Gefangennahme von Otoniel: Bilder sagen mehr als Worte

Bei der Bekanntgabe der erfolgreichen Operation gegen den meistgesuchten Mann des Landes wiederholte Präsident Iván Duque mehrmals, dass die Festnahme von alias „Otoniel“ der „wichtigste Schlag dieses Jahrhunderts gegen den Drogenhandel in Kolumbien“ sei. Mit dieser Operation sei das Ende des sogenannten Golf-Clans markiert, sagte er über die größte kriminelle und paramilitärische Organisation Kolumbiens unter der Führung des 50-jährigen Dairo Antonio Úsuga „Otoniel“ hinzu. Ohne weiteres mag dies ein wichtiger Schlag der Regierung sein, doch vor allem ist es ein politischer Sieg für eine Regierung, die zuletzt in den Umfragen als sehr gering in ihren Kompetenzen eingeschätzt wurde. Und militärisch sind die kriminellen Banden und paramilitärischen Organisationen damit auf keinen Fall zerschlagen, denn die Verbindung zur Politik, zu den Geschäftsleuten und auch zu den staatlichen Sicherheitskräften ist weiterhin gegeben.

Doch eins ist auch klar. Auch wenn die Streitkräfte und die Polizei mehr als sieben Jahre versuchten, diesen Anführer zu bekommen, ist damit noch lange nicht das komplexe Problem von Drogenanbau und Drogenkonsum sowie das Problem das Paramilitarismus beseitigt. Diese liegen sehr komplex und sind nicht an einer einzigen Person festzumachen, auch wenn sich nun natürlich ein Machtvakuum auftut, dass erst wieder gefüllt werden muss. Doch die Gefangennahme von Otoniel ist damit noch lange nicht das Ende des Golf-Clans und der eben erwähnten Problemlagen. „Otoniel“ wurde etwa 20 Kilometer von Necolí, wo er geboren wurde und seit Ende der 80er Jahre in aufeinanderfolgenden Kriegen operierte, gefangen genommen. Es zeigt sich also, dass sich selbst Personen, die von einer hoch technologisierten Armee mit ausländischer Unterstützung, auf ein breites Unterstützernetzwerk verlassen können. Oftmals reicht dieses bis in hoher Politikerkreise und in die staatlichen Sicherheitsorgane.

Alias „Otoniel“ hat eine lange Karriere in bewaffneten Organisationen hinter sich. Er trat als Minderjähriger in die EPL ein und wurde 1991 im Alter von 19 Jahren demobilisiert. Dann ging er mit seinem Bruder Juan de Dios zu den paramilitärischen Bauernselbstverteidigungskräften von Córdoba und Urabá, die von Carlos Castaño geleitet wurden. Als Teil der paramilitärischen Organisation AUC wurden beide in verschiedene militärische Blöcke gesendet und mordeten unter prominenten rechtsgerichteten Paramilitärs wie alias „Don Mario“. Im Jahr 2005 demobilisierte „Otoniel“ zum zweiten Mal, mitten im Pseudo-Friedensprozess von Álvaro Uribes mit seinen Kumpanen von der AUC. Bald darauf kehrte er mit „Don Mario“ in die kriminelle Welt zurück, in der abtrünnigen paramilitärischen Struktur unter dem Namen Los Urabeños. Nach der Gefangennahme von „Don Mario“ im Jahr 2009 und dem Tod seines Bruders bei einer Operation im Jahr 2012 wurde „Otoniel“ der Kopf der Gruppe, die nun als Clan del Golfo (Golf-Clan) bekannt wurde.

Im Jahr 2017 gab die Regierung von Juan Manuel Santos bekannt, mit „Otoniel“ Kontakt aufgenommen zu haben, um ein Gerichtsverfahren einzuleiten, das letztendlich nicht durchgeführt wurde. In den zurückliegenden Jahren wurden generell immer mehr Fälle der sogenannten „Para-Politik“ bekannt, also der Zusammenarbeit von Politikern mit Paramilitärs. Auch die Zusammenarbeit mit den staatlichen Sicherheitskräften ist seit Jahren ein Thema, gerade im Kontext des Friedensabkommens zwischen der FARC-EP und der Regierung, in dessen Mittelpunkt auch die Aufarbeitung des bewaffneten Konfliktes von Kolumbien steht. Hierzu passen auch Fotos der Festnahme von „Otoniel“, der nicht wie damals der Kommandant Alfonso Cano regelrecht hingerichtet und entstellt wurde, sondern bei dem hochrangige Armeeoffiziere sogar Selfies mit der gefangengenommen und meistgesuchten Person machen. Hier zeigt sich exemplarisch das Verhältnis in der Wahrnehmung und Akzeptanz zwischen Paramilitärs und der Guerilla. Bilder sagen mehr als Worte.

