Kommt der Krieg zurück?

Nicht einmal sechs Monate dauerte der bilaterale Waffenstillstand, den die Regierung von Gustavo Petro mit den Aufständischen des Zentralen Generalstabs der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco vereinbart hatte. Der Bruch des bilateralen Waffenstillstands wurde nach einem Sicherheitsrat bekanntgegeben, den es nach mehreren Vorfällen gab, darunter die Ermordung von vier Minderjährigen in der Provinz Putumayo.

Der Öffentlichkeit wurde diese Entscheidung der Regierung vor allem mit dem Vorfall in Putumayo begründet, die von der Front Carolina Ramírez verübt wurde. Dabei ging es um die Rekrutierung von Jugendlichen in einem Gebiet zwischen Putumayo und Caquetá und ihre Desertation. Die Front erklärte: „Wir haben unseren Friedenswillen seit dem 22. September 2022 unter Beweis gestellt“ und versichert, dass dies durch die Einstellung der „Offensive gegen die Streitkräfte und die anschließende Zustimmung zu einem bilateralen Waffenstillstand belegt wird, um ein günstiges Umfeld für einen eventuellen Dialog zu schaffen.“

Der bilaterale Waffenstillstand ist derzeit nur in den vier Provinzen des Landes ausgesetzt, in denen die meisten der Gruppen operieren: Caquetá, Meta, Guaviare und Putumayo. In diesen Regionen gibt es aber nun große Besorgnis bei führenden Persönlichkeiten und gesellschaftlichen Organisationen, die alle Akteure auffordern, den Weg des Dialogs wieder aufzunehmen, da sie eine Eskalation der Gewalt befürchten. Getragen wird diese Befürchtung vor allem von den zahlreichen sozialen Organisationen, die hier engagiert sind.

Von Seiten der FARC-EP wird der Bruch des Waffenstillstandes als vorschnelle Entscheidung gebrandmarkt. Obwohl ein Überwachungsmechanismus und auch ein Verhandlungstisch für Friedensgespräche vorgeschlagen wurde, ist seitdem nichts weiter von Seiten der Regierung passiert. In mehreren Kommuniqués der Guerilla wurde dies der Regierung bereits mitgeteilt. Generell scheint es keine große Motivation für Gespräche zu geben, auch Medien, Sicherheitskräfte und die rechtskonservative Gesellschaft mobilisieren gegen Friedensgespräche.

Der Zentrale Generalstab der FARC-EP reagierte am Montag auf die Entscheidung der kolumbianischen Regierung, den bilateralen Waffenstillstand teilweise einzustellen, mit der Warnung, dass diese Entschlossenheit „den Krieg auslösen wird.“ Und weiter: „Ein einseitiger Bruch wird einen Krieg auslösen und die Zahl der Toten, Verletzten und Gefangenen erhöhen, was einer totalen Friedenspolitik widerspricht.“ In dem Kommuniqué verweist man auf das Ziel des Präsidenten Petro, den totalen Frieden im Land erreichen zu wollen.

Der Zentrale Generalstab unter Iván Mordisco hat auch die US-Einmischung für die Aussetzung des Waffenstillstands verantwortlich gemacht. „Die angebliche Regierung des Wandels (von Petro), die nur in Reden und Versprechungen zu sehen ist, fährt fort, amerikanische Entscheidungen schnell zu treffen, wie die Anwesenheit des Südkommandos der Vereinigten Staaten am gestrigen 21. Mai 2023 im Sicherheitsrat gezeigt hat, in dem die offizielle und einseitige Beendigung des Waffenstillstands beschlossen wurde“, heißt es in der Erklärung. Petro traf sich in Bogotá mit der Leiterin des Südkommandos der Vereinigten Staaten.

Die FARC-EP erklärte, dass sie seit dem 22. September 2022 einen Friedenswillen gezeigt haben, als sie die Einstellung der Offensivhandlungen gegen die Streitkräfte ankündigten und später einen bilateralen Waffenstillstand akzeptierten. Die FARC-EP machte jedoch die Streitkräfte für mutmaßliche Verstöße gegen den Waffenstillstand verantwortlich. „In der Praxis war der Waffenstillstand immer einseitig, weil die Militäreinsätze, die erneut den Paramilitarismus als Staatspolitik erahnen, nie aufgehört haben“, so die Guerilla.

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Regierung suspendiert teilweise den Waffenstillstand

In einer Erklärung des Präsidenten Petro wurde gestern die radikale Entscheidung von Gustavo Petro bekannt gegeben, den bilateralen Waffenstillstand zwischen der kolumbianischen Regierung und dem Zentralen Generalstab der FARC-EP nach dem Massaker an vier Minderjährigen in der Provinz Putumayo zu suspendieren. Diese wollten laut Medienberichten von der FARC-EP desertieren und sind dann ermordet worden.

So wurde die Ermordung von vier Minderjährigen durch die Front Carolina Ramírez vom Zentralen Generalstab (EMC) der FARC-EP in der Provinz Putumayo bekannt. Die Regierung hat nach dem Bekanntwerden die Anhörung von Delegierten der Gemeinschaften und des Außerordentlichen Sicherheitsrates durchgeführt und aufgrund der schweren Verletzung des humanitären Völkerrechts durch die FARC-EP einseitig die Entscheidung getroffen, die Wirkungen des Dekrets 2656 aus dem Jahr 2022 teilweise auszusetzen.

Der bilaterale Waffenstillstand, den es derzeit mit dieser Organisation gab, soll in den Provinzen Meta, Caquetá, Guaviare und Putumayo ausgesetzt werden und alle Offensivoperationen der staatlichen Sicherheitskräfte wieder aufgenommen werden. Bei diesen Maßnahmen werden die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht geachtet. Wenn der bilaterale Waffenstillstand in bestimmten Gebieten nicht wirksam ist, um das Leben und die Unversehrtheit der gesamten Bevölkerung zu schützen, dann hat es keinen Sinn, daran festzuhalten. Die Entscheidung wird innerhalb der nächsten 72 Stunden wirksam, so die Erklärung des Präsidenten.

