Am gestrigen Montagnachmittag wurde das offizielle Abkommen über den Beginn des bilateralen Waffenstillstands zwischen dem Zentralen Generalstab der FARC-EP und der nationalen Regierung unterzeichnet. Dabei ging das Treffen im Club El Barquito mit einer fast vierstündigen Verspätung los, was Unruhe unter den Anwesenden verursachte, darunter zahlreiche Vertreter sozialer Organisationen. Doch letztendlich, weil eine Unterschrift des Präsidenten fehlte, konnte schließlich gestern in Tibú, Provinz Norte de Santander, der Verhandlungstisch zwischen der FARC-EP und der nationalen Regierung offiziell eingerichtet werden. Wesentlicher Bestandteil des ersten Tages ist ein dreimonatiger Waffenstillstand, der um 0 Uhr des 17. Oktober begann.
Nun verpflichten sich beide Seiten bis zum 15. Januar 2024 keine Waffenhandlungen durchzuführen. Präsident Gustavo Petro genehmigte und unterzeichnete den Text am 16. Oktober gegen 12:30 Uhr, weswegen der Beginn um einige Stunden verschoben wurde. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass die für den 29. Oktober geplanten Wahlen im ganzen Land respektiert werden. „Auf der Grundlage eines Abkommens über die Achtung der Zivilbevölkerung wird ein bilateraler und vorübergehender nationaler Waffenstillstand mit territorialen Auswirkungen verkündet“, heißt es in dem offiziellen Dokument des Büros des Hochkommissars für den Frieden.
Auch der Delegationsleiter der FARC-EP, Andrey Avendaño, meldete sich zu Wort: „Wir sind mit der Überzeugung an den Verhandlungstisch gekommen, dass dies eine neue Chance ist, die Fortführung des Erbes, das uns andere hinterlassen haben. Der Krieg hat uns unsere Jugend genommen, er hat uns daran gehindert, eine Kindheit zu haben, eine Ausbildung zu machen, mit unseren Familien und Freunden aufzuwachsen und wir wollen nicht, dass andere das durchmachen müssen“, sagte er in seiner Rede. Er selbst begann als 12jähriger für die damalige alte FARC-EP zu arbeiten und wurde später Teil der 33. Front. Er wuchs in der konfliktreichen Region des Catatumbo auf. Er war im Gefängnis, konnte aufgrund des Friedensabkommens das Gefängnis verlassen, aber die Situation im Land veranlasste ihn, weiter mit der Waffe in der Hand zu kämpfen.
Avendaño sagte auch, dass sie Vorschläge für die Umgestaltung Kolumