Guerilla für Waldbrände verantwortlich?

Immer wieder gab es in den zurückliegenden Jahren Meldungen in den Medien, dass die Gruppen der FARC-EP für großflächige Waldzerstörungen, Brände und systematische Abholzungen verantwortlich sind. Aktuell brennen wieder im Nationalpark Chiribiquete einige Punkte und sofort schlägt der Verteidigungsminister Alarm, dass die FARC-EP dahinterstecken würde. Häufig sind es jedoch kriminelle Strukturen, zugezogene Personen im Auftrag von Großgrundbesitzern und Strohmännern von Konzernen, die verantwortlich für die Umweltzerstörungen sind.

Mittels von zugezogenen Strohmännern, die reichlich finanziell ausgestattet werden, wird so Land gewonnen, welches der Viehwirtschaft und den transnationalen Konzernen dient. Die Guerilla jedoch hat wenig Interesse, in ihrem Einzugsbereich kriminelle Strukturen Eingang zu gewähren und ihren Schutz der Wälder zu zerstören. Es ist eher andersherum, dass den Kolonisten nur eine bestimmte Anzahl an Fläche und auch Bäumen zum Fällen gewährt wird. Durch bestimmte Gesetze und Regeln wird somit das Zusammenleben organisiert.

Die Provinzen Caquetá und Guaviare sind Bastionen der FARC-EP und mit ihren Strukturen wird das Zusammenleben dort maßgeblich geregelt. Durch Militäroperationen, wie die unter dem Vorwand des Umweltschutzes vor Jahren initiierte Operation Artemisa, wird die lokale Bevölkerung unterdrückt und stigmatisiert. Aktuell wird die Front Miller Perdomo der FARC-EP für die Waldbrände verantwortlich gemacht, jedoch kein Wort darüber verloren, dass auch das Militär nicht unerheblich ihren Teil für Brände und Umweltzerstörungen beitragen.

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Nächster Angriff auf Wiedereingliederung

Vor wenigen Tagen hat sich ein erneuter Angriff auf ein wichtiges Projekt der Wiedereingliederung der FARC in Bogotá ereignet. Diesmal wurde das als Leuchtturm-Projekt bekannt Haus der Brauerei „La Roja“ angegriffen und teilweise geplündert. Dies gab der Teil der FARC des Nationalen Rates der Wiedereingliederung in einer Pressemitteilung bekannt. Die Craft-Brauerei „La Roja“, zu Deutsch „das Rote“, wird von ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfern der FARC entwickelt und produziert. Damit haben sie neben einem politischen Projekt zudem auch eine sozioökonomische Alternative für sich und ihre Familien.

Das Kulturhaus wurde in der Nacht des 2. Februar in der Gegend von Teusaquillo in Bogotá angegriffen. Es ist derselbe Stadtteil, in der sich ein anderes wiedereingegliedertes Projekt befindet, das Mitte Januar einen Angriff erlebte, als in einer Toilette des Alternativen Hauses (Casa Alternativa) ein Sprengsatz gefunden wurde. Laut der FARC-Partei Comunes sind es klare Akte der Sabotage gegen die produktiven Initiativen der sozialen und wirtschaftlichen Wiedereingliederung der Friedensunterzeichner. Sie sollen nur darauf abzielen, Angst zu erzeugen. Die Brauerei erreichte internationale Anerkennung als ein Leuchtturm-Projekt der Wiedereingliederung.

Einer der Vorsitzenden der Partei Comunes, Pastor Alape, verurteilte den Angriff, den er auch als Attentat bezeichnete. Es ist ein struktureller Plan, so Alape, die politische Teilnahme und Wiedereingliederung der Friedensunterzeichner zu sabotieren. Zugleich forderte er konkrete und sofortige Maßnahmen von der Regierung, um das Leben und die Ausführung der produktiven Projekte der Wiedereingliederung zu garantieren. Weiterhin findet eine große Stigmatisierung der Friedensunterzeichner statt, die nun zudem von einer Zurücknahme ihrer Sicherheitssysteme gefährlich betroffen sind.