Darüber hinaus wird die FARC-EP aufgefordert, die Teilnahme ihrer Delegierten an den lokalen Vereinbarungen zu bestätigen, in denen der Waffenstillstand aufrechterhalten wird. Wir haben gesehen, welche Entspannung in anderen Gebieten, in denen die FARC-EP tätig ist, durch die Einhaltung des Waffenstillstands erreicht wurde und wie irreparable Schäden am Leben und an der Unversehrtheit der Gemeinschaften verhindert wurden, so weiter in der Erklärung. Die kolumbianische Regierung wird in den nächsten Stunden die Namen ihrer Delegation für den Verhandlungstisch mit der FARC-EP mitteilen, damit die Dialogphase unverzüglich eingeleitet werden kann.

Die Guerilla beschuldigte die Regierung, weil „die interne Bürokratie des Staates daran hindert, schnelle und gemeinsame Entscheidungen zu treffen, bis zu dem Punkt, zu warten, den Waffenstillstand einseitig zu brechen, ihre Sprecher am Verhandlungstisch zu benennen und die Haftbefehle auszusetzen, im Gegensatz zu der FARC-EP, die von Anfang an ihre Sprecher bereitgehalten hatte.“ In den Tagen zuvor wurde dies häufig von Seiten der FARC-EP angesprochen.

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FARC-EP mit scharfer Kritik an Regierung

In einem Kommuniqué des Zentralen Generalstabs der FARC-EP vom gestrigen 16. Mai üben sie scharfe Kritik an der Regierung und den staatlichen Sicherheitskräften. Im Allgemeinen geht es um wiederkehrende Militäroperationen gegen Einheiten der Guerilla und um den Friedenswillen der Regierung. So wird von der FARC-EP der bilaterale Waffenstillstand in Frage gestellt, sollten es kein Einlenken der Regierung und keinen Überwachungsmechanismus geben.

Dazu dokumentieren wir einige Passagen des Kommuniqués:

„Wir grüßen das kolumbianische Volk und sagen ihnen, dass wir weiterhin nach Szenarien für den Aufbau des Landes suchen, das wir wollen. Wir müssen ihnen jedoch mitteilen, dass trotz unserer Bemühungen um die Einhaltung des nationalen und temporären bilateralen Waffenstillstands durch die Regierung von Präsident Gustavo Petro zahlreiche Verstöße seitens der öffentlichen Gewalt in allen Regionen, in denen unsere Truppen stationiert sind, aufgetreten sind.

Seit der Unterzeichnung des Waffenstillstands wurden leider 10 Guerillakämpfer getötet und 20 weitere verletzt. Wir fragen uns also, ist der Waffenstillstand humanitärer Natur oder ist er eine Strategie, um sich gegen uns einen militärischen Vorteil zu verschaffen?

Gestern, am 15. Mai 2023, haben die Militärkräfte erneut den Waffenstillstand in der Provinz Nariño im Sektor La Laguna gebrochen, während unsere Einheiten gegen die paramilitärischen Strukturen der Los Contadores, Guachos und Allendes kämpften, die zur Segunda Marquetalia gehören, mit denen wir niemals einen Waffenstillstand haben werden, weil ihre Vision rein ökonomisch und nicht revolutionär ist.

Bei dieser Aktion zur Unterstützung dieser paramilitärischen Gruppen durch die öffentliche Gewalt wurden, wie es bei jeder Konfrontation mit diesen Strukturen üblich ist, drei Guerillakämpfer getötet, derer wir heute gedenken. Sechs weitere Guerillakämpfer wurden verwundet. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die Armee mit ungeheurer Dreistigkeit den Paramilitarismus begleitet, nährt und schützt, und wo sie diese Gruppen es nicht schaffen, macht es die öffentliche Gewalt ohne zu Erröten. So wie es in der Gemeinde Tibú im Norden von Santander geschieht, wo Armee- und Polizeieinheiten als Autodefensas Gaitanistas de Colombia AGC auftreten, um Chaos in der Region zu stiften.“

Im weiteren Teil des Kommuniqués verweist die FARC-EP, die mit dem Zentralen Generalstab unter dem Kommando von Iván Mordisco steht, auf ein Ende des Waffenstillstandes und eine ungenügende Perspektive. Denn noch immer gibt es keinen Überwachungsmechanismus für den Waffenstillstand und keine weiteren Maßnahmen hin zu den Friedensgesprächen gibt. Dazu weiter die FARC-EP in ihrem Kommuniqué:

„1. Ab diesem Zeitpunkt rufen wir die Mitglieder des MVMV [Überwachungsmechanismus] zu einer internen Konsultation auf, bei der die Entscheidung getroffen wird, ob wir den Waffenstillstand fortsetzen oder ob diese Phase beendet wird. Dies ist eine Entscheidung, die wir sehr bedauern, aber wir möchten betonen, dass es nicht an unserem mangelnden Willen liegt, sondern an denen, die die Entscheidungen treffen, die dazu beitragen können, den Krieg zu beenden.

2. Wir machen Präsident Gustavo Petro Urrego, Oberbefehlshaber der Streitkräfte, und Danilo Rueda, Hochkommissar für Frieden, verantwortlich, dem wiederholt klare und konkrete Anschuldigungen anderer Verletzungen des Waffenstillstands vorgelegt wurden, und bis heute wurden die entsprechenden Untersuchungen nicht verfolgt, um eine Wiederholung zu verhindern, obwohl dies eine der Schlussfolgerungen der vorgezogenen Treffen war.

3. Die Einrichtung des Dialogtisches befindet sich in einer gefährlichen Lethargie seitens des Gezweiges der öffentlichen Gewalt und der Justiz, die wir ebenfalls dafür verantwortlich machen, dass diese Prozesse bei der Suche nach Frieden nicht beschleunigt werden. Auch die Haftbefehle für unsere Sprecher am Dialogtisch oder für die MVMV wurden nicht aufgehoben, weil sie uns in den Frieden der Gräber führen wollen.“

Schlussendlich bekräftigt die FARC-EP in dem Kommuniqué ihren Willen zum Frieden mit sozialer und ökologischer Gerechtigkeit. Des Weiteren rufen sie die Öffentlichkeit, die Medien und andere Akteure dazu auf, objektiv über den Konflikt zu berichten und nicht nur die Versionen der Elite zu übernehmen.

