FARC-EP Chronologie

FARC-EP: EINE GESCHICHTE DES KAMPFES FÜR DAS NEUE KOLUMBIEN

Chronologie des Widerstandes

Der Genosse Manuel Marulanda Vélez, Oberster Kommandant der Bewaffneten Streitkräfte Kolumbiens-Volksarmee (FARC-EP), sagte:

„Die historische Entwicklung unseres Landes hat unter anderem gezeigt, dass die Entstehung der FARC und der anderen Guerillagruppen das Ergebnis eines Reifungsprozesses von Umständen ist, die direkt auf die nationale Problematik zurückzuführen sind und in den frühen Tagen der Guerilla im fernen Jahr 1949 ihre Wurzeln haben, in dem Jahr, in dem eine despotische Regierung über die Kolumbianer eingeführt wurde…“

1949

Wenn Manuel Marulanda Vélez (MMV) von der Entstehung der Guerilla im Süden von Tolima spricht, zählt er neun Gruppen auf, die unter kommunistischer Leitung gebildet wurden. Er erwähnt als erste Gruppen „Chicalá, Horizonte, La Marina und Irco“, die 1949 im Ort Chaparral gegründet wurden.

1950

„Das erste Treffen von liberalen Guerilleros und Kommunisten fand im Gebiet Irco, Chaparral, gegen Ende 1950 statt.“ MMV

Die Kommandos in Chicalá, Horizonte und Irco beschlossen die Gründung einer Guerillero-Kolonne mit dem Gedanken, sich auf die Höhen der mittleren Kordilleren zu begeben, damit die Aufmerksamkeit des Feindes abzulenken und gleichzeitig den Druck von den Ortschaften zu nehmen, aus denen die Guerilleros stammten und wo die Bevölkerung Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt war.

Die Erste Guerillakonferenz südlich von Tolima beschloss, bis zum Canyon von Cambrín zu marschieren.

„Bei der Ankunft in Davis herrschte eine solche Begeisterung, dass eine große Massenversammlung den Kommunisten vorschlug, die Kolonne solle doch hier zur Gründung einer starken Truppenabteilung und eines Vereinigten Stabes für den gesamten Süden von Tolima haltmachen.“ MMV

Zwischen den kommunistischen Truppen von Chaparral und den liberalen Gruppen zur Selbstverteidigung von Gerardo Loaiza wurde eine Allianz geschlossen, aus der das Kommando Davis in den Höhen oberhalb des Canyons Cambrín hervorging. Ein Vereinigter Stab wurde geschaffen, „für den Oberbefehl, in gewissen Grenzen, über die vereinigten Kommandos und über einige örtliche Truppen, die besonders in der Gemeinde Ríoblanco stationiert und.“ MMV

Seit der Zweiten Guerillakonferenz, die im Dezember in Irco stattfand, wurden die von den Kommunisten geführten bewaffneten Truppen ‚Revolutionäre Nationale Befreiungsarmee‘ genannt.

1952

Die Interimsregierung von Roberto Urdaneta entsandte Regierungstruppen zur „Befriedung“ der westlichen Ebenen und verstärkte die Militärpräsenz südlich von Tolima. Die Erste Konferenz der ‚Volksbewegung für die Nationale Befreiung‘ fand statt.

1953

Pedro Antonio Marín trat während der Krise der liberalen konservativen Allianz dem Kommando Davis und den Reihen der Kommunistischen Partei bei.

Das Kommando von Davis löste sich auf.

Am 13. Juni führte General Rojas Pinilla mit Unterstützung von Oligarchie und Imperialismus einen Militärputsch durch. Genosse Marulanda erklärte dazu:

„Die nach den zentralen Richtlinien durchgeführte politische Analyse ergab, dass die Militärdiktatur nicht die Lösung der Probleme darstellte, die das kolumbianische Volk suchte. Es war nichts weiter als eine große politische Geste von Oligarchie und Imperialismus, und nach einem Waffenstillstand wäre der Widerstand zerschlagen und der Druck auf die Volksmassen wieder aufgenommen worden.“

Die Guerillagruppen versuchten, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, um von einer bewaffneten Widerstandsbewegung zu einer breiten Massenbewegung zu werden. Der Kommandant Prías Alape versuchte beispielsweise in Támaro, die Vorarbeiten zu den Geschehnissen von Marquetalia im äußersten Süden von Tolima zu leisten.

„Lister, Richard, Jörge Peñuela, Hauptmann Cardenal, Gratiniano Rocha und andere tüchtigste politische militärische Kader begaben sich nach Ost-Tolima, wo sie sich unter dem Druck der herrschenden Umstände zu einer symbolischen Demobilisierung gezwungen sahen, zur Stabilisierung eines mehr oder weniger verlängerten Waffenstillstandes, weil die neue Regierung unter dem Vorwand des antikommunistischen Kampfes erneut seine Unterdrückung aufnahm.“ MMV

„Mit dem Ende des Guerillakrieges im Jahr 1953 konnten die Kommunisten wegen der Demobilisierung der Mehrheit der liberalen Kämpfer subjektiv die Bewegung alleine nicht weiterführen, weil sich die objektiven Umstände verschlechtert hatten. Die gesamte nationale Guerillabewegung ist in dieser Anfangsphase jedoch in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Obwohl ihre politische Bedeutung beschränkt war, muss man zugeben, dass der bewaffnete Volkskampf nicht militärisch, sondern politisch besiegt wurde.“ MMV

1954

Der damalige Diktator General Rojas Pinilla zerschlug im Juni mit Gewalt einen Studentenprotest in Bogota. Die antikommunistische Kampagne wurde schärfer und erstreckte sich auf das ganze Land.