Fälle wie die Zerstörung ihrer politischen Propaganda in einigen Regionen, die ständigen Drohungen gegen ihre Führung, der Abbau ihrer Sicherheitssysteme, Schäden an Autos und die Kündigung der Fahrzeugflotte sowie das Versäumnis, ihre Systeme zu stärken, zeigen eine ernste Situation für das Leben der ehemaligen Guerillakämpfer. Seit der Unterzeichnung des Abkommens sind bereits 294 Kämpfer ermordet worden. Zuletzt wurde wiederholt festgestellt, dass es eine systematische Nichteinhaltung des endgültigen Friedensabkommens gibt, dass sich auch in fehlenden Sicherheitsgarantien niederschlägt.

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Nächster FARC-Kommandierender tot?

Wie nun mehrere Quellen bestätigten, ist der Kommandierende der 28. Front der FARC-EP alias Antonio Medina auf venezolanischem Territorium bei Kämpfen ums Leben gekommen. Die 28. Front, die mit der 10. Font alliiert ist, befindet sich in Arauca, Casanare und im venezolanischen Bundestaat Apure in einem territorialen Kampf mit dem ELN und der FARC-EP, Zweites Marquetalia.

So gab es seit Mittwoch schwere Kämpfe in der Gegend um Sarare und Cañitos im Bundesstaat Apure, die hier zwischen Strukturen des ELN und der 28. Front unter dem Kommando von Antonio Medina stattfanden. Zwar gab es auch ein Gerücht, dass Antonio Medina nur verletzt sei und er von seinen Kämpfern in sicheres Gebiet gebracht worden sei. Doch nun verdichten sich die Nachrichten über seinen Tod.

Antonio Medina, der in den letzten Jahren durch seine Kommandofunktion und Kommuniqués über Youtube bekannt wurde, ist ein enger Verbündeter von Gentil Duarte und Iván Mordisco. Mit bürgerlichen Namen heißt er Omar Pardo Galeano. In den 2000er Jahren war er in der urbanen Front „Antonio Nariño“ aktiv, die in Bogotá ihr Operationsgebiet hatte. Später hatte er politisch-militärische Funktionen im Ostblock der FARC-EP.

Zuletzt wurde bereits alias Jhonier im Westen Kolumbiens bei einer Militäroperation getötet. Es bleibt abzuwarten, inwieweit eine Schwächung der Strukturen eintritt oder ob ihre Positionen adäquat besetzt werden können. Die Struktur der Guerilla ist eigentlich so aufgebaut, dass Kommandopositionen in funktionierenden Organisationen meist zügig und auch adäquat wiederbesetzt werden können.

UPDATE:

Bereits wenige Stunden später nach dem Schreiben dieses Artikels verdichtete sich die Version seiner Flucht. Demnach sei sein Tod nur ein Manöver, um den Druck seiner Verfolgung und Jagd von ihm zu nehmen. Aktuell berichten mehrere Quellen, dass er sich weiterhin am Leben befindet, allerdings gejagt von Sicherheitskräften aus Venezuela und auch ELN.

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Schlag gegen FARC-EP im Westen – alias Jhonier getötet

Vor wenigen Stunden erklärten Präsident Iván Duque und militärische Quellen, dass der Kommandierende des Comando Coordinador de Occidente (Westliches Koordinationskommando) Euclides España Caicedo alias Jhonier getötet wurde. Bereits seit Tagen habe es eine Militäroperation mit Hilfe geheimdienstlicher Mittel in der Region um Toribio in der Provinz Cauca mit dem Ziel des Schlages gegen den Kommandierenden des Westlichen Koordinationskommandos gegeben. Dem Westlichen Koordinationskommando unterstehen unter anderem die Fronten und mobilen Kolonnen Dagoberto Ramos, Jaime Martínez, Adan Izquierdo, Franco Benavides und Urías Rondón mit einem Operationsgebiet in Huila, Valle del Cauca, Cauca und Nariño im Südwesten Kolumbiens. Sie sind mit den Strukturen um Iván Mordisco und Gentil Duarte im Osten des Landes verbündet.

