hat in Cauca ein Todeslabor eingerichtet, dessen Vorgehensweise darin besteht, falsche Aussagen im Namen von Rebellenorganisationen zu machen, die überall Kriege, militärische Ziele, Ausgangssperren, Verbote und Drohungen erklären. Tag und Nacht arbeitet ein Team von `Geheimdienst´-Psychopathen daran, das Chaos zu verbreiten und die Provinz mit Blut zu überfluten. Sie versuchen, bewaffnete Organisationen zu konfrontieren, um sich gegenseitig zu zerstören, Angst und Furcht in der Bevölkerung zu erzeugen, und ziehen dann aus dem Hut eines Zauberers die Bösen heraus, eine Nebelkerze, die sie brauchen, um weiterhin auf die vom Staat am meisten gehassten sozialen Führer zu schießen.“

Und weiter: „Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, hat niemanden im Cauca bedroht und wird auch niemanden bedrohen, keinen sozialen Führer, keinen politischen Akteur oder die indigenen Völker und ihre Autoritäten, mit denen Manuel Marulanda Vélez und Jacobo Arenas in der Vergangenheit einen Vertrag unterzeichnet haben, eine Vereinbarung, die den Respekt der FARC für die heiligsten und bodenständigsten dieser indigenen Völker zum Ausdruck bringt.“ Dies betrifft vor allem den Aspekt, dass die von den Medien genannte Kolonne „Vladimir Stiven“, die im Cauca, im Westen Kolumbiens, angeblich für gewalttätige Auseinandersetzungen sorgt, ihr Operationsgebiet laut Guerilla FARC-EP im Osten des Landes hat. Ähnliche Vorfälle wurden zuletzt auch aus Algeciras im Osten von Huila gemeldet, wo angeblich die Einheit der FARC-EP, Zweites Marquetalia, mit dem Namen „Óscar Mondragón“ für eine Gewaltwelle verantwortlich sein soll. Auch hier gibt es Meldungen, dass es sich um paramilitärische Strukturen handeln könnte.

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Aktionen zum 70. Geburtstag von Simón Trinidad

Zum 70. Geburtstag des Revolutionär, ehemaligen Guerillakämpfers und politischen Gefangenen Simón Trinidad soll es internationale öffentlichwirksamkeite Aktionen geben, die in verschiedenen Ländern koordiniert werden. in Deutschland gibt es das Komitee zur Freilassung von Simón Trinidad, dass auf der Webseite unter anderem zu Aktionen bei Twitter aufruft. Die internationalen Kampagne für seine Freilassung plant weitere Aktivitäten, um seine Rückführung und Freilassung zu erwirken.

Simón Trinidad, mit bürgerlichem Namen Ricardo Palmera, ist ein Mann, der aus einer gutsituierten Familie aus der Stadt Valledupar, Cesar, im Norden von Kolumbien kommt. Infolgedessen konnte er auf die Hochschulbildung zugreifen und Wirtschaftswissenschaftler werden. Er war ein Universitätsprofessor und Bankdirektor. Aber das unruhige politische Leben in Kolumbien und die schwierige Situation der überwiegenden Mehrheit der Menschen, bewegten ihn sehr und er politisierte sich in verschiedenen Organisationen und später in der Unión Patriótica, einer aus der FARC herausentstandenen linken Partei.

Die Welle der Bedrohungen, Verfolgung und Morde traf die entstehende Unión Patriótica hart und in diesem Moment beschließt Simón Trinidad, wie viele andere Menschen auch, zu den Waffen zu greifen und der Guerilla der FARC-EP beizutreten. Dort nahm er den Namen Simón Trinidad an. In seinem aufständischen Leben stach Simón Trinidad als politischer Führer hervor und eher als Ideologe denn als Militär. Aufgrund dieser politischen Qualitäten war Teil des Verhandlungsteams im Friedensprozess von El Caguán, der zwischen der Guerilla und der Regierung von Andrés Pastrana in den Jahren 1998-2000 stattfand.

Im Jahr 2004 war er in Quito, Ecuador, um einen hochrangigen Kontakt zu den Vereinten Nationen zu suchen, was dann einen humanitären Austausch von Gefangenen zwischen der FARC-EP und dem kolumbianischen Staat münden sollte. Dort wurde Simón Trinidad gefangen genommen und von der ecuadorianischen Regierung an Kolumbien ausgeliefert. Es erfolgte die Auslieferung in die USA und mehrere Prozesse, wobei vier dieser Prozesse wegen Drogenhandels stattfanden und er jedes Mal freigesprochen wurde. Später sah er sich neuen manipulierten Prozessen mit gekauften Zeugen gegenüber und es erfolgte eine Anklage wegen Verschwörung und Geiselnahme, die zur Verurteilung von 60 Jahren Gefängnis führte.