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Ländliche Bevölkerung will keine Militäroperationen

In der Provinz Cauca kam es erneut zu einer Operation der staatlichen Sicherheitskräfte, bei der die lokale Bevölkerung intervenierte und die Soldaten aufhielt. Die Soldaten und Polizisten befanden sich demnach in einer Operation gegen den Anbau illegaler Pflanzen. Häufig agieren die staatlichen Sicherheitskräfte mit Repression gegen die lokale Bevölkerung, weil diese illegale Pflanzen wie Koka anbauen. Dabei bleibt den Bauern oftmals keine andere Möglichkeit zum Überleben, sowohl auf Druck der bewaffneten Akteure in der Region und vor allem jedoch wegen der fehlenden staatlichen Infrastruktur. Ein Substitutionsprogramm, wie im Friedensabkommen zwischen FARC-EP und Regierung vereinbart, wird nur ungenügend umgesetzt.

Nach mehrstündiger Inhaftierung wurden die 26 Soldaten und zwei Polizisten, die von etwa 400 Personen in der Gemeinde Patía, Provinz Cauca, festgehalten worden waren, freigelassen. Dies geschah unter Vermittlung lokaler Behörden. Nach ihrer Freilassung erklärten die Mitglieder der staatlichen Sicherheitskräfte, dass sie bei guter Gesundheit seien, dass sie von der Bevölkerung der Gemeinde gut behandelt wurden und zum Dialog bereit seien. Diese Form des Protestes gegen eine repressiv auftretende Armee und Polizei findet immer häufiger statt, denn diese Aktionen der Armee und Polizei zerstören nicht nur die Lebensgrundlage ohne Alternativen zu schaffen, sie bedeuten häufig auch Menschenrechtsverletzungen.

Bereits vor einigen Monaten machten Formen des zivilen Widerstands der lokalen Bevölkerung in La Macarena, Provinz Meta, und auch in Los Pozos, Provinz Caquetá, Schlagzeilen. So wurden 30 Soldaten der Armee in La Macarena blockiert, die ebenfalls im sogenannten Anti-Drogen-Kampf tätig waren. In Los Pozos hielt die Bevölkerung sogar 79 Polizisten fest, die auf den Weg zu Protesten gegen eine Erdölfirma waren. Dabei starben jedoch ein Uniformierter und ein Zivilist. Die Militarisierung des Landes, verbunden mit Operationen der staatlichen Sicherheitskräfte, verschärft nur den Konflikt und löst nicht das grundsätzliche Problem in der jahrzehntelangen Vernachlässigung der ländlichen Regionen durch den Staat und der sozialen Ungleichheit.

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Geheimdienst untergräbt Frieden

Wie kompliziert die Lage im Kontext des Waffenstillstandes zwischen Regierung und FARC-EP ist, der maßgeblich von beiden Seiten strapaziert wird, zeigt ein aktueller Fall aus der Provinz Caquetá, in der sich nun der Zentrale Generalstab der FARC-EP mittels eines Kommuniqués zu Wort meldet. Darin äußern sie sich zu einem Vorfall und der Ermordung einer Person, die für den Telekommunikationsanbieter Claro im ländlichen Gebiet mit starker Präsenz der FARC-EP geheimdienstliche Aufgaben durchführte. Diese Person wurde in einem Dorf der Gemeinde Cartagena del Chairá tot aufgefunden.

In dem Kommuniqué vom 6. Mai gibt die FARC-EP an, dass es sich bei der Person offenbar um einen Geheimdienstmitarbeiter handelte, der Informationen über die Strukturen der FARC-EP gesammelt hat. Gerade die Region um Cartagena del Chairá, in dessen Nähe sich auch ein potenzieller Verhandlungsort der Friedensgespräche befinden soll ist ein Epizentrum der Guerilla und hier mit starken Strukturen präsent. Nach Angaben der FARC-EP gefährden diese Situationen den bilateralen Waffenstillstand und den Dialog. Denn auch das geheimdienstliche Agieren gegen die aufständische Bewegung könnte zu Angriffen gegen die Strukturen führen.

Im Kommuniqué heißt es: „Angesichts der Nachricht, die in den nationalen und lokalen Medien über die Ermordung des angeblichen `Auftragnehmers´ der Firma Claro in Nápoles-Caquetá kursiert, erlauben wir uns zu berichten, dass wir nach den Recherchen unserer Einheiten bestätigen konnten und überzeugende Beweise haben, dass dieser Mann als Spion gegen unsere Organisation tätig war, indem er Informationen, Koordinaten, Namen, Fotos und Orte zur Verfügung stellte; Informationen, die er, wie wir feststellen konnten, seit mehreren Tagen per Handy verschickt hat.“

Und weiter: „Die Informationen, die dieser Typ dem Geheimdienst, und von dem wir vertrauliche Informationen haben, per Handy übermittelt hat, gefährden und riskieren die Sicherheit und den Schutz unserer Einheiten, der Zivilbevölkerung und der Bauerngarde; denn die übermittelten Informationen können für bewaffnete Angriffe, Bombardierungen oder jede Art von Feindseligkeit gegen uns verwendet werden“, so der Zentrale Generalstab der FARC-EP. Die Informationen werden zudem an den Überwachungsmechanismus des Waffenstillstandes weitergeleitet.

Die FAC-EP richtet sich in dem Kommuniqué zudem an die Medien, die in den letzten Tagen mehrmals über die Region berichteten und der FARC-EP Vorwürfe machten, das Alltagsleben der Bevölkerung zu stören. Sie beriefen sich auf Steuern, welche die Guerilla von großen Unternehmen wie dem Telekommunikationsanbieter Claro erhob oder auch auf Plakate der Guerilla, in dem für die Rekrutierung der Front Rodrigo Cadete der FARC-EP geworben wird. Dies jedoch sind alltägliche Phänomene in den Gebieten der Guerilla, wo sie faktisch staatliche Aufgaben und auch die Kontrolle übernimmt, wenn der Staat nur mit einer Besatzungsarmee präsent ist.

In einem anderen Kommuniqué der FARC-EP vom 7. Mai wird von Verstößen gegen das Waffenstillstandsabkommen aus den Provinzen Cauca und Antioquia berichtet. Involviert sind hier die Strukturen der Front Carlos Patiño in Cauca und der 36. Front in Antioquia. Auch hier wurde der Mechanismus zur Überwachung des Waffenstillstandes informiert. Die Vorfälle zeigen deutlich, wie fragil der Frieden in den Provinzen ist und mit welchen mitteln auch der Geheimdienst und die staatlichen Sicherheitskräfte versuchen, den Frieden zu sabotieren.