Staatliche Sicherheitskräfte gehen davon aus, dass Jhonier hinter den gerade genannten Kommandierenden aus dem Osten des Landes an dritter Stelle der Hierarchie in der FARC-EP steht. Es ist somit ein schwerer Schlag gegen die Guerilla. Rund 25 Jahre war Jhonier in der FARC-EP aktiv und wichtige Vertrauensperson von Iván Mordisco und Gentil Duarte. Zuvor war er unter anderem in der Kommandoebene der sich im Rahmen des Friedensprozesses entwaffnenden FARC-EP, wo er als Anführer der 27. und 40. Front im damaligen militärischen Ostblock diente. Ab 2018 übernahm er dann im Westen seine Arbeit mit dem Ziel des Aufbaus und der Vereinigung der dort noch vorhandenen alten Strukturen, die aktuell über 1000 Kämpfer besitzen.

Das Westliche Koordinationskommando kämpft im Südwesten des Landes gegen die staatlichen Sicherheitskräfte, Paramilitärs und andere Guerillagruppen wie der ELN und der FARC-EP, Zweites Marquetalia um Iván Márquez. Dort konnten sie in der zurückliegenden Zeit an Boden gewinnen und zumindest die Ausbreitung der Strukturen um das Zweite Marquetalia erfolgreich verhindern. Dabei waren besonders die Provinzen von Cauca und Nariño mit schweren Kämpfen betroffen, was nicht nur zu Toten in der Zivilbevölkerung führte, sondern auch zu massenhaften Vertreibungen. Zu Gute kommen dem Westlichen Koordinationskommando die bereits zuvor verankerten Strukturen der „alten“ FARC-EP, die sie größtenteils übernommen hatten.

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Bombe im Alternativen Haus der Partei Comunes

Im sogenannten Alternativen Haus der Partei Comunes, ehemals FARC-Partei, wurde am Freitag in einer Toilette eine Bombe gefunden. Die Bombe bestehend aus anderthalb Kilogramm Sprengstoff in einer Plastikflasche und einem Zündsystem verbunden mit einem deaktivierten Telefon, wurde durch staatliche Sicherheitskräfte neutralisiert. Dies gab unter anderem Sergio Marín bekannt, politischer Vertreter der Partei Comunes in Bogotá. Das Haus befindet sich im Viertel Teusaquillo im Zentrum Bogotás und wird hauptsächlich von jungen Menschen genutzt.

Das Haus Casa Alternativa dient als soziales Zentrum, in dem nicht nur Treffen der linken Bewegungen durchgeführt werden, wie zum Beispiel zuletzt der Historische Pakt als Zusammenschluss progressiver Parteien und Bewegungen für die Präsidentschaftswahl, sondern ist auch ein Ort von Veranstaltungen. Inhaber des Hauses ist jedoch nicht die Partei Comunes selbst, sondern ein ehemaliger Guerillero als juristische Person. Hier befindet sich auch ein Restaurant und man kann Produkte aus sozioökonomischen Projekten der EX-FARC erwerben.

Wer die Bombe im Haus Casa Alternativa deponiert hat, ist bis heute nicht klar. Zuletzt gab es immer wieder Drohungen von paramilitärischen Gruppen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Politiker aus der Partei Comunes darauf aufmerksam machten, dass es immer noch keine Sicherheitsgarantien für die politische linke Opposition gibt. Dies jedoch wurde im Friedensvertrag festgelegt, der zwischen der FARC-EP und der kolumbianischen Regierung im Jahr 2016 abgeschlossen wurde. Zuletzt gab es einen Anstieg von Angriffen auf linke Aktivisten, der vermutlich im Kontext der anstehenden Präsidentschaftswahlen steht.

