Guerilla mit Ausbau der territorialen Kontrolle

Aus der Front Carlos Patiño des Westblocks Kommandant Jacobo Arenas der FARC-EP kommt kurz vor den Regionalwahlen in Kolumbien ein Vorschlag, der per Kommuniqué veröffentlicht wurde. In dem Vorschlag geht es um die territoriale Kontrolle zu den Wahlen im Gebiet des Cañón del Micay, der zuletzt versucht wurde durch die staatlichen Sicherheitskräfte einzunehmen. Hier in der Provinz Cauca gab es eine wochenlange Offensive von Militär und Polizei mit dem Ziel, den Einfluss der Guerilla zurückzudrängen. Letztendlich hat die Guerilla weiterhin faktisch die Kontrolle in der ländlich geprägten Region. Um die Wahlen in einem Klima der Ruhe sicherzustellen, verzichtet die Front Carlos Patiño auf die Eistellung von offensiven Aktionen.  im Bundesstaat Cauca kontrolliert, hat ein Pamphlet herausgegeben, in dem sie die Streitkräfte auffordert, für die Regionalwahlen „Verpflichtungen“ in Bezug auf die Sicherheit in diesem Gebiet einzugehen. Die bewaffnete Gruppe erklärte, sie werde keine feindlichen Aktionen gegen die Sicherheitskräfte durchführen.

Im Kommuniqué wird vorgeschlagen, dass im Rahmen des landesweiten Plans „Demokratie“ die Streitkräfte in das Zentrum des größeren Ortes von El Plateado Position beziehen dürfen, aber nicht auf die Stellungen der FARC-EP vorgerückt werden darf. Die staatlichen Sicherheitskräfte dürfen keine Durchsuchungen und Kontrollen von Personen oder Häusern El Plateado durchführen. Auf offensive Aktionen soll verzichtet werden. Nach den Regionalwahlen sollen sich die Streitkräfte ab dem 30. Oktober wieder zurückziehen. Die Kontrolle der Wahllokale sowie des Wahltages sollen von den lokalen Wachen der Bauern und Indigenen durchgeführt werden, die von allen Seiten als lokale Macht- und Kontrollinstanzen anerkannt werden. Unterstützung erhalten sie von den staatlichen Institutionen. Dass die FARC-EP selbst eine Machtposition innehat, zeigt allein das Kommuniqué der Guerilla und die Vorschläge.

Der FARC-EP kommt der aktuelle Waffenstillstand und die Friedensverhandlungen als politischer Akteur sehr entgegen. So konnte die Guerilla zuletzt ihre Positionen nach der Militäroffensive und den Friedensgesprächen im Cañón del Micay wieder einnehmen. Sie konzentriert sich wieder auf die Ausübung ihrer Kontrolle und auf die territorialen Auseinandersetzungen mit den anderen Akteuren wie der ELN in Arauca und Nariño, mit der FARC-EP, Zweites Marquetalia in Caquetá und Putumayo sowie mit den Paramilitärs in Antioquia und dem Magdalena Medio. Durch ihre Regeln des Zusammenlebens stellt sie für die lokale Bevölkerung in weiten Teilen den wesentlichen Hauptakteur dar, der Staat ist häufig nur durch seine staatlichen Sicherheitskräfte präsent, und auch jene konzentrieren sich meistens nur auf zentrale Orte und weniger auf das ländliche Gebiet. Von Selbstbewusstsein und Macht zeugt daher auch das Aufstellen von Forderungen, wie im Kommuniqué geschehen.

Während des Waffenstillstandes und der Friedensgespräche verpflichtete sich die Regierung, die Versorgung der Strukturen der FARC-EP mit logistischen Ressourcen weiterhin zu gewährleisten. Darüber hinaus können die Einheiten der Guerilla unbewaffnet durch die Hauptorte der Gemeinden und über die Hauptverkehrsstraßen fahren. Des Weiteren sollen nachrichtendienstliche Operationen ebenso unterbleiben, was der Guerilla eine nie dagewesene Bewegungsfreiheit verschafft. Zwar hat die FARC-EP, besonders in der Provinz Cauca in den letzten Monaten einen hohen Preis für die militärischen Schläge gezahlt, aber sie hat durch die Friedensgespräche politische Anerkennung erfahren und nun genügend Zeit und Raum erhalten, ihre landesweiten Strukturen, so auch die Front Carlos Patiño, zu konsolidieren. Auf politischer Ebene zielen die Kommuniqués und die politische Arbeit mit dem Aufbau einer politischen Agenda und der territorialen Umgestaltung wie im Cañón del Micay, sich zu vergrößern und die soziale Basis auszubauen.

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