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Vorläufige Festnahme von Granda

Die Mexiko-Reise von Rodrigo Granda (häufig auch als Rodrigo Granada bezeichnet), einem ehemaligen Kommandanten und Mitglied der Internationalen Kommission der FARC-EP, endete Mitte dieser Woche mit seiner Verhaftung und Umkehr nach Kolumbien. Die Einwanderungsbehörde am Flughafen der Hauptstadt Bogotá verweigerte ihm die Einreise zu einem Seminar der linken Arbeiterpartei in Mexico, zu der er eingeladen worden war. Daraufhin beschuldigten Mitglieder der Partei Comunes den kolumbianischen Präsidenten, einen bei Interpol hinterlegten Haftbefehl aktiviert zu haben. Die kolumbianische Regierung teilte mit, dass es sich um ein Ersuchen Paraguays wegen Entführung, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und vorsätzlicher Tötung handelte. Rodrigo Granda hätte darüber bescheid wissen müssen, so die Regierung.

Granda traf mit einer Delegation unter der Leitung von Rodrigo Londoño, Timochenko, dem Vorsitzenden der aus der Guerilla heraus entstandenen Partei Comunes, in Mexiko-Stadt ein. Hier traten die Probleme auf und mit einem Flug zurück nach Kolumbien hatte seine Reise ein jähes Ende. Dieser Vorfall schürt erneut die Angst vor Verhaftungen von ehemaligen Mitgliedern der Guerilla, obwohl sie sich mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens der Prozess der Wiedereingliederung auch in juristischen Fragen unterworfen haben. Der ehemalige Guerilla-Kommandant Carlos Lozada sprach von einer „eindeutigen Verletzung des Friedensabkommens, das sie zerreißen wollen.“ Rodrigo Granda wollte mit einer entsprechenden Erlaubnis der Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP) reisen, dem Gericht, das für die schwersten Verbrechen des bewaffneten Konflikts zuständig ist und wesentlicher Bestandteil des Friedenabkommens ist.

Paraguay beschuldigt die ehemalige FARC-EP und damit indirekt auch Granda als internationaler Vermittler der Entführung und Ermordung der paraguayischen Staatsbürgerin Cecilia Cubas Gusinky, die 2005 nach fünfmonatiger Entführung tot aufgefunden wurde. Rodrigo Granda erlangte internationale Bedeutung, als er 2004 von kolumbianischen Behörden in Venezuela festgenommen wurde, was zum Abbruch der Beziehungen zwischen den Regierungen von Álvaro Uribe und Hugo Chávez führte. Drei Jahre später wurde er im Rahmen eines humanitären Austauschs freigelassen, der von der internationalen Gemeinschaft organisiert wurde, um Gefangene aus den Händen der FARC-EP zu befreien. Granda sagte, dass die Anschuldigungen gegen ihn wegen des Todes von Cubas „ein Plan“ seien. Jedenfalls dürften sie das Misstrauen in den Friedensabkommen weiter schüren.

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UN-Überwachungsmission besorgt um Sicherheit ehemaliger FARC-Kämpfer

Eine Warnung und Besorgnis äußerten mehrere Offizielle in einem Bericht an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN). Sie forderten auch, dass ausreichend finanzielle Mittel für die Wahrheitskommission in den Haushalt 2022 aufgenommen werden. Diese ist ein wesentlicher Bestandteil des abgeschlossenen Friedensabkommens und soll die Geschichte des bewaffneten Konfliktes beleuchten und veröffentlichen.

Auf der Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York wurde Rechenschaft über die Umsetzung des Friedensabkommens abgehalten. Verantwortlich für diese Aufgabe waren Carlos Ruiz Massieu, Leiter der Überwachungsmission der Vereinten Nationen in Kolumbien, sowie Bibiana Peñaranda und Daniela Soto, die beide mit ähnlichen Aufgaben betreut sind. Massieu betonte vor allem die Gewalt, die in den von Ex-Kämpfern, sozialen Aktivisten und allgemein von den Gemeinschaften bewohnten Gebieten erlebt wird. Er teilte den Vereinten Nationen mit, dass es 296 Morde an wiedereingliederten Personen gegeben habe, ohne klar zu machen, ob diese Zahl die an diesem Donnerstag ermordete ehemalige Kämpferin beinhaltet.

Die am Donnerstag ermordete María Steffania Muñoz Villa ist die zehnte Ex-Kämpferin der FARC-EP, die nach dem endgültigen Friedensabkommen ermordet wurde. Der Tod ereignete sich am Morgen des gestrigen Donnerstages im Dorf Mazamorreros in der Gemeinde Buenos Aires, Provinz Cauca. Mehrere bewaffnete Männer sprachen sie zuerst an und brachten sie dann. Schon ihr Partner Yorbis Valencia wurde am 25. Juli ermordet. In einer Erklärung gab man an, dass in den letzten zwei Wochen bereits am 7. Oktober in Leiva, Nariño, Duberney Gómez und am 9. Oktober Ruber Erney Dorado, in Balboa, Cauca, getötet wurden sowie ein Angriff auf Jhon Jairo Moreno in Popayán am Dienstag stattgefunden haben.