 

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Interview mit der FARC-EP

Ein Interview der Journalistin Salud Hernández-Mora mit dem politischen Verantwortlichen der FARC-EP in Arauca, welches für die politische Nachrichtenseite „Semana“ in Venezuela durchgeführt wurde, sorgte national und international für Aufsehen. Es ist das erste Interview mit einem überregionalen kolumbianischen Medium, dass mit einem Mitglied der aufständischen Bewegung getätigt wurde. Zum anderen waren natürlich die Themen des Interviews interessant. Die Journalistin sprach mit dem politischen Kommandanten Ernesto, der unter anderem für die 10. Front zuständig ist, nicht nur über den Krieg mit dem ELN in Arauca, sondern auch zum Zustand der FARC-EP und ihren Zielen, über Maduro, Petro und den Konflikt mit den politischen Blutsbrüdern der FARC-EP, Zweites Marquetalia. Zu den Zielen bekräftigte Ernesto ein hartes Durchgreifen, sogar mit einer Todesstrafe, für die Korrupten, Vergewaltiger und Mörder in der Region. Er kam jedoch auch auf die internen Regeln und Normen zu sprechen und machte deutlich, dass innerhalb der FARC-EP auch gemäß der Statuten Vergehen bestraft werden. Auf politischer Ebene ist dieses Interview ein großer Gewinn für die aufständische Bewegung. So kann die Guerilla in der Öffentlichkeit auch als politischer Akteur wahrgenommen werden und nicht nur, wie sonst in den Massenmedien üblich, als eine so dargestellte und diskreditierte Narco-Bewegung.

Das ganz Interview auf Spanisch beim Magazin Semana gibt es hier

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Konflikt in Arauca durch Angriff des ELN ausgelöst

Der aufflammende Konflikt zwischen den beiden aufständischen Bewegungen ELN und FARC-EP wurde durch den Bruch eines Nichtangriffspaktes ausgelöst. In einem Interview mit Noticias 100.3 und dem politischen Kommandanten für die FARC-EP in Arauca, Ernesto Devia Casanova, der allgemein unter dem Kampfnamen „Ernesto“ bekannt ist, erklärte dieser, dass das ELN am 2. Januar einen Angriff auf ein Lager der FARC-EP in Venezuela verübt hatte. Dieser Angriff von Mitgliedern der ELN-Front „Domingo Laín“ führte dazu, dass der Nichtangriffspakt bzw. das Abkommen über die Koexistenz von 2011 getilgt wurde.

Der Angriff ereignete sich demzufolge in der Nähe von Tres Esquinas, einer Stadt im Bundesstaat Apure an der Grenze zu Kolumbien. Damit wurde der Funken ausgelöst, der schließlich das Feuer des Konfliktes in Arauca entfachte und die laut dem politischen Kommandanten der FARC-EP für mehr als 30 Todesopfer sorgte. Das Abkommen über die Koexistenz wurde 2011 von der „alten“ FARC-EP mit dem ELN abgeschlossen und bisher eingehalten. Bereits in den 2000er Jahren gab es Kämpfe zwischen beiden aufständischen Bewegungen, die zu mehreren hunderten Toten führten. Darauf hin entschlossen sich beide Bewegungen zu notwendigen Maßnahmen, wie dem Abkommen.

Aus unserer Sicht scheint das Interview realistische Inhalte wiederzugeben. Hinzu kommen wahrscheinlich auch das Wachsen der FARC-EP in dieser Region, so dass das ELN um Einfluss fürchtete. Ungeklärt hingegen ist eine Zusammenarbeit des ELN mit der FARC-EP, Zweites Marquetalia. Zumindest politisch sind beide eng auch mit politischen Direktiven in Venezuela verknüpft. Ein gemeinsames Agieren gegen die wachsende FARC-EP um Gentil Duarte und Iván Mordisco scheint zumindest möglich. Klar ist, dass die venezolanischen Streitkräfte im letzten Jahr massiv die FARC-EP um Duarte und Mordisco mit ihrer 10. und 28. Front bekämpft haben.

