Frieden weiterhin fragil

Wir dokumentieren ein Kommuniqué der 1. Front der FARC-EP, dass in der letzten Woche, am 12. Oktober, veröffentlicht wurde. Dies verdeutlich jedoch, wie fragil der Frieden ist und wie auch nachrichtendienstliche Arbeit durch die Armee weiter geschieht.

Kommuniqué

Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee FARC EP, senden brüderliche, kämpferische und unterstützende Grüße an die Gemeinden im Zuständigkeitsbereich der 1. Front Armando Ríos.

Guaviare und andere nahe gelegene Departements gehören zu den von den kolumbianischen Regierungen am meisten vergessenen Gebieten, in denen die Gemeinden auf der Suche nach einer Zukunft nach wirtschaftlichen und organisatorischen Alternativen gesucht haben, sie dazu gebracht haben zu verstehen, dass wir, die FARC EP, ihre bedingungslosen Verbündeten sind und aus diesem Grund haben sie uns mit offenen Armen empfangen. Der Krieg in diesem Gebiet hat seinen Bewohnern Leid gebracht und dieser Krieg ist derselbe Krieg, den wir gegen die offiziellen und paramilitärischen Kräfte führen, die mit Plänen der verbrannten Erde arbeiten. Sie streben nach territorialer Kontrolle, weil sie um die unermesslichen Reichtümer wissen, die dort zu finden sind und die sie den kapitalistischen Monopolen überlassen wollen. (…)

Obwohl wir uns mitten in den Gesprächen mit der Regierung von Gustavo Petro befinden, sind wir uns über mehrere Prämissen im Klaren: Erstens, dass es sich um eine fortschrittliche, liberale Regierung handelt, die offen für Prozesse an der Basis ist, aber nicht annähernd eine revolutionäre Regierung, die die Widersprüche oder strukturellen Probleme Kolumbiens verändern will. Zweitens, dass sie zu keinem Zeitpunkt davon gesprochen hat, die Interessen der Oligarchen zu beeinträchtigen oder für den Abzug der US-Basen in unserem Land für die nationale Souveränität zu kämpfen. Drittens, dass die Ankunft von Petro im Präsidentenamt dazu diente, den Prozess des Volkswiderstands, der im gesamten Staatsgebiet mit den so genannten primeras líneas [1] gewachsen war, zu verringern, die den Machtapparat und die Repression des Staates in Schach hielten und den Anschein eines Kampfes für die nationale Souveränität erweckten, den es zu vermeiden galt. In diesem Gedankengang ist es notwendig, die Reihen gegen die Feinde des Friedens mit sozialer Gerechtigkeit zu schließen, eine Annäherung an die Regierung unter den Prämissen des Respekts, der Anerkennung der Bauernschaft, der indigenen Völker und der Aufständischen als gültige politische Subjekte und Gesprächspartner sowie der Artikulation von bürgerlichen Prozessen der Überwachung, Überprüfung und Kontrolle der einzuhaltenden Verpflichtungen zu ermöglichen.

Diese Botschaft dient auch dazu, die Verstöße der Regierung gegen die Aussetzung der bilateralen Offensivaktionen in dieser Woche anzuprangern; im Departement Cauca haben Einheiten der Armee drei Mitglieder unserer aufständischen Organisation und einen Zivilisten in einen Hinterhalt gelockt und ermordet, zusätzlich zu einer Landung in der Gemeinde hato Versalles in Fortul gegen die Front dieses Gebiets, dies ist ein klarer Verstoß gegen die Vereinbarungen, die die aktuelle Entwicklung der Annäherung behindern. In den Dörfern Santo Gloria und La Lindosa wurden Landungen gemeldet, ebenso wie die Schikanierung der Truppen in den Dörfern Cristalina, Barranquillita, Puerto Nuevo in Calamar/Guaviare. Aus mehreren Gemeinden des Landes hat man uns von nachrichtendienstlichen Überflügen in aufständischen Gebieten imformiert, wir wissen dass die Streitkräfte ihre Arbeit in dieser Woche nicht einstellen werden, aber diese Überflüge wurden von Truppen am Boden begleitet, die zu Zusammenstößen mit unseren Einheiten führen könnten, was ein Ende der Annäherung an den Frieden bedeuten würde. Wir rufen zu revolutionärer Wachsamkeit auf und verurteilen die Versuche, die Entwicklungen Gebieten und Prozessen zu destabilisieren. Die nationale Gemeinschaft und die internationalen Begleiter müssen auf derartige Verstöße gegen ihre Verpflichtungen aufmerksam werden.

Hochachtungsvoll, Generalstab der 1. Front FARC-EP Südöstlicher Block

[1] primeras líneas: Erste Linien, vorrangig von jungen Menschen organisierter Widerstand gegen staatliche Sicherheitskräfte in der vordersten Linie.

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