„In Ost-Tolima war die kommunistische Tätigkeit für die Regierung der Hauptgrund für die gewalttätige Unterdrückung in Villarica – gegen den Widerstand einer Bauernbewegung, unter der auch Kämpfer waren, die kurz zuvor unter Zwang den bewaffneten Kampf aufgegeben hatten. Dort begann eine neue Phase der Guerillatätigkeit, deren Bühne kleiner, aber politisch fortschrittlicher war… Eine schwere Phase, heldenhaft, die viel zur Aufreibung der Militärdiktatur beitrug und günstige Umstände für deren Sturz schuf.“ MMV

1957

Die Diktatur stürzte und eine Militärjunta übernahm die Macht, die sie dann an die ‚Nationale Front‘ abgab, in der sich ab 1958 das liberale, konservative Parteiensystem unter der Regierung von Alberto Lleras Camargo durchsetzte.

1960

Am 11. Januar ermordete im Auftrag von José María Oviedos, paramilitärischer Einheiten, der Polizei und in einer Verschwörung mit der Regierung der Bandit „Mariachi“ das Oberhaupt der kommunistischen Agrarbewegung Jacobo Prías Alape, genannt „Charro Negro“, der zu jenem Zeitpunkt nicht militärisch kämpfte. Der Bandit „Mariachi“ wurde im September 1977 in Santiago Pérez hingerichtet. Der Tod von Charro, Opfer eines gegen die Kommunisten gerichteten politischen Mordes, war der Funke, der den – von Manuel Marulanda angeführten – bewaffneten Kampf erneut aufflammen ließ.

1962

Der erste Angriff der Regierung mit 5.000 Soldaten gegen die Bauernbewegung von Marquetalia scheiterte. Marulanda organisierte die Verteidigung mit einer Gruppe von Männern, unter denen sich Rigoberto Lozada (Joselo) auszeichnete.

1963

Am 26. September massakrierten Truppen des Bataillons Caycedo sechzehn Bauern im Canyon Trija in Natagaima (Tolima). Als Antwort entstand die Guerillagruppe „26. September“. Gleichzeitig erfolgten Angriffe in den Regionen Pato und Guayabero, wo sich die Selbstverteidigungsgruppen in mobile Guerilleros verwandelten.

1964 – Operation Marquetalia

Am 11. April reisten Jacobo Arenas und Hernando Gonzáles Acosto auf Einladung der Kommunistischen Partei von Girardot nach Marquetalia. Am 17. April empfing Marulanda sie mit den Worten: „ Mit Euch wird der Krieg nicht so schwer sein“.

In den darauf folgenden Tagen gründeten Manuel Marulanda, Isaías Pardo, Tula Pardo, Darío Lozano, Jaime Guaracas, Joselo und Eduardo Eozada, Chuco Nazareno und Rogelio Diáz den Generalstab zur Leitung der Operation.

Am 27. Mai 1964 „fand die erste Schlacht über dem Atá-Flussbett in Floresta statt. Kommandant Joselo führte die Guerilleros. Am 30. Mai war die zweite Auseinandersetzung in La Suiza unter dem Befehl des unvergesslichen Guerillero Isaías Pardo“. Jacobo Arenas (JA).

Am 18. Juni legte Isaías Pardo einen Hinterhalt, in dem 25 Soldaten fallen. Neben anderen Waffen wurden ein Maschinengewehr M-3 und eines Kaliber 30 erbeutet. Am Morgen dieses Tages übergab die Armee der Regierung ein „von Banditen gesäubertes Marquetalia“, in einer Feier, die später in Bogotá in Anwesenheit des Präsidenten Guillermo León Valencia protokollarisch nachgeholt wurde.

Isaías Pardo kämpfte zehn Tage lang ununterbrochen in einem Abschnitt des Canyons in San Miguel, in einer von Marulanda befohlenen Stellung.

Manuel sah Isaías Pardo nicht wieder. Trauer erschütterte die Berge: „Sein Tod ist einzig, weil Isaías Pardo ein einzigartiger Mann war.“

Nach der Nachricht über den schmerzlichen Tod von Isaías Pardo im Kampf bereitete der Generalstab, der sich in Río Chiquito befand, die Konferenz des Süd-Blocks vor: Daraus wurde später die FARC.

Am 20. Juli analysierte die Versammlung der im Entstehen begriffenen FARC den Angriff von Marquetalia und entwarf im historischen Agrarprogramm der Guerilla ihre Kampfperspektiven.

Über diese Ereignisse schrieb Marulanda:

„Der Kern der Kommandanten besteht aus Männern, die seit 1949 in den unterschiedlichen und komplexen Situationen des Guerillakrieges stets einem an Truppen, Ausrüstung und Technik weit überlegenen Gegner gegenüber standen“.

„Wir kämpfen mit dem Recht auf unserer Seite, erstens, weil unsere Guerillagruppen als Antwort auf die Aggression gegen die Bauern entstanden sind, und auch, weil wir die Ausgebeuteten verteidigen und die Fahnen unseres Kampfes nie von den Grundbedürfnissen unserer Bauern und Arbeiter getrennt sind. Wir sind die Kämpfer für die nationale Befreiung unseres Vaterlandes.“

„Wir werden geleitet von einer revolutionären Ideologie und unser politischer Leuchtturm ist die Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus, den wir in der Praxis der kommunistischen Arbeit gestalten.“

1965

Am 17. März wurde im Bundesstaat Cauca der Ort lnzá in einer Operation eingenommen, für die 145 Einheiten mobilisiert worden waren. Am Ende dieses Jahres wurde in Rio Chiquito unter der Anwesenheit von 100 Kämpfern die Erste Konferenz des Süd-Blocks nach seiner Konstituierung abgehalten. „Es war die erste Guerillakonferenz Marquetalias und anderer Kampfeinheiten, bei der unsere Bewegung Süd-Block genannt wurde, mit der Teilnahme von Marquetalia, Rio Chiquito, Pato, Guayabero, 26. September und anderen kleineren Gruppen…“

Bei dieser ersten Konferenz hat Kommandant Marulanda: „… unsere Taktik fiir alle Gruppen vereinheitlicht und eine Reihe von Initiativen zur Schaffung der gegenwärtigen ‚Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens ‚ergriffen“.