Unterdessen sichert sich die FARC-EP unter Gentil Duarte und Iván Mordisco ihr Einflussgebiet im Osten des Landes. Neben der politischen Arbeit gibt es immer wieder Angriffe auf die staatlichen Srukturen, wie zuletzt auf eine Polizeieinheit. Bei einem Angriff der Front „Jorge Briceño“ auf eine Patrouille der Polizei in der kleinen Stadt Lejanías in der Provinz Meta wurden zwei Polizisten getötet. Die Front „Jorge Briceño“ gehört zu einer Vielzahl an Einheiten der FARC-EP um die 1. und 7. Front vor allem in den östlichen Provinzen Caquetá, Guaviare und Meta.

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Schwere Kämpfe in Arauca zwischen FARC-EP und ELN

In der nordkolumbianischen Provinz Arauca, die strategisch wichtig an der Grenze zu Venezuela liegt, sind mit dem Jahresanfang schwere Kämpfe zwischen der FARC-EP und dem ELN ausgebrochen. Beteiligt sind auf Seiten der FARC-EP die 10. und die 28. Front, die in dieser Region ihre historische Präsenz haben. Auf der anderen Seite sind mit dem ELN nach verschiedenen Angaben auch Strukturen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, verbündet. Die FARC-EP unter Gentil Duarte und Iván Mordisco mit ihrer 10. und 28. Front haben in der zurückliegenden Zeit an Boden gewonnen, vor allem nach dem Tod von Kommandierenden der FARC-EP, Zweites Marquetalia, wie El Paisa und Romaña. Dieser Gewinn an Boden sorgte für Konfrontationen mit dem ELN, die nun um ihren Einfluss in einer ihrer Hochburgen fürchten. Es ist gut möglich, dass es hierbei auch Kontakte und strategische Kooperationen mit dem Zweiten Marquetalia gibt.

Durch den Verlust von Kommandierenden der FARC-EP, Zweites Marquetalia, ist die Einflussnahme der aufständischen Struktur stark zurückgegangen. Schon zuvor waren Konfrontationen zwischen beiden FARC-EP-Nachfolgestrukturen zu beobachten, bei der die FARC-EP unter Duarte und Mordisco mit den Fronten 10 und 28 ihre Einflussgebiete auf allen Seiten der Grenze ausbauen konnte. Schon in den vorangegangenen Jahrzehnten gab es immer wieder mal Bruderkämpfe zwischen den beiden revolutionären Organisationen FARC-EP und ELN in Arauca. Teilweise führte dies zu Verhandlungen und gemeinsamen Abkommen, um die Kämpfe zu beenden. Nach letzten Meldungen gibt es bisher fast 25 Tote, die sich vor allem in den Gemeinden von Saravena und Tame ereignet haben. Seit dem 2. Januar haben regionale Medien und Menschenrechtsorganisationen über die Krise in den ländlichen Gebieten von Tame, Fortul, Saravena und Arauquita in Arauca berichtet.

Unter den Toten, darunter auch venezolanische Staatsangehörige, soll sich mindestens ein Anführer der FARC-EP aus der Region befinden. Angeblich sollen die Kämpfe auf venezolanisches Territorium begonnen haben und dann nach Arauca übergegangen sein. Von Seiten des ELN gibt es bereits ein Kommuniqué zur aktuellen Situation, von Seiten der FARC-EP gibt es noch keine Mitteilungen. Stattdessen meldete sich die Partei Comunes, aus der FARC-EP im Rahmen des Friedensprozesses hervorgegangen, zu Wort: „Gewalt kann kein Ausweg sein, der Dialog muss uns dazu führen, Probleme zu verstehen und zu lösen. In diesem Sinne fordern wir die bewaffneten Gruppen auf, einen Waffenstillstand zu schließen, sich zu einem Gespräch hinzusetzen und diese Welle der Gewalt, die einem revolutionären Prozess nicht förderlich ist, ein für alle Mal zu stoppen.“