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Wieder Freilassungen der Guerilla

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bestätigte, dass vor zwei Tagen ein Mann, der von der Front Jaime Martínez der FARC-EP des Zentralen Generalstabs, geführt von Iván Mordisco, im ländlichen Gebiet der Provinz Valle del Cauca gefangengenommen wurde, nun der Freiheit übergeben wurde. Die Freilassung geschah unter Vermittlung der Ombudsstelle und der UN-Verifikationsmission. In der Gemeinde Jamundí ist die Front Jaime Martínez stark präsent.

Auch die FARC-EP, Zweites Marquetalia, die unter dem Kommando von Iván Márquez steht, hat zwei Personen freigelassen. Diese wurden in der Provinz Caquetá freigelassen, die Vermittlung fand ebenfalls durch die Ombudsstelle und die Katholische Kirche statt, während die Freilassung über das Internationale Komitee vom Roten Kreuz von statten ging. Die mobile Kolonne Teófilo Forero nahm die beiden Personen zu einem Verhör fest.

Alle freigelassenen Personen waren bei guter Gesundheit. Aufgrund des bewaffneten Konfliktes hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz eine wichtige Funktion bei der Freilassung von Personen und in der Vermittlung. Der Appell, das humanitäre Völkerrecht zu achten, ist eine grundlegende Forderung des IKRK. Im Laufe des Jahres 2023 hat die Organisation bereits die Freilassung von 32 Personen ermöglicht.

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Partei Comunes mit Präsenz zum 1. Mai

Die linksalternative Partei Comunes, die aus der Guerilla FARC-EP im Rahmen des Friedensabkommens von 2016 heraus entstanden war, beteiligte sich in vielen Städten Kolumbiens an den Demonstrationen zum 1. Mai. Zuvor reif sie ihre Mitglieder und Sympathisanten auf, den Weg auf die Straße zu finden und Präsenz zu zeigen. Im Fokus standen dabei die Reformen der kolumbianischen Regierung sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen. Dabei versucht die Partei Comunes, die im Historischen Pakt mit anderen progressiven Parteien Kolumbiens zusammenarbeitet, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. In den letzten Jahren hagelte es Wahlniederlagen und auch aus der ehemaligen Guerilla heraus fehlte es an Unterstützung. Dabei wurde häufig die Parteiführung und auch die politische Ausrichtung kritisiert.

Mit der öffentlichen Präsenz, wie aktuell zum 1. Mai, sowie der Zusammenarbeit im Historischen Pakt, will die Partei Comunes einen letzten Strohhalm nutzen, um sich in der politischen Landschaft zu verankern. Zu den Kommunalwahlen will man außerdem durch das Aufstellen von aussichtreichen Kandidaten überzeugen. Eine Teilnahme der Partei an den Demonstrationen zum Internationalen Tag der Arbeit fand nicht nur in den großen Städten wir Bogotá, Medellín, Cali, Bucamaranga, Barranquilla oder Popayán statt, sondern auch in kleinen Städten wie Florencia (Caquetá), Mosquera (Cundinamarca) und Villavicencio (Meta) sowie in den Wiedereingliederungszonen wie zum Beispiel im Dorf „Simón Trinidad“ in Mesetas (Meta).

Der systematische Mord an Mitgliedern der ehemaligen Guerilla FARC-EP hört unterdessen nicht auf. So sind in den zurückliegenden Tagen erneut zwei Friedensunterzeichner ermordet worden. Am frühen Morgen des 30. April wurde Luis Antonio Piedrahita im Osten der Millionenstadt Cali bei einem Messerangriff getötet. Er vollzog seine Wiedereingliederung in das zivile Leben in der Großstadt. Zudem wurde am 1. Mai das Mitglied der Partei Comunes Facundo Amado in der Stadt Bucaramanga ermordet. Immer wieder prangert die Partei Comunes aber auch andere Organisationen die Gewalt gegen ehemalige Guerillakämpfer an, die sich im Wiedereingliederungsprozess befinden. Mehr als 350 ehemalige Guerillakämpfer sind bereits seit 2016 getötet worden.

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Der Aufbau der territorialen Kontrolle der FARC-EP

Über den Aufbau der territorialen Kontrolle der aufständischen Bewegung FARC-EP wird immer wenig in der Öffentlichkeit bekannt. Aktuell wird dies jedoch in der Provinz Huila thematisiert, da die FARC-EP mit ihrem politisch-militärischen Block „Jorge Suárez Briceño“ unter dem Oberkommando von Iván Mordisco in den nördlichen und östlichen Teil der Provinz drängt. Hier soll der Aufbau einer neuen Front mit dem Namen „Darío Gutiérrez“ unter dem Kommando von „Cipriano Cortés“ und „Eduardo“ geschehen. Bereits vor dem Friedensabkommen von 2016 war hier die FARC-EP präsent, damals vor allem mit der 17. Front „Angelino Godoy“, die dem östlichen Block der FARC-EP untergeordnet war. Der Name der neuen Front ist in Erinnerung an den ehemaligen Kommandierenden des Zentralstabs des östlichen Blocks gewählt worden.

Das vorrangige Ziel der damaligen 17. Front und der heutigen Front Darío Gutiérrez ist neben der territorialen Kontrolle eine größeren Gebietes die Schaffung und Sicherung eines strategischen Korridors zwischen den beiden großen politisch-militärischen Blöcken der FARC-EP im Osten und im Westen des Landes. Dieser Korridor soll die Verbindung zwischen den von der Guerilla mit ihren Fronten 1 und 7 kontrollierten Provinzen Caquetá, Guaviare und Meta über die hier gelegenen Provinzen Huila und Tolima mit den im Westen gelegenen Provinzen Cauca und Valle del Cauca, wo die Einheiten des Westlichen Koordinationskommandos aktiv sind, darstellen.

Ein Korridor bedeutet, dass hier eine Verbindung zwischen starken Gruppierungen der Guerilla geschaffen wird, in denen sich Einheiten und Verbindungsleute relativ sicher bewegen können. Es bedeutet, dass die faktische Kontrolle der Guerilla hier alle potenziellen Bewegungen des Feindes kennt und es mit der Struktur von Milizionären auch ein gutes Überwachungssystem gibt. Hierüber laufen die Kommunikationskanäle, aber auch der Austausch von Kämpfern, Material und anderen Dingen.