Zur Vorgeschichte: „Als beispielsweise die Aggression in Marquetalia begann, schufen wir eine einzige Führung. Wir gründeten eine neue Art von Generalstab als höchste politische und militärische Autorität…“

Am 23.9. fiel Hernando Gonzáles Acosta, Student an der Freien Universität und Mitglied der Kommunistischen Jugend Kolumbiens, im Kampf bei Filo de los Inocentes in einem Armeeangriff gegen Rio Chiquito.

Auf ihrem X. Kongress bekräftigte die Kommunistische Partei, dass „… der Guerillakrieg einer der höchsten Formen des Massenkampfes darstellt…“ Jacobo Arenas nimmt vor der 2. Konferenz des Süd-Blocks am X. Kongress der Kommunisten teil, den er im Namen der Parteiexekutive eröffnete: „Dieser Kongress ist auch wichtig, weil er zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem die bewaffnete Widerstandsbewegung wächst.“

In den Thesen des X. Kongresses wird unterstrichen, dass „die derzeit wachsende Guerillabewegung gegenüber den früheren Guerillakämpfen einen besser definierten und höheren Charakter aufweist, nicht nur, weil man von all ihren Erfahrungen lernt, sondern auch und besonders wegen ihres klaren revolutionären und antiimperialistischen Inhaltes und dem Ziel der Machtergreifung für das Volk…“

1966

Im Monat Mai findet in der Region Duda unter der Teilnahme von 250 Kämpfern die 2. Konferenz des Südblocks statt, die als Gründungskonferenz der FARC angesehen wird: „Wir sagten zum ersten Mal, dass die Guerillabewegung FARC zu einem langen Kampf für die Machtergreifung anhebt, gemeinsam mit der Arbeiterklasse und der gesamten arbeitenden Bevölkerung. Dort wurde die lebenswichtige Bedeutung der politischen Organisation als Bewusstseinsfaktor und Statthalter des kolumbianischen Revolutionsprozesses unterstrichen und dass in diesem Sinne die FARC alles zur Erfüllung dieser großen Mission tun würde.“ JA

„Der Generalstab, den wir in Marquetalia gegründet hatten, war ausschließlich für die Guerilleros von dort zuständig, folglich war es dringend erforderlich, alle Befehlsstellen unter einem einzigen Generalstab zu vereinigen und einen Plan für die beginnende neue Entwicklungsphase zu erstellen. Die konstituierende FARC-Konferenz erstellte die Grundlagen für die entsprechende Arbeit und passte seitdem die organische Struktur und die politisch-militärische Linie jeweils an. Wir gaben uns Richtlinien für das Innenleben unserer Organisation, wir organisierten neue Truppeneinheiten und wiesen jeder einzelnen von ihnen die Verantwortung für ein bestimmtes Gebiet zu. Wir erweiterten unseren Aktionskreis auf das ganze Land. Auch unsere Taktik wurde wesentlich berichtigt, indem wir beispielsweise bei zahlreichen Bewegungen den Feind zwangen, uns auf einem von uns gewählten Kampfplatz zu begegnen, wobei die Initiative stets von uns ausging.“

1966-1968

Die Organisation durchlebte wegen der von Giro Trujillo in Quindío erlittenen Niederlage eine schwere Krise.

Kommandant Jacobo Arenas sagte über die Ereignisse der 2. Konferenz und danach aus:

„Es handelte sich um eine Taktik, ähnlich der Operationen, um eine Verteilung der Guerillakräfte für einen mobilen Guerillakrieg, in weiten Bereichen der militärischen Operationen.“

„Das Gegenteil trat jedoch ein. Der zweite FARC-Kommandant, damals war es Ciro Trujillo, befahl alle Einheiten, mit Ausnahme derer von Joselo und Marulanda, nach Quindío, man wusste nicht weshalb und wozu. Sehr bald wurden diese zusammengezogenen Kräfte (etwa 500 oder 600 Mann) von der Armee entdeckt, die sich auf sie stürzte, und weil es keinen militärischen Plan für eine Truppenkonzentration gab, sondern nur Pläne für einzelne Gruppen und mobile Guerilleros, wichen unsere Kräfte ungeordnet zurück und jeder Kommandant zog sich auf der Suche nach einem Versteck mit seinen Leuten zurück. Wir verloren viele Männer und 70% der Waffen. Ich erinnere mich, dass Manuel Marulanda erst während der 5. Konferenz zu folgender Aussage fähig war: ,Endlich haben wir uns erholt von der schlimmen Niederlage, bei der wir fast vernichtet worden wären. Wenn auch schmerzlich, so ist dies doch eine wertvolle Erfahrung, welche die Rolle der leitenden Kader beleuchtet. Ciro Trujillo war ein guter Kader und ein mutiger und kühner Mann, aber er hatte keine Ahnung von der Taktik der mobilen Guerilla.“

1968

Im Gebiet von Guayabero wurde die 3. FARC-Konferenz durchgeführt. Die Fehler, wie der von Ciro Trujillos in Quindío, waren laut Marulanda „die Praxis einer sehr libertären Guerilla, welche die Richtlinien einer mobilen und hoch geheimen Guerilla nicht beherzigte.“

Die Konferenz suchte nach Lösungen, wie etwa das erneute Eindringen in die gleichen Gebiete, aber mit kleineren, agileren und aktiveren Gruppen. Die Kräfte stießen auch nach Tolima, Huila und Cauca vor, während in Magdalena Medio die Fundamente für die Gründung der IV. Front gelegt wurden. Die Nationale Schule für die ideologische Bildung und für den Unterricht über den vorbeugenden Krieg und den Volkskrieg wurde gegründet.

