Propaganda zu Weihnachten

Wie jedes Jahr nutzen Institutionen die Feiertage zu Weihnachten, um kleine Geschenke zu verteilen. Wie jedes Jahr nutzt auch die aufständische Bewegung FARC-EP diese Zeit, um in der Öffentlichkeit aktiv zu sein, die Bevölkerung aufzuklären und kleine Geschenke zu verteilen. Und wie jedes Jahr gibt es mediale Diskussionen, wieso es sich eine in der ländlichen Bevölkerung verankerte Bewegung erlauben kann, dies gleich zu tun. Aktuell wird sogar darüber debattiert, dass ein Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen vorliege.

Eine Debatte, die in den abgelegenen und vom Staat vernachlässigten Regionen belächelt wird. Warum sollen Transparente der FARC-EP und verschenkte Kalender und andere Kleinigkeiten an die lokalen Bewohner gefährlich sein? Während die Zahl der Angriffe seit dem Waffenstillstand stetig zurückgegangen ist und das vielleicht eher eine Meldung wert sein dürfte, hängt man sich stattdessen an der Propagandaarbeit der FARC-EP auf. Die Guerilla ist ja nun nicht einfach vom Erdboden verschwunden, sondern besteht trotzdem fort und wird auch sicherlich weiterhin den Kontakt zur lokalen Bevölkerung wahren.

Beispielhaft für die politische Arbeit ist der Block Kommandant Jorge Suárez Briceño des Zentralen Generalstabs der FARC-EP zu nennen, der zuletzt besonders in der Provinz Huila seine Arbeit verstärkte. So tauchten Plakate dieser Struktur aus dem Osten des Landes in der Provinzhauptstadt Neiva und auch in Villavieja auf. Auch auf den Straßen in Richtung Osten, so wie nach Vegalarga, tauchten Transparente der FARC-EP auf. Bereits eine Woche zuvor geschah dies in Algeciras und auch in Hobo, ebenso kleinere Städte in den gleichnamigen Landgemeinden.

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Friedensverhandlungen auf gutem Weg

Nach neuntägigen Sitzungen im Rahmen des zweiten Zyklus der Friedensgespräche zwischen der nationalen Regierung und dem Zentralen Generalstab der FARC-EP gaben die Parteien eine Reihe von Vereinbarungen bekannt. Eine der wichtigsten und medial beachtet ist die sofortige Einstellung der Festnahmen durch die FARC-EP aufgrund finanzieller Interessen. „Der Tisch des Friedensdialogs nimmt die Entscheidung des Zentralen Generalstabs der FARC-EP zur Kenntnis, die Praxis der Entführung zu wirtschaftlichen Zwecken aufzugeben“, heißt es dazu in einem gemeinsame Kommuniqué vom gestrigen Dienstag, in dem auch andere Inforationen geteilt werden.

Der Leiter der Regierungsdelegation bei den Gesprächen mit dem Zentralen Generalstab der FARC-EP, Camilo González Posso, hob die Wiederaufnahme der Gespräche hervor und erklärte, dass unter anderem „der Einrichtung und dem Verifizierungsmechanismus des Waffenstillstands“ Bedeutung beigemessen wurde. So wurde die Einrichtung der nationalen Instanz des Überwachungs-, Kontroll- und Verifizierungsmechanismus (MVMV) angekündigt und der Zeitplan für die Einrichtung der regionalen Instanzen in Arauca, Popayán, Bucaramanga, Villavicencio und Mocoa vereinbart. Für die FARC-EP ist Leopoldo Dúran der Verhandlungsleiter.

Ein anderer Fokus ist die Situation der politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen, die der aufständischen Bewegung angehören. So soll es gemeinsame Besuche in Gefängnissen geben, um die Aufmerksamkeit auf dringende Bedürfnisse wie Recht, Gesundheit, Überbelegung, Sicherheit, Ernährung und andere zu lenken. In verschiedenen Regionen sollen die Menschen bezüglich der Sicherheitslage und Situation in ländlichen Regionen angehört werden. Dies soll mittels Delegationen unter anderem in den Provinzen Cauca, Arauca, Antioquia, Putumayo und Caquetá geschehen.