Zur Situation vor einem Jahr: Arauca im Fokus der bewaffneten Konfrontation

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An das kolumbianische Volk – Weihnachts- und Neujahresgruß

Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, veröffentlichte ein Kommuniqué an das kolumbianische Volk, in dem sie Weihnachts- und Neujahresgrüße senden. Zu dokumentarischen Zwecken veröffentlichen wir Teile in deutscher Übersetzung:

„Wir wünschen dem kolumbianischen Volk, das heldenhaft auf der Straße für seine Rechte gekämpft hat, von Herzen das Beste in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht für das Jahr 2022. Möge der allgemeine Protest gegen die schlechte Regierung, die das Land 2021 erschütterte, als Steigbügel dienen, um eine neue Regierung in der Präsidentschaft zu bilden, die sich sofort mit der Würde der Lebensbedingungen der überwiegenden Mehrheit befasst. Im Kampf um Bürgerrechte kann es keine Atempause oder Waffenruhe geben. Im ungezügelten Kampf um die Menschenwürde, können wir tyrannischen Regierungen nicht erlauben, sich neu zu organisieren und durchzuatmen. Wir müssen dieses Epos beenden, indem wir auf der Straße kämpfen oder an den Wahlurnen kämpfen, was auch immer, bis wir die Errichtung einer alternativen Regierung erreichen, die sich um die Bedürfnisse der Menschen kümmert und die Zukunft einer gerechten neuen Gesellschaftsordnung plant.“

„Wir huldigen alle, in Liebe und Bewunderung, der Rebellion der Jugend, die weder vor der Esmad noch vor der Polizei oder dem von den Behörden tolerierten „Paramilitarismus der guten Leute“ Angst hat.“ (…)

Es folgt eine Auflistung der historischen Orte des Widerstandskampfes der letzten Monate, besonders in den Metropolen und auf die starke Mobilisierung der indigenen Gemeinschaften. Zudem wird auf den Fall des Denkmals des antikolonialen Kampfes hingewiesen, der ein Ort der Jugend für ihren Kampf für mehr Gerechtigkeit war und abgetragen wurde. Dazu: „Die Regierung, die dieses Denkmal ausgelöscht hat, wird nicht in der Lage sein, diesen Hinweis auf die Würde der Helden Unseres Amerikas, die gegen die Unterdrückung gekämpft haben, aus unserem Gewissen zu löschen.“

„Die Leute geben nicht auf, Verdammt! Den Angehörigen und Freunden der mehr als 100 vom Regime auf der Straße ermordeten jungen Menschen, den Verschwundenen und Gefangenen für den Protest gegen die schlechte Regierung, unsere Solidarität und unser Beileid. Sofortige Freiheit für politische Gefangene, die wegen Ausübung des Rechts auf Protest inhaftiert sind. Wir alle sind Lucas Villa, Dilan Cruz und der Rosenkranz der Märtyrer, die in den letzten Monaten gefallen sind und Duques Wirtschaftspolitik abgelehnt haben. Sie alle zeigten uns mit ihrem Kampf und ihrer Entschlossenheit den Weg ins Neue Kolumbien.“ (…)

Das Kommuniqué endet mit diversen Forderungen, die sich vor allem gegen Korruption und Straflosigkeit, gegen einen Drogenstaat, gegen die faschistische Polizei und gegen die Politik für wenige Menschen richten.

„Die Anführer der Aufständischen und die Kämpfer, die angesichts des Kampfes gegen das Regime gefallen sind, führen den Kampf mit uns fort, bis zum Gewinnen!“

FARC-EP, Zweites Marquetalia

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Der Fall des Polizisten Tomás Andrés Blanco Rolón

Zu Weihnachten wurde die kolumbianische Öffentlichkeit darüber informiert, dass der Polizist der kolumbianischen Polizei Tomás Andrés Blanco Rolón in der Gemeinde El Rosario in der Provinz Nariño von Mitgliedern der FARC-EP entführt wurde. Der uniformierte junge Mann wollte nach einer Weihnachtspause zu seiner Arbeit fahren, als der Bus, in dem er sich fortbewegte, von einer Einheit der mobilen Kolonne Franco Benavides der FARC-EP an einem Kontrollpunkt der Guerilla angehalten wurde. Während die Medien wie immer von einer Entführung sprechen, handelt es sich im Kontext des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien um eine alltägliche Situation.