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Bombardierung gegen die 1. Front der FARC-EP

Gegen die 1. Front der FARC-EP Armando Ríos wurde laut Medienberichten durch ein Bombardement ein schwerer Schlag vollzogen. Laut dem Kommandeur der staatlichen Streitkräfte General Luis Fernando Navarro gab es eine Militäroperation in der Provinz Guainía im Osten Kolumbiens. Dabei sollen 10 Guerilleros getötet worden sein, darunter der zweite Kommandant alias Mono Ferley. Die 1. Front Armando Ríos ist eine der wichtigsten Strukturen der FARC-EP um Gentil Duarte und Iván Mordisco. Sie löste sich als erste Struktur der FARC-EP noch während des laufenden Friedensprozesses ab und verkündete das Aufrechterhalten des bewaffneten Kampfes. Der Friedensprozess wurde als Verrat durch die oberen Kommandanten angesehen.

Mit dem frühen Ausscheiden der sogenannten Dissidenten erfolgte eine Restrukturierung der aufständischen Bewegung im Osten Kolumbiens, die sich auch auf weite Teile des Landes ausdehnte. Zu der 1. Front und 7. Front kamen weitere Strukturen wie Teile der 16., 27., 33., 40., 42, 43., und 62. Front hinzu. In den letzten Jahren konnten sie sich nicht nur militärisch, sondern auch politisch-soziale neu organisieren. Dies bedeutet die Organisation des ländlichen Lebens, das Verhindern der Vernichtung von Koka-Pflanzungen ohne Alternativen und das Bekämpfen von paramilitärischen Einheiten und der staatlichen Sicherheitskräfte, die sich als Besatzungsmacht geben und die lokale Bevölkerung drangsalieren.

Ihr Operationsgebiet haben diese Strukturen unter Duarte und Mordisco vor allem im Osten des Landes in den Provinzen Arauca, Norte de Santander, Cauca, Nariño, Putumayo, Valle, Casanare, Amazonas, Huila, Tolima und Meta. Im Südwesten kooperieren sie mit dem Westlichen Einheitskommando. Laut Medienberichten soll es außerdem ein Treffen zwischen dieser Struktur und einer Gruppe der FARC-EP´, Zweites Marquetalia um Iván Márquez“ gegeben haben. Beide sich als FARC-EP bezeichnende Strukturen bekämpfen sich um die territoriale Kontrolle und politische Deutungshoheit als wahre Guerilla FARC-EP gegenseitig. Trotz allem gab es immer wieder Versuche, Einigungen bzw. ein Aufeinander gehen zu erreichen. Bisher ohne Erfolg. Bombenangriffe durch das Militär wie dieser sind eine der grausamsten Formen der Aufstandsbekämpfung.

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Im Westen konsolidiert sich die Guerilla

Im Westen Kolumbien gehen die Auseinandersetzungen zur Konsolidierung der territorialen Macht der Guerilla weiter. Im Fokus stehen dabei nicht nur andere bewaffnete Akteure wie Splittergruppen aus der Ex-FARC, sondern vor allem auch paramilitärische Akteure, die in gemeinsamen Aktionen mit Militär und Polizei für Unruhe und Terror sorgen. Bereits im letzten Monat verkündete das Westliche Koordinationskommando, dass in der Provinz Nariño von ursprünglich neun bewaffneten Gruppen nur noch drei existieren, darunter eine Fraktion der FARC-EP, Zweites Marquetalia, mit ihrem Block Alfonso Cano.

Unter dem Westlichen Koordinationskommando sind in der Provinz Nariño drei mobile Kolonnen vereint, die mobile Kolonne Franco Benavides, die mobile Kolonne Urías Rondón und die mobile Kolonne Jaime Martínez, die auch im Süden des Cauca operiert. Mittlerweile konnten die genannten Strukturen territorial Boden gut machen, auch wenn besonders der Kampf gegen den Paramilitarismus kräftezehrend ist. Aber blickt man auf die letzten Jahre zurück, so ist es erstaunlich, wie gut andere kriminelle Strukturen verdrängt werden konnten und die aufständische Bewegung mit ihrem politisch-militärischen Plan zur Rückeroberung Nariños auf dem Vormarsch ist.

Zuletzt wurde am Wochenende der Tod von fünf Personen aus der Stadt Llorente in der Gemeinde Tumaco bekannt. In den Presseberichten heißt es, dass der Vorfall nachts in einer Diskothek stattgefunden hat und die Täter der mobilen Kolonne Urías Rondón zugehörig sind. Gerade in territorialen Kämpfen zeigt sich die auch Umsetzung von sozialen Regeln, die häufig durch Kriminalität, Drogen und exzessive Lebensweise bedroht werden. Ob der bewaffnete Vorfall damit zu tun hat, wird sich zeigen. Ein Großteil der mobilen Kolonne Uría Rondón kommt aus der ehemaligen 30. Front der FARC-EP.

Aber auch im nördlichen Einzugsgebiet des Westlichen Koordinationskommandos gibt es territoriale Gewinne im Kontext der politisch-militärischen Macht zu verzeichnen. Dies betrifft die Provinz Valle del Cauca, wo mit der mobilen Kolonne Adán Izquierdo eine Struktur entstanden ist, die sich weiter konsolidiert. Im Kampf steht sie hier besonders gegen staatliche Sicherheitskräfte und Drogenkartelle. Ihr Kampf begann erst Anfang des Jahres 2020 und ist mittlerweile in den Gebieten um Tuluá, Buga, Sevilla, Bugalagrande und anderen Gemeinden präsent. Auch in der benachbarten Provinz Tolima ist die mobile Kolonne Adán Izquierdo aktiv.