Um die Kontrolle aufzubauen, werden sogenannte Kommissionen eine Guerilla in die Gebiete geschickt. Diese Kommissionen sind kleinen Einheiten aus Guerilleros, die sich in der Umgebung umschauen, Kontakt zur Bevölkerung herstellen und im besten Fall schon auf ein kleines Netz von Informanten, also Milizionären, oder auch Sympathisanten treffen. Es sieht so aus, als ob vier Kommissionen gebildet wurden, die mit dem Aufbau der politisch-militärischen Arbeit befasst sind. So ist die Front Darío Gutiérrez in eine Kommission unterteilt, die in Vegalarga (Großgemeinde Neiva) präsent ist, eine weitere in San Andrés (Tello), eine dritte in der Region Las Perlas-Río Claro (Baraya) und eine vierte Kommission in der Gemeinde Colombia im Norden.

Die politisch-militärische Arbeit beginnt mit dem Einberufen der lokalen Bevölkerung und ihrer Vertreter. In diesen Versammlungen, an denen häufig die Kommandierenden einer Struktur und die politischen Verantwortlichen der Guerilla teilnehmen, werden die Regeln des Zusammenlebens in Gebieten der Guerilla erklärt. Dies bedeutet zum Beispiel das Anmelden von Besuch, das Verbot der nächtlichen Mobilität, das Verbot des Konsumierens von Drogen bei Minderjährigen, die Sauberkeit in den Orten, Umweltschutz und Verbot des Baumfällens sowie auch freiwillige Arbeitseinsätze der Bevölkerung, zum Beispiel beim Ausbessern der Straßen. Auch ein juristisches System wird etabliert und kriminelle Handlungen sanktioniert.

Des Weiteren wird den Händlern und Industriellen der Region eine Revolutionssteuer auferlegt. Dies betrifft Personen mit einem bestimmten Jahresumsatz und vor allem Leute, die einen Vertrag mit der Regierung abgeschlossen haben, die häufig Aufträge an regionale Firmen und Personen abgeben. Da hier oftmals hohe Summen und viel Korruption im Spiel sind, findet hier eine Besteuerung von sechs Prozent der Auftragssumme statt. Der in den Treffen anwesenden lokalen Bevölkerung und ihrer Vertretung, der kommunalen Aktionsräte, werden die Regeln des Zusammenlebens verdeutlicht. Hier hatte die Front Darío Gutiérrez eine Handlungsanweisung von sechs Seiten.

Laut Augenzeugen bestanden die Kommissionen bei den Treffen aus rund 50 Kämpfern der FARC-EP, die bewaffnet und in Uniform auftraten. Sie sollen vor allem aus den Gebieten kommen, in der die FARC-EP schon mit ihrer 1. und 7. Front die territoriale Kontrolle ausübt. So fanden erste Treffen ab dem 1. April mit den kommunalen Aktionsräten aus dem Osten der Gemeinde Neiva, aus San Antonio de Anaconia und den Gebieten von Tello, Baraya und Colombia statt. Am 7. April trafen sie sich mit Geschäftsleuten aus der Region San Antonio, Vegalarga, San Andrés (Tello) und anderen kleineren Orten. Am 9. April gab es ein Treffen mit der Bevölkerung in dem Dorf La Libertad.

Vereinfachend für die Guerilla kommt hinzu, dass es nur kleinere Strukturen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, und der ihr alliierten ELN gibt, also den potenziellen Rivalen. Das Dokument der Regeln des Zusammenlebens wird in den sozialen Netzwerken gestreut, hinzu kommen Graffitis und die aktive Präsenz der FARC-EP, nicht nur bei den Versammlungen, sondern auch durch Straßenkontrollen. An diesem Beispiel in der Provinz Huila kann man also deutlich erkennen, wie der Aufbau der politisch-militärischen Strukturen der FARC-EP ausschaut. Eine Festigung der Strukturen vor Ort ist jedoch erst mit dem Schaffen von lokalen Zellen wie Milizionären oder Mitgliedern der Klandestinen Kommunistischen Partei (PCCC) abgeschlossen.

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Zweites Marquetalia gründet die 53. Front wieder

In einem Kommuniqué der FARC-EP, Zweites Marquetalia, die unter dem Kommando von Iván Márquez steht, hat diese aufständische Organisation die Wiedergründung der 53. Front angekündigt, die vor allem in der Subregion Sumapaz aktiv sein wird. Das Operationsgebiet sollen die Provinzen von Cundinamarca, Meta und auch Vichada sein. Die 53. Front wird den Namen des im Kampf gefallenen Kommandanten Edison Romaña tragen, der im Dezember 2021 zu Tode kam und im Operationsgebiet der neugegründeten 53. Front sein Wirken hatte.

Im Kommuniqué der 53. Front vom 16. April heißt es: „Wir haben die Neugründung der 53. Front erfolgreich abgeschlossen. Heute wie gestern haben wir ein starkes Gefühl des Kampfes für den Aufbau des Friedens mit sozialer Gerechtigkeit, wahrer Demokratie und Vaterlandshoheit. Wir alle, die vom Frieden träumen, müssen unsere Kräfte bündeln, um das Ziel eines neuen Landes zu erreichen, einer neuen Gesellschaftsordnung, mit einer Wirtschaft, die im Dienste der Nation steht, die sich an den Prinzipien der Menschlichkeit orientiert und die heimische Produktion, Beschäftigung und kostenlose und qualitativ hochwertige Bildung fördert.“

Ebenso wird Bezug auf die bereits bestehende Kooperation mit der ELN genommen. „Wir werden weiterhin versuchen, unsere Bemühungen mit der ELN-Guerilla und all jenen Kameraden zu koordinieren, die ihre Flagge der Heimat nicht zusammengelegt haben.“ Das Kommuniqué endet mit dem Absatz: „Wir sind die Guerilla des Friedens, der Verteidigung der Umwelt, des Territoriums, der entäußerten Interessen unseres Vaterlandes, die die Menschenrechte achten. Wir sind eine bolivarische und internationalistische Aufstandsbewegung. Wir sind die Kinder von Manuel Marulanda Vélez.“

Die 53. Front der „alten“ FAC-EP des Friedensprozesses von Havanna wurde in den 1990er Jahren gegründet und hatte das Ziel, die Hauptstadt Bogotá von seiner südlichen und östlichen Seite einzukreisen. Damit hatte sie eine enorme strategische Bedeutung und kontrollierte somit den Zugang zur Hauptstadtregion. Sie gehörte zum östlichen Militärblock der FARC-EP und Henry Castellanos alias Romaña war damals einer der Kommandierenden. Die Wiedergründung steht somit in historischer Tradition, wenn gleich sie sicherlich nicht dieselbe Kraft entwickeln wird, sondern eher als symbolischer Akt verstanden werden kann.