Simón Trinidad ist seit 15 Jahren im Hochsicherheitsgefängnis ADX Colorado inhaftiert, obwohl er Teil des Friedensprozesses der FARC-EP und der kolumbianischen Regierung war. Eigentlich hätte er Anspruch auf Amnestie und das Mitwirken in der Aufarbeitung des Konfliktes, doch die USA behalten ihn wie eine Trophäe. Umso wichtiger ist nun die Kampagne anlässlich seines 70. Geburtstages am 30. Juli, um der Welt seinen Fall aufzuzeigen, aber auch seine Würde und Standhaftigkeit als politischer Gefangener.

Weitere Informationen hier: Internationale Kampagne zur Freilassung von Simón Trinidad

 

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Zweite Vizepräsidentin des Senates kommt aus der FARC

Auch wenn die Partei FARC zuletzt vor allem mit negativen Nachrichten wegen einer potentiellen Spaltung und durch die Unzufriedenheit ihrer Mitglieder in der öffentlichen Wahrnehmung auffiel, so gibt es nun ein deutliches Zeichen aus der kolumbianischen Politik für die Anerkennung ihrer Oppositionspolitik. Diese Auszeichnung, also die Benennung von Criselda Lobo Silva zur Vizepräsidentin, darf jedoch nicht über die großen Schwierigkeiten hinwegtäuschen, die in der Umsetzung des Friedensabkommens, aber und auch in der Politik der Partei FARC vorhanden sind.

Kommuniqué

Vom Nationalen Politischen Rat der Partei Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes aus begrüßen wir die Ernennung von Senatorin Criselda Lobo Silva, einem Mitglied unserer Partei, zur zweiten Vizepräsidenten des Senats der Republik. Criselda ist eine würdige Vertreterin der kolumbianischen Frau, Bäuerin, Arbeiterin und Kämpferin. Wir sind sicher, dass sie wissen wird, wie sie ihrer neuen Verantwortung gerecht werden kann und ihr Werdegang, der sich der Sache der Einfachen widmet, zeugt davon.

Zweifellos ist die Ernennung unserer Genossin eine Geste der Unterstützung des Friedensabkommens durch die Mehrheit des Senats der Republik und eine Solidaritätsbotschaft an unsere Partei, die Opfer eines kriminellen Angriffs von Sektoren ist, die als politisches Sektierertum geblendet sind, uns den Weg zu unserer vollständigen sozioökonomischen und politischen Wiedereingliederung versperren und Tote säen wollen auf dem Weg, den wir bei der Unterzeichnung des Friedensvertrages mit dem Staat eingeschlagen hatten. Es wurden bereits 219 Ex-Guerilleros getötet.

Wir danken den Oppositionsparteien und -bewegungen für ihre Nominierung. Senator Gustavo Bolívar für seine Großzügigkeit, seine Nominierung zugunsten von Criselda abzulehnen; an die Mehrheit des Senats der Republik, die mit ihrer Stimme das Recht der Opposition auf Besetzung dieser Position anerkannte.

Wir ratifizieren angesichts des Vertrauens, das in unsere Partei gesetzt wurde, weiterhin für einen vollständigen und umfassenden Frieden für unser Land zu arbeiten.

NATIONALER POLITISCHER RAT

ALTERNATIVE REVOLUTIONÄRE KRAFT DES VOLKES. FARC

Bogotá DC, 21. Juli 2020

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Gewaltwelle in Algeciras – Huila

In der ländlichen Region der Gemeinde Algeciras in der Provinz Huila hat die Gewaltwelle, die schon in den letzten Monaten zu beobachten war, nun ihren Höhepunkt mit einem Massaker, aber auch mit der Verhaftung von einem Anführer der dissidentischen Struktur der FARC-EP, Zweites Marquetalia, erreicht, der in der Nacht zuvor von Armee und Polizei gestellt wurde.

Vier Tote und zwei Verwundete sind bisher das Resultat eines Angriffs einer bewaffneten Struktur in der ländlichen Region von Algeciras, die seit Jahrzehnten ein Schauplatz des bewaffneten Konfliktes ist. Aufgrund seiner geostrategischen Lage in den Bergen der östlichen Kordillere zwischen den Provinzen Huila und Caquetá gilt sie als Bastion der Guerilla. Andere Nachrichten sprechen von zwei Toten und mehreren verschwundenen Personen.