1970

Die 4. Konferenz tagte am Jahresanfang. Die Voraussetzungen für die Rückkehr in die mittleren Kordilleren wurden geschaffen. Das Konzept der Fronten wurde definitiv befürwortet. Die Kommissionen schwärmten in alle Richtungen zur Erfüllung dieser Aufgabe aus. Die Organisation der politischen Aktion gegen die Auslandsschulden wurde geschaffen. Nach der Gründung der Fronten in den dafür bestimmten Gebieten musste es diesen gelingen, in den verschiedenen, anderen Landesteilen neue zu gründen.

„Wie in den vorhergehenden Konferenzen wurde auch hier Bilanz gezogen, der Generalstab und alle Befehlsstellen wurden gestärkt, Beförderungen ausgesprochen und die Guerillakräfte neu eingeteilt.“

1974

Die 4. Konferenz zog eine Bilanz der ersten durchgeführten Schritte zur Überwindung der Krise nach der Trujillo-Epoche. Die Guerillaeinheiten nahmen den Charakter von Fronten an und ein neues Operationskonzept zur Entsendung der Kräfte wurde entwickelt.

In Meta fand die 5. Konferenz statt, während der Marulanda feststellte: „Nun sind wir von der schweren Krankheit geheilt, die uns fast alle vernichtet hat…“

Jacobo Arenas präzisierte in der 5. Konferenz: „Die Bilanz hat gezeigt, dass wir wieder über eine ähnliche Guerillastärke verfügen, wie wir sie mit den Delegierten bei der 2. Konferenz hatten. Das wichtigste — unterstrich JA — war ein neues Kriterium betreffend der Organisation der Guerillafronten in den verschiedenen Landesteilen zu entwickeln, wenn wir auch noch keine klare Vorstellung über die Kommandostrukturen der Fronten und auf nationaler Ebene hatten.“

Die 5. Konferenz befürwortete die Ergebnisse der Guerillaarbeit zur Schaffung und Verstärkung der Fronten. Die Voraussetzungen für die Gründung der V. Front waren gegeben, während die IV. Front bereits im Magdalena Medio tätig war. In Cauca und in Valle war es Manuel und seinen Männern gelungen, während der Erfüllung seiner heldenhaften Aufgabe in den mittleren Kordilleren 1973 bei der berühmten „Operation Schall“ die Saat für die IV. Front zum Keimen zu bringen.

1978

Im Januar wurde die 6. Konferenz durchgeführt, mit der Teilnahme der Delegierten von Pato, der IV., V. und VI. Front sowie einiger Kämpfer der zukünftigen VII. Front. Die FARC, deren Einfluss in Stadt und Land zunahm, hatte etwa l .000 Mann und verfügte über ein Korps von 100—120 Kommandanten.

Die Generalstäbe der Fronten wurden geschaffen und die Existenz des Sekretariats des Obersten Generalstabs nach einer neuen Definition formalisiert; es war bereits seit dem Plenum des Generalstabes im Januar 1973 in Funktion getreten.

Einige unerlässliche Aufgaben wurden gestellt: Kommandanten ausbilden; mehr Männer, Waffen und Gelder; Schulen für die Fronten und eine Schule für den Generalstab und das Sekretariat gründen; die Zeitung „Resistencia“ kontinuierlich herausbringen.

Nach Jacobo Arenas handelte es sich um die „ergiebigste und fruchtbarste Konferenz, die jemals in der Geschichte der FARC veranstaltet wurde… Die verschiedenen Fronten haben teilgenommen. Die Thesen wurden präsentiert, die das Leben der FARC bestimmen: neben den Projekten für die Satzung, auch die Disziplinarrichtlinien und die Befehlsregeln. Eine allgemeine Bilanz aller Tätigkeiten der Guerillabewegung, ihrer Arbeit in der politischen Organisation und der Organisation der Massen, des internen Unterrichts und der Propaganda wurde gezogen. Nachdem eine der Thesen die Frage nach der Notwendigkeit stellte, in den Guerillagebieten zur geheimen Organisierung der politischen Arbeit überzugehen, und der Vorschlag angenommen wurde, haben die Fronten die Organisationsarbeit so ausgerichtet, dass die politische Organisation vor dem Feind geschützt war … Diese Konferenz hat auch die allgemeinen Linien eines nationalen Militärplanes erstellt, die vom Sekretariat in spezifische Pläne für jede Front umgewandelt wurden, unter der Verantwortlichkeit der Generalstäbe…“

1978- 1982

Präsidentschaft des Folterers Julio Cesar Turbay Ayala. Kampf gegen die geheime ‚Satzung der Nationalen Sicherheit‘ und gegen die Verletzung aller Grundrechte.

1980

In der Zone von Guayabero wurde der Plan „Cigno III“ an einundzwanzig Tagen, vom 4.bis 25. August, durchgeführt; die dabei gewonnenen operativen Erfahrungen wurden ein wesentliches Element für die Formulierung eines neuen modus operandi.

1982

Vom 4. bis 14. Mai tagte in Guayabero die 7. Konferenz, die den strategischen Plan der Organisation des Aufstands formulierte; seitdem wurde zum Namen die Bezeichnung EP (Volksarmee) hinzugefügt.

Aufgrund der während der Operation „Cigno III“ gewonnenen Erfahrungen wurde der modus operandi durch den Übergang auf ein neues operatives Konzept und eine neue irreguläre Kriegstaktik geändert.

Die Schlussfolgerungen der Konferenz und des erweiterten Plenums des Obersten Generalstabes im Folgejahr bildeten die Grundlage der FARC-EP.

