Wie wir bereits vermutet haben, ist die Nachfolge des Oberkommandierenden des Comando Coordinador de Occidente (Westliches Koordinationskommando) schnell geregelt worden. So soll nun alias Mayimbú die Nachfolge als Kommandierender der verschiedenen Strukturen im Westen des Landes antreten. In einer gut funktionierenden Guerilla ist es üblich, dass militärische Ränge nach kurzer Zeit adäquat besetzt werden und Strukturen nicht „abhängig“ von einzelnen Personen sind. Nun wurde dies in einem Video öffentlich gemacht.
Nach dem Tod von alias Jhonier am 24. Januar war man gespannt, wer nun die Nachfolge im Westlichen Koordinationskommando (CCO) antreten würde. Folgerichtig konnte es nur eine Person aus dem Osten um die 1. und/oder 7. Front sein oder eine Person aus der Kommandoebene der im Westen agierenden Strukturen. Nun wurde es Mayimbú, der mit bürgerlichen Namen Leyder Johany Noscué Bototo heißt.
Mayimbú ist für diese Aufgabe relativ jung. Geboren im Jahr 1991, ist er somit gerade einmal knapp über 30 Jahre alt. Allerdings begann er seine Laufbahn in der aufständischen Bewegung schon mit rund 12 Jahren, als er operative Aufgaben als Milizionär übernahm. Mit dem Mindesteintrittsalter von 15 Jahren war er dann Mitglied der FARC-EP in der 6. Front, die auch in seinem jetzigen Gebiet im Cauca operierte. Er kennt somit die Region sehr genau.
Später war er dann der Kommandierende der mobilen Kolonne Jaime Martínez, die in den Gemeinden Suárez und Buenos Aires operiert und eine der ersten sogenannten „dissidentischen“ Strukturen der FARC-EP in der Region nach dem Friedensschluss war. Das CCO fungiert als Konföderation von Guerillafronten im Westen, die nach 2018 entstanden sind. Dazu gehören die Front Carlos Patiño, die mobile Kolonne Jaime Martínez, die mobile Kolonne Dagoberto Ramos, Die Front Rafael Aguilera und weitere.
Zuletzt konnten diese Strukturen im Südwesten ihren Einfluss wesentlich ausbauen und führen einen Kampf nicht nur gegen staatliche Sicherheitskräfte und paramilitärische Gruppen, sondern auch gegen das ELN und die FARC-EP, Zweites Marquetalia. Im Westen ist die Guerilla mittlerweile so stark, wie zuvor im Osten in den Provinzen Caquetá, Guaviare und Meta, wo die Guerilla historisch stark verankert ist.
Zuletzt gab es vor zwei Tagen einen Angriff der FARC-EP auf das 21. Infanteriebataillon der Armee in Granada in der Provinz Meta. Bei dem Angriff sind zwei Menschen getötet worden. Im Osten des Landes gibt es immer wieder Angriffe auf die staatlichen Sicherheitskräfte. Vor einer Woche wurde erst ein Konvoi des Gouverneurs der Provinz Caquetá angegriffen.
Immer wieder gab es in den zurückliegenden Jahren Meldungen in den Medien, dass die Gruppen der FARC-EP für großflächige Waldzerstörungen, Brände und systematische Abholzungen verantwortlich sind. Aktuell brennen wieder im Nationalpark Chiribiquete einige Punkte und sofort schlägt der Verteidigungsminister Alarm, dass die FARC-EP dahinterstecken würde. Häufig sind es jedoch kriminelle Strukturen, zugezogene Personen im Auftrag von Großgrundbesitzern und Strohmännern von Konzernen, die verantwortlich für die Umweltzerstörungen sind.
Vor wenigen Tagen hat sich ein erneuter Angriff auf ein wichtiges Projekt der Wiedereingliederung der FARC in Bogotá ereignet. Diesmal wurde das als Leuchtturm-Projekt bekannt Haus der Brauerei „La Roja“ angegriffen und teilweise geplündert. Dies gab der Teil der FARC des Nationalen Rates der Wiedereingliederung in einer Pressemitteilung bekannt. Die Craft-Brauerei „La Roja“, zu Deutsch „das Rote“, wird von ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfern der FARC entwickelt und produziert. Damit haben sie neben einem politischen Projekt zudem auch eine sozioökonomische Alternative für sich und ihre Familien.
Wie nun mehrere Quellen bestätigten, ist der Kommandierende der 28. Front der FARC-EP alias Antonio Medina auf venezolanischem Territorium bei Kämpfen ums Leben gekommen. Die 28. Front, die mit der 10. Font alliiert ist, befindet sich in Arauca, Casanare und im venezolanischen Bundestaat Apure in einem territorialen Kampf mit dem ELN und der FARC-EP, Zweites Marquetalia.
Vor wenigen Stunden erklärten Präsident Iván Duque und militärische Quellen, dass der Kommandierende des Comando Coordinador de Occidente (Westliches Koordinationskommando) Euclides España Caicedo alias Jhonier getötet wurde. Bereits seit Tagen habe es eine Militäroperation mit Hilfe geheimdienstlicher Mittel in der Region um Toribio in der Provinz Cauca mit dem Ziel des Schlages gegen den Kommandierenden des Westlichen Koordinationskommandos gegeben. Dem Westlichen Koordinationskommando unterstehen unter anderem die Fronten und mobilen Kolonnen Dagoberto Ramos, Jaime Martínez, Adan Izquierdo, Franco Benavides und Urías Rondón mit einem Operationsgebiet in Huila, Valle del Cauca, Cauca und Nariño im Südwesten Kolumbiens. Sie sind mit den Strukturen um Iván Mordisco und Gentil Duarte im Osten des Landes verbündet.
