Caquetá und die Operation Artemisa

Zuletzt schrieben wir mehrmals über Militäroperationen in Caquetá, die im Kontext des Umweltschutzes und einer sogenannten Operation Artemisa geschehen. Laut den staatlichen Sicherheitskräften gilt es, die Nationalpark zu schützen und die fortschreitende Entwaldung zu verhindern. Insgeheim geht es jedoch um mehr, nämlich um eine Militarisierung von ganzen Landstrichen, den Zugriff auf natürliche Ressourcen für transnationale Konzerne, der Aufstandsbekämpfung und Vertreibung der lokalen Bevölkerung.

Dabei schrecken sowohl Militär als auch Polizei nicht vor dem Zerstören von Bauernhäusern und der Vernichtung der Lebensgrundlage zurück. Die lokale Bevölkerung wird als genereller Feind angesehen, als potentielle Siedler und Unterstützer der Guerilla. Dabei ist sich die lokale Bevölkerung durchaus der Problematik bewusst und steht dem Umweltschutz offen gegenüber. Oftmals sind sie es, die sich den Umweltzerstörern in den Weg stellen, den transnationalen Konzernen und Großgrundbesitzern mitsamt ihren paramilitärischen Strukturen und eingekauften Kolonisten.

Zuvor sorgte jahrzehntelang die Guerilla für den Schutz der Wälder. Zum einen war es ihr natürliches Rückzugsgebiet, zum anderen gab es ein ernstes Interesse am Schutz der Umwelt. Für jeden von den Bauern gefällten Bäumen mussten zwei neue Bäume gepflanzt werden. Die Guerilla regelte die Abholzung bzw. sanktionierte diese und beaufsichtigte die Flächennutzung für Viehwirtschaft und Kokaanbau. Besonders in den von der Guerilla kontrollierten Gebieten wurden diese Regeln des Zusammenlebens und der Landwirtschaft konsequent umgesetzt.

Nun kam es im Rahmen der Operation Artemisa in den Dörfern El Triunfo und La Tunia der Gemeinde San Vicente del Caguán nicht nur zur Zerstörung von Bauernhäusern, sondern auch zur Festnahme mehrerer Bewohner sowie eines anerkannten Beamten des Umweltministeriums. Der Zugriff erfolgte, während staatliche Sicherheitskräfte eine Aktion gegen Bauern durchführten, die verdächtigt sind, illegal Land in Anspruch genommen zu haben. Er fand mediale Beachtung. Vor allem Gebiete wie die Serranía de Chiribiquete, aber auch Nationalparks wie Los Picachos, Tinigua und die Serranía de la Macarena sind davon betroffen. Es ist eine Landfläche des Amazonasbeckens hin zu den Kordilleren.

Auch die Partei Comunes aus der Provinz Meta positionierte sich gestern als Partei der ehemaligen FARC-EP gegen die erneute Zuspitzung der Gewalt. So haben es die gewalttätigen Aktionen der kolumbianischen Regierung gegen Bauern und indigene Völker nur geschafft, „die Legitimität der Umweltbehörden zu untergraben, die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung und der Bauern, die das tiefe Kolumbien bewohnen, zu verletzen.“ Der militärische Kampf unter dem Deckmantel des Umweltschutzes ist nur eine „Politik der kolumbianischen Rechten, die versucht, ein grundsätzlich soziales Problem militärisch zu behandeln“, so die Partei.

Weitere Infos zur Operation Artemisa

Spannungen und Militarisierung in La Macarena vom 28. Februar 2020

https://kolumbieninfo.noblogs.org/post/2020/02/28/spannungen-und-militarisierung-in-la-macarena/

Die Operation Artemisa vom 31. März 2020

https://kolumbieninfo.noblogs.org/post/2020/03/31/die-operation-artemisa/

Fortschreitende Militarisierung in Caquetá vom 13. September 2021

https://kolumbieninfo.noblogs.org/post/2021/09/13/fortschreitende-militarisierung-in-caqueta/

 

Dieser Beitrag wurde unter General veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.