Die genannten Schlussfolgerungen betrafen im wesentlichen „ein neues, globaleres politisches Konzept zur Erstellung einer Militärstrategie, die sich an der Machtübernahme orientiert, durch die Kombination der Militäraktion mit allen anderen Formen des Massenkampfes … Eine Suche nach neuem im Entwicklungsprozess des revolutionären kolumbianischen Kampfes zur Definition seiner Strategie, des neuen, operativen und taktischen Konzepts, das durch neue Elemente das Auftreten einer revolutionären Situation im Land gesehen hat.“, sagte Jacobo Arenas und fügte hinzu: „Die 7. Konferenz hat uns ein weiteres höchst wichtiges Konzept militärischen Charakters gegeben bzw. einen neuen modus operandi, der die FARC in eine authentische, offensive Guerillabewegung verwandeln muss. Neuer modus operandi bedeutet, dass die FARC nicht mehr auf den Feind wartet, um ihn in einen Hinterhalt zu locken, sondern ihn sucht, um ihn zu entdecken, zu belagern und zu unterwerfen, und falls dieser seinen eigenen modus operandi ändern sollte und zum alten Konzept zurückkehrt, würde er offensiv mit mobilen Kommandos angegriffen.“

Im November dieses Jahres wurde das Gesetz über die allgemeine Amnestie erlassen.

1983

Vom 6. bis 20. Oktober findet das erweiterte Plenum des Obersten Generalstabes statt, das besonders die mehr oder wenigen guten Fähigkeiten der verschiedenen Fronten analysierte, ihre militärischen Aktivitäten gemäß dem Konzept und der Auslegung des neuen modus operandi zu entwickeln, wie sie von der 7. Konferenz erarbeitet worden waren.

1984-1996

Höhepunkt und Vernichtung der Patriotischen Union.

1983

Am 28. März wurden mit der Regierung Belisario Betancourt Waffenstillstand und beidseitige Feuereinstellung vereinbart.

Im Mai wurde nach der Unterschrift des Waffenstillstandes, dem ein Prozess von Friedensgesprächen mit der Regierung Belisario Betancourt folgen sollte, die Patriotische Union (UP) gegründet, die von der FARC gefördert wurde.

1985

Vom 27. Dezember 1985 bis 2. Januar 1986 findet ein weiteres, erweitertes Plenum des Obersten Generalstabs der FARC-EP statt, in dem die Anwendung des neuen modus operandi betont und die gesamte Organisation aufgerufen wird, wachsam zu bleiben sowie die Kommandos gemäß den vereinbarten Befehls- und Disziplinarregeln vorzugehen. Das Plenum beschließt, einen Kurs über militärische Strategie, operatives Konzept und Techniken, den neuen modus operandi als Taktik, die Führung der Truppen und die strategische Entfaltung zu organisieren.

Die FARC zeigt sich weiterhin öffentlich und besteht auf der Notwendigkeit von Frieden und sozialer Gerechtigkeit.

1986

Bei den Wahlen bekam die UP 17 Parlamentarier, 23 Abgeordnete in 11 Bundeslandparlamenten und 350 Räten in 187 Gemeinderatsversarnmlungen. Von Anfang an wurde jedoch gegen diese Organisation ein schmutziger Krieg mit Operationen wie „Der rote Tanz“ und andere, in denen Tausende ihrer Anführer, Aktivisten und Sympathisanten ums Leben kamen, entfesselt. Ein grausamer Massenmord von Seiten des Staates lief ab, mit rund 5.000 Toten, hunderter Verletzter, Verschwundenen und Verfolgten.

1987

Vom 17. bis 20. Februar trat das Plenum des Obersten Generalstabs der FARC-EP zusammen, das spezifische Pläne für jede Front zur totalen Mobilität erstellte. Es erhob sich die Frage der Notwendigkeit, der Verletzung des Waffenstillstandes durch die Regierung und dem schmutzigen Krieg entgegenzutreten.

Am 16. Juni begannen die Fronten XIV und XV eine gemeinsame Militäraktion zu ihrer rechtmäßigen Verteidigung. Einige Tage vorher hatte die Armee durch den feigen Angriff auf ein Guerillalager den Waffenstillstand in Urabá gebrochen und 22 Kämpfer getötet. In der erwähnten Guerillaoperation wurde eine Patrouille des Bataillons Cazadores der Konterrebellen liquidiert. An diesem Punkt gab die Regierung das bereits angekündigte Ende des Waffenstillstandes offiziell bekannt.

Im September entstand das Coordinadora Guerrillera Simón Bolívar.

Vom 25. bis 29. September fand ein erweitertes Plenum des Obersten Generalstabes der FARC-EP statt. Im Hauptbericht stand: „In dieser Phase müssen wir uns nach zwanzig Jahren militärischer Inaktivität hauptsächlich mit dem Problem des Aufstiegs unserer Bewegung zur Kriegsführung befassen – gegenüber einem Feind, der in einem gnadenlosen Kampf den Waffenstillstand gebrochen hat.“

1989

Das Plenum des Obersten Generalstabes beschloss, den von der 7. Konferenz verabschiedeten strategischen Plan „Bolivarische Kampagne für das Neue Kolumbien“ zu nennen. Es wurde auf der Konsolidierung des neuen modus operandi bestanden: „Die erste Wende muss im Kopf der Kommandanten und Kämpfer stattfinden“, bekräftigten die Schlussfolgerungen.

1990

Am 10. August starb Kommandant Jacobo Arenas eines natürlichen Todes.

Am 9. Dezember beginnen der Präsident César Gaviria Trujillo und seine obersten Militärbefehlshaber die Vernichtungsoperation gegen das Sekretariats der FARC-EP durch den Angriff auf ihren Sitz Casa Verde: die Operation „Centauro II”. Der Angriff wurde von den FARC-Kämpfern überlegen niedergeschlagen und das feindliche Heer zum Rückzug gezwungen.

Am selben Tag fand die Wahl für die Verfassunggebende Versammlung statt, an der das Regime den Vertretern des bewaffneten Aufstands die Teilnahme verweigert hatte.