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Die Verhandlungsführer der FARC-EP

Nach dem Plenum der Kommandierenden des Zentralen Generalstabs der FARC-EP in den Ebenen des Yarí, Provinz Caquetá, sind nun die Namen der Kommandierenden bekannt, die für die FARC-EP am Verhandlungstisch mit der kolumbianischen Regierung teilnehmen werden. Über die fünf Personen ist bis dato recht wenig bekannt, wie überhaupt zur Kommandoebene der FARC-EP und ihren Strukturen. Dies hängt damit zusammen, dass zum einen die Guerilla erst seit relativ kurzer Zeit aktiv ist und ein Teil der Kommandierenden und Kämpfer als neue und junge Personen zur Guerilla dazugestoßen sind. Teilweise waren sie in der „alten“ FARC-EP als Milizionäre tätig. Daher gibt es wenig Kenntnisse, auch von Seiten der Geheimdienste, zu ihnen. Zum anderen ist die kommunikative Ebene der FARC-EP auch erst im Aufbau und mit den Ankündigungen zum Friedensprozess seit dem letzten Sommer ein stetiges Wachstum im Nutzen der Medien auf allen Ebenen zu erkennen.

Der wohl derzeit bekannteste der fünf Kommandierenden ist Carlos Eduardo Garcia, alias Andrey, der im Zuge des Plenums und des öffentliches Aktes der FARC-EP Interviews an zahlreiche Medienvertreter gab und die somit auch biographische Details erfragen konnten. Er ist einer der Kommandierenden der 33. Front der FARC-EP in der Region Catatumbo, die zum Block Magdalena Medio der FARC-EP gehört. Er steht alias Jhon Mechas sehr nahe, dem Kommandierenden der 33. Front. In der Provinz Norte de Santander ist die 33. Front sehr aktiv in ihrer politisch-militärischen Arbeit. Andrey war auch derjenige, der am 6. August 2022 in einem Kommuniqué mittels Video die Absicht zu Friedensgesprächen verkündete.

In den Interviews vom Wochenende stand an der Seite von Andrey ein andere Kommandierender, der Teil der Verhandlungsdelegation wird. Es ist Yeison Alexis Ojeda Gilon, alias Danilo Alvizú, der Kommandierender der Front Carolina Ramírez ist. Diese ist im Süden Kolumbiens, vor allem in der Provinz Putumayo aktiv. -Seit mehr als 10 Jahren ist er in der aufständischen Bewegung, war bereits in der „alten“ FARC-EP und beteiligte zuerst am Friedensabkommen. In der Wiedereingliederungszone von La Carmelita in der Gemeinde Puerto Asís, Putumayo, war er integriert, bevor er sich dann ab 2018 wieder der FARC-EP anschloss. Er genoss schnell das Vertrauen von Iván Mordisco zum Aufbau der Strukturen im Süden.

Leidy Tatiana Rojas, Kampfname Ángela, ist eine von zwei zum Verhandlungsteam gehörenden Inhaftierten. Sie ist Angehörige der Front Adán Izquierdo, die vor allem in den Provinzen Quindío und Valle del Cauca operierte. Derzeit ist sie im Gefängnis von Jamundí, Valle del Cauca, inhaftiert, nachdem sie bei Gefechten mit der Armee im März 2021 im ländlichen Gebiet von Buga gefangen genommen wurde. Für das Plenum der Kommandierenden wurde ihr Haftbefehl temporär aufgelöst und sie konnte nach Caquetá reisen. Hier verkündete sie beim öffentlichen Akt der FARC-EP am 16. April die Schlussfolgerungen des Plenums, was die Kommandierenden für zwei Wochen abgehalten hatten.

Recht wenig bekannt ist über die beiden weiteren Verhandlungsführer der FARC-EP. Alias Javier 33 soll ebenfalls im Norden Kolumbiens Teil der 33 Front sein und Vertrauter von Andrey und Jhon Mechas. Sein Aufenthaltsgebiet ist die kolumbianisch-venezolanische Grenzregion um Catatumbo.n Jaime Muñoz Dorado, alias Sebastián, ist die fünfte Person in der Delegation. Er ist im Gefängnis San Isidro von Popayán inhaftiert. Er gehört zum Westlichen Koordinationskommando der FARC-EP und war Vertrauter der beiden Oberkommandierenden alias Johnier und alias Mayimbú. Zuerst bekannt wurde er bei dem Begräbnis von Mayimbú.

Es bleibt abzuwarten, ob sich alle fünf Personen in der Verhandlungsdelegation durchsetzen können. Auffällig ist, dass es ein leichtes Übergewicht der Strukturen aus dem Norden und Westen gibt, während die starken Strukturen um die 1. Front und 7. Front aber auch der Fronten 40 und 62 sowie der Kompanie Miller Perdomo zumindest nicht augenscheinlich vertreten sind. Zwar sind durch den Zentralen Generalstab alle Beschlüsse zu fassen und dort sind alle Strukturen repräsentiert, doch man kann annehmen, dass dadurch das Übergewicht der Strukturen des Ostens innerhalb der zentralen Organisation auf die anderen im Rahmen des Friedensprozesses paritätisch verteilt wird.