Nun gibt es laut Augenzeugenberichten einen vorläufigen Höhepunkt, als bewaffnete Personen in einem viertürigen Auto und auf Motorrädern am Donnerstagabend in den Ort Quebradón Sur eindrangen und gezielt das Feuer auf die Familie des ehemaligen Mitglied der FARC, Nencer Barrera alias „Cuajo“, eröffneten. Dieser war Mitglied der mobilen Kolonne Teófilo Forero, aus der es wiederholt Übertritte zu den sich neu bewaffneten Strukturen gibt.

Noch sind die Meldungen unübersichtlich, aber bisher geht man bei einem Teil der Toten von Familienmitgliedern des ehemaligen FARC-Kämpfers aus. Seit einiger Zeit gibt es in der ländlichen Region Vertreibungen und Morde an ehemaligen Mitgliedern FARC, weil diese durch Entwaffnung und Mitarbeit zur Aufarbeitung des Konfliktes, aber auch durch ihre Friedensprojekte vor Ort als Verräter der neuen FARC-EP gelten, die den bewaffneten Kampf fortführen will.

Allen Anschein nach steht der Angriff auch im Zusammenhang mit der Festnahme von alias „Hermes Suárez“, dem derzeitigen Anführer einer bewaffneten Struktur der FARC-EP, Zweites Marquetalia, die sich Einheit Óscar Mondragón nennt. Diese war in der zurückliegenden Zeit für viele Angriffe bekannt. Mit alias „Hermes“ verliert die Guerilla eine Person mit langjähriger Erfahrung in der Guerilla, denn vor dem Friedensprozess war er Teil der mobilen Kolonne Teófilo Forero und in der Kompanie Ayiber González aktiv.

Aber die Neuformierung der Guerilla ist nicht nur mit Gewalt verbunden, mit der die territoriale Kontrolle wiederhergestellt werden soll. Auch unübersichtlich ist der Formierungsprozess an sich, denn in den zurückliegenden Jahren gab es auch Flugblätter der Einheit Manuel Marulanda Vélez. Noch ist also nicht ganz klar, wer die Verursacher sind, wie die Guerilla aufgebaut ist und vor allem zu welcher FARC-EP sie gehören, die sich in zwei derzeitige Linien gespalten hat.

Zudem zeigt der Fall, wie ernst die Bedrohung für sich im Wiedereingliederungsprozess befindlichen ehemaligen FARC-Mitglieder ist, die von der „neuen“ FARC-EP als Verräter angesehen werden. Besonders Algeciras steht für den Konflikt unter den ehemaligen Gesinnungsbrüdern, weil hier die mobile Kolonne Teófilo Forero als Eliteeinheit sehr stark war und es nun auf beiden Seiten Kämpfer für den Frieden oder Kämpfer mit der Waffe gibt.

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In der Provinz Meta wird weiter gemordet

Am gestrigen Tag berichtete die Partei FARC über den erneuten Mord an einem ihrer Mitglieder. Damit wurden bisher 217 ehemalige Kämpfer der FARC seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens ermordet. Letztes Opfer ist der 32 Jahre alt gewordene Fredy Fajardo Ávila, der in der Gemeinde La Uribe in der Provinz Meta lebte. Er befand sich im Prozess der Wiedereingliederung in das zivile Leben. Wie viele andere auch wurde er in der zurückliegenden Zeit von Unbekannten bedroht.

Immer wieder machte die Partei FARC deutlich, dass genügend Schutz für ihre sich dem Frieden hergebenden Mitglieder hergestellt werden müsse. Auch internationale Organisationen verweisen auf den Prozess der systematischen Beseitigung der FARC, ihrer Mitglieder und Sympathisanten. So machte auch die Partei FARC mehrmals deutlich, dass Präsident Iván Duque eine Mitschuld an der Ausrottung trägt. Bereits 33 Morde gab es in diesem Jahr.

Die Provinz Meta zählt zu den gefährlichsten Provinzen für FARC-Mitglieder. Obwohl der Süden eine Bastion der ehemaligen Guerilla war, so gab es seit jeher auch starke paramilitärische Kräfte vor Ort. Aktuell sind eine Vielzahl an bewaffneten Gruppen aktiv, von staatlichen Sicherheitskräften und ihrer teilweise verbündeten paramilitärischen Gruppen bis hin zu dissidentischen Strukturen der unter Waffen stehenden FARC-EP.