Dabei können die Strukturen der Guerilla und ihre verbündeten Milizen scheinbar relativ offen auftreten. So gibt es Meldungen von staatlichen Sicherheitskräften und lokalen Führungspersonen, dass regelmäßig Treffen der aufständischen Bewegung in den Armenvierteln der Kleinstädte mit der Bevölkerung stattfinden. Unterstützung erfährt die mobile Kolonne Adán Izquierdo durch die im Norden Caucas operierende mobile Kolonne Dagoberto Ramos. Es zeigt sich also, dass die Kooperation unter dem Westlichen Koordinationskommando aus Sicht der Guerilla ihre Früchte trägt.

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Caquetá und die Operation Artemisa

Zuletzt schrieben wir mehrmals über Militäroperationen in Caquetá, die im Kontext des Umweltschutzes und einer sogenannten Operation Artemisa geschehen. Laut den staatlichen Sicherheitskräften gilt es, die Nationalpark zu schützen und die fortschreitende Entwaldung zu verhindern. Insgeheim geht es jedoch um mehr, nämlich um eine Militarisierung von ganzen Landstrichen, den Zugriff auf natürliche Ressourcen für transnationale Konzerne, der Aufstandsbekämpfung und Vertreibung der lokalen Bevölkerung.

Dabei schrecken sowohl Militär als auch Polizei nicht vor dem Zerstören von Bauernhäusern und der Vernichtung der Lebensgrundlage zurück. Die lokale Bevölkerung wird als genereller Feind angesehen, als potentielle Siedler und Unterstützer der Guerilla. Dabei ist sich die lokale Bevölkerung durchaus der Problematik bewusst und steht dem Umweltschutz offen gegenüber. Oftmals sind sie es, die sich den Umweltzerstörern in den Weg stellen, den transnationalen Konzernen und Großgrundbesitzern mitsamt ihren paramilitärischen Strukturen und eingekauften Kolonisten.

Zuvor sorgte jahrzehntelang die Guerilla für den Schutz der Wälder. Zum einen war es ihr natürliches Rückzugsgebiet, zum anderen gab es ein ernstes Interesse am Schutz der Umwelt. Für jeden von den Bauern gefällten Bäumen mussten zwei neue Bäume gepflanzt werden. Die Guerilla regelte die Abholzung bzw. sanktionierte diese und beaufsichtigte die Flächennutzung für Viehwirtschaft und Kokaanbau. Besonders in den von der Guerilla kontrollierten Gebieten wurden diese Regeln des Zusammenlebens und der Landwirtschaft konsequent umgesetzt.

Nun kam es im Rahmen der Operation Artemisa in den Dörfern El Triunfo und La Tunia der Gemeinde San Vicente del Caguán nicht nur zur Zerstörung von Bauernhäusern, sondern auch zur Festnahme mehrerer Bewohner sowie eines anerkannten Beamten des Umweltministeriums. Der Zugriff erfolgte, während staatliche Sicherheitskräfte eine Aktion gegen Bauern durchführten, die verdächtigt sind, illegal Land in Anspruch genommen zu haben. Er fand mediale Beachtung. Vor allem Gebiete wie die Serranía de Chiribiquete, aber auch Nationalparks wie Los Picachos, Tinigua und die Serranía de la Macarena sind davon betroffen. Es ist eine Landfläche des Amazonasbeckens hin zu den Kordilleren.

Auch die Partei Comunes aus der Provinz Meta positionierte sich gestern als Partei der ehemaligen FARC-EP gegen die erneute Zuspitzung der Gewalt. So haben es die gewalttätigen Aktionen der kolumbianischen Regierung gegen Bauern und indigene Völker nur geschafft, „die Legitimität der Umweltbehörden zu untergraben, die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung und der Bauern, die das tiefe Kolumbien bewohnen, zu verletzen.“ Der militärische Kampf unter dem Deckmantel des Umweltschutzes ist nur eine „Politik der kolumbianischen Rechten, die versucht, ein grundsätzlich soziales Problem militärisch zu behandeln“, so die Partei.