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Bemerkungen zum Plenum und öffentlichen Auftritt der FARC-EP

Der öffentliche Auftritt des Zentralen Generalstabs der FARC-EP, die öffentliche Versammlung mit tausenden von Personen aus allen Landesteilen und die Verkündung von Friedensgesprächen im Mai sorgte für großes nationales und internationales Aufsehen. Bisher wurde die Guerilla unter dem Oberkommando von Iván Mordisco vor allem als kriminelle Struktur abgetan, die kaum etwas mit der „alten“ FARC-EP gemein hatte, die im Jahr 2016 das Friedensabkommen nach dem Prozess in Havanna mit der Regierung von Santos unterzeichnete. Doch wie wir bereits in Artikeln zuvor analysierten, zeigen die letzten Monate eine andere Richtung der Guerilla, die man nun als politischen Akteur anerkennen muss und die die potenziellen Friedensgespräche für ihren eigenen Wachstum nutzen.

So ist der Ort, der für das Plenum der Kommandierenden aus den 23 Fronten bzw. Strukturen der FARC-EP und die öffentliche Zeremonie ausgewählt wurde, ein symbolischer Ort. Hier fand die letzte Guerilla-Konferenz der „alten“ FARC-EP statt. Die Savannen und Ebenen des Yarí sind seit Jahrzehnten ein Rückzugsort der Guerilla, hier bewegten sich die großen Kommandierenden wie Manuel Marulanda und Jorge Briceño. Hier kann man auf den Rückhalt der Bevölkerung bauen, denn der Staat war hier nie präsent und die FARC-EP übernahmen die Lücke als Garant für Sicherheit, Infrastruktur und Unterstützung. Diese Grenzregion zwischen Caquetá, Guaviare und Meta bedeutet territoriale Kontrolle, schon seit dem Krieg gegen paramilitärische Gruppen in den 1990er und 2000er Jahren, der gewonnen wurde. Auch andere bewaffnete Akteure spielen hier keine Rolle.

Hier in den Ebenen des Yarí ein Plenum der Kommandierenden der Guerilla durchzuführen, einen öffentlichen Akt und neue Friedensgespräche zu verkünden, bedeutet auch, den eigenen politischen und öffentliches Status gegenüber der „alten“ FARC-EP zu festigen. Bisher sind die Strukturen des Zentralen Generalstabs unter Iván Mordisco als „dissidentische“ Gruppen bezeichnet worden. Doch in der zurückliegenden Zeit sowie in den Erklärungen und Interviews der Kommandierenden wird deutlich, dass sie nun ihren Kampf um die Deutungshoheit führen und ein wesentliches Element darin besteht, dass sie sich nicht als Dissidenten sehen, sondern als die „wahre“ FARC-EP. Dies zeigt das Abspielen der Hymne, die Plakate der alten Kommandierenden, aber auch der Duktus, dass man sich bereits während des Friedensprozesses nicht verraten lassen hat und in der Tradition der „alten“ FARC-EP steht.

Der innere Zusammenhalt und die Kommandostruktur scheinen sich ebenso zu festigen. Iván Mordisco ist und bleibt der Oberkommandierende. Das wurde bei dem Plenum und dem öffentlichen Treffen deutlich. Hier verlas er, umgeben von anderen Kommandierenden, die politische Erklärung und machte dies in der Äußerung, dass „alle Delegationen die Unterordnung unter den Zentralen Generalstab bestätigen“ klar. Hier im Roten Haus in den Ebenen des Yarí soll der innere Zusammenhalt der Organisation verdeutlicht werden, was bei den unterschiedlichen Fronten und Strukturen, die nicht nur zu verschiedenen Zeiten entstanden sind, sondern auch autonom in ihren Formen des Agierens, nicht ganz selbstverständlich war.

Tatsächlich gab es zwar vorher bereits Kommunikationswege zwischen den Strukturen und Blöcken, aber eine genaue Kommandostruktur konnte vor allem erst mit der Ankündigung der Friedensgespräche und den dazugehörigen Treffen ab dem letzten Sommer gebildet werden. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Regierung Treffen und Kommunikationswege erleichterte, um potenzielle Friedensgespräche zu fördern. Des Weiteren sorgte der bilaterale Waffenstillstand für eine Erleichterung der Kommunikation, da der Druck der staatlichen Sicherheitskräfte abnahm. Von daher war die letzte Zeit auch eine Zeit der Herausbildung einer Kommandoebene. Zuvor wurden viele Entscheidungen auf lokaler Ebene getroffen, nun wird mehr auf nationaler Ebene diskutiert. Trot alledem ist die Führungseinheit und Kommandogewalt noch nicht so ausgeprägt, wie in der „alten“ FARC-EP.

Dieser Aspekt der Festigung von Strukturen gehört auch für den Faktor der politischen Ausbildung. Zwar gibt es einige Kommandierende, darunter natürlich Iván Mordisco, die auch in der „alten“ FARC-EP ihre Identität und politische Ausbildung genossen haben, aber ein Großteil der Guerillakämpfer ist erst in den letzten Jahren neu dazugestoßen oder war in der Zeit vor 2016 bei den Milizen als junge Person. Von daher kann die aktuelle Zeit auch dafür angesehen werden, dass derzeit eine starke politische Ausbildung der Guerilleros stattfindet. In einem zuvor geschrieben Artikel berichteten wir bereits, über die Politisierung der Guerilla im Rahmen des potenziellen Friedensprozesses. Eine Chance auch für junge Kommandierende, wie Andrey Avendaño, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und darauf hinzuweisen, wo sie herkommen.

Der 28 Jahre alte Andrey Avendaño ist Kommandant der 33. Front n der Provinz Norte de Santander. Mit seiner Che-Guevara-Mütze und in grüner Uniform mit langen Haaren erklärt er seine Lebensumstände und den Prozess der FARC-EP. In der konfliktreichen Region Catatumbo ist er geboren und bereits in jungen Jahren war er Teil der Milizen der FARC-EP. Eine Schule konnte er nicht besuchen, die nächste war vier Stunden entfernt. Lesen und Schreiben brachte er sich selbst und mit Hilfe der Gemeinschaft und der FARC-EP bei. 2014 verhaftete man ihn und im Kontext des Friedensprozesses bekam er eine Amnestie im Jahr 2017. Doch er bewaffnete sich bereits kurze Zeit später wieder, im Jahr 2018. Er kennt wie viele die soziale Ungleichheit und die Notwendigkeit, für einen Wechsel zu kämpfen.

