Skandal: Soldaten agieren als Paramilitärs

Ein schwerwiegender Vorfall erschüttert derzeit Kolumbien, der seinen Ursprung jedoch in einem strukturellen Problem hat. Hier zeigt sich nur die Spitze des Eisberges, das Problem ist allerdings alltäglich und besonders für die ländliche Bevölkerung besonders präsent – Übergriffe der Armee. Es erinnert an paramilitärisches Vorgehen, die oftmals in direkter Verbindung zur Armee stehen.

So gab es einen Vorfall einer rund zehnköpfigen Gruppe von Soldaten, die ohne Identifikation und teilweise vermummt die lokale Bevölkerung des Dorfes El Manso in der Gemeinde Tierralta der Provinz Córdoba einschüchterten, bedrohten und auch eine Person vergewaltigten. Neu ist jedoch, diesmal gibt es mittels eines vierminütigen Videos eine Dokumentation des Vorfalls.

In Videos, die in dem Dorf gefilmt wurden und über soziale Medien verbreitet wurden, sind Männer in dunkler Kleidung, maskiert und mit Kurz- und Langfeuerwaffen zu sehen, sich teilweise als Guerilleros der FARC-EP ausgeben und die Zivilbevölkerung bedrohen, darunter Minderjährige und schwangere Frauen. Teilweise wird ihnen die Waffe an den Kopf gehalten. Eine indigene Frau wird vergewaltigt.

Eben jede Einheit, das Infanteriebataillon Junín, soll schon für ähnliche Ereignisse in den letzten Jahren in den Provinzen Chocó, Antioquia und Córdoba verantwortlich sein. Immer wieder treten Vorfälle dieser Art auf, so zuletzt mit Massakern in Chocó, Putumayo und Guaviare. Wie auch in diesem Fall, wird meist zuerst der Guerilla die Schuld zugeschoben. Aufnahmen von vor Ort und die Weiterverbreitung über soziale Kanäle haben hier einen Aufklärungseffekt.

In Kolumbien ist es eine Praxis, dass sich Soldaten als Guerilleros ausgeben und so Panik und Angst unter der Bevölkerung schüren wollen. Auch die Zusammenarbeit mit paramilitärischen Gruppen ist seit Jahrzehnten eine legitime Praxis der staatlichen Sicherheitskräfte im Kontext ihrer Aufstandsbekämpfung. Nur wenige Fälle werden in den Medien thematisiert, gilt es doch, jeden Strohhalm zu nutzen, um die aufständische Bewegung zu delegitimieren.

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