Schwere Kämpfe in Putumayo zwischen Strukturen der FARC-EP

Aus der Gemeinde Puerto Guzmán in der südkolumbianischen Provinz Putumayo kommen besorgniserregende Meldungen von schweren Kämpfen zwischen den beiden um Einfluss kämpfenden Strukturen der FARC-EP, den Bolivarischen Grenzkommandos auf der einen Seite und der Front Carolina Ramírez auf der anderen Seite. Dabei sollen laut Aussagen der lokalen Einwohner des Ortes José María am Rand des Flusses Caquetá 18 Personen getötet worden sein. Schon seit zwei Jahren gibt es regelmäßig Konflikte zwischen den beiden verfeindeten Strukturen, die hier um ihren Einfluss kämpfen. Während die Grenzkommandos als neuere Struktur der FARC-EP, Zweites Marquetalia, nahestehen, ist die Front Carolina Ramírez den Strukturen der 1. und 7. Front unter dem Kommando von Iván Mordisco unterstellt.

So soll es am vergangenen Samstag, den 19. November, in den Dörfern Los Pinos und Las Delicias von José María, einem ländlichen Gebiet der Gemeinde Puerto Guzmán, zu Kämpfen gekommen sein, die unzählige Menschen das Leben kostete. Bisher ist bekannt, dass die nicht identifizierten Leichen der Opfer von denselben Einwohnern der Gemeinde auf den Friedhof von José María gebracht wurden, um darauf zu warten, dass die Justizbehörden in den Sektor kommen, um die erforderlichen technischen Untersuchungen durchzuführen. Dies meldeten sie an regionale Stellen, Einheiten der Armee und an die Medien. Die Kämpfe sorgten ebenso für die Vertreibung von mehr als 30 Familien, die vor den Kämpfen flüchteten. Es gab erneut die Aufforderung an die aufständischen Organisationen, Friedensgesten zu zeigen.

Die genauen Hintergründe sind noch unklar, aber erste Meldungen zeigen auf, dass eine Kommission der Front Carolina Ramírez in die Gegend vorrückte, um militärisch-politische Aufgaben durchzuführen. Dabei kam es dann zu den Kämpfen, weil das Gebiet vorher von Gruppen der Grenzkommandos kontrolliert wurde. Die Strategie der aufständischen Organisationen besteht darin, mittels sogenannter Kommissionen in Gebiete einzudringen, um Kontakt mit der Bevölkerung aufzunehmen und an politisch-militärischen Einfluss in einem Gebiet zu gewinnen. Eine Kommission bezeichnet man daher als eine Abordnung von Kämpfern, aber auch politisch geschulten Personen. Wegen der geostrategischen Lage zum Nachbarland Ecuador sowie mitten im schwer zu kontrollierenden Amazonasgebiet mit seinen als Flüssen fungierenden Transportrouten ist Putumayo schwer umkämpft.

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Internationales Treffen von wiedereingegliederten Kämpfern

In der ehemaligen Wiedereingliederungszone für ehemalige Kämpfer der FARC-EP „Simón Trinidad“ im Dorf Tierra Grata der Gemeinde Manaure, Provinz Cesar, trafen sich hunderte Menschen aus aller Welt zu einer Internationalen Wiedereingliederungskonferenz. Die Konferenz begann am Montag und hat das Ziel, die Erfahrungen der Wiedereingliederung von ehemaligen Kämpfern aus den verschiedensten Ländern zu sammeln und zu erörtern. Mit dabei waren neben Personen aus der ehemaligen FARC-EP und heutigen Partei Comunes sowie den Instanzen der Wiedereingliederung auch internationale Organisationen, kolumbianische Politiker und Delegationen von wiedereingegliederten Personen, zum Beispiel aus El Salvador, Guatemala, Senegal oder Indonesien.

