Waffenstillstand in Gefahr

„Wir sehen mit großer Sorge die jüngsten Erklärungen des Präsidenten der Republik, Gustavo Petro Urrego, wonach er den Truppen befiehlt, auf nationaler Ebene auszuschwärmen, ohne zu berücksichtigen, dass wir uns in einem bilateralen Waffenstillstand befinden“, heißt es in dem Kommuniqué der FARC-EP des Zentralen Generalstabs vom gestrigen 14. April. Und weiter: „Diese Situation führt dazu, dass es unmöglich ist, die bilateralen Waffenstillstandsprotokolle aufrechtzuerhalten, da unsere Einheiten in den letzten Tagen von verschiedenen Einheiten der Nationalen Armee belagert wurden und es so weit gekommen ist, den Waffenstillstand an einigen Stellen der nationalen Geographie durch die Streitkräfte zu brechen.“

In dem Kommuniqué wird über verschiedene Militäroperationen berichtet. So über einen Angriff auf Einheiten der 10. Front am vergangenen Dienstag, dem 11. April, in der Provinz Arauca in der Gemeinde Tame sowie eine massive Landung von Soldaten in der Provinz Norte de Santander. Für den 12. April werden militärische Operationen der staatlichen Sicherheitskräfte aus der Gemeinde Toribío (Provinz Cauca) beschrieben sowie aus der Gemeinde Balboa in derselben Provinz. Besonders die Aktion und versuchte Festnahme eines Indigenen in Toribío erregte auch nationale Öffentlichkeit. „Es ist wichtig, auf die schwerwiegenden Beeinträchtigungen der Unversehrtheit des Zivilisten, seiner Familie, seines Eigentums, seiner Ehre und Würde hinzuweisen“, so dass Kommuniqué der FARC-EP.

„Wir führen diese schweren Verstöße gegen den bilateralen Waffenstillstand durch die Streitkräfte auf, die wir hier präsentieren, weil sie uns sehr beunruhigen, um Fortschritte zu erzielen und die Annäherung für einen Frieden mit sozialer Gerechtigkeit weiter zu festigen“, heißt es im Kommuniqué des Zentralen Generalstabs. Die Erklärung erfolgt kurz vor den potenziellen Friedensgesprächen mit der kolumbianischen Regierung. Nur mit passiven Verhalten der staatlichen Sicherheitskräfte kann Vertrauen und Frieden aufgebaut werden. In den zurückliegenden Tagen gab es bereits ein Treffen von Kommandierenden der FARC-EP aus allen Landesteilen, wo die Guerilla operiert. Es war die erste große nationale Zusammenkunft von Guerillakommandierenden.

Unterdessen sammeln sich bereits Hunderte von Personen im historischen Casa Roja (Roten Haus) in den Savannen des Yarí, um durch die FARC-EP über die Fortschritte der Friedensgespräche aufgeklärt zu werden. Dazu hat die FARC-EP ein großes öffentliches Event am Sonntag ab 8 Uhr angekündigt. Dazu sind die lokalen Gemeinden eingeladen und auch zahlreiche soziale und politische Organisationen der Afrokolumbianer, Bauern und Indigenen. Bereits auf lokaler Ebene gab es immer wieder kleinere Treffen der FARC-EP mit der lokalen Bevölkerung zu den bevorstehenden Friedensgesprächen. Für Sonntag dürfte jedoch mit der bisher größten Veranstaltung zu rechnen sein, die in einem historischen Gebiet der Guerilla durchgeführt wird.

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