Dabei wird eine Person der staatlichen Sicherheitskräfte, die wesentlich in den bewaffneten Konflikt involviert sind und durch ihre Aufstandsbekämpfung ebenso an zahlreichen Menschenrechtsverletzungen beteiligt sind, von der aufständischen Bewegung in ihrem Gebiet gefangengenommen und befragt. So wie es die staatlichen Sicherheitskräfte mit Kämpfern der Guerilla auch machen. Der Unterschied ist jedoch, dass die Guerilla häufig in einen politischen Prozess der Freilassung ihrer Gefangenen eintritt, um auf ihre Situation und den bewaffneten Konflikt im Allgemeinen aufmerksam zu machen.

Diesmal mobilisierte jedoch vor allem die Bevölkerung der lokalen Gemeinden. Und dies gab es früher auch häufig in den von der Guerilla kontrollierten Gebieten. Zum einen hat die Bevölkerung kein Interesse an einer Eskalation der Gewalt in ihrer Region, zum anderen steht sie im engen Kontakt mit allen Akteuren, vor allem jedoch mit der aufständischen Bewegung. Doch auch die aufständische Bewegung weiß, dass sie nur überleben kann, wenn sie zu gewissen Teilen mit der Bevölkerung kooperiert und auf ihre Unterstützung hoffen kann. Der Guerillakampf beruht auf diese Symbiose und die Guerilla steht meist an der Seite der Bevölkerung.

Es mobilisierten also Hunderte aus den anliegenden Gemeinden zu den Verantwortlichen der Guerilla. Bereits im Vorfeld erklärte der Polizist in einer von der Guerilla aufgenommenen Videobotschaft die Verhandlungsbereitschaft der Guerilla zur Freilassung ihres gefangenen Polizisten nur wenige Stunden nach dem Vorfall. Dabei sollten militärischer Druck der staatlichen Sicherheitskräfte unterbleiben, um eine Freilassung nicht zu gefährden, sowie politischer Dialog stattfinden. Eine gängige Praxis ei den Freilassungen unter Mithilfe von Kommissionen von Menschenrechtsorganisationen. Der Druck der lokalen Bevölkerung sorgte schließlich für die Freilassung des Polizisten Tomás Andrés Blanco Rolón.

Nur 24 Stunden nach der Gefangennahme erfolgte die Freilassung in einem gesunden Zustand. Was jedoch folgte, war eine militärische Operation der staatlichen Sicherheitskräfte in der Region und die Gefangenenahme von mindestens drei Personen, die vermeintlich zur mobilen Kolonne Franco Benavides gehören sollen. Dieser Bruch des Vereinbarten und die militärische Operation, die auch immer die Zivilbevölkerung beeinträchtigt, sorgte wiederum für eine Mobilisierung der Bevölkerung, um die Militäroperationen zu beenden und die Freilassung der gefangengenommenen Personen zu erwirken.

Dabei wurden auch Soldaten von der lokalen Bevölkerung festgehalten, sowie über die Situation aufgeklärt. Es folgten Kämpfe in der Region zwischen den staatlichen Sicherheitskräften und der aufständischen Bewegung, bei der es auch verletzte Zivilisten gab. Von der lokalen Bevölkerung wird berichtet, dass die Militärs dabei keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nahmen. Diese Situation zeigt eindeutig, auf welcher Seite das Militär und die Polizei stehen und wie wichtig ihnen die Vereinbarungen sind. Es ist das übliche Bild, dass sich das Militär wie eine Besatzungsmacht aufführt und sich alle in Kolumbien ihre eigene Meinung bilden können.