Das Internationale Treffen wurde von verschiedenen Workshops und kulturellen Aktivitäten begleitet. So trafen ehemalige Kommandanten der Guerilla und jetzige Friedensaktivisten auch auf Besucher der umliegenden Dörfer, sie redeten miteinander und schüttelten sich die Hände. Natürlich gab es auch einen Rundgang in der ehemaligen Wiedereingliederungszone mit Berichten und Erfahrungen der dort wohnenden Personen, vor allem aus der Zeit des Anfangs. Maßgeblich organisiert wurde die Konferenz vom Nationalrat für Wiedereingliederung, der Partei Comunes, der Verifizierungsmission der Vereinten Nationen in Kolumbien, aber auch der norwegischen Botschaft in Kolumbien.

Im Namen der Gruppe der Friedensunterzeichner aus der ehemaligen FARC-EP sprach der Direktor und Leiter der Wiedereingliederung, Pastor Alape, die Grußworte an die versammelten Gäste. Dabei betonte er die Notwendigkeit der vollständigen Umsetzung des Abkommens und die vom Präsidenten vorgeschlagenen Ziele eines totalen Friedens. Ein Teil der Delegationen besuchte dann die Hauptstadt Bogotá, wo nicht nur die Rückkehr organisiert wurde, sondern auch noch Workshops und Veranstaltungen stattfanden. Damit fand sechs Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens eine wichtige Konferenz statt, die nicht nur dazu diente, Erfahrungen auszutauschen, sondern auch um Hoffnung für eine friedliche Welt zu geben.

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Timochenko fordert zu Frieden auf

Der ehemalige Oberkommandierende der sich entwaffneten alten FARC-EP und aktuelle Vorsitzende der aus dem Friedensprozess entstandenen Partei Comunes, Rodrigo Londoño alias Timochenko, hat in einem Interview einer regionalen kolumbianischen Tageszeitung alle bewaffneten Organisationen aufgefordert, sich dem Frieden zu widmen und die Gewalt einzustellen. Außerdem sagte er in ihre Richtung, dass die Organisationen, die den Frieden wollen, „Aktionen ergreifen müssen, die dem Wunsch entsprechen, zum Frieden in Kolumbien beizutragen, denn Friedensunterzeichner werden weiterhin ermordet, soziale Anführer werden weiterhin bedroht und sie verschwinden auch weiterhin.“

Weiter ging er auf ein potentielles Friedensabkommen ein, dass mit dem neuen Gesetz zum totalen Frieden Grundlagen geschaffen worden sind, die auch in dem von der alten FARC-EP und der kolumbianischen Regierung im Jahr 2016 unterzeichneten Friedensabkommen enthalten sind. Er machte darauf aufmerksam, dass es weiterhin notwendig sei, dass das, was in Havanna vereinbart wurde, dem damaligen Verhandlungsort der Friedensgespräche, auch umgesetzt werden müsse. Angeblich hatte wohl auch Rodrigo Londoño an Treffen mit Organisationen teilgenommen, die Friedensgespräche anvisieren.

Tatsächlich ist die Umsetzung des Vereinbarten einer der Punkte, die auf die Agenda gehören. Immerhin ist es einer jener Gründe, warum wieder die Waffen erhoben worden sind. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Rodrigo Londoño dazu klar positionierte und forderte, dass „die Umsetzung, die die umfassende ländliche Reform ergänzt, erforderlich ist, die Verteilung von Land, die von Gesundheitsplänen begleitet werden muss, der Bau von Gesundheitszentren, der Bau von Tertiärstraßen, der Bau von Schulen“, sagte der Vorsitzende der Partei Comunes in dem Interview. Er erwähnte auch, dass „politische Reformen im Kongress notwendig sind.“

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Angriff auf Polizei in Caquetá

In der ländlichen Gegend der Gemeinde La Montañita in Caquetá ereignete sich ein Angriff einer Einheit der Guerilla FARC-EP auf eine Polizeieinheit, bei der mindestens zwei Polizisten getötet und mehrere verletzt wurden. Die Polizeieinheit operierte in dem Moment in einer sogenannten Operation gegen illegale Kulturen. Dabei werden jedoch nicht nur illegale Pflanzen wie Koka zerstört, sondern häufig auch andere lebenswichtige Pflanzen, Gerätschaften und Häuser der lokalen Bauern.

