Ist Iván Mordisco auch getötet worden?

Auch wenn wir normalerweise kein Portal sind, dass Spekulationen füllt, so sind wir doch auch immer wieder auf die kolumbianischen Staatsmedien angewiesen, wenn es um einen schnellen Transport von Informationen zum bewaffneten Konflikt in Kolumbien geht. Nun jedoch müssen wir wieder auf unterschiedliche Quellen zurückgreifen und auch spekulieren, ob Iván Mordisco, der Oberkommandierende der FARC-EP, bei einer Bombardierung am letzten Wochenende getötet wurde. Denn mehrere Medien und Geheimdienstquellen bestätigen an diesem Freitag, dass Iván Mordisco im ländlichen Teil der Gemeinde San Vicente del Caguán in der Provinz Caquetá gestorben ist.

So soll er während einer Operation von Militär und Polizei im Dorf Santa Rita das Leben verloren haben. Die Militäroperation galt dem Oberkommandierenden der FARC-EP und zwei Lagern der aufständischen Bewegung. Bei der Operation starben mindestens 10 Guerilleros. Zudem kam seine Partnerin und ein Teil der Sicherheitsgarde von Mordisco ums Leben. Am Ort fand man wohl persönliche Utensilien des Oberkommandierenden, darunter technische Geräte, Kleidungsstücke und sein Boot. Bei abgehörten Funkverbindungen von Einheiten der FARC-EP soll sein Tod Thema gewesen sein.

Sollte sich der Tod von Iván Mordisco bestätigen, dann wäre das ein schwerer Schlag gegen die Guerilla und zugleich einer von vielen Schlägen in den letzten Monaten, den die Guerilla hinnehmen musste. Mit der 1. Front Armando Ríos verliert eine der wichtigsten Strukturen der FARC-EP ihren politischen Kopf. Die 1. Front Armando Ríos löste sich bereits während des Friedensprozesses von der alte FARC-EP und wurde damals schon von ihm geleitet. Es ist eine sogenannte Mutterstruktur der FARC-EP, aus der viele andere Fronten herausgebildet wurden. Bei der Neustrukturierung der FARC-EP spielte sie eine wichtige Rolle.

Die 1. Front teilte damals dem sich mit der kolumbianischen Regierung verhandelnden Sekretariat der FARC-EP mit: „Wir haben beschlossen, nicht zu demobilisieren, wir werden den Kampf für die Machtergreifung durch das Volk und für das Volk unabhängig von der Entscheidung der übrigen Mitglieder der Guerilla-Organisation fortsetzen. Wir respektieren die Entscheidung derer, die den bewaffneten Kampf aufgeben, ihre Waffen niederlegen und sich wieder dem bürgerlichen Leben anschließen. Wir betrachten sie nicht als unsere Feinde.“ Diesem Kommuniqué vom Juni 2016 schlossen sich mehr und mehr Kommandierende und Guerilleros an.

Mehr als 400 Personen gehören den Strukturen der 1. Front aktuell an. Es bleibt abzuwarten, wer der Nachfolger wird und wie sich die Strukturen und auch die anderen Fronten verhalten werden. Iván Mordisco beerbte die Führungsperson als Oberkommandierender nach dem Tod von Gentil Duarte im Mai dieses Jahres. Er trat der FARC-EP Anfang der 2000er Jahre bei und wurde als Scharfschütze und Sprengstoffexperte ausgebildet. Sein Aktionsradius waren vor allem die Gemeinden Calamar, Miraflores und San José del Guaviare in der Provinz Guaviare. Hier und in den angrenzenden Regionen von Caquetá und Meta befand sich die Basis der 1. Front.

In der zurückliegenden Zeit gab es viele Angriffe auf Kommandierende der FARC-EP. Dies betraf sowohl die FARC-EP um Gentil Duarte und Iván Mordisco mit ihrer 1. Front sowie der FARC-EP, Zweites Marquetalia, um Iván Márquez. Beide Guerillaorganisationen befinden sich im Krieg gegeneinander und beanspruchen gegenseitig, die jeweils wahre FARC-EP zu sein. Einigungsversuche scheiterten bisher. Die FARC-EP um Iván Márquez war zuletzt sogar mit der ELN alliiert. Wer für die Angriffe mit kleinen Spezialkommandos auf die Kommandierenden verantwortlich ist, ist weiterhin nicht hundertprozentig klar. Viel spricht jedoch für Einsatzkommandos von kolumbianischen Söldnern im Auftrag der Armee.

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