1991

Im Februar wird die Militärkampagne „Kommandant Jacobo Arenas, wir halten das Versprechen“ zu Ehren des Guerillero-Führers und als Echo auf die staatliche Aggression gegen das Volk und die Guerilla durchgeführt. Dieser Schlag gegen die Oligarchie zwingt die Regierung für Friedensgespräche an den Verhandlungstisch, erst in Caracas (Venezuela) und später in Tlaxcala (Mexiko). Die Unvernünftigkeit des Regimes lässt die Gespräche im Oktober des gleichen Jahres scheitern.

1993

Im Monat April fand die 8. Nationale Guerilla-Konferenz mit Delegierten der 60 Fronten und Strukturen aus dem ganzen Land statt. Es wurde eine Bilanz der erzielten Erfolge gezogen und die Aktualität wie auch die Legitimität des bewaffneten Kampfes in Kolumbien festgestellt. Der Vorschlag der Plattform für eine Regierung des nationalen Aufbaus und der Versöhnung wurde vorgelegt. Genosse Manuel Marulanda Vélez wurde aufgrund seiner Erfahrung, Aufopferung und revolutionären Redlichkeit als Oberkommandant der FARC-EP bestätigt.

1994

Im Juli findet die Militärkampagne „Addio a Gaviria“ statt, als Ausdruck der Ablehnung des Tyrannen und seines neoliberalen Kapitalismus.

1996

Angesichts des sich verschärfenden Militarismus, des schmutzigen Krieges und des Staatsterrorismus in Kolumbien sowie aus Solidarität mit den tausenden mobilisierter Bauern im Süden, die eine Lösung der zahllosen sozialen Probleme fordern, führte die FARC-EP am 30. August eine neue siegreiche Militärkampagne durch. Eine denkwürdige Aktion war die Einnahme des Militärstützpunktes Las Delicias. In dieser Kampagne wurden 70 Kriegsgefangene gemacht.

1997

Nach einer längeren diplomatischen Schlacht werden die im Vorjahr gefangengenommenen 70 Kriegsgefangenen im Lauf eines öffentlichen, politischen Treffens in Cartagena del Chairá (Caquetá) der Regierung übergeben.

Im November ließ das Plenum des Obersten Generalstabs unter dem Motto „Ich lerne Wege für das Neue Kolumbien“ Andeutungen fallen, weiterhin am Aufbau der geheimen Kommunistischen Partei zu arbeiten, es bekräftigte den Gedanken der Gründung einer ‚Bolivarischen Bewegung für das Neue Kolumbien‘ durch die Annahme eines Manifestes der Plattform für eine ‚Regierung des Nationalen Aufbaus und der Versöhnung‘, förderte den Aufbau strategischer Korridore und die Errichtung von Radiosendern in allen Blöcken.

1998

Dem Regime fielen durch die Massaker von Militär und Paramilitär tausende Zivilisten zum Opfer. Die FARC-EP versetzte Militär und Paramilitär jedoch kräftige Hiebe in Operationen in Billar, Miraflores, Tamborales, Mitú, Juradó, Canyon de la Llorona, Yarumal usw., in denen hunderte Feinde außer Gefecht gesetzt und gefangen genommen wurden.

Am 2. März vernichteten Guerilleros des Süd-Blockes der FARC-EP eine Patrouille des Bataillons 52 der mobilen Brigade Nr. 3 in der Region Billar und setzten 80 Soldaten außer Gefecht.

1999

Im Januar begannen neue Friedensgespräche zwischen der FARC-EP und der Regierung Andrés Pastrana Arango in San Vicente del Caguán. In öffentlichen Versammlungen, die viel Publikum anzogen, denunzierten die Teilnehmer die Blutbäder der neoliberalistischen Politik. Zur gleichen Zeit setzte der neue Präsident radikal die vom Internationalen Währungsfond empfohlenen Maßnahmen zur Bildung der schädlichen Freihandelszone der beiden Amerikas um, ein Werkzeug, das die ausbeuterische Rekolonialisierung fortsetzte. Der ‚Plan Kolumbien‘ war das politische und militärische Instrument, dessen Etikett der „sozialen Hilfen“ benutzt wurde, um den Volkswiderstand gegen den Neoliberalismus mit Gewalt niederzuschlagen.

2000

Das Plenum des obersten Generalstabes unter dem Motto „Mit Bolívar für den Frieden und die nationale Souveränität“ verabschiedete die Satzung und gab die Handbücher für die Gründung der geheimen Kommunistischen Partei heraus und bereitete die Gründung der ‚Bolivarischen Bewegung für das Neue Kolumbien‘ vor, die am 29. April als geheime politische Front des Massenkampfes unter einer zahlreichen Beteiligung erfolgte.

Die FARC erließ das Gesetz 002 zur Besteuerung und das Gesetz 003 gegen die Korruption.

2001

Mitte des Jahres konkretisierten die FARC und die Regierung eine Vereinbarung über den humanitären Kriegsgefangenenaustausch, in dessen Verlauf 14 Guerilleros und 47 kranke Soldaten ausgetauscht werden. Im Juni gab die FARC durch einen einseitigen Beschluss weitere 304 Gefangene in der Macarena frei.

2002

Am 20. Februar brach die Regierung den laufenden Verhandlungsprozess durch den Beginn der Operation „Thanatos“ in der entmilitarisierten Zone – ohne sich an die Vereinbarungen für den Fall des Abbruches des Friedensprozesses zu halten. Der ‚Plan Kolumbien‘ zeigte noch frecher die interventionistischen Krallen des Yankee-Imperialismus.

Am 7. August besetzte der Faschist Alvaro Uribe Velez den Präsidentenstuhl und lancierte seine Politik der „Demokratischen Sicherheit“, die bisher größte in Jahrzehnten gegen das Volk gerichtete Kriegs- und Unterdrückungskampagne, bei der er sich in die in Arme der Vereinigten Staaten warf.