Darüber hinaus betonten beide Seiten, dass es dringend ist eine Lösung für die kritische humanitäre Lage der indigenen Völker in Cauca und anderen Gebieten zu finden. Der Beginn der nächsten Gesprächsrunde wurde für den 9. bis 18. Januar 2024 in Bogotá angekündigt. In dem Kommuniqué erklärten die Parteien, dass sie in der dritten Gesprächsrunde ein Abkommen über die Umwandlung von Gebieten anstreben, die von der illegalen Wirtschaft abhängig sind. Dies betrifft zum Beispiel den Micay-Canyon in der Provinz Cauca, eine von der Guerilla kontrollierte Region wo es zuletzt viele Spannungen gab. Ein weiteres Thema, das auf den Tisch kommen wird, ist die sozio-ökologische Situation im Amazonasgebiet und der Schutz der Umwelt sowie die Auswertung des Waffenstillstandes.

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FARC-EP weiter auf dem Land präsent

In den ländlichen Regionen des kolumbianischen Staates, die seit Jahrhunderten vom Staat vernachlässigt wurden und es keine staatliche Infrastruktur außer dem Militär mit seiner Aufstandsbekämpfung gibt, ist die Guerilla weiterhin omnipräsent. Dies war sie auch schon in den Kriegszeiten und die ist sie natürlich auch jetzt im Kontext des Friedensabkommens. In vielen Regionen die einzig von der FARC-EP kontrolliert werden, dient die Präsenz zur Ordnung des Zusammenlebens, werden staatliche Aufgaben wie Bau von Straßen und Sportplätzen, aber auch Sicherheit und Justiz übernommen.

Zusammenkünfte mit der regionalen Bevölkerung oder den lokalen Führungspersonen und der Guerilla sind keine Seltenheit, sondern dienen der Absprache und Klärung von Problemen. Zuletzt geschah dies medial begleitet in der ländlichen Gegend von Íquira, als mehrere Patrouillen der FARC-EP durch Einheiten der Front Ismael Ruiz fotografisch aufgenommen und in den sozialen Netzwerken zehntausendfach geteilt wurden. Zu sehen sind mehrere bewaffnete Personen in Uniform und Symbolen der Guerilla. Zudem brachten sie Propagandatransparente in der Öffentlichkeit an.

Dies ist bei Weitem nicht Ungewöhnliches, doch über die sozialen Medien verbreiten sich die Bilder in Sekundenschnelle und lässt die kolumbianischen Rechten jedes Mal erzürnen, wie die Situation in den ländlichen Gebieten in der Realität aussieht. Was im Zentrum von Valencia de la Paz im Westen Huilas passiert ist, geschieht alltäglich in Kolumbien. Es gibt Kontakt zwischen der Bevölkerung und der aufständischen Bewegung und diese kontrolliert zudem weite Teile des Landes. Die Front Ismael Ruiz ist eine der neusten Strukturen und operiert im Süden Tolimas und in den Grenzregionen der Provinzen Cauca und Huila.

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Plenum der Partei Comunes

Das 16. Plenum der Nationalen Direktion der Partei Comunes, hervorgegangenen aus der ehemaligen Guerilla FARC-EP und Partei FARC, hat sich laut einer Erklärung wohl vor allem der internationalen Situation gewidmet und weniger die eigenen Probleme diskutiert. Zumindest wird in einer öffentlichen Erklärung nicht weiter auf die eigene Partei und ihre Herausforderungen eingegangen, sondern mehr der Politik in Lateinamerika und der Welt. Das Plenum fand in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá statt, wo auch die Partei ihre Zentrale besitzt.

In der Erklärung heißt es, dass man mit Besorgnis analysiert, dass das kapitalistische Weltsystem wieder einmal die Karte des Krieges ausspielt, um zu versuchen, aus seiner Krise herauszukommen, die seine eigene Existenz und die der Menschheit ernsthaft in Frage stellt. Für Lateinamerika nicht unüblich wird in einem anderen historischen Kontext der Krieg in der Ukraine und der so bezeichnete Völkermord am palästinensischen Volk als Beispiele für diese Realität genannt und man Zeuge eines gefährlichen Wiederauflebens von Nazismus und Faschismus in der Welt sei.

Zwar werden die progressiven Regierungen von Boric in Chile, Lula in Brasilien, Petro in Kolumbien, Luis Arce in Bolivien, López Obrador in Mexiko, Xiomara Castro in Honduras und dem Widerstand der Völker Venezuelas, Nicaraguas und Kubas gegen die imperialistischen Aggressionen lobend anerkannt, doch im Plenum setzte man sich auch mit einer kritischen Analyse des vergangenen Wahlprozesses auseinander. Wie die Probleme beseitigt werden soll, wird allerdings nicht deutlich.

