Die Para-Politik lebt weiter

Mit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, das höchste Amt der Provinz Caquetá in Form des Gouverneurs Álvaro Pacheco, mit siebeneinhalb Jahren Haft zu verurteilen, gerät die sogenannte Para-Politik erneut in die Schlagzeilen. Als Para-Politik wird die Zusammenarbeit von paramilitärischen Organisationen und der Politik bezeichnet. Diesmal traf es die im Caquetá stark vertretene Liberale Partei. Es belebt auch den Geist der Parapolitik in einer Region, die sehr stark vom Konflikt betroffen war.

Der Fall zeigt deutlich, dass die Gewalt nicht nur aus den Gewehrläufen kommt, wie es die Medien häufig der Guerilla zuschieben wollen, sondern dass auch die politische Macht mit ihrer Zusammenarbeit von bewaffneten Akteuren wie den Paramilitärs ihren Teil dazu beiträgt. Besonders die Paramilitärs waren eine zeit lang im Süden von Caquetá mit Unterstützung der nationalen Armee erstarkt. Mehrere Wellen der Gewalt gab es, wobei einige Zonen von der Guerilla wieder zurückerobert wurden.

Die erste war in den späten 1980er Jahren in den Llanos del Yari, die hauptsächlich durch Drogenbosse initiiert wurde. Die zweite Welle war zwischen 1997 und 1998, als Abgesandte von Carlos Castaño aus der paramilitärischen Organisation ACCU den südlichen Teil von Caquetá besetzten. Grausame Geschichten gibt es aus dieser Zeit. Folterstätten in Häusern wie in Valparaíso wurden errichtet. Menschenfleisch an Straßensperren an Vorbeifahrende als Warnung verteilt. Menschen verschwanden und wurden getötet.

Ein Expansion gab es von Mai 2001 bis 2006 durch den Bloque Central Bolívar im Süden der Provinz, der sich vor allem in den Gemeinden wie Florencia, Morelia, Albania, Curillo, Valparaíso und Solita einnistete, um vor allem das Drogengeschäft und andere wirtschaftliche Interessen auszubauen. Ein Terrorregime wurde errichtet und alle Gegner systematisch verfolgt und vertrieben. Strohmänner, bis heute aktiv, okkupierten die verlassenen Ländereien und legalisierten den Besitz zu ihren Gunsten und wuschen das Geld aus dem Drogengeschäft.

Im Norden und auch in anderen Gebieten sehnten die Menschen die Guerilla herbei. In einigen Städten wie in Puerto Rico wurden die Paramilitärs in harten Kämpfen vertrieben. Dazu sprengte die FARC-EP die Brücke über den Guayas-Fluss, um den Rückzug abzuschneiden. Zuvor erkundeten Milizionäre die Häuser aus, in denen sich die Paramilitärs niedergelassen hatten. Die Bevölkerung wurde von der Guerilla über eine Operation in Kenntnis gesetzt. Oftmals mit Unterstützung der Armee konnten die Paramilitärs fliehen, nicht jedoch ohne eine Vielzahl von Verlusten zu erleiden.

Heute spielt diese Erinnerung an die Gewalttaten der paramilitärischen Gruppen und ihrer Unterstützer, wie Politiker und Geschäftsleute, kaum eine Rolle. In der historischen Erinnerungsarbeit wird lieber an die Opfer durch Gewalt der FARC-EP erinnert und dazu breitflächig vor den großen Gemeinden an entführte und getötete Lokalpolitiker erinnert. Wie wichtig wäre jedoch, die Machenschaften auch zwischen Politik, Wirtschaft und Paramilitärs aufzudecken und an ihre Opfer zu erinnern. Überreste von Folterstätten gibt es auch in der Provinzhauptstadt Florencia zu Genüge.

Der Skandal und die Verhaftung kann für die FARC als politische Partei ganz nützlich sein. Dazu muss sie jedoch vor den Regionalwahlen selbst Kandidaten aufstellen oder mit anderen progressiven Kräften kooperieren. Bisher hört man aus der Provinz Caquetá nicht so viel und die Bemühungen von Fabián Ramírez für das Bürgermeisteramt in Cartagena del Chairá sind wohl wieder verpufft. Auch aus den beiden Wiedereingliederungszonen in Agua Bonita und Miravalle hört man wenig bezüglich des Aufstellens von Kandidaten. Durch eine Verankerung in der Politik in der Zusammenarbeit mit sozialen Bewegungen könnte eine kritische Erinnerungsarbeit ausgebaut werden.

Mit ihrer historischen Präsenz, ihrer Fähigkeit zur Organisation und ihrer Nähe zu einigen sozialen Bewegungen, jetzt im Rahmen des legalen und zivilen Weges, sollte nicht nur, sondern muss die FARC ein grundlegender Akteur bei den Wahlen in Caquetá sein. Vor allem jetzt, wo die traditionellen Fraktionen mit Skandalen geschlagen sind und die Leute eine Alternative herbeisehnen. Doch dazu muss die FARC ihre innere Zerrissenheit überwinden und politisch aktiver werden sowie Kader ausbilden und Personen mit Charisma aufbieten.

Mit der Verhaftung des obersten Politikers der Provinz Caquetá wird das Phantom des Paramilitarismus wieder lebendig, weil man sich in diesem Fall an seine Bündnisse mit Politikern und Geschäftsleuten erinnert. Doch auch heute noch ist der Paramilitarismus aktiv. So zirkuliert just in dem Moment der Verhaftung ein Pamphlet der Aguilas Negras in Florencia, in der soziale Säuberungen angedroht und Menschen aus sozialen Bewegungen und der ehemaligen Guerilla, aber interessanterweise auch der Bürgermeister von Florencia, aus der rechten Partei Centro Democrático, bedroht werden.

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