Neben den systematischen Morden durchlebt die Provinz Meta zusätzliche Gewalt durch militärische Operationen der Sicherheitskräfte in Bezug auf die gewaltsame Zerstörung von Koka-Plantagen und Angriffe auf die Zivilbevölkerung. Immer wieder haben lokale Organisationen gefordert, das Friedensabkommen umzusetzen, statt das Drogenproblem militärisch zu lösen. In den vergangenen Jahrzehnten sorgten paramilitärische Gruppen für die heimliche Arbeit der Armee in der Beseitigung von unliebsamen Personen oder bei der Verbreitung von Terror und Angst.

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Aktualisierte Liste der emordeten FARC-Mitglieder

Die Partei FARC hat eine neue aktualisierte Liste ihrer ermordeten Friedensunterzeichner, also ihrer sich in das zivile Leben wiedereingliedernde Mitglieder, veröffentlicht. Diese zeichnet nun 214 ermordete FARC-Mitglieder seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens auf.

Hier der Link zu dem PDF-Dokument:

LISTADO DE 214 ASESINATOS DE FIRMANTES DE PAZ

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Verlagerung der Wiedereingliederungszone ETCR Román Ruiz aus Ituango

Am 15. Juli werden die Friedensunterzeichner*innen, wie die sich in das zivile Leben wiedereingliedernde ehemalige Kämpfer*innen der FARC genannt werden, von dem Dorf Santa Lucía in der Gemeinde Ituango aus mit der geordneten Verlagerung ihrer Wiedereingliederungszone (ETCR) beginnen und in das Dorf La Fortuna in der Gemeinde Mutatá umziehen. Diese Entscheidung wurde zwischen dem Rat der Wiedereingliederung der Farc (CNR) mit der nationalen Regierung, der Provinzregierung aus Antioquia und der Mission der Vereinten Nationen in Kolumbien beschlossen. Nach dem Mord an 11 ehemaligen FARC-Mitgliedern und zwei Familienmitgliedern, sowie den permanenten Bedrohungen in Ituango entschied sich das Kollektiv der FARC bei einer Versammlung im Januar, die Zone zu verlassen. Die Situation der Quarantäne sorgte außerplanmäßig für eine Verlängerung ihres ungewissen Zustandes.

Nun jedoch, werden über 100 Friedensunterzeichner*innen mit ihren Familien, ihrer Tiere und sonstiger Habe mehr als 300 Kilometer zurücklegen, um in ihre neue Heimat zu kommen. Diese Karawane des Friedens wird zugleich das Symbol für das Engagement der ehemaligen Kämpfer*innen für den Frieden sein, das trotz des Drucks nicht nach gibt und nicht zu den Waffen zurückkehren wird. Trotz der Schwierigkeiten und des Mordes an 214 wiedereingegliederten Personen stehen die Ex-Kämpfer*innen fest in ihrem Bund, um Versöhnung zu säen und die Friedensvereinbarung zu erfüllen. Der Aufruf gilt gleichzeitig der nationalen und internationalen Gemeinschaft, sich des Umzuges von Ituango nach Mutatá anzuschließen. Dazu wird es heute eine Pressekonferenz, unter anderem mit Pastor Alape vom CNR-Rat der FARC und Omar Restrepo, Kongressabgeordneter der FARC sowie lokalen FARC-Mitgliedern geben.

Das Verlassen der Zone von Ituango steht exemplarisch für die Nichteinhaltung des Friedensabkommens seitens der Regierung Kolumbiens sowie den steinigen Prozess der Versöhnung, der an Morden, Bedrohungen und einer sich zunehmend aktiveren paramilitärischen Struktur zu Scheitern droht. Zuletzt musste die Partei FARC ihre Zahlen der getöteten Mitglieder und Friedensunterzeichner*innen auf 214 erhöhen. Damit ist klar ersichtlich, dass es Strukturen innerhalb und außerhalb des Staates gibt, die den Friedensprozess zerstören wollen und systematisch an der Beseitigung der nun legalen Friedenspartei FARC arbeiten. Dabei sorgt die zögerliche Haltung der Partei selbst, die an den großen Widerständen der Rechten in Kolumbien scheitert, selbst innerhalb der Bewegung für Kritik. So gibt es Spaltungen in der Partei, aber auch die Neuformierung der alten Guerilla-Struktur.

