Partei FARC trennt sich von Kritikern

Die Führung der Partei FARC trennt sich nun endgültig von ihren schärfsten Widersachern. Bereits vor einigen Tagen trennte sich die Partei auf Beschluss des Vorstandes von vier namhaften Personen, die in der Vergangenheit immer wieder die Politik, die Führungsebene und vor allem den Vorsitzenden Rodrigo Londoño kritisiert hatten. Hierbei handelt es sich um Andrés Paris, Fabián Ramírez, Benedicto de Jesús González und Pablo Atrato. Eine Mehrheit von sieben zu fünf Stimmen der Parteiführung stimmte für ihren Ausschluss, was die Spaltung der Partei und ehemaligen aufständischen Bewegung vorantreiben wird.

Die sogenannte Ethische Kommission der Partei FARC, die als graue Eminenz im Hintergrund agiert, hatte jedoch schon Anfang März angekündigt, die Personen aus der Partei zu entfernen. Kritiker sagen, dass die Kommission diejenigen ausschließt, die nicht die politische Linie von Rodrigo Londoño alias Timochenko und Carlos Antonio Lozada teilen.

Zwar wird begründet, dass die genannten Personen, die allesamt einen hochrangigen Posten in der ehemaligen Guerilla oder auch in der Partei hatten, als Scharfschützen gegen die Partei und die Führung, auftraten, doch vordergründig steht dieser Ausschluss symbolisch für die Partizipation, Kritikfähigkeit und auch die Politik der aktuellen Partei. Besonders die Führungsebene wurde stark von den Ausgeschlossenen kritisiert, denn mit Rodrigo Londoño gibt es hier eine Person, die weder über ausreichend Rückhaltung in der ehemaligen Basis der Guerilla verfügt, noch über Führungsqualitäten.

Ein Grund für die Kritik war vor allem die nachgiebige Haltung der Partei und ein komatöses Auftreten zur Umsetzung des Friedensabkommens, was von der Regierung sabotiert wird. Es wurde nur wenig Druck aufgebaut und kaum Schutz für die FARC-Mitglieder gewonnen. Auch die Wiedereingliederung in das zivile Leben wurde fast nur unter dem Aspekt der Parteizugehörigkeit gefördert, jedoch nicht für ehemalige Kämpfer, die sich politisch der Partei entfernt hatten oder mit der Politik nicht mehr einverstanden waren.

Dass Fass zum Überlaufen brachte jedoch eine Äußerung des Parteivorsitzenden Rodrigo Londoño in einem Interview gegenüber der Benennung einer zwielichtigen Person in die Erinnerungs- und Wahrheitskommission. So sagte er, dass er im Prinzip kein Problem mit der Ernennung habe, als der Sohn des ehemaligen paramilitärischen Kommandanten Jorge 40 als Koordinator für die Arbeit mit den Opfer des Konfliktes im Innenministerium berufen wurde. Dazu gehören Parteiprobleme wie der schlechte Kommunikationsfluss zwischen Führung und Basis, die Probleme des Zentralismus und der Verbindung mit den Territorien, wo sich die Basis befindet oder auch der Widerstand gegen offene Räume für Debatten, um Desertion oder andere strategische Fehler zu analysieren, wie zum Beispiel die Auswirkungen, die sie mit dem Verlust auf soziale Bewegungen und politische Organisationen haben.

Alle ausgeschlossenen Personen waren auch Teil der Verhandlungen in Havanna, Kuba, wo der Friedensprozess zwischen FARC-EP und Regierung verhandelt wurde. In der zurückliegenden Zeit haben sie rund 2000 ehemalige Guerillakämpfer vereint, die einen von der Partei FARC losgelösten Prozess der Wiedereinstellung vollziehen. Andrés Paris war Teil des Generalstabs der FARC-EP und gehörte dem militärischen Ostblock an. Fabián Ramírez war der zweite Befehlshaber des Südblocks. Pablo Atrato war Kommandant der 57. Front der FARC-EP, die im Chocó operierte. Und Benedicto González übernahm einige Monate lang den Sitz von Jesús Santrich, als dieser einer juristischen Inszenierung im Gefängnis saß.

Was in der Presse vor allem thematisiert wurde, dass alle Personen sehr nahe zu Iván Márquez und Jesús Santrich standen, die sich heute wieder als FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter Waffen befinden. Demzufolge werden die Befürchtungen nicht weniger, dass sie sich den sogenannten Dissidenten der FARC-EP anschließen könnten. Man munkelt auch, die Paertei will sich jetzt derjenigen entfernen, die perspektivisch für Unruhe sorgen können oder eben auch unter Waffen landen. Naja, wir enthalten uns dieser Spekulationen, wollen aber zumindest über die Prozesse innerhalb der Partei informieren und erörtern, warum auch dissidentische Strukturen Zulauf haben können oder eben auch die Partei FARC einfach nur kritisieren.

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