Die lokale Bevölkerung sind als letztes Glied einer langen Kette des internationalen Drogenhandels häufig die leidtragenden der Militär- und Polizeioperationen. Statt von Seiten der Regierung Alternativen zum Ersatz der illegalen Kulturen anzubieten und in die ländliche Infrastruktur zu investieren, werden mit den repressiven Operationen lediglich die Lebensrundlage der Bauern zerstört. Häufig kommt es dabei auch zu Auseinandersetzungen zwischen der lokalen Bevölkerung mit den staatlichen Sicherheitskräften.

In Caquetá ist die FARC-EP stark in der Zivilbevölkerung verankert und übt seit Jahrzehnten eine gewisse territoriale Macht aus. In La Montañita sind unter anderem die Fronten „Miller Perdomo“ und „Óscar Mondragón“ aktiv. Sie gehören zu den Einheiten im Osten der 1. und 7. Front der FARC-EP, die unter dem Kommando von Iván Mordisco stehen. Zwar gibt es eine einseitige Vereinbarung zu einem Waffenstillstand der FARC-EP, die gilt jedoch nicht bei operativen Aktionen der stattlichen Sicherheitskräfte.

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Kommandant Mayimbú der FARC-EP in Cauca beigesetzt

Einheiten der FARC-EP, unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung, haben auf einer öffentlichen Fläche, einem Sportzentrum, in der ländlichen Gegend der Gemeinde Suarez die Beerdigung von Leider Johany Noscué alias Mayimbú alias Wilson González durchgeführt. Er war der Oberkommandierende des Westlichen Koordinationskommandos. In einem gut organisierten Festakt mit Umzug, Salutschüssen und Reden wurde dem Guerillaanführer gedacht. Unter den Rednern war unter anderem der Kommandierende der Front Jaime Martínez, alias Marlon, der unter anderem sagte, dass „dieser Frieden nur an dem Tag zustande kommt, an dem es soziale Gerechtigkeit gibt und solange es militärische Aktionen gegen unsere Einheiten gibt, wird der Krieg weitergehen.“ Die Beerdigung und der Festakt wurden von den Fronten Carlos Patiño und Jaime Martínez organisiert.

In einem 10-minuütigen Propagandavideo ist auch die Rede einer Bewohnerin bei dem Festakt zu sehen. „Er war eine Person, die verschiedenen Gemeinden geholfen hat, mit vielen Aufgaben, er hat Sportzentren, Gesundheitsposten, große Dinge durchgeführt, die die Regierung nicht tun konnte.“ Auch die Familie von Leider Johany Noscué war anwesend, darunter eine Mutter, die sich bei der Gemeinde für die Geste bedankte. „Es gibt viele Menschen, die ihn lieben. Er musste schwer schlucken von den Leuten, die alles Schlechte über ihn sagten, dass er ein Mörder war, aber so war es nicht. Es hat vielen Menschen geholfen“, sagte die Mutter des Kommandanten. Hunderte Menschen kamen in die ländliche Gegend von Suarez, wo er schließlich die letzte Ruhe fand, nachdem er im vergangenen Juni bei einer Operation der Streitkräfte getötet wurde.

Auch wenn natürlich ein Teil der Beerdigung eine Pflichtteilnahme der lokalen Bevölkerung voraussetzte, so zeigen Festakt und Umzug deutlich, wie die Verbindung zwischen Guerilla und Bevölkerung aussieht. Ein weiteres Beispiel gibt es aus der weiter südlich gelegenen Provinz Nariño. So wurden im ländlichen Gebiet der Gemeinde Tumaco fast 30 Soldaten des Schnelleinsatzbataillons Nr. 5 von der lokalen Bevölkerung festgesetzt, als zwei Personen an einem Militärcheckpoint festgenommen werden sollten. Bei den beiden Personen soll es sich um Mitglieder der Mobilen Kolonne Urias Rondón der FARC-EP handeln. Bei der Straßenkontrolle hatte man Propagandamaterial und andere Sachen gefunden. Mehr als 300 Personen aus der Bevölkerung forderten die Freilassung und setzen die Soldaten in einer Schule fest. Mittlerweile sind alle wieder freigelassen.