2003

Am 7. September starb Efraín Guzmán während seiner Tätigkeit als Mitglied des Sekretariats der FARC-EP im Alter von 67 Jahren eines natürlichen Todes.

Vom 15. bis 20. November reorganisierte das Plenum des Obersten Generalstabs unter dem Motto „Kommandant Efraín Guzmán, immer bis zum Sieg!“ die Generalstäbe, erweiterte den Obersten Generalstab auf 31 Mitglieder und das Sekretariat auf 9, mit Stellvertretern in diesem Organ. Das Plenum erörterte die Fortschritte des Allgemeinen Plans und bekräftigte den Beschluss, weiterhin „an der Bildung einer neuen Regierung zu arbeiten, welche die mehrheitliche Meinung der Kolumbianer vertritt“. Es rief ferner das Volk auf „mit wachsender Entschlossenheit gegen den faschistischen Autoritarismus der Oligarchie zu kämpfen, die mit allen Mitteln die Freihandelszone, die Rezepte des IWF und die gesamte neoliberalistische Ausrichtung durchsetzen will“.

2004

Die Regierung Uribe lancierte in Befolgung der Weisungen aus Washington offiziell den ‚Patriotischen Plan‘ mit dem Ziel, den Großteil der FARC-EP-Kräfte zu vernichten. 20.000 Mann wurden gegen das Sekretariat und die Kämpfer des Süd- und Ost-Blocks in den Urwäldern von Caquetá, Guaviare und Meta zusammengezogen. Im Pulverdampf entstand eine Guerilla neuer Art, hochqualifiziert, diszipliniert und abgehärtet, und mit größerer Erfahrung, um sich so der Machtübernahme zu nähern.

2005

Mit Bezug auf die Vorschläge der Regierung und der von ihr vertretenen Oligarchie versicherte Genosse Manuel Marulanda in seinem Grußwort zum Jahresende: „Es ist nicht möglich, die Guerilla wie gewünscht militärisch zu besiegen… Zur Beendigung der bewaffneten Auseinandersetzung ist es grundsätzlich nötig, einen demokratischen Kanal mit der Beteiligung des Volkes zu öffnen, der die Regierenden zwingt, politische Lösungen für das Ende des internen Konfliktes zu finden, der auf eine Vielzahl sozialer Probleme zurückzuführen ist – alles ohne die Einmischung ausländischer Mächte.“

2007

Im Januar traf sich die 9. Nationale Konferenz der Guerilleros der FARC-EP unter dem Motto „Für das Neue Kolumbien, das Große Vaterland und den Sozialismus“. Sie fand im Schatten der Entwicklung militärischer Pläne von Imperialismus und kolumbianischer Oligarchie statt, geleitet vom Kommando Süd der Vereinigten Staaten und in voller Anwendung der faschistischen Uribe-Politik der „Demokratischen Sicherheit“. Die Konferenz betonte die patriotische Politik der FARC-EP für Frieden und soziale Gerechtigkeit. Die Konferenz bestätigte den legendären Manuel Marulanda Vélez als Chefkommandanten aufgrund seiner Aufopferung, seines Heldenmutes, seines politischen Durchblicks und des Beispiels, das er für die Revolutionäre in der Welt darstellte. Die FARC entwickelte den strategischen Plan und alle möglichen Initiativen zur Eröffnung des Dialogs und der politischen Konfliktlösung weiter. In diesem Zusammenhang wurde beschlossen, den Austausch von Kriegsgefangenen fortzusetzen.

Am 15. August wurde die Senatorin Piedad Córdoba zur Vermittlerin im humanitären Austauschprozess ernannt und durch ihre Person die venezolanische Regierung ermächtigt, Vermittlungsarbeit aufzunehmen.

Am 7. November spekulierten die kolumbianischen und venezolanischen Medien über die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung des Präsidenten Chávez mit einer FARC-Delegation, die zur Behandlung der Frage eines humanitären Gefangenenaustausches in Caracas eingetroffen war. Am Nachmittag gab Präsident Chávez in der Stadt Valencia bekannt, sich zum ersten Mal in einer von vielen, weiteren Begegnungen mit FARC-Mitgliedern getroffen zu haben, ohne Details preis zugeben:

„Heute habe ich mich mehrere Stunden mit dem Abgesandten von Manuel Marulanda getroffen. Es war die erste Sitzung, weitere werden stattfinden, eine Lösung wird gesucht, aber es ist nicht leicht.“

Am 8. November fand im Palast von Miraflores das zweite Treffen des FARC-Delegierten Iván Márquez mit Präsident Hugo Chávez im Beisein der kolumbianischen Senatorin Piedad Córdoba statt.

Iván Márquez, Mitglied des FARC-Sekretariats, wiederholte die volle Bereitschaft seiner Organisation zur Durchführung des humanitären Austausches der Kriegsgefangenen als nützlichen Schritt zur Eröffnung von Friedensgesprächen. Márquez erklärte auf den Stufen von Miraflores den Massenmedien, dass eine Begegnung in der Ebene von Yarí (Kolumbien) zwischen Präsident Chávez und Manuel Marulanda Vélez, Chef-Kommandant der FARC-EP, die von Uribe aufgerichteten Hindernisse aus dem Weg räumen könnte. Dies würde für die FARC den einzigen Weg zur Fortsetzung des Austausches darstellen. Der Prozess mache gute Fortschritte, aber je mehr die FARC ihren Wunsch nach einer baldigen Lösung des Problems der Kriegsgefangenen zum Ausdruck bringe, desto mehr verweigere Uribe die Vermittlung. Als Zeichen desRespekts gegenüber den Vermittlern und den Völkern, die auf eine Öffnung der Tür zum Friedensgespräch hofften, ließ die Guerilla-Macht in zwei riskanten Vorgängen und mit der Zusammenarbeit der venezolanischen Regierung mehrere Gefangene frei – trotz der politischen und militärischen Hürden aller Art von Seiten Uribes.