Sieben Jahre nach der Unterzeichnung des endgültigen Abkommens ist der Frieden weiterhin der größte Wunsch des kolumbianischen Volkes. Daher unterstützt die Partei Comunes die von Präsident Petro vorgeschlagene Suche nach dem totalen Frieden, bekräftigen jedoch, dass die vollständige Umsetzung des Friedensabkommens, das wir mit dem kolumbianischen Staat unterzeichnet haben, eine unabdingbare Voraussetzung dafür ist, einschließlich der Garantien für das Leben und die Sicherheit der Unterzeichner des Friedensabkommens und der sozialen Führer.

Solidarität zeigen sie mit dem sozialen Prozess der Regierung Petro. Der historische und politische Moment erfordert die entschlossene Unterstützung aller fortschrittlichen Kräfte für die gegenwärtige Regierung, um sicherzustellen, dass ihre Reformprojekte verwirklicht werden. Und während der Genosse Iván Vargas während des Plenums gewürdigt wurde, er war lange in US-Gefängnissen inhaftiert, fordern sie weiterhin die Freilassung des Genossen Simón Trinidad und aller anderen politischen Gefangenen.

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Neuer Verhandlungsführer bei FARC-EP

Die Wiederaufnahme der Friedensgespräche sind durch den Zentralen Generalstab der FARC-EP bekannt gemacht worden. In der Gemeinde Suárez im Norden der Provinz Cauca kündigte der Zentrale Generalstab der FARC-EP zudem den neuen Verhandlungsführer der aufständischen Delegation an. Mit Interesse wurde nun die Absicht begrüßt, sich wieder an den Verhandlungstisch mit der nationalen Regierung zu setzen, um beim Aufbau des Friedensprozesses weiter voranzukommen.

Bei der Pressekonferenz in der Gemeinde Suárez Óscar Ojeda alias Leopoldo Durán als neuer Verhandlungsführer benannt. Leopoldo Durán, der bereits der Friedensdelegation der FARC-EP angehörte, war mehrere Jahre lang Mitglied der inzwischen aufgelösten und sich entwaffneten FARC-EP und hatte sein Operationsraum in der Provinz Meta mit dem Ostblock Jorge Briceño. Als älterer und erfahrene Mann ersetzt er Andrey Avendaño, der in den Überprüfungs- und Verifikationsmechanismus wechselt.

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Neue Verhandlungspersonen bei der Guerilla

Am gestrigen Samstag gab der Zentrale Generalstab der FARC-EP mittels eines Kommuniqués einen Wechsel von Personen an der Verhandlungsdelegation bekannt. So sollen nach einer politischen Entscheidung innerhalb der aufständischen Bewegung Alexander Díaz Mendoza, bekannt als Calarcá Córdoba, Jhon Mendoza, bekannt als Fredemiro, und Ciro Alfonso Romero Ospina, dessen Kampfname Willy Romero ist, vorübergehende Berater der Dialogkommission sein. Alle drei Personen sind in hohen Führungsebenen der Guerilla. Vor zwei Wochen wurde erst der eigentliche Verhandlungsführer Andrey Avendaño von der Guerilla abgesetzt.

Die drei Personen sind Mitglieder der nationalen Führung der FARC-EP und wurden nach tagelangen Beratungen innerhalb der Guerilla an den Verhandlungstisch geholt. In diesem Zuge sollen die Haftbefehle gegen die drei von Seiten der Regierung aufgehoben werden. „Wir hoffen, dass die Initiative hochrangiger Mitglieder unserer Organisation, sich dieser Aufgabe anzunehmen, von der Gegenseite positiv aufgenommen wird. Wir bitten darum, dass die Haftbefehle so schnell wie möglich aufgehoben werden und dass wir den Weg zum Frieden in gutem Glauben ebnen.“

Alexander Díaz Mendoza alias Calarcá Córdoba wurde in Meta geboren und schloss sich 1998 der 40. Front der FARC-EP an. Dort lernte er lesen und schreiben und gehörte zu einer Eliteeinheit innerhalb des Ostblocks. Heute ist er der Kommandant der Front Jorge Briceño. Willy Romero ist ein Kommandant der 10. Front und gehört ebenfalls zur Kommandoebene. Fredemiro hingegen gehört zur Kommandoebene der 48. Front der FARC-EP, die im Süden des Landes operiert. Der personelle Wechsel in der Verhandlungsdelegation hatte sich in der letzten Zeit angedeutet.

