Ist alias El Paisa getötet worden?

Es verdichten sich die Informationen, dass Hernán Darío Velásquez alias El Paisa bei einem Attentat in Venezuela getötet worden. Obwohl es bisher keine offiziellen Berichte aus Kolumbien und Venezuela gibt, so berichten mehrere Nachrichtenportale und Geheimdienstquellen, dass El Paisa in einem Hinterhalt gestorben ist. El Paisa gehört zu den Kommandierenden der FARC-EP, Zweites Marquetalia. Den bisherigen Quellen zufolge ereignete sich der Angriff in Apure, ganz in der Nähe der Grenze zu den kolumbianischen Provinzen Arauca und Vichada. Über weitere Tote oder Verletzte ist nichts bekannt, auch nicht über die Urheber des Angriffs.

In mehreren Medien wurde darüber spekuliert, ob die 10. Front der Struktur der FARC-EP unter Gentil Duarte und Iván Mordisco dafür verantwortlich ist. Beide Strukturen der FARC-EP stehen in Konkurrenz und gegenseitigen Kampf zueinander, auch dort im venezolanischen Gebiet. Es könnte jedoch auch ein geheimer Angriff des kolumbianischen Militärs sein. Darüber wurde bereits beim Tod von Jesús Santrich spekuliert. Sollte sich dies bewahrheiten, dann würden sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter verschlechtern, die schon seit Jahren auf einem Tiefpunkt sind und als faktisch nicht vorhanden bezeichnet werden können.

Die 10. Front der FARC-EP ist in dieser Region stark verankert, während die Strukturen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, zumindest militärisch unterlegen sein dürften. Jedoch sollen die politischen Beziehungen zwischen dem Zweiten Marquetalia und venezolanischen Offiziellen gut ausgeprägt sein. Dies rührt unter anderem von den politischen Verbindungen des Oberkommandierenden des Zweiten Marquetalia, Iván Márquez, der nicht nur Verhandlungsführer bei den Friedensgesprächen war, sondern auch vorher schon als politischer Kommandant innerhalb der FARC-EP ein gutes Netzwerk geflochten hat. Dieser Umstand sorgte auch für Neid bei der 10. Front.

Die Konflikte in der Region und der Kampf zwischen beiden konkurrierenden Strukturen der FARC-EP eskalierte bereits Anfang des Jahres. Tausende Menschen flüchteten damals vor den Kämpfen in die kolumbianische Region. Doch bisher ist wie bereits erwähnt unklar, wer die Täter des Angriffs sind. Jedenfalls dürfte der Tod von El Paisa die FARC-EP Zweites Marquetalia, stark schwächen, gilt El Paisa doch als einer der bekannten Kommandierenden in der Guerilla mit einer langen Kampferfahrung. Ist für die aufständische Bewegung Iván Márquez der politische Kopf, so war El Paisa der militärische Stratege, der mehr als 20 Jahre lang die mobile Kolonne Teófilo Forero befehligte.

Diese Operation reiht sich also in die Liste von weiteren unbekannten Vorgängen und Operationen gegen Kommandierende der FARC-EP ein. Neben Jesús Santrich war es auch Olivio Iván Merchán, alias Loco Iván, der angeblich auf venezolanischem Territorium getötet wurde. Er soll im November 2020 inmitten einer Operation venezolanischen Kampfeinheiten ums Leben gekommen sein, die im Rahmen der Operation Macizo Guayanés mit vier weiteren Guerillakämpfern in der Gemeinde Angostura de Bolívar aufeinandergetroffen sein sollen. Hier gab es bisher ebenso wenig eine offizielle Meldung von staatlichen Stellen, wie nun aktuell.

Dieser Beitrag wurde unter General veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.