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Partei FARC trennt sich von Kritikern

Die Führung der Partei FARC trennt sich nun endgültig von ihren schärfsten Widersachern. Bereits vor einigen Tagen trennte sich die Partei auf Beschluss des Vorstandes von vier namhaften Personen, die in der Vergangenheit immer wieder die Politik, die Führungsebene und vor allem den Vorsitzenden Rodrigo Londoño kritisiert hatten. Hierbei handelt es sich um Andrés Paris, Fabián Ramírez, Benedicto de Jesús González und Pablo Atrato. Eine Mehrheit von sieben zu fünf Stimmen der Parteiführung stimmte für ihren Ausschluss, was die Spaltung der Partei und ehemaligen aufständischen Bewegung vorantreiben wird.

Die sogenannte Ethische Kommission der Partei FARC, die als graue Eminenz im Hintergrund agiert, hatte jedoch schon Anfang März angekündigt, die Personen aus der Partei zu entfernen. Kritiker sagen, dass die Kommission diejenigen ausschließt, die nicht die politische Linie von Rodrigo Londoño alias Timochenko und Carlos Antonio Lozada teilen.

Zwar wird begründet, dass die genannten Personen, die allesamt einen hochrangigen Posten in der ehemaligen Guerilla oder auch in der Partei hatten, als Scharfschützen gegen die Partei und die Führung, auftraten, doch vordergründig steht dieser Ausschluss symbolisch für die Partizipation, Kritikfähigkeit und auch die Politik der aktuellen Partei. Besonders die Führungsebene wurde stark von den Ausgeschlossenen kritisiert, denn mit Rodrigo Londoño gibt es hier eine Person, die weder über ausreichend Rückhaltung in der ehemaligen Basis der Guerilla verfügt, noch über Führungsqualitäten.

Ein Grund für die Kritik war vor allem die nachgiebige Haltung der Partei und ein komatöses Auftreten zur Umsetzung des Friedensabkommens, was von der Regierung sabotiert wird. Es wurde nur wenig Druck aufgebaut und kaum Schutz für die FARC-Mitglieder gewonnen. Auch die Wiedereingliederung in das zivile Leben wurde fast nur unter dem Aspekt der Parteizugehörigkeit gefördert, jedoch nicht für ehemalige Kämpfer, die sich politisch der Partei entfernt hatten oder mit der Politik nicht mehr einverstanden waren.

Dass Fass zum Überlaufen brachte jedoch eine Äußerung des Parteivorsitzenden Rodrigo Londoño in einem Interview gegenüber der Benennung einer zwielichtigen Person in die Erinnerungs- und Wahrheitskommission. So sagte er, dass er im Prinzip kein Problem mit der Ernennung habe, als der Sohn des ehemaligen paramilitärischen Kommandanten Jorge 40 als Koordinator für die Arbeit mit den Opfer des Konfliktes im Innenministerium berufen wurde. Dazu gehören Parteiprobleme wie der schlechte Kommunikationsfluss zwischen Führung und Basis, die Probleme des Zentralismus und der Verbindung mit den Territorien, wo sich die Basis befindet oder auch der Widerstand gegen offene Räume für Debatten, um Desertion oder andere strategische Fehler zu analysieren, wie zum Beispiel die Auswirkungen, die sie mit dem Verlust auf soziale Bewegungen und politische Organisationen haben.

Alle ausgeschlossenen Personen waren auch Teil der Verhandlungen in Havanna, Kuba, wo der Friedensprozess zwischen FARC-EP und Regierung verhandelt wurde. In der zurückliegenden Zeit haben sie rund 2000 ehemalige Guerillakämpfer vereint, die einen von der Partei FARC losgelösten Prozess der Wiedereinstellung vollziehen. Andrés Paris war Teil des Generalstabs der FARC-EP und gehörte dem militärischen Ostblock an. Fabián Ramírez war der zweite Befehlshaber des Südblocks. Pablo Atrato war Kommandant der 57. Front der FARC-EP, die im Chocó operierte. Und Benedicto González übernahm einige Monate lang den Sitz von Jesús Santrich, als dieser einer juristischen Inszenierung im Gefängnis saß.

Was in der Presse vor allem thematisiert wurde, dass alle Personen sehr nahe zu Iván Márquez und Jesús Santrich standen, die sich heute wieder als FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter Waffen befinden. Demzufolge werden die Befürchtungen nicht weniger, dass sie sich den sogenannten Dissidenten der FARC-EP anschließen könnten. Man munkelt auch, die Paertei will sich jetzt derjenigen entfernen, die perspektivisch für Unruhe sorgen können oder eben auch unter Waffen landen. Naja, wir enthalten uns dieser Spekulationen, wollen aber zumindest über die Prozesse innerhalb der Partei informieren und erörtern, warum auch dissidentische Strukturen Zulauf haben können oder eben auch die Partei FARC einfach nur kritisieren.

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