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Kämpfe in Cauca und Arauca

Trotz eines bisher einseitigen ausgerufenen Waffenstillstandes – bezogen auf offensive Operationen – führt das kolumbianische Militär in Kooperation mit der Polizei weiter militärische Aktionen gegen die FARC-EP in verschiedenen Landesteilen durch. Die Strukturen der FARC-EP, sowohl unter Iván Mordisco als auch unter Iván Márquez, hatten die Einstellung von militärischen Operationen angekündigt, um ihre Bereitschaft für Frieden und potentielle Verhandlungen zu signalisieren. Dies bezieht sich jedoch nur auf offensive Aktionen und nicht auf das Mittel der Selbstverteidigung. So gibt es trotz einer allgemein als ruhig geltenden Lage Kämpfe in einigen Regionen.

So kam es nun in den vergangenen Tagen zu Kämpfen mit Einheiten der FARC-EP wegen einer Offensive der Armee gegen die Front Carlos Patiño vom Westlichen Koordinationskommando in den Gemeinden La Sierra und Rosas in der Provinz Cauca. Dabei wurden mindestens zwei Guerilleros getötet und es kam zu Verhaftungen. Auch in Arauca, im Nordosten Kolumbiens, kam es zu Kämpfen. Hier gibt es militärische Operationen gegen die Einheiten der FARC-EP um das Östliche Koordinationskommando. Neben vier toten Guerilleros gab es auch Verluste auf Seiten der staatlichen Sicherheitskräfte in der Gemeinde Puerto Rondón.

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Auch Grenzkommandos wollen Frieden

Mit einem sechsminütigen Kommuniqué per Video, dass vor wenigen Tagen aufgezeichnet und über die sozialen Medien verbreitet wurde, drückt auch die im Süden Kolumbiens operierende Organisation der bolivarischen Grenzkommandos „Comandos de la Frontera – Ejército Bolivariano“ ihren Wunsch aus, auf den Frieden zu setzen. Somit kann das Kommuniqué als eine wichtige Botschaft an die kolumbianische Regierung unter Präsident Gustavo Petro angesehen werden. Vor allem für die lokale Bevölkerung in Putumayo und Caquetá, die beiden Provinzen des Aktionsraumes der Guerilla, wäre dies eine gute Nachricht. Seit längerer Zweit tobt hier ein erbitterter Machtkampf um die territoriale Kontrolle zwischen den Grenzkommandos, die mit der FARC-EP, Zweites Marquetalia alliiert sind, sowie der Front Carolina Ramírez, die wiederum mit der 1. und 7. Front unter Iván Mordisco alliiert sind.

Ein Kommandierender der Grenzkommandos sagt in dem Kommuniqué, es sei „Gustavo Petro zu wünschen, dem wir Erfolg bei der titanischen Aufgabe wünschen, ein Kolumbien in Frieden für alle aufzubauen“. Und weiter: „Die Wiederaufnahme der Waffen war auf die Armseligkeit und Unfähigkeit der Regierung zurückzuführen, das Leben der Unterzeichner des von ihren Verbündeten inszenierten Abkommens zu schützen,“ so das Kommuniqué. Es weist also darauf hin, dass die Grenzkommandos das Ergebnis der Nichteinhaltung des Friedensabkommens sind. Demzufolge „ermutigen wir die Regierung, die Reformen, die durchgeführt werden, und andere Vereinbarungen, um einen vollständigen Frieden zu erreichen, zu strukturieren. Es ist an der Zeit, Differenzen durch einen breiten, direkten und demokratischen Dialog für alle Kolumbianer zu lösen.“

