Konflikt zwischen Fronten in Valle del Cauca

Das Beispiel der neugegründeten 57. Front Yair Bermúdez der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordsico, auch Zentraler Generalstab genannt, zeigt wie schwierig teilweise die interne Kontrolle über Einheiten der FARC-EP ist. So kam es in den zurückliegenden beiden Monaten zu Auseinandersetzungen zwischen der neugegründeten 57. Front Yair Bermúdez und der Front Adán Izquierdo, ebenso dem Zentralen Generalstab der FARC-EP zugehörig. Hierbei ging es vor allem um die territoriale Kontrolle bestimmter Gebiete sowie das Auftreten der Guerilleros. Zuletzt musste sogar die Mobile Kolonne Jacobo Arenas die Front Adán Izquierdo zur Raison bringen und Partei für die neugegründete Front ergreifen.

In einem Kommuniqué vom 19. November des letzten Jahres tritt erstmal medial die neue 57. Front in Erscheinung. Sie operiert in einem Gebiet nördlich der Millionenstadt Cali im ländlichen und bergigen Raum in der Provinz Valle del Cauca. In der Nähe ist der südliche Teil der Provinz Chocó. Auch die Kaffeezone ist nicht weit entfernt. Bisher gab es dort keine klaren Strukturen der FARC-EP, immer wieder mal war es Einflussgebiet der Adán Izquierdo, jedoch nicht das Hauptoperationsgebiet. So stieß die Front in ein Gebiet vor, wo sie sich neu aufbauen musste, aber auf alte Strukturen vor Ort zurückgreifen konnte. Sie sollte dem politisch-militärischen Block Magdalena Medio Kommandant Gentil Duarte zugeordnet werden, welcher mit seinen zahlreichen Strukturen in Zentralkolumbien agiert.

Die Front Adán Izquierdo erschien zuerst Anfang des Jahres 2020 im Norden der Provinz Valle del Cauca und hier besonders in den Gemeinden Tuluá, Buga und Sevilla. Sie war dem Westblock der FARC-EP untergeordnet. Der Konflikt dieser beiden Strukturen betrifft also eine Region, in der sich beide Fronten verorten, jedoch unterschiedliche weisungsberechtigte Blöcke haben und zudem anders politisch-militärisch auftreten. Die 57. Front wird von Oscar García und Ángela Izquierdo angeführt. Ángela Izquierdo ist einer der Sprecherinnen der Guerilla während der Friedensgespräche zwischen FARC-EP und kolumbianischer Regierung.

Erstaunlich ist es jedoch, dass die 57. Front nicht mehr dem Westblock angegliedert wird, sondern dem Block Magdalena Medio Kommandant Gentil Duarte, der sein Operationsgebiet weiter im Nordosten hat. Ob der generell schon starke Westblock damit eine Front abgibt, um den anderen Block poltisch-militärisch besserzustellen und damit ein noch größeres Ungleichgewicht der Blöcke zu verhindern, ist etwas Spekulation. Fakt aber ist, dass es innerhalb der Front Adán Izquierdo, die richtigerweise eine Kompanie ist, Probleme mit Disziplin und dem Auftreten gegenüber der Zivilbevölkerung gab.

So musste die Mobile Kolonne Jacobo Arenas mehrmals mittels Kommuniqués Partei für die neue Front ergreifen und der neugegründeten 57. Front auch militärisch Beistand leisten. Zudem wird an die revolutionäre Verantwortung appelliert. Es ist von Diebstahl die Rede und von Grenzüberschreitung der Kommandierenden bei der Eintreibung von Geldern. In den alten Zeiten der FARC-EP wurden solche Vergehen hart sanktioniert. Auch aktuell ist es interessant, dass ein interner Konflikt bis an die Öffentlichkeit gerät. Sichtbar ist allerdings, dass es für eine große politisch-militärische Organisation oftmals nicht einfach ist, in ihren Strukturen für Ordnung zu sorgen und zudem noch strukturelle Änderungen vorzunehmen, die Interessensgebiete von unterschiedlichen Fronten in einem Territorium betreffen.

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