Weitere Infos zur Operation Artemisa

Spannungen und Militarisierung in La Macarena vom 28. Februar 2020

https://kolumbieninfo.noblogs.org/post/2020/02/28/spannungen-und-militarisierung-in-la-macarena/

Die Operation Artemisa vom 31. März 2020

https://kolumbieninfo.noblogs.org/post/2020/03/31/die-operation-artemisa/

Fortschreitende Militarisierung in Caquetá vom 13. September 2021

https://kolumbieninfo.noblogs.org/post/2021/09/13/fortschreitende-militarisierung-in-caqueta/

 

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Zweites Marquetalia im Visier

Zwei Ereignisse stehen derzeit im medialen Visier der FARC-EP, Zweites Marquetalia. Zum einen gab es eine Festnahme von führenden Köpfen gegen die Front Alfonso Cano der FARC-EP, Zweites Marquetalia, die zwischen Caquetá, Huila und Tolima operiert. Durchgeführt wurde die gemeinsame Operation von Armee und Polizei in Campoalegre (Huila), bei der quasi die Führungsebene dieser Struktur durch die Festnahme ausgeschaltet wurde. Die Front Alfonso Cano ist eine Struktur, die den geostrategischen Korridor zwischen West und Ost sichert. Zum anderen gab es in San Vicente del Caguán (Caquetá) einen Angriff auf eine Polizeipatrouille. Nach Aussagen des Verteidigungsministers wurde sie auch von Personen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, durchgeführt. Bei dem Angriff starb mindestens ein Polizist, ein weiterer wurde schwer verletzt.

Ob der Angriff in einem Zusammenhang mit der Festnahme steht und ob er von der FARC-EP durchgeführt wurde – und wenn ja – von welcher Struktur, ist noch nicht geklärt. In San Vicente del Caguán ist sowohl die 40. Front aktiv, die sich unter dem gemeinsamen Namen der Front „Jorge Briceño“ mit der 7. und der 62. Zusammengeschlossen haben und der Linie um Gentil Duarte und Iván Mordisco zuzuordnen sind. Außerdem gibt es hier die Struktur „Miller Perdomo“, ebenso der ebengenannten Linie zugehörig. In der letzten Zeit gab es jedoch viele Aktivitäten der FARC-EP, Zweites Marquetalia um Iván Márquez und El Paisa. Diese sind in der Region auch aufgrund der Historie stark verankert.

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Fortschreitende Militarisierung in Caquetá

Auch wenn es für das Militär mit der Festnahme von alias „Maneto“ eine gestrige Erfolgsmeldung war, in ganzen Landstrichen in Caquetá werden die Militäroperationen mit Angst und Schrecken gesehen, denn oftmals gilt die lokale Bevölkerung grundsätzlich als verdächtig, mit der Guerilla zu operieren. Und so ist es keine Seltenheit, wenn lokale Personen einfach bei Militäroperationen verschwinden und mit falschen Gerichtsprozessen überzogen werden, der Öffentlichkeit als vermeintliche Guerilleros präsentiert werden oder gar nie mehr gesehen werden. Denn die staatlichen Sicherheitskräfte werden nicht als Befreier angesehen, sondern aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrungen der Bevölkerung eher als Besatzer.

Nun präsentiert der Verteidigungsminister Diego Molano der Öffentlichkeit einen Schlag gegen die Guerilla durch die bestausgebildeten Einheiten von Armee, Luftwaffe und Polizei. So sei der Finanzverantwortliche alias „Maneto“ von der Struktur „Miller Perdomo“ und weitere Guerilleros festgenommen worden. Diese Struktur der FARC-EP, die der 1. und 7. Front um Gentil Duarte und Iván Mordisco nahesteht, ist dort präsent, wo früher die 14. Front der FARC-EP aktiv war. Es ist der gesamte Westen der Provinz Caquetá, von der Kordillere bis in das Tiefland, von San Vicente del Caguan im Norden bis Florencia im Süden. Doch diese Angriffe der Armee gehen oftmals mit Menschenrechtsverletzungen, Bedrohungen und Vertreibungen einher.

So machte der Verteidigungsminister auch deutlich, die Zahl der staatlichen Sicherheitskräfte erhöhen zu wollen. Zudem solle der Ausbau von Militärbasen wie in San José del Fragua fortgeführt werden. Wahrscheinlich geschieht dies in dem Kontext, weil die Guerilla zuletzt politisch und militärisch weiter in den südöstlichen Landesgebieten ihren Einfluss in der Bevölkerung und auf dem Land ausbauen konnte. Zuletzt hieß es, der Ring um die Führungspersonen wie Duarte bei ihrer Verfolgung werde geschlossen. Doch bisher konnte hier kein Erfolg erzielt werden. Caquetá gehört trotz der Größe zu den militarisierten Gebieten. Alleine unter dem Deckmantel der Operation „Artemisa“, des Umweltschutzes, wurden hier neben Militäroperationen auch Vertreibungen der Bevölkerung durchgeführt.

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FARC-EP widerspricht der Armee, Soldat lebt noch

Ein am Sonntag in regionalen Medien veröffentlichtes Kommuniqué der 28. Front der FARC-EP „José María Córdoba“ widerspricht den Meldungen des Generalkommandos der kolumbianischen Armee, wonach der Oberst Pedro Pérez durch die Guerilla getötet wurde. In dem Kommuniqué, in dem sowohl der Kommandierende der 28. Front Antonio Medina als auch der gefangengenommene Soldat selbst auftritt, wird dies deutlich. Im Video grüßt der Soldat äußerst emotional seine Verwandten und bittet um Verhandlungen, die zu seiner Freilassung führen könnten. „Wir müssen uns den Dingen stellen und solange ich hier bin und atme, leben wir. Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen, ich wünschte, eine Verhandlung könnte erreicht werden“, sagt Pérez.