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10. Front positioniert sich zum Fall El Paisa und Romaña

In einem Kommuniqué des Generalstabs der 10. Front „Martín Villa“ der FARC-EP wird erklärt, dass diese Front keine Schuldigkeit für die militärischen Aktionen gegen die beiden Kommandierenden alias El Paisa und alias Romaña hat. Beide hochrangige und bekannte Kommandierende der FARC-EP, Zweites Marquetalia, wurden Anfang Dezember bei einem Angriff getötet. Es wurde darüber spekuliert, ob die 10. Front „Martín Villa“ der Struktur der FARC-EP unter Gentil Duarte und Iván Mordisco dafür verantwortlich sind. Beide sich als Nachfolgeorganisationen der FARC-EP bezeichnende Strukturen der FARC-EP stehen in Konkurrenz und gegenseitigen Kampf zueinander, auch im kolumbianischen-venezolanischen Grenzgebiet.

Die 10. Front der FARC-EP ist in der Region um die kolumbianische Provinz Arauca sehr stark verankert, während die Strukturen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, zumindest militärisch unterlegen sind. Dies drückt sich ebenso in ganz Kolumbien aus. Jedoch sind die politischen Beziehungen zwischen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, und venezolanischen Offiziellen gut ausgeprägt und ist die öffentliche Darstellung durch die politische Strahlkraft des Oberkommandierenden des Zweiten Marquetalia, Iván Márquez, die der militärischen Stärke weit übertreffend. Der Verlust der beiden Kommandierenden El Paisa und Romaña verstärkt diese Diskrepanz.

Nun erklärt die 10. Front, dass sie und keine andere Struktur der FARC-EP an einer Partizipation oder Aktion im Fall der beiden Kommandierenden beteiligt war. Stattdessen wird darauf hingewiesen, dass es sich um eine bilaterale Aktion von Spezialkräften der Aufstandsbekämpfung mit US-amerikanischer Unterstützung handelt. Des Weiteren wird betont, dass es zwar unterschiedliche Auffassungen zum revolutionären Kampf gab, man aber sich nicht gegenseitig töten würde. Ob die genauen Hintergründe zu der Operation jemals aufgeklärt werden, ist unsicher. Aber zumindest ist das Kommuniqué der 10. Front ein klares politisches Statement und auch als ein gegenseitiges Respektieren anzusehen.

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Anschlag auf Flughafen in Cúcuta

Bei zwei Anschlägen auf den Flughafen Cúcuta, Provinzhauptstadt von Norte de Santander, sind zwei Polizisten und eine weitere Person getötet worden. Verdächtigt wird die 33. Front der FARC-EP unter dem Kommando von Javier Alonso Veloza alias John Mechas. Die 33. Front mit dem Namen Frente Mariscal Antonio José de Sucre ist in der Region an der Grenze zu Venezuela sehr umtriebig. Schon seit dem Frühjahr ist diese Front, die der 1. und 7. Front unter Gentil Duarte und Iván Mordisco nahesteht, im Blickfeld der staatlichen Sicherheitskräfte. So verübten sie bereits einen Angriff auf den Hubschrauber des Präsidenten Iván Duque, der auf demselben Flughafen angegriffen wurde. Auch wiederkehrende Angriffe auf die staatlichen Sicherheitskräfte finden statt. Zuletzt gab es auch einen Angriff auf das Hauptquartier der 30. Brigade der Armee und andere Armeestationen im ländlichen Gebiet.  Auch wenn derzeit ein Kommuniqué der Front aussteht, so ist zumindest die Art und Weise und auch die Logistik des Anschlages für die 33. Front durchaus möglich.
Cúcuta und die Provinz Norte de Santander sind bereits seit Jahren ein Epizentrum des Konfliktes. Vor allem die Lage zu Venezuela und das Konkurrieren verschiedener bewaffnetet Strukturen ist hierfür ursächlich.

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