Als Guerilla in einer von der Regierung verlassenen Region, übt sie die öffentliche Gewalt aus, man spricht mit der Bevölkerung, bietet Schutz und hilft beim Straßenbau oder bei anderen Aufgaben. Der Friedensprozess und die Wiedereingliederung scheiterten bei ihm, die Bedingungen für ihn und andere Personen waren schlecht. Sein Leben bestand in der Guerilla immer darin, dafür zu kämpfen, die Verhältnisse in Kolumbien zu ändern, doch mit dem Friedensprozess in Havanna änderten sich die Dinge nicht. Das Militär kam in die Regionen, aber die sozialen Investitionen kamen nicht. Der Paramilitarismus lebte auf. Als sich neue Gruppen der FARC-EP bildeten, ging er also wieder zu ihnen. Nun ist er ein Kommandant in der 33. Front mit der Möglichkeit, aktiv als Verhandlungsperson bei einem neuen Friedensprozess mitzuwirken.

Was die öffentliche Veranstaltung des Zentralen Generalstabs der FARC-EP im Roten Haus mit Tausenden von Vertretern aus den verschiedenen Provinzen des Landes ebenso verdeutlicht, ist der Versuch, eine soziale Basis zu haben. Seit jeher gibt es vor allem aus pragmatischen Gründen des Zusammenlebens eine feste Beziehung zwischen lokaler Bevölkerung, sozialen Organisationen und FARC-EP in dem von ihrem kontrollierten Gebiet. Nun sollen diese aktiv in den Friedensprozess eingebunden werden. Durch diese Zusammenarbeit mit den Organisationen von Afrokolumbianern, Bauern und Indigenen erlangt die Guerilla zugleich in der Öffentlichkeit Legitimität als politischer Akteur. Doch zuerst muss Vertrauen aufgebaut werden, denn gilt die FARC-EP natürlich auch als ein bewaffneter Akteur in den Regionen, die ebenso wie Staat, Paramilitärs und andere im kriegerischen Zustand sind.

Der anstehende Friedensprozess kann also als Chance für alle gleichermaßen angesehen werden. Für die FARC-EP als politisch-militärische Organisation, die dadurch an Kraft gewinnt und Veränderungen erkämpft. Für die regionalen und lokalen Gemeinschaften, die einen Ausweg aus dem Konflikt sehen und durch eine Agenda mehr Anerkennung wünschen. Für die Regierung, die mit ihrem Ziel eines totalen Friedens auch Fakten schaffen kann. Doch der Friedensprozess in Havanna hat gezeigt, dass nur grundlegende Reformen einen Wandel und den Frieden bringen können. Solange strukturelle Probleme nicht angegangen werden, wird es immer einen Grund für die Waffe in der Hand geben.

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Friedensgespräche beginnen im Mai

Nach einem Plenum der Kommandierenden des Zentralen Generalstabs der FARC-EP in den mehr als 15 zurückliegenden Tagen in den Ebenen des Yarí, Provinz Caquetá, fand nun am gestrigen Sonntag eine große öffentliche Veranstaltung der Guerilla unter Anwesenheit von Tausenden Personen statt. Eingeladen waren neben Journalisten vor allem soziale und politische Organisationen aus den Gebieten, wo die FARC-EP die Kontrolle ausübt. Bereits zuvor wurden in dem Plenum, dass in Erinnerung an den ehemaligen Oberkommandierenden Gentil Duarte seinen Namen trug, die entscheidenden Beschlüsse der Kommandierenden der 23 Fronten gefasst.

In der öffentlichen Veranstaltung, abgehalten im „Roten Haus“ in den Savannen des Yarí zwischen den Orten Caquetania und El Diamante, und zu der rund 6000 Personen gekommen waren, verlas der aktuelle Oberkommandierende Iván Mordisco eine politische Erklärung mit den Schlussfolgerungen des Plenums. So kündigte der Oberkommandierende sowie der Zentrale Generalstab der FARC-EP an, dass am kommenden 16. Mai der Verhandlungstisch mit der Regierung von Gustavo Petro beginnen wird. Bereits zuvor gab es zahlreiche Interviews der Kommandierenden mit den Medien.

„Wir verkünden vor der ganzen Welt, dass unsere Delegierten am Dialogtisch mit dem kolumbianischen Staat, an der Spitze der nationalen Regierung, bereit sind, die Verhandlungen am 16. Mai dieses Jahres zu beginnen“, sagte eine der Sprecherinnen, bekannt als Ángela Izquierdo, die auch bestätigte, dass der Mechanismus zur Überprüfung des Waffenstillstands am 26. April eingerichtet wird. So verkündete es bereits der Hochkommissar für Frieden, Danilo Rueda, in der letzten Woche. Am Verhandlungstisch werden wahrscheinlich Andrey Avendaño (33. Front), Danilo Alvizú (Front Carolina Ramírez) aber auch derzeit Inhaftierte wie Ángela Izquierdo (Gefängnis Jamundí) oder alias Sebastián (Gefängnis Popayán) teilnehmen.

Bereits in Interviews erklärte Andrey Avendaño, dass einer der Vorschläge, die sie der Regierung vorlegen werden, darin besteht, den Verhandlungstisch in Norwegen einzurichten. Darüber hinaus erklärte Avendaño, dass seine Idee darin besteht, dass der Dialog in den Gebieten, in denen sie die Kontrolle ausüben, unterwegs sein sollte. Iván Mordisco erklärte gestern, dass er Interesse habe, die Konflikte mit der ELN in Arauca einzustellen. Die Idee käme auch von alias „Jhon Mechas“, der nicht bei den Verhandlungen dabei sein konnte und über ihn zuvor in den Medien polemisiert wurde.

Für weiterführende Informationen aus der FARC-EP verweisen wir auf folgende Quellen, die mittels Bilder und Interviews einen guten Einblick aus den politischen Erklärungen des Zentralen Generalstabs geben:

Twitter: Fuerzas Armadas Revolucionarias De Colombia @EMCFarcEp https://twitter.com/EMCFarcEp?ref_src=twsrc%5Etfw

Facebook: Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia Farc – EP https://www.facebook.com/people/Fuerzas-Armadas-Revolucionarias-de-Colombia-Farc-EP/100091944001876/

und andere Quellen one direkte Verlinkung

Twitter: Farc-ep Somos Paz @NuevaColombiaF

Youtube: Comando coordinador De occidente @comandocoordinadordeoccidente

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