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Die aktuelle Lage der FARC-EP, Zentraler Generalstab

Der Zentrale Generalstab der FARC-EP ist ein Zusammenschluss von Strukturen mit unterschiedlichen Ursprüngen und Motivationen. Hauptsächlich ist diese Guerilla aus einigen wichtigen Kommandeuren der aufgelösten FARC-EP hervorgegangen, die den Friedensprozess verlassen haben oder die kurz nach der Unterzeichnung des Abkommens wegen Unzufriedenheit über das Ausgehandelte bzw. die Nichteinhaltung des Vereinbarten ausgestiegen sind. Parallel dazu bildeten sich zwischen 2017 und 2018 weitere damals noch als dissidentische Gruppen der FARC-EP aus ehemaligen Friedensunterzeichnern und Teilen enttäuschter Milizionäre oder aus Personen, die keinen Anreiz sahen, ihren Prozess der Wiedereingliederung fortzusetzen.

Die unterschiedlichen Gruppen befanden sich teilweise überall, vor allem jedoch im Süden des Landes und hatten noch keinen Kontakt untereinander. Der Zentrale Generalstab ging dann von einer Zersplitterung der Dissidentenstrukturen zu einer Koordinierung über und befindet sich derzeit in einem Prozess der Vereinheitlichung. Gentil Duarte und Iván Mordisco, zwei Kommandanten, die aus dem Friedensprozess ausgestiegen sind, haben das Projekt der Dissidentenkoordination seit 2018 entwickelt, als sie begannen, Abgesandte in verschiedene Regionen des Landes (Cauca, Nariño, Catatumbo, Arauca und Antioquia) zu entsenden, um ihren territorialen Einfluss auszuweiten und in diesen Schlüsselgebieten Einfluss zu gewinnen.

Die Koordinierung wurde ab dem Jahr 2019 noch deutlicher. Allerdings handelte es sich nicht um eine homogene und hierarchische Gruppe, sondern um einen Zusammenschluss von verschiedenen Strukturen mit fließender Kommunikation und relativ erfolgreicher Koordination. Anstelle eines einheitlichen Kommandos gab es eine fast vollständige Mitverwaltung und Autonomie auf regionaler und lokaler Ebene der Strukturen. Seit 2023 wird sie im Rahmen des totalen Friedens intern gestärkt: Alle Kommandeure konnten sich treffen und gemeinsame Entscheidungsszenarien bilden. Der aktuelle Friedensprozess stärkt also die interne Struktur der Guerilla.

Obwohl die Entstehung und Motivation dieser Strukturen vielfältig ist und selbstverständlich über eine rein wirtschaftliche Logik hinausgeht, nicht so wie die Medien es behaupten, ist jedoch das Wachstum und die Stärkung der Guerilla auch eng mit den finanziellen Ressourcen von Wirtschaftszweigen wie Drogenhandel, illegaler Bergbau oder Erheben der Revolutionssteuer verbunden. Mehrmals berichteten wir, dass eine illegalisierte Organisation auch nur illegale Möglichkeiten der Finanzierung hat. Doch darüber hinaus wurde schnell der Kontakt mit der lokalen Bevölkerung gesucht, Regeln des Zusammenlebens erstellt und übernimmt die FARC-EP hoheitliche Aufgaben in Landesteilen, wo der Staat faktisch nicht präsent ist.

Wie in ihrem Entstehen unterschiedlich sind auch die Kommandanten des Zentralen Generalstabs, der Fronten und der mobilen Kolonnen von unterschiedlichem Profil. Sie reichen von Kämpfern mit umfassender Erfahrung und Führungsqualitäten innerhalb der FARC bis hin zu Kommandanten mit wenig Guerillaerfahrung, die Führungspositionen in den Strukturen übernommen haben. Über das lokale Auftreten einer Struktur in einem Gebiet entschiedet häufig auch die Erfahrung der Kommandanten, auch wenn es jetzt mehr Kommunikation und Unterstützung untereinander gibt.

In den beiden Blöcken Jorge Suárez Briceño und des Südostens ist eine große Zahl erfahrener und routinierter Kommandanten vertreten. Der Block Magdalena Medio weist weniger erfahrene Profile auf, obwohl es dort anerkannte Milizenführer gibt. Im Gemeinsamen Ostkommando besteht das Profil eher aus ehemaligen Kämpfern, die aus dem Gefängnis entlassen wurden. Diese Heterogenität verstärkt sich auf den unteren und lokalen Kommandoebenen mit zunehmend jüngeren Kommandanten, die wenig Indoktrination oder Erfahrung in der Guerilla haben, sondern aktuell im Rahmen der neu entstandenen Möglichkeiten ihre Ausbildung bekommen.