Sie bekräftigen, ihren Glauben, dass Frieden möglich ist und dass diese Regierung den Wunsch nach sozialem Wandel verkörpert, den die verschiedenen Gruppen zum Schutz des Lebens, des Territoriums und der Umwelt einfordern. Trotzdem verweisen sie auf den Konflikt mit der Front Carolina Ramírez: „Wir sehen mit Besorgnis, dass unser Interesse am Frieden von der ersten Front ‚Carolina Ramírez‘ und anderen Organisationen sabotiert wird, die gegen unsere Organisation vorgehen und ihren Kriegsapparat entfesseln.“ Aktuell flammte der Konflikt mit Toten auf allen Seiten wieder auf.  Das jedoch alle Seiten für die Konfrontation verantwortlich sind, zeigt, dass bereits einem Tag nach der Verbreitung des Kommuniqués zahlreiche Fahrzeuge mit den Initialen der Grenzkommandos markiert wurden, was für Angst und Unmut der Bevölkerung sorgte.

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Iván Mordisco im Interview bei Caracol – Kommuniqué aus dem Osten

Der Oberkommandierende der FARC-EP, Néstor Gregorio Vera alias Iván Mordisco, gab ein Interview für das kolumbianische Massenmedium Caracol Radio, in dem er unter anderem über seinen angeblichen Tod redete, auf die Regierungen Uribe, Santos und Duque zurückschaute und auf das Projekt vom „totalen Frieden“ vom aktuellen Präsident Gustavo Petro sprach. Dies ist ein Novum, denn bisher vermied es die kolumbianische Medienlandschaft mit einer in alter Ansicht nach kriminellen Person zu sprechen. Das nun der Oberkommandierende der sogenannten dissidentischen FARC-EP interviewt wird, zeugt auch von einer gewissen politischen Anerkennung der Organisation.

In den Interview macht er den ehemaligen Präsidenten Iván Duque und seinen damaligen Verteidigungsminister Diego Molano schuldig, das Land mit Militäroperationen überzogen und in seinem konkreten Fall, das Land mit seiner angeblichen Neutralisierung im vergangenen Juli belogen zu haben. „Duque und Molano haben das Land und die Welt belogen. Ihr Eifer war die ausgesetzte Belohnung“, erklärte er, der nun Präsident Gustavo Petro bat, die 3.000 Millionen Pesos, die für ihn ausgesetzt wurden, in die Sozialhilfe für die Schwächsten zu investieren. Selbst aktuell ist noch unklar, was mit dem Geld passiert ist.

Weiter sprach er über die Gründe, warum er die Entscheidung getroffen hat, sich von der alten im Friedensprozess befindlichen FARC-EP zu trennen und eine neue Guerilla zu gründen. Dabei bekräftigte er, dass diese Organisation immer noch dieselbe ist wie in ihren Anfängen. „Wir sind die gleiche FARC wie 1964“, versicherte der Oberkommandierende. „Die FARC-EP sind ein Volk, das Veränderungen fordert. Deshalb ist es gut, dass die politische Charakterisierung unseres Kampfes berücksichtigt wird, um über Friedensdialoge sprechen zu können“, sagte Mordisco. Damit erfolgt also ein Gegengewicht zur Darstellung der Medien, die die Guerilla als rein kriminelle Gruppe betrachtet.

Aus dem Osten des Landes gibt es ebenfalls eine öffentliche Mitteilung in Form eines Kommuniqués, welches über die Lage und die Kämpfe zwischen FARC-EP und ELN aufklären soll. In dem Kommuniqué des Generalstabs des Östlichen Einheitskommandos wird aber ebenso betont, dass man offen für den Frieden ist. Wir dokumentieren das Kommuniqué:

Kommuniqué an die Öffentlichkeit

Brüderlicher und bolivarianischer Gruß an alle Einwohner der Provinz Arauca, an die sozialen Führer und ihre verschiedenen Organisationen, Verteidiger der Menschenrechte, indigene Gemeinschaften, Bürgermeister, Stadträte und andere lokale Behörden, an die nationale und internationale Gemeinschaft.