Der Kommandierende Antonio Medina betont, dass die kolumbianische Regierung bisher nichts unternommen habe, um eine Einigung über die Freilassung des Offiziers zu erzielen. Außerdem geht er auf die Falschmeldungen ein, die wesentlicher Bestandteil der kolumbianischen Kriegsführung sind. Die FARC-EP bestreitet nachdrücklich die vom Generalkommando gemachten falschen Informationen in einer Videoübertragung durch die Medien auf nationaler und internationaler Ebene, in der unverantwortlich das Land und die Familie belogen werden, so der Kommandant. Außerdem erwähnt er ein Söldnerkommando der Armee, das ohne Erfolg den Oberst mit militärischen Mitteln zu befreien versuchte.

Tot aufgefunden wurde hingegen der Soldat Cristian Calderón in Valle del Cauca. Er war unter anderem mit Personen des Bürgermeisteramtes in einem Fahrzeug unterwegs, als sie von Guerilleros der Struktur „Adán Izquierdo“ kontrolliert wurden. Diese Front ist Teil des Westlichen Koordinationskommandos und an der Grenze zwischen Valle del Cauca und Tolima aktiv. Nach der Durchsicht von Ausweispapieren und Telefonen stellte sich heraus, dass hier ein Soldat unterwegs war. Alle anderen Personen konnten nach der Kontrolle ihren Weg fortsetzen. Diese Kontrollen sind normaler Bestandteil in den von der FARC-EP kontrollierten Regionen. Oftmals werden dabei vermeintliche Gegner der Guerilla festgenommen und verhört. Warum der Soldat getötet wurde, ist jedoch noch unklar.

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Kämpfe im Süden Kolumbiens zwischen Strukturen der FARC-EP

Auch wenn die Nachrichtenlage schwierig ist, gerade von Seiten der aufständischen Bewegung, so ist davon auszugehen, dass es im Süden Kolumbiens in der Provinz Nariño schwere Kämpfe zwischen den beiden großen Strukturen der FARC-EP gibt. Auf der einen Seite versuchen die Einheiten von Gentil Duarte, die im Westlichen Koordinationskommando und dem Befehl von alias „Jhon“ und „Iván Mordisco“ stehen, ihre Kontrolle zu behalten, auf der anderen Seite dringen Einheiten der FARC-EP, Zweites Marquetalia, mit ihrer Struktur des westlichen Militärblocks „Alfonso Cano“ vor. Die Strukturen des Zweiten Marquetalias unterstehen dem Kommando von Iván Márquez.

Laut einiger Medien soll es dabei bis zu 50 Tote gegeben haben. Auch wenn diese Zahlen sicherlich übertrieben sein dürften, so sind die Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Strukturen der FARC-EP im Zuge von Kontrolle über diverse Gebiete in der letzten Zeit angewachsen. Dabei versucht vor allem das Zweite Marquetalia Strukturen von bisher eher losen dissidentischen Gruppen der FARC-EP zu übernehmen. Stark ist das Zweite Marquetalia vor allem mit ihrem Westlichen Block Alfonso Cano in den Gemeinden Barbacoas, Magüí Payán und Roberto Payán, sowie in San Andrés und Tumaco.

Diese Gruppe wurde in den ersten Monaten des Jahres 2020 durch eine Spaltung innerhalb der dissidentischen FARC-Struktur der „Oliver Sinisterra“ Front (FOS) gegründet. Der Kommandant alias „Allende“, einer der Oberbefehlshaber des FOS, verriet dabei den Anführer der Gruppe alias „El Gringo“ und ging eine strategische Allianz ein, um den Westlichen Block Alfonso Cano aufzubauen. Dabei wurde er zuvor durch alias „El Paisa“ ermuntert und unterstützt, der sich wohl eine Zeitlang in der Region aufgehalten haben soll. So kam es daraufhin zu Kämpfen zwischen den nun rivalisierenden Gruppen, wobei die ursprünglich mal starke FOS arg geschwächt wurde.

Auf der anderen Seite konsolidierte sich das sogenannte Westliche Koordinationskommando (CCO) mit seinen unterschiedlichen zusammengefassten Strukturen. Hierzu gehören im Süden die mobile Kolonne „Jaime Martínez“ neben den Fronten „Carlos Patiño“, „Rafael Aguilera“ (ehemals Teile der 30. Front der alten FARC-EP) und „Franco Benavides“ (ehemals Teile der 29. Front der alten FARC-EP). Sie dringen von Norden (Cauca) aus nach Süden (Nariño) vor und unterstützen sich oftmals gegenseitig in ihren Angriffen gegen andere rivalisierende Strukturen der FARC-EP, ELN und paramilitärische Gruppen.

Andere Nachrichten über den bewaffneten Konflikt in Kolumbien gibt es zudem aus dem Norden des Landes. So sind bei einem Sprengstoffangriff der FARC-EP auf eine Polizeistation in der Großstadt Cúcuta zwölf uniformierte Männer und zwei Zivilisten verletzt worden. Kämpfe gab es auch in Catatumbo in der Provinz Norte de Santander. In Tibú kam es zu einem Angriff der 33. Front „Mariscal Antonio José de Sucre“ der FARC-EP auf Truppen 30. Brigade der Armee. Dabei wurde unter anderem ein Soldat getötet und mehrere verletzt. Die 33. Front gehört derzeit zu den aktiven und wachsenden Strukturen der FARC-EP, hier mit Gentil Duarte alliiert.