Das Vereinigungsprojekt des Zentralen Generalstabs der FARC-EP hat in den letzten drei Jahren ein beträchtliches Wachstum erfahren und durch seine regionale Koordinierung eine nationale Wirkung erzielt. Obwohl sie die am stärksten konsolidierte Bewegung aus der ehemaligen FARC-EP ist, im Vergleich zur schwächelnden FARC-EP, Zweites Marquetalia, ist sie nicht so mächtig und einflussreich wie die ehemalige FARC-EP vor dem Friedensabkommen von 2016. Sie hat derzeit über 3500 Mitglieder und verfügt über Einfluss in 173 Gemeinden in 22 Provinzen, obwohl ihre Präsenz in den verschiedenen Landesteilen unterschiedlich ist und sie im Südosten und im Südwesten am stärksten ist.

Obwohl es gelungen ist, 27 der rund 40 aus dem Friedensprozess mit der FARC-EP hervorgegangenen Strukturen in fünf regionalen Blöcken zu organisieren, ist der Zentrale Generalstab nach wie vor ein Sammelsurium von Strukturen mit teilweise unterschiedlichen Interessen und Arbeitsweisen. Es gibt zwar Koordinierung und Kommunikation, aber weder eine einheitliche Befehls- und Kontrollstruktur noch gemeinsame Leitlinien für alle Strukturen. Diese sind derzeitig im Entstehen. Noch wirkt das Auftreten wie eine Föderation von Gruppen mit unterschiedlichem Grad der Artikulation und einem hohen Maß an Autonomie in seiner territorialen Funktionsweise. Trotzdem muss erwähnt werden, dass der Aufbau bis hierher eine große Leistung war, denn der staatlichen Repression oder dem Druck anderer bewaffneter Akteure muss zeitgleich auch widerstanden werden.

Der Block Kommandant Jorge Suárez Briceño und der Südost-Block sind die beiden Mutterblöcke des Zentralen Generalstabs. Ihre Befehlshaber Gentil Duarte und Iván Mordisco haben das Vereinigungsprojekt entwickelt und waren die ersten, die sich 2016 vom Friedensprozess distanzierten. Ihr Wachstum ist so groß, dass sie die Kontrolle über eine der ehemaligen FARC-Hochburgen, den Süden des Landes, zurückerobert haben. Sie sind militärisch nicht sehr aktiv, was nicht notwendig ist aufgrund der territorialen Kontrolle und ihr Erstarken war nicht von territorialen Streitigkeiten geprägt, sondern eher von Szenarien der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Kommandanten der Dissidenten und der Koexistenz mit anderen Gruppen.

Der Westliche Block Kommandant Jacobo Arenas, ehemals Westliches Koordinationskommando, gehört sicherlich zu den aktivsten der FARC-EP. Es hat mittlerweile neun Strukturen (Fronten und mobile Kolonnen) integriert hat, die hauptsächlich in Cauca und Nariño und auch in Valle del Cauca, Huila und Tolima operieren. Die Koordinierung zwischen seinen Fronten war der Schlüssel zur erfolgreichen Expansion des Zentralen Generalstabs im Südwesten des Landes, was ihn heute zu einem der einflussreichsten Blöcke macht. Alle Strukturen haben sich in ihrer territorialen Entwicklung gegenseitig unterstützt und es gibt einen hohen Grad der Kommunikation.

Der Block Magdalena Medio Kommandant Gentil Duarte operiert in einem Korridor, der Catatumbo, den Süden von Bolívar, Bajo Cauca und den Norden Antioquias verbindet. Ihre wichtigste Front ist die 33. Front, da sie die wichtigsten Anführer bündelt und die Expansion nach Antioquia und Bolívar koordiniert hat. Sie ist einer der wichtigsten Blöcke für den Zentralen Generalstab, da sie fast alle Strukturen der Guerilla vereint, die im Norden und im nördlichen Zentrum des Landes entstanden sind. Er ist der einzige Block, der ein befreundetes Verhältnis zur ELN unterhält, was sich bei der Eindämmung der Paramilitärs im Norden des Landes als nützlich erwiesen hat.

Das Östliche Koordinationskommando ist eine der Strukturen, die trotz ihrer vergleichsweisen geringeren territorialen Ausdehnung im Vergleich zu den anderen Blöcken ein Protagonist der politisch-militärischen Arbeit ist, insbesondere wegen ihres Konfliktes mit der ELN. Sie hat zwei Hauptfronten, die in Arauca und Casanare operieren: die 10. und 28. Front. Ihre Kommandanten waren zwar Teil des Friedensabkommens, haben sich dann aber dem Friedensprozess entfernt, nachdem sie Dank ihm freigelassen wurden. Es sind Arturo Paz und Antonio Medina.