Die Leitung des Östlichen Einheitskommandos verdeutlicht dem Volk Araucas und der internationalen Gemeinschaft, dem Hohen Kommissar für Frieden, Danilo Rueda, dass die FARC-EP zu keinem Zeitpunkt der ELN den Krieg erklärt hat, sondern wir das heilige Recht genutzt haben, uns und die Zivilbevölkerung zu verteidigen, und wir haben versucht alle Mittel der bewaffneten Konfrontation zu vermeiden, aber während der Hochkommissar mit dem Zentralkommando der ELN über Frieden in Havanna spricht, entführt die Front Domingo Laín Sáenz Bauern, verdrängt und massakriert sie, wobei wir uns auf die letzten beiden Fälle beziehen. Am 29. September entführten sie in der Ortschaft Las Nubes Herrn José Andrés Parada Parada, Vater mehrerer minderjähriger Kinder, und am 5. Oktober entführten sie Herrn Brayan Yesid Enciso Gutiérrez in Flor Amarillo, Vater von drei minderjährigen Kindern und Unterstützer seine Frau Mutter. Ohne all die Morde zu zählen, die jeden Tag in der Provinz Arauca begangen werden, sind wir das Östliche Einheitskommando, offen für den Dialog, um einen Ausweg aus dem Konflikt zu finden, der dem Volk Araucas nur Elend, Vertreibung und Schmerz hinterlassen hat.

Berge und Savannen des östlichen Kolumbiens
Generalstab des Östlichen Einheitskommandos
6. Oktober 2022

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Treffen zwischen Iván Márquez und Hochkommissar für Frieden

In der letzten Woche gab es auf kolumbianischen Territorium ein Treffen zwischen dem Oberkommandieren der FARC-EP, Zweites Marquetalia, welcher Iván Márquez ist, sowie dem kolumbianischen Hochkommissar für den Frieden für die Regierung unter Gustavo Petro, Danilo Rueda. Bei dem rund zweistündigen Treffen nahm für die FARC-EP auch der Kommandant José Vicente Lesmes, alias Walter Mendoza, teil. Er gilt, ebenso wie Iván Márquez als Ikone der alten FARC-EP. Bei dem Treffen ging es um Vorgespräche zu den Friedensgesprächen, in der unter anderem der Hochkommissar für den Frieden den von der Regierung ausgerufenen „totalen Frieden“ erläuterte. Unter dieser Bezeichnung fasst die Regierung Petro potenzielle Friedensgespräche mit verschiedenen bewaffneten Organisationen zusammen.

Das Treffen ist aus zweierlei Sicht interessant. Zum einen zeigte sich Iván Márquez seit langer Zeit wieder öffentlich und scheint gesund zu sein. Ende Juni dieses Jahr gab es einen Angriff auf Márquez und sein Lager, bei dem über seinen Tod spekuliert wurde. Später verdichteten sich die Hinweise, dass er schwerverletzt überlebt hatte und im Prozess der Genesung sei. Nun wurde klar, dass er bei dem Bombenangriff, die mittels einer mit Plastiksprengstoff gefüllten Tabakschachtel erfolgte, zwei Finger seiner rechten Hand verlor und Wunden an einem Bein davongetragen hatte. Bereits zuvor starben mehrere hochrangige Kommandierende der FARC-EP auf venezolanischem Territorium, darunter alias Jesús Santrich, alias El Paisa und alias Romaña, bei Kommandounternehmen und Angriffen, die nur unter Unterstützung von Geheimdiensten stattgefunden haben können.

Bei dem Treffen soll Iván Márquez noch einmal deutlich gemacht haben, warum er und andere Guerillakämpfer wieder zu den Waffen griffen und das Friedensabkommen verließen. Vor allem verwies er auf juristische Prozesse, die unter falschen Anschuldigungen und mit gekauften zeugen gegen ihn vorbereitet wurden und auch tatsächlich gegen Jesús Santrich geführt worden waren. Zudem gab es militärische Operationen in der Wiedereingliederungszone von Miravalle in der Provinz Caquetá, wo sich Iván Márquez zuletzt befand. Diese juristische und physische Unsicherheit sowie die Nichtumsetzung des Friedensabkommens bewogen ihn schließlich, den bewaffneten Kampf wieder aufzunehmen. Sie gründeten daraufhin im Sommer 2019 die FARC-EP, Zweites Marquetalia, eine weitere neue Struktur der FARC-EP neben der dissidentischen 1. und 7. Front um Gentil Duarte.

