Teófilo Forero – Arbeitersohn und Name für die Guerilla

Vom Arbeiter zu den rebellischen Bergen, so lautet ein Kommuniqué der FARC-EP, Zweites Marquetalia, in Bezug auf einen großen revolutionären Arbeitersohn Kolumbiens, nachdem später auch Guerillastrukturen benannt wurden. So hieß in Zeiten der alten FARC-EP, die sich 2016 im Friedensprozess mit der kolumbianischen Regierung entwaffnete, die Eliteeinheit der FARC-EP nach Teófilo Forero Castro. Diese operierte in Spezialaktionen landesweit, war aber ursprünglich zum Schutz der Mitglieder des Sekretariats der FARC-EP, dem höchsten Gremium, gebildet worden. Diese befanden sich in der östlichen Kordillere, zwischen den Provinzen Caquetá, Cundinamarca, Meta und Huila. Daher ist der Name eng mit der Guerilla verbunden – und auch heute noch trägt eine Einheit der FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter der Führung von Iván Márquez seinen Namen. Ihr ehemaliger Kommandant in der alten FARC-EP wurde zu einem Gründer des Zweiten Marquetalia, Hernán Veláquez Saldarriaga alias El Paisa. Und wie sieht es aktuell aus?

Doch zur Biografie von Teófilo Forero Castro. „Er ist ein Sohn aus Natagaima, Tolima. Er wurde 1937, an einem Freitag im Dezember, geboren. Dieser Kommunistenführer wuchs in einer Bauernfamilie auf, bescheiden wie alle Bauern des Landes. Teofilos Aufgabe war es, für die Armen der Erde, die Arbeiter, für ein Neues Kolumbien mit Menschenwürde, für alle zu kämpfen, eine Verpflichtung, die er auf die beste Weise erfüllte, indem er sogar sein eigenes Leben gab. Teófilo war ein Metallarbeiter, ein Gewerkschaftsführer der Zentralwerkstätten in Puente Aranda, Bogotá. Er kämpfte unter der roten Fahne der Kommunistischen Partei Kolumbiens, der er in den 1950er Jahren während der Diktatur des Putschisten General Gustavo Rojas Pinilla die Mitgliedschaft schwor, einer sehr schwierigen Zeit, in der die Partei im Verborgenen agieren musste, um der heftigen Verfolgung des Kommunismus durch die oligarchischen Kasten zu entgehen“, so das Kommuniqué.

Und weiter: „Teófilo Forero gehörte 1964 zu den Gründern der Confederación Sindical de Trabajadores de Colombia (CSTC), in der er eine führende Rolle spielte. Außerdem war er 1974 Mitglied des Stadtrats von Bogotá und vertrat dort mehrere Wahlperioden lang die Nationale Oppositionsunion (UNO). Dieses Amt machte er zu einem Kampfplatz, von dem aus er für die wichtigsten politischen und sozialen Anliegen der Armen der Hauptstadt kämpfte. Gleichzeitig war Teófilo Forero auch Organisationssekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kolumbiens, die von dem großen politischen und internationalistischen Führer Gilberto Vieira geleitet wurde.“ Er beteiligte sich am ersten großen Friedensprozess der FARC in der Mitte der 1980er Jahre und baute daraus die große Linkspartei Unión Patriótica (UP) mit auf. Man ermordete ihn an der Seite seiner Ehefrau und zwei weiterer Genossen am 27. Februar 1989 in Bogotá.

Kein Wunder also, dass sich die Guerilla relativ früh dazu entschied, sowohl den Namen als auch eine Struktur in der alten Region wiederaufzubauen. So sorgte Kommandant Iván Márquez kurz nach dem Scheitern des Friedensabkommens mit dem kolumbianischen Staat und dem Aufbau des Zweiten Marquetalias, den Wiederaufbau der Einheit Teófilo Forero zu beginnen. Mit dieser Aufgabe beauftragte er alias El Paisa, der bereits Kommandant der Struktur war und somit genug Erfahrungen mitbrachte. Für Iván Márquez gingen die Pläne jedoch schief, denn im Dezember 2021 wurde El Paisa auf venezolanischem Gebiet ermordet. Die Vermutung ist, dass die konkurrierende FARC-EP, Zentraler Generalstab, dahintersteckte. Auch alias Hermes, der im Juli 2020 (mitten in der Pandemie) als verantwortliche Person für das Zweite Marquetalia und die Neugründung der Teófilo Forero galt, wurde gefasst.

Weitere Schläge, die die Militär- und Polizeikräfte der neuen Kolonne versetzt haben, erfolgten im September 2023, als Wilmer David Celeita Morales, alias Jimmy Leal, gefangen genommen wurde. Nach den Organisationsplänen des militärischen Geheimdienstes war er der dritte Kommandant der Kolonne. Nach mehrmonatigen Ermittlungen und nachdem eine Gruppe des polizeilichen Nachrichtendienstes in eines der Gebiete eingedrungen war, in denen sich der Anführer am häufigsten aufhielt, konnten sie feststellen, dass er häufig eine Frau im Dorf Norcasia in der Gemeinde Florencia besuchte. Anhand dieser Informationen wurde ein Plan zur Verhaftung erstellt. Nach der Festnahme von alias Jimmy Leal delegierte das Zweite Marquetalia alias Jhon Thempos als Anführer der neuen Kolonne Teófilo Forero, der schließlich im Februar 2024 wegen des Anzündens mehrerer Autos und der Erpressung bezüglich der Revolutionssteuer in diesem Gebiet festgenommen wurde.

Und schließlich meldeten am 15. April die staatlichen Streitkräfte, dass Andrés Jaramillo, neu verantwortliche Person für den Wiederaufbau der Mobilen Kolonne Teófilo Forero, bei einem Gefecht getötet wurde. Nach Angaben der Sicherheitskräfte waren Andrés Jaramillo und seine Guerillakämpfer im Norden von Caquetá und im Süden von Huila aktiv, wo diese Kolonne bereits in der Vergangenheit operierte. Diese Vorfälle zeigen, dass es gar nicht leicht ist diese einst alte und leistungsstarke Struktur wiederaufzubauen. Neben dem Bedeutungsverlust in der Bevölkerung kommt die konkurrierende FARC-EP, Zentraler Generalstab, hinzu, die auch in den Provinzen Caquetá und Huila stark verankert ist. Aktuell spielt die Mobile Kolonne politisch-militärisch keine große Rolle und man ist weit entfernt von der einstigen Strahlkraft der Mobilen Kolonne Teófilo Forero der 1990er und 2000er Jahre.

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