Aktuell befindet sich diese Organisation in einem, wenn auch stockenden Friedensprozess mit der kolumbianischen Regierung. Dank ihrer dezentralen Arbeitsweise, ihrer lokalen Autonomie und ihrer Fähigkeit, sich schnell neu zu formieren, kann sie sich an die Aktionen der staatlichen Sicherheitskräfte anpassen. Sie hat die klare Absicht, weiter zu expandieren, denn obwohl sie am Verhandlungstisch sitzt, hat sie neue Fronten im Westen und Osten der Provinz Huila konsolidiert und lädt die Bevölkerung weiterhin offen über soziale Netzwerke ein, sich ihren Reihen anzuschließen, übt Kontrolle über die Bevölkerung aus und definiert sich als politischer Akteur in vielen Teilen des Landes, sicher auch, weil staatliche Strukturen fehlen und die Guerilla diese übernimmt.

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Kämpfe in Cauca intensivieren sich

Schwere Kämpfe gab es in der Provinz Cauca in verschiedenen Regionen. So berichten sowohl indigene Gemeinschaften und Bauern von Kämpfen in der ländlichen Region der Gemeinde Silvia von Kämpfen mit Toten. Die Kämpfe begannen demzufolge am Montag zwischen Einheiten der ELN und der Struktur Dagoberto Ramos der FARC-EP. Zwar war dieses Gebiet in den 1990er und 2000er Jahren Territorium, welches von der FARC-EP kontrolliert wurde, doch im Zuge des Friedensabkommens von 2016 drang die ELN in dieses Gebiet ein. Nun soll es wohl Versuche der FARC-EP geben, dieses Gebiet wieder zurückzuholen. So soll die FARC-EP Einheiten aus den Gemeinden Inzá, Páez und Toribío eingesetzt haben, um die Kontrolle über Silvia wiederzuerlangen.

Die Zivilbevölkerung befand sich teilweise inmitten der Kämpfe, teilweise flohen die Bewohner aus den Gebieten der Kämpfe. Häuser wurden zerstört, Wände mit FARC-Symbolen markiert und Autos für den Transport der Kämpfer missbraucht. Andere Kämpfe gab es inmitten des Ortes Timba der Provinz Cauca. Hier gab es Kämpfe zwischen Sicherheitskräften und der FARC-EP, bei dem der Friedensunterzeichner und ehemalige FARC-Kämpfer Argemiro Fajardo Perdomo getötet wurde, als dieser sich durch den Ort bewegte. Auch hier wurde die lokale Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen, weiße Fahnen säumten die Häuser.

Zuletzt war es aufgrund des bilateralen Waffenstillstandes zwischen der kolumbianischen Regierung und der aufständischen Bewegung FARC-EP in vielen Regionen des Landes tatsächlich ruhiger geworden. Die Kämpfe gingen zurück und es gab weniger Tote zu vermelden. Diskussionen in den Medien gab es jedoch permanent zur FARC-EP, die ihre politische Arbeit nicht einstellte, sondern natürlich weiterhin in den Regionen präsent war, Treffen mit der Zivilbevölkerung abhielt und ihre Einheiten unterwegs waren. Eine Guerilla kann sich ja nicht in Luft auflösen und hört nicht automatisch auf zu existieren, nur weil ein beidseitiger Waffenstillstand abgeschlossen wird, der vor allem die Eistellung gegenseitiger offensiver Kampfaktionen fordert und regelt.

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Infiltration bei der FARC-EP

In einem gestern veröffentlichten Kommuniqué des Zentralen Generalstabs der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco weist die aufständische Organisation darauf hin, dass es einen „Plan des Feindes“ gegeben habe, den Friedensprozess zu sabotieren, der jedoch von der „revolutionären Gegenspionage“ aufgedeckt worden sei. So sind zwei Vertretern des Verhandlungstisches infiltriert worden. Dies wurde am Mittwoch im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) veröffentlicht. Bei den Infiltratoren, so die FARC-EP in dem Kommuniqué, handelt es sich um Luis Carlos Pinilla Cortez, alias Oscar, und Leidy Tatiana Rojas Olaya, alias Ángela. Als sie aufgedeckt worden seien, sind sie geflohen.