In Saravena, Arauca, gibt es Aufregung um ein Kommuniqué der 28. Front „José María Córdoba“ vom 29. August, in dem unter anderem die Führungspersonen von indigenen Gruppen bedroht werden. zu analysieren. Auslöser sind angeblich begangene Diebstähle, wobei es hauptsächlich um territoriale Kontrolle und unterschiedliche Auffassungen von Rechtsprechung geht. Mit dem Entstehen der aufständischen Bewegung gibt es Konflikte mit Indigenen, weil die jeweiligen Rechtsprechungen konträr zu den territorialen Ansprüchen stehen. Auch die 28. Front steht unter dem Kommando von Gentil Duarte und Iván Mordisco.

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Einheit der FARC-EP weit entfernt

Derzeit haben die Strukturen der FARC-EP eine nationale Präsenz in 138 Gemeinden, was auf ein enormes Wachstum seit 2016 hinweist, dem Jahr des Abschluss des Friedensprozesses zwischen der „alten“ FARC-EP und der kolumbianischen Regierung. Es ist festzustellen, dass das Wachstum vor allem in den Gemeinden stattgefunden hat, wo die FARC-EP bereits vorher präsent war. Derzeit gibt es drei unterschiedliche Linien der FARC-EP, wobei militärisch-politisch zwei Linien für eine nationale aufständische Bewegung relevant sind.

Unter Gentil Duarte konsolidierte sich eine enorme Struktur im Süden des Landes, die sich über die Jahre in den Südwesten ausbreitete und mittlerweile auch im Norden über eine größere Präsenz verfügt. Eine zweite Linie sind die Strukturen des „Zweiten Marquetalias“ um Iván Márquez, die sich vor allem im Norden und im Osten des Landes etablieren konnten, bisher aber militärisch nicht an die erste Linie um Gentil Duarte heranreichen, dafür aber politisch über eine größere Strahlkraft verfügen. Eine dritte Linie sind Strukturen, die als zerstreute Gruppen im Südwesten des Landes operieren und sich immer noch als könnte als Nachfolge der FARC-EP bezeichnen, aber im Sinenr einer Aufstandsbewegung keine Rolle spielen, sondern eher als regionale halbkriminelle Strukturen.

Von Relevanz sind die beiden erstgenannten Linien, wobei die Entwicklung höchst unterschiedlich und wellenartig verläuft. Interessant ist vor allem die Linie von Gentil Duarte mit der Erschaffung einer (halb-)autonom agierenden Konstruktion des Westlichen Koordinationskommandos (CCO), die sich zwar der Linie um Gentil Duarte einordnen, aber eine eigene unabhängige Befehlshierarchie besitzen. Man kann die Verbindung eher als eine Art Allianz bezeichnen. Das Westliche Koordinationskommando wurde als Dachorganisation von ehemals verschiedenen, teilweisende konkurrierenden Post-FARC-Gruppen geschaffen, um vereint gegen andere bewaffnete Akteure wie ELN, EPL und FARC-EP „Zweites Marquetalia“ um territoriale Kontrolle vor allem in Cauca, Nariño  und Valle del Cauca agieren zu können.

Das „Zweite Marquetalia“ entstand im August 2019, also vor zwei Jahren, aus einer Gruppe von ehemaligen Kommandierenden der FARC-EP um Iván Márquez, Jesus Santrich, El Paisa und Romaña. Diese waren sehr unzufrieden mit den Entwicklungen der Umsetzung des Friedensabkommens und den permanenten Verletzungen des Vereinbarten, so dass sie wieder zu den Waffen griffen und die neue Linie aufbauten.  Sie sind derzeit in etwas geringerer Kapazität in den Provinzen Antioquia, südliches Córdoba, im Catatumbo (Norte de Santander) und den östlichen Grenzgebieten zu Venezuela wie Arauca, Guainía und Vichada aktiv. Derzeit gibt es den Aufbau, die Kooperation und Vereinigung von Gruppen in den Provinzen Cauca, Nariño und Putumayo.

Es gibt ein anhaltendes Wachstum der Anwesenheit den Strukturen der verschiedenen Linien der FARC-EP in verschiedenen Territorien des Landes. Bereits erwähnt sind die 138 Gemeinden in Kolumbien, was etwas mehr als 50 % der Gemeinden sind, in denen die FARC-EP vor dem Rückzug in die in der Vereinbarung vorgesehene Wiedereingliederungszonen präsent war. Jedoch keine der beschrieben Strukturen hat derzeit eine Einheitsstruktur auf nationaler Ebene oder eine nationale Relevanz, wie die „alte“ FARC-EP vor dem Friedensabkommen. Verstärkt wird dies durch das rivalisierende Auftreten der beiden Linien. Von einer Zusammenarbeit kann jedoch in der Zukunft nicht ausgegangen werden, vorherige Kontakte scheiterten.