2008

Im Januar machte die venezolanische Regierung mit dem Vorschlag, den kriegsführenden Charakter der FARC-EP anzuerkennen, einen enormen Schritt für den Frieden in Kolumbien und in der Region. Der Vorschlag wurde von der Nationalversammlung, dem venezolanischen Parlament, gebilligt, deren Vollversammlung eine Resolution zur Unterstützung des Friedensvorschlags für Kolumbien verabschiedete, die von Präsident Chávez verkündet und vom Abgeordneten Saúl Ortega, Präsident der Auslandskommission, vorgestellt wurde. Präsident Chávez legte dar, dass die Anerkennung des kriegsführenden Charakters der bewaffneten Revolutionsarmee Kolumbiens den Bürgerkrieg humanisieren könnte:

„Weil Krieg herrscht, versuchen wir, ihn zu beenden. Präsident Uribe, wenn Sie der FARC den kriegsführenden Status zuerkennen und die FARC akzeptiert, würde diese sofort unter die Genfer Konvention fallen … Wenn die FARC als ‚Terroristen‘ definiert werden, weil sie eine Bombe werfen oder ein Sprengstoffattentat verüben und es sich dabei aber leider um einen Krieg handelt, wie sollen dann die Vereinigten Staaten genannt werden? Hyperterroristen-Staat?“

Chávez präzisierte den Zweck seiner Bemühungen bei der Aufforderung zur Anerkennung des Kriegszustandes:

„Ich tue dies für den Frieden, nicht für die Guerilla … Die Grundlage meines Vorschlages ist die Humanisierung des Krieges als ersten Schritt und zur Humanisierung müssen Sie, Präsident Uribe, einen historischen Schritt tun. Bis 2001 hatte keine kolumbianische Regierung die FARC auf eine Liste der zu vernichtenden Terroristengruppen gesetzt.“ „Wir respektieren diese souveräne Entscheidung, aber den Vorschlag mache ich auf der Suche nach einem Weg für den Frieden.“

Mehrere politische Kräfte des Kontinents unterstützten den Chávez-Vorschlag, der zum Beispiel auch den Beistand des nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega fand.

Während der Knüpfung von Kontakten zur Konkretisierung des Austausches von Kriegsgefangenen fiel am 1. März Kommandant Raúl Reyes, Mitglied des Nationalen Sekretariats der FARC, mit zwanzig seiner Kämpfer und verschiedenen Bürgern des großen Vaterlandes, die sein Lager besucht hatten. Während einer Bombardierung wurden auch vier Mexikaner und ein Ecuadorianer ermordet. Diese militärische Aktion wurde vom Südkommando des Pentagons geleitet, das in das kolumbianisch-ecuadorianische Grenzgebiet eingedrungen war. Dies rief eine schwere internationale Krise hervor, die aufgrund des Uribe-Militarismus in besonderer Weise das Dorf Alfaro und die Bolivarische Republik Venezuela traf.

In einer perfiden kriminellen Aktion ermordete am 7. März ein Eindringling den Kommandanten Iván Ríos, ebenfalls Mitglied im Sekretariat der FARC-EP, in einem ländlichen Bezirk des Bundesstaates Caldas. Die triumphierende Euphorie des faschistischen Regimes, dessen Kriegsverhalten auf ein schreckliches Niveau degeneriert war, schäumte über und beendete alle Aussichten auf eine Lösung des Konfliktes durch Verhandlungen.

Der heldenhafte und legendäre Manuel Marulanda Vélez, Chef-Kommandant der FARC-EP, starb nach einem Herzanfall am 26. März um 18:20 Uhr, umgeben von der Zuneigung seiner Krieger und seiner Gefährtin Sandra, in den Bergen im Süden Kolumbiens. Im Rahmen der Feiern zum 40. Jahrestag ihres Bestehens gab die FARC das Ableben Marulandas in einer Verlesung des Kommandanten Timoleón Jimenez bekannt. Die Revolutionäre und Bolivarianer in der Welt drückten der FARC-EP in diesem Augenblick der Trauer ihre bedingungslose Solidarität und Unterstützung im ungebeugten Kampf für das Neue Kolumbien, das Große Vaterland und den Sozialismus aus.

Der Genosse Alfonso Cano wurde neuer Chef-Kommandant der FARC-EP, die in einer offiziellen Mitteilung die Namen derer bekanntgab, die in das Nationale Sekretariat aufgenommen wurden: Pablo Catatumbo, Pastor Alape und Berrulfo Àlvarez. Einige Wochen vorher waren die Genossen Joaquín Gomez und Mauricio Jaramillo befördert worden.

Mitten in einem maßlosen und perfiden Militarismus gegen das Volk, im schlechtesten Ansehen stehend und in einem Moment der höchsten Korruption des Staatsapparates intensivierte die faschistische Uribe-Regierung den schmutzigen Krieg, den Staatsterrorismus und den allerschärfsten Krieg der Medien, die das Ende der FARC und die Ankunft in einer phantasievollen Post-Konflikt-Zeit vorhersagten, in der die neoliberalistischen und kolonialistischen Interessen der USA begünstigt werden. Die sozialen Auseinandersetzungen verschärften sich jedoch.

Während das Regime in seinem Zerfall ertrinkt, blüht im ganzen Land der oppositionelle Volkswiderstand auf. Die Forderungen nach einer Alternative, die einer demokratischen Regierungsoption den Weg bereitet, erklingen immer häufiger und lauter, und die FARC bekräftigt ihre revolutionären Grundsätze und Ziele: Vaterland oder Tod, bis zum Sieg und darüber hinaus.

Vor dem Altar unserer Toten und am Beispiel und in der Erinnerung unseres Chef-Kommandanten Manuel Marulanda Vélez haben wir geschworen, dass wir gewinnen werden, und wir werden gewinnen!

Jesús Santrich