„Im Moment sind sie Deserteure, die uns in keiner Instanz der Guerillabewegung vertreten“, so das Kommuniqué. Rojas wird in einer Resolution des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro vom 24. Juli genannt, in der er sie als Vertreterin der Organisation bei den Friedensgesprächen anerkennt und die Aufhebung der Haftbefehle gegen sie fordert. Pinilla taucht in einer ähnlichen Resolution auf, die am 10. Juli vom kolumbianischen Präsidenten unterzeichnet wurde. Im Kommuniqué gibt die Guerilla an, dass sich Pinilla, alias Oscar, als Kommandant der 57. Front ausgab und der „von der Zivilbevölkerung Geldsummen forderte und Morde an der Zivilbevölkerung und an Kollaborateuren“ verübte.

„Wir bedauern diese Situation zutiefst, aber es wäre falsch, sie zu verschweigen. Mitten im Krieg sind solche Umstände in der Geschichte immer wieder vorgekommen und auch unsere Armee ist nicht davor gefeit, dass uns so etwas passiert“, heißt es in der Veröffentlichung der EMC. Sie geben an, dass er von einem Mann, der als Wilmar Jovani Cuero Illeras identifiziert wurde, 900 Millionen Pesos (etwas mehr als 220.000 Dollar) erpresst hat und ihn dann ermordet und verschwinden lassen hat. Nichtsdestotrotz erklärt die aufständische Organisation, dass sie sich weiterhin verpflichtet fühlt, „Wege zu beschreiten“, die zu einem „Frieden mit sozialer und ökologischer Gerechtigkeit“ führen werden.

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Gewaltwelle in Kolumbien

In den letzten Stunden kam es in Kolumbien zu verschiedenen Massakern in der Zivilbevölkerung. Diese Morde erinnern an alte Zeiten, in welcher der bewaffnete Konflikt eskalierte und vor allem paramilitärische Gruppen die Bevölkerung drangsalierten. Die Massaker kosteten 18 Menschen das Leben und sie geschahen in unterschiedlichen Landesteilen. Bisher gibt es keine Beweise für die Urheber der Massaker, wir haben grundsätzlich auch kein Interesse an Spekulationen, doch die Häufigkeit und Systematik ist aus den 1990er Jahren bekannt und vor allem aus den Zeiten, in dem sich die aufständischen Bewegungen in Friedensverhandlungen mit der Regierung befanden. Damals sollten die Morde und Massaker eine Unruhe in der Bevölkerung verbreiten und die Politik einer harten Hand fördern. Häufig kam die Intention aus militärischen und rechen Kreisen, die sich eine angespannte Sicherheitslage für ihre politischen Intentionen zu Nutze machen wollten.

So kam es zuletzt in der Gemeinde Puerto Berrío, Antioquia, zu einem Massaker an vier Personen, in der Gemeinde Jamundí, Valle del Cauca, sowie in der Gemeinde Algeciras, Huila, ebenso zu je vier getöteten Menschen. In Ipiales, Nariño, und in Villanueva, Casanare, wurden je drei Menschen ermordet. Zu den Massakern gab die NGO Indepaz an, dass in Casanare zwei Männer und eine Frau in den Stadtvierteln La Colmena und Bello Horizonte in Villanueva getötet wurden. Bewaffnete Männer sollen zum Tatort gekommen sein und die Opfer, deren Identität noch nicht bekannt ist, angegriffen haben. Im Fall von Ipiales, Nariño, wurden nach Angaben von Indepaz drei Männer im Viertel Montecarlo getötet. Nach Angaben lokaler Medien ereignete sich der Vorfall, als ein Mann in einem Fahrzeug zwei junge Männer erschoss, die auf der Stelle starben; eine dritte Person, die verwundet worden war, starb später in einem medizinischen Zentrum.

Im Fall von Algeciras in Huila erklärte Indepaz, dass vier Menschen im kleinen Ort El Silencio getötet wurden. Die Tat wurde offenbar von einer Gruppe bewaffneter Männer begangen, die in ein Haus eindrangen und die Bewohner angriffen. Im Fall von Jamundí in Valle del Cauca berichtete Indepaz, dass vier Personen von einer Feier im Sektor La Liberia entführt wurden und ihre Leichen später in verschiedenen ländlichen Gebieten gefunden wurden. Die nächsten Tage werden zeigen, wer hinten den jeweiligen Massakern steckt. Generell ist die Lage auch in den Großstädten dramatisch geworden. Auch auf dem Land ist die Kriminalitätsrate gestiegen. Häufig wird der Sündenbock bei den scheinbar progressiven Regierungen gesucht oder bei der Guerilla. Nur selten wird aufgedeckt, dass kriminelle politische Machenschaften des rechten Sektors mit Militär und Paramilitär dahinterstecken, die sich Abzeichen, Uniformen und Kommuniqués der Guerilla bedienen.