Im sogenannten Alternativen Haus der Partei Comunes, ehemals FARC-Partei, wurde am Freitag in einer Toilette eine Bombe gefunden. Die Bombe bestehend aus anderthalb Kilogramm Sprengstoff in einer Plastikflasche und einem Zündsystem verbunden mit einem deaktivierten Telefon, wurde durch staatliche Sicherheitskräfte neutralisiert. Dies gab unter anderem Sergio Marín bekannt, politischer Vertreter der Partei Comunes in Bogotá. Das Haus befindet sich im Viertel Teusaquillo im Zentrum Bogotás und wird hauptsächlich von jungen Menschen genutzt.
Ein Interview der Journalistin Salud Hernández-Mora mit dem politischen Verantwortlichen der FARC-EP in Arauca, welches für die politische Nachrichtenseite „Semana“ in Venezuela durchgeführt wurde, sorgte national und international für Aufsehen. Es ist das erste Interview mit einem überregionalen kolumbianischen Medium, dass mit einem Mitglied der aufständischen Bewegung getätigt wurde. Zum anderen waren natürlich die Themen des Interviews interessant. Die Journalistin sprach mit dem politischen Kommandanten Ernesto, der unter anderem für die 10. Front zuständig ist, nicht nur über den Krieg mit dem ELN in Arauca, sondern auch zum Zustand der FARC-EP und ihren Zielen, über Maduro, Petro und den Konflikt mit den politischen Blutsbrüdern der FARC-EP, Zweites Marquetalia. Zu den Zielen bekräftigte Ernesto ein hartes Durchgreifen, sogar mit einer Todesstrafe, für die Korrupten, Vergewaltiger und Mörder in der Region. Er kam jedoch auch auf die internen Regeln und Normen zu sprechen und machte deutlich, dass innerhalb der FARC-EP auch gemäß der Statuten Vergehen bestraft werden. Auf politischer Ebene ist dieses Interview ein großer Gewinn für die aufständische Bewegung. So kann die Guerilla in der Öffentlichkeit auch als politischer Akteur wahrgenommen werden und nicht nur, wie sonst in den Massenmedien üblich, als eine so dargestellte und diskreditierte Narco-Bewegung.
Der aufflammende Konflikt zwischen den beiden aufständischen Bewegungen ELN und FARC-EP wurde durch den Bruch eines Nichtangriffspaktes ausgelöst. In einem Interview mit Noticias 100.3 und dem politischen Kommandanten für die FARC-EP in Arauca, Ernesto Devia Casanova, der allgemein unter dem Kampfnamen „Ernesto“ bekannt ist, erklärte dieser, dass das ELN am 2. Januar einen Angriff auf ein Lager der FARC-EP in Venezuela verübt hatte. Dieser Angriff von Mitgliedern der ELN-Front „Domingo Laín“ führte dazu, dass der Nichtangriffspakt bzw. das Abkommen über die Koexistenz von 2011 getilgt wurde.
In der nordkolumbianischen Provinz Arauca, die strategisch wichtig an der Grenze zu Venezuela liegt, sind mit dem Jahresanfang schwere Kämpfe zwischen der FARC-EP und dem ELN ausgebrochen. Beteiligt sind auf Seiten der FARC-EP die 10. und die 28. Front, die in dieser Region ihre historische Präsenz haben. Auf der anderen Seite sind mit dem ELN nach verschiedenen Angaben auch Strukturen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, verbündet. Die FARC-EP unter Gentil Duarte und Iván Mordisco mit ihrer 10. und 28. Front haben in der zurückliegenden Zeit an Boden gewonnen, vor allem nach dem Tod von Kommandierenden der FARC-EP, Zweites Marquetalia, wie El Paisa und Romaña. Dieser Gewinn an Boden sorgte für Konfrontationen mit dem ELN, die nun um ihren Einfluss in einer ihrer Hochburgen fürchten. Es ist gut möglich, dass es hierbei auch Kontakte und strategische Kooperationen mit dem Zweiten Marquetalia gibt.
Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, veröffentlichte ein Kommuniqué an das kolumbianische Volk, in dem sie Weihnachts- und Neujahresgrüße senden. Zu dokumentarischen Zwecken veröffentlichen wir Teile in deutscher Übersetzung:
Zu Weihnachten wurde die kolumbianische Öffentlichkeit darüber informiert, dass der Polizist der kolumbianischen Polizei Tomás Andrés Blanco Rolón in der Gemeinde El Rosario in der Provinz Nariño von Mitgliedern der FARC-EP entführt wurde. Der uniformierte junge Mann wollte nach einer Weihnachtspause zu seiner Arbeit fahren, als der Bus, in dem er sich fortbewegte, von einer Einheit der mobilen Kolonne Franco Benavides der FARC-EP an einem Kontrollpunkt der Guerilla angehalten wurde. Während die Medien wie immer von einer Entführung sprechen, handelt es sich im Kontext des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien um eine alltägliche Situation.
In einem Kommuniqué des Generalstabs der 10. Front „Martín Villa“ der FARC-EP wird erklärt, dass diese Front keine Schuldigkeit für die militärischen Aktionen gegen die beiden Kommandierenden alias El Paisa und alias Romaña hat. Beide hochrangige und bekannte Kommandierende der FARC-EP, Zweites Marquetalia, wurden Anfang Dezember bei einem Angriff getötet. Es wurde darüber spekuliert, ob die 10. Front „Martín Villa“ der Struktur der FARC-EP unter Gentil Duarte und Iván Mordisco dafür verantwortlich sind. Beide sich als Nachfolgeorganisationen der FARC-EP bezeichnende Strukturen der FARC-EP stehen in Konkurrenz und gegenseitigen Kampf zueinander, auch im kolumbianischen-venezolanischen Grenzgebiet.