Bereits zuvor gab es am 22. September ein Treffen von Kommandierenden der FARC-EP, Zweites Marquetalia, mit dem Ziel, die Friedenspolitik von Petro zu analysieren. Das Treffen mit dem Namen „Kommandant Oscar Montero (El Paisa)“ in Hommage an den am 5. Dezember 2021 Kommandierenden definierte, dass „die Bedingungen vorhanden sind, um alles für den Frieden zu riskieren“, so die politische Erklärung. Es gehe nun darum, die Details mit der Exekutive zu definieren, um mit den Friedensgesprächen zu beginnen. „Das wird keine leichte Aufgabe, da die kolumbianische extreme Rechte, angeführt vom Uribismo, weiterhin wie ein totes Maultier den Weg des Wandels durchkreuzen wird“ so das Kommuniqué, welches von verschiedenen dem Zweiten Marquetalia alliierten Strukturen wie den Bolivarischen Grenzkommandos unterzeichnet ist.

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Kämpfe in Arauca zwischen FARC-EP und ELN

Seit Mitte September gibt es in der Provinz Arauca Kämpfe zwischen Einheiten der 28. Front der FARC-EP und der ELN. Diese Auseinandersetzungen erreichten zuletzt ihren Höhepunkt und mündeten in der Flucht von einigen hundert Personen aus den Kampfgebieten. Vor allem die ländlichen Gebiete von Tame, Arauquita und Puerto Rondón waren betroffen. Über Opfer ist laut offiziellen Angaben nichts bekannt, es gibt aber Gerüchte, dass bei einem Angriff der 28. Front, die unter dem Kommando von Antonio Medina steht, bis zu 15 Guerillakämpfer der ELN getötet wurden, darunter alias Rambo und alias Mazamorro, Kommandeure der ELN-Front Domingo Laín Sáenz, die in der Provinz Arauca ihre Basis hat.

Beide Guerillaorganisationen hätten immer wieder Kämpfe durchgeführt und vor allem Straßen mittels Checkpoints kontrolliert. Dies sorgte für große Besorgnis bei der lokalen Zivilbevölkerung, da Checkpoints und Patrouillen immer wieder das Leben der Bevölkerung stark einschränkten. Zudem gab es Schäden an Häusern, Fahrzeugen und auch an Vieh der Bauern. In den letzten Tagen war durch die Ankunft von internationalen Organisationen wieder etwas Ruhe eingekehrt, aber der Waffenstillstand, der ursprünglich ausgerufen wurde, um Verhandlungen mit der Regierung zu beginnen, ist hier in Arauca bisher noch nicht konsequent umgesetzt worden. Antonio Medina trat 2002 der urbanen Front der FARC-EP Antonio Nariño bei, die vor allem in Bogotá aktiv war. Später operierte er in der Provinz Meta.

In anderen Landesteilen war es seit dem Ausrufen des einseitigen Waffenstillstandes durch die FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco und seinen alliierten Strukturen vergleichsweise ruhig. Vor allem in den östlichen und westlichen Landesteilen war es zuletzt erstaunlich ruhig. Im Cauca zum Beispiel verging keine Woche mit Kämpfen zwischen der Guerilla und staatlichen Sicherheitskräften. Aus der zurückliegenden Zeit wurde nur ein Vorfall an der Panamericana bekannt, als Milizionäre der Guerilla einen Kontrollpunkt an der wichtigen Straße von Soldaten und Transportpolizisten angriffen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die politische und militärische Situation weiter entwickeln wird und auch die staatlichen Sicherheitskräfte umschwenken.

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Guerilla verschenkt Blumen

Eine Aktion der 33. Front der FARC-EP hat es wieder einmal in die kolumbianischen Medien geschafft, über die wir ebenso kurz berichten werden. Nicht, dass es etwas besonders wäre, wenn Guerilleros in Interkation mit der lokalen Bevölkerung treten, aber für die kolumbianischen Massenmedien ist dies anscheinend mal wieder eine Meldung wert. Dabei zeigt sich die Guerilla in den Regionen häufig bei bestimmten Jahrestagen und Anlässen, verschenkt vor allem Propagandamaterial sowie andere Kleinigkeiten und klärt über ihre politischen Ziele auf.

In diesem Fall ist vielleicht besonders, dass die 33. Front der FARC-EP unter dem Kommando von alias Jhon Mechas die Aktion in der Gemeindehauptstadt Tibú in der Region Catatumbo in der Provinz Norte de Santander durchgeführt hat, also inmitten eines Stadtgebietes. Bereits vor einigen Monaten sorgten Bilder und Videos für Aufsehen, als Guerilleros im Stadtgebiet und auch vor dem Rathaus von Tibú Propagandaaktionen durchführten. Nun begrüßten sie Jugendliche und Frauen und verschenkten im Rahmen des in Kolumbien zelebrierten Tages der Liebe und Freundschaft Blumen an sie.

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Kommuniqué: Waffenstillstand der FARC-EP

Im Laufe des heutigen Tages wurde der Öffentlichkeit ein Kommuniqué der FARC-EP bekannt, in dem der Oberkommandierende Iván Mordisco einen Waffenstilstand an seine Einheiten befiehlt. Das Kommuniqué, welches vom 22. September datiert und am heutigen 23. September auf dem Propagandakanal der FARC-EP hochgeladen wurde, dauert nur dreieinhalb Minuten, ist aber politisch-militärisch von großer Bedeutung. Zum einen wird darin klar, dass Iván Mordisco als Oberkommandierender tatsächlich lebt und nicht bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen ist. Zum anderen wird nun klar, was sich andeutete, dass die Strukturen der FARC-EP um Iván Mordisco, die vor allem im Osten und im Westen sehr stark sind, ihre Angriffe auf die staatlichen Sicherheitskräfte einstellen.

„Die FARC-EP bekräftigt unsere Verpflichtung, mit der nationalen Regierung in ihrer Sondierungsphase offene Dialoge zu führen, um Lösungen für den sozialen und bewaffneten Konflikt zu finden, unter dem unser Land seit Jahrzehnten leidet“, sagt der Oberkommandierende. „Allen Guerillaeinheiten der FARC-EP wurde befohlen, Konfrontationen mit den staatlichen Sicherheitskräften so weit wie möglich zu vermeiden, solange wir nicht angegriffen werden, um ein günstiges Klima zu schaffen und bilaterale Waffenstillstandsvereinbarungen mit der nationalen Regierung einzuleiten, um die von der nationalen Regierung skizzierte soziale, politische und wirtschaftliche Agenda umzusetzen. Wir erwarten Gegenseitigkeit von der Regierung und den Sicherheitskräften“, fügte alias Iván Mordisco hinzu.

Damit wird klar, was wir bereits gestern angedeutet hatten. Die FARC-EP beginnt ihrerseits mit der humanitären Geste und beschließt erstmals einen Waffenstillstand, der wohl demnächst auch auf die staatlichen Sicherheitskräfte ausgeweitet wird. Das Kommuniqué macht es jedoch deutlich, wie schon in den Jahrzehnten davor, handelt es sich zuerst um das Vermeiden von offensiven Aktionen gegen den Gegner bzw. die staatlichen Sicherheitskräfte, also Militär und Polizei. Ein Waffenstillstand ist strategisch für die FARC-EP von enormer Wichtigkeit, da sie dadurch ihre interne Kommunikation ausweiten kann, was vor allem der Kontakt zu den verschiedenen im Landesgebiet zerstreuten Einheiten der Guerilla bedeutet. Nur so kann ein gemeinsamer Weg zu Friedensgesprächen geführt werden. Zudem können strategische politisch-militärische Aufgaben wie politische Arbeit und Ausbildung der Kader ohne Angst vor Militäraktionen durchgeführt werden.

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