Nach dem sehr wahrscheinlichen Tod von Oscar Montero alias El Paisa bei einem Angriff von bisher unbekannten Personen wurde nun auch der Tod von alias Henry Castellanos alias Romaña bekannt. Sollte sich der Tod der beiden Kommandierenden bestätigen, dann ist dies ein schwerer Schlag gegen die FARC-EP, Zweites Marquetalia, und ihrem Projekt des Aufbaus einer aufständischen Bewegung. Auch Romaña wurde auf venezolanischem Territorium gefunden und konnte aufgrund einer Narbe identifiziert werden. Laut einiger Quellen tötete man ihn in einem Lager in Taguanes im Bundesstaat Apure, etwa 25 Kilometer von der Grenze zu Kolumbien entfernt.
Auch bei diesem Vorfall konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden, wer für den Angriff verantwortlich ist. Eine Meldung seitens der FARC-EP, Zweites Marquetalia, auch über den Tod von El Paisa blieb bisher aus. In diversen Medien wurde gemunkelt, es könnte sich um einen Angriff der konkurrierenden 10. Front der FARC-EP handeln. Doch auch andere kriminelle Strukturen oder ein organisierter Angriff durch kolumbianische Auftragsmörder oder durch den Geheimdienst sind möglich. Fakt ist jedoch, dass der Tod der beiden sehr bekannten Kommandierenden, die eine lange Biographie in der Guerilla haben, eine enorme Schwächung für die FARC-EP darstellen.
Henry Castellanos Garzón alias Romaña wurde 1965 in der Gemeinde El Castillo in der Provinz Meta geboren, verbrachte seine Jugend in Bogotá und war hier Teil der Kommunistischen Jugend JUCO. In den 1980er Jahren schloss er sich der FARC an und wurde später Kommandant der 53. Front, die besonders in Meta und Cundinamarca operierte und die Hauptstadt als Ziel hatte. Berüchtigt wurde er durch die vielen Kontrollpunkte, die seine Front auf der Hauptverbindungsroute zwischen Bogotá und Villavicencio errichtete. In den 2000er Jahren war er Teil des Generalstabs des militärischen Ostblocks und nahm sogar an den Friedensverhandlungen in Havanna teil.
Mit den beiden getöteten Kommandierenden El Paisa und Romaña bleibt der Oberkommandierende Iván Márquez mit nur noch wenigen Vertrauten zurück. Auch wenn in einer Guerilla jede Position durch andere Personen ersetzt werden sollte, so sind diese beiden Persönlichkeiten auch in der Außendarstellung wichtig für das Zweite Marquetalia gewesen. Immerhin verkörperten sie alte Guerillakommandanten, die bei ihren Truppen beliebt und bekannt waren. Mit Jesús Santrich sind damit wichtige Kommandierende der FARC-EP ausgeschaltet worden, was die Guerilla immens in ihrer Position, sowohl politisch als auch militärisch, schwächt.
Wer nun die Positionen besetzt und wie es mit der FARC-EP, Zweites Marquetalia, weitergeht, ist unklar. Die Positionen könnten von Zarco Aldínever und Wálter Mendoza besetzt werden, ebenfalls alte Kommandierende der FARC-EP, jedoch längst nicht mit so einem Charisma wir die beiden Getöteten. Zarco Aldínever ist seit den 1990er Jahren in der Guerilla aktiv und war zuletzt im Zentralen Generalstab des militärischen Ostblocks. Walter Mendoza ist seit den 1970er Teil der Guerilla im Zentralen und Westlichen Block der FARC-EP in Führungsebenen gewesen. Er gehörte zu den Gründern der sogenannten mobilen Kolonnen der FARC-EP, eine neue militärstrategische Ausrichtung.
Unterdessen sind die Strukturen der FARC-EP um die 1. und 7. Front unter dem Kommando von Duarte und Mordisco in vielen Landesteilen sehr aktiv. So berichteten die Medien über mehrere Fälle der 33. Front in Tibú, Norte de Santander, dass Personen von der Guerilla als Kriminelle und Drogenhändler öffentlich festgenommen und gebrandmarkt wurden. Mit Plakaten wurde die Öffentlichkeit über die Festnahme informiert. Dies sind nach Ansicht der Guerilla Maßnahmen, um die Ordnung in ihren Gebieten herzustellen. In der Region La Macarena, Provinz Meta, gab es einen Angriff auf die Armee, bei der mindestens zwei Soldaten ums Leben kamen.