Warum beide Linien bisher nicht zusammengekommen sind, liegt an unterschiedlichen Aspekten. Da sind zum einen die unterschiedlichen historischen Aspekte und Personen. Während die Linie um Gentil Duarte bereits während des Friedensprozesses auf den bewaffneten Kampf schwor und die Verhandlungen mit ihren Resultaten bereits als Verrat ansah, war die Linie um Iván Márquez mit ihm selbst als Verhandlungsführer der „alten“ FARC-EP maßgeblich an den Verhandlungen, und somit am Verrat, beteiligt. Dieser Zustand und diese Sichtweise konnten nie ausgeräumt werden und gilt als fundamental in der Auseinandersetzung, die durch Misstrauen geprägt ist.

Zum anderen gab es in den Kontaktaufnahmen vor allem Differenzen um die zukünftige Befehlsebene im Zuge einer potentiellen Vereinheitlichung. Gentil Duarte wollte sich nicht dem „Verräter“ Iván Márquez unterordnen. Auch wollte er seine, zumindest militärisch stärkeren Strukturen, unter den des „Zweiten Marquetalia“ stellen. Die Auseinandersetzungen um territoriale Kontrolle und damit auch um wirtschaftliche Einnahmequellen zwischen beiden Linien in den unterschiedlichen Provinzen sorgen zudem für eine Verhärtung des Konfliktes und nicht für einen Gesprächsbedarf.

Auch die Entstehungsgeschichten und der weitere Aufbau der Strukturen ist unterschiedlich. Während die Linie um Gentil Duarte vor allem aus der Basis bereits bestehender Post-FARC-Gruppen heraus entstand, ging es beim „Zweiten Marquetalia“ von Oben nach Unten. Aus der bestehenden Befehlsstruktur verschiedener Kommandierenden heraus sollten in den unterschiedlichen Regionen Gruppen aufgebaut werden, Kommandierende wurden in die Regionen entsendet oder mittels kleiner Kommissionen der Aufbau von Gruppen forciert. Dies kann als schwierig betrachtet werden, vor allem dort, wo bereits größere Gruppen, zum Beispiel von Gentil Duarte, präsent sind.

Auch wenn die Linie um Gentil Duarte militärisch und territorial besser organisiert scheint und mit Strukturen wie dem Westlichen Koordinationskommando im Cauca und der 1. und 7. Front in Caquetá, Meta und Guaviare über durchaus große Strahlkraft verfügt, so muss anerkannt werden, dass der politische Duktus und die Öffentlichkeitsarbeit der FARC-EP „Zweites Marquetalia“ wesentlich besser funktioniert. Dies liegt vor allem an den Charakteren der Kommandierenden, die über jahrzehntelange politische Arbeit und Vernetzung verfügen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Weg der beiden Linien fortsetzen wird und wann der nächste Moment für vereinende Gespräche gekommen ist. Denn nur darüber wird eine nationale aufständische Bewegung für den Kampf um politische Macht im Land zu erhalten sein.

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Angriff auf Mauricio Jaramillo

Am Morgen des vergangenen Donnerstages, dem 19. August, wurde ein Angriff auf den politischen Führer der ehemaligen FARC-EP, Mauricio Jaramillo, bekannt, der zugleich einer der Vorsitzenden der heutigen Partei COMUNES ist. Dieser Vorfall ereignete sich in der Nähe der Stadt Popayán, in der Provinz Cauca. Bei dem Angriff nutzen zwei unbekannte Männer ein Motorrad ohne Kennzeichen, näherten sich dem Fahrzeug von Jaramillo und seiner Schutzeskorte und feuerten mehrmals auf den Wagen, bei dem ein Sachschaden hinterbleib, aber keine verletzten Personen.

Auch wenn der Angriff bis auf den Sachschaden folgenlos blieb, so zeigt er deutlich, dass es derzeit keine Sicherheitsgarantien für ehemalige Kämpfer der FARC-EP gibt. Zwar wurde im Rahmen des Friedensabkommens auch der Schutz der Kämpfer festgeschrieben, doch dieser neuerliche Vorfall zeigt, dass weder die Sicherheit der ehemaligen Kämpfer garantiert ist, noch die Entwaffnung und Auflösung paramilitärischer Strukturen, die für einen Großteil der Angriffe und Morde verantwortlich sind.

Mauricio Jaramillo ist einer der Protagonisten in der legalen Partei, die sich vor kurzem als FARC-Nachfolger in COMUNES umbenannt hatte. Zudem war er wesentlich in den Fragen der Wiedereingliederung der ehemaligen Kämpfer beschäftigt. Die in der FARC-EP als Kommandierender des militärischen Ostblocks und auch als Arzt bekannte Person gehört zu den bekanntesten Personen der ehemaligen Guerilla. Er war zudem Teil des Sekretariats der FARC-EP, dem höchsten Gremium. Über ein Stipendium konnte er in der ehemaligen Sowjetunion Medizin studieren und erhielt damit seinen Spitznamen.

 

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