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Friedensverhandlungen gehen weiter

Nach zehntägiger Unterbrechung der Gespräche zwischen der nationalen Regierung und dem Zentralen Generalstab der FARC-EP unter der Führung von Iván Mordisco wurde in den letzten Tagen angekündigt, dass die Akteure die Gespräche wieder aufnehmen werden. Dies wurde von Camilo González Posso, Leiter der Regierungsdelegation, bestätigt, der auch einen neuen Zyklus der Friedensgespräche ankündigte.

Zuvor hatte die aufständische Bewegung FARC-EP kommuniziert, dass sie nach Verstößen seitens der Regierung interne Konsultationen einleiten werde. Die Aussetzung erfolgte am selben Tag wie die Nachricht von der Festnahme von vielen Soldaten des Bataillons der städtischen Spezialeinheiten (Bafur) im Ort El Plateado in der Provinz Cauca, durch die lokale Bevölkerung.

In einem Kommuniqué der FARC-EP bezog man sich zwar nicht wortwörtlich auf diesen Vorfall und diesen Ort, es war jedoch klar, dass besonders die Provinz Cauca in Bezug auf Militarisierung gemeint war. „Das Militär sollte die Zonen verlassen, wie es sich verpflichtet hatte; die Antwort darauf war jedoch, die Zahl der Soldaten zu verstärken und alle Räume zu besetzen, zu deren Räumung sich die Parteien verpflichtet hatten“, so die Guerilla am 5. November.

Der Waffenstillstand wurde jedoch im Großen und Ganzen von den beiden Akteuren eingehalten. Zuletzt gab es jedoch die Meldung, dass es in der Provinz Antioquia, Gemeinde Anorí, eine Militäroperation gegeben habe und als Reaktion ein Angriff der FARC-EP erfolgte, bei dem zwei Soldaten getötet wurden. Im Waffenstillstand verpflichten sich beide zur Einstellung offensiver Aktionen, behalten sich das Recht auf Selbstverteidigung jedoch vor.

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Polemik über Guerilla

Immer wieder wird in den Medien polemisch über die aufständische Bewegung berichtet, vor allem dann, wenn es Zusammenkünfte mit der Bevölkerung gibt. Die Massenmedien sehen darin die Indoktrination der lokalen Bevölkerung eines bestimmten Gebietes und die Machtausübung einer bewaffneten Gruppe in einer Region, wo der Staat nichts mehr zu sagen hat. Und ja, so ist es auch. Die FARC-EP ist dort präsent, wo der Staat nie präsent war oder wo der Staat sich verabschiedet hat. Hier übernehmen sie faktisch die Kontrolle, regeln das Zusammenleben, schützen, bauen und richten. In Anweisungen an die lokale Bevölkerung, per Flugblätter, Plakaten oder bei eigens einberufenen Treffen, wird das Zusammenleben und die Regeln erklärt.

Dies geschah erst wieder vor kurzem und am gestrigen Dienstag verbreitete sich ein Video im sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter), in dem ein Treffen zwischen der FARC-EP und der Bevölkerung in der ländlichen Region der Gemeinde La Plata in der Provinz Huila zu sehen ist. In dem Video ist zu hören, wie sich die Männer der FARC-EP als Autorität in dem Gebiet bezeichnen. Die Personen, die an dem Treffen teilnahmen, leben in den Dörfern El Belén, San Vicente, San Pablo de Algeciras und Santa Marta. Bei der Struktur der FARC-EP handelt es sich um die Front Ismael Ruiz der FARC-EP, die in Huila und im Süden von Tolima operiert und zum Westblock Kommandant Jacobo Arenas gehört.

Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn die FARC-EP in ihren Einflussgebieten den Kontakt mit der Bevölkerung sucht und hält. Anscheinend ist es jedoch für den Staat und die Massenmedien unvorstellbar, dass es in großen Landesteilen seit jeher einen Kontrollverlust gibt und die aufständische Bewegung dort die Macht ausübt. Gerne wird dabei immer wieder die Guerilla als Drogenterroristen bezeichnet, zuletzt auch durch die Regierung, die sich in Verhandlungen mit der FARC-EP befindet. Eine Antwort der FARC-EP zu dem Vorwurf von Präsident Gustavo Petro folgte sofort: „Wir sind weder Produzenten noch Konsumenten von Drogen, im Gegensatz zur Regierung. Wir waren es, die Pablo Escobar bekämpften, während die Regierung ihm erlaubte, Startbahnen zu bauen. Wir sind nicht dem Weg von Camilo Torres gefolgt, sondern dem des unbesiegbaren Guerrilleros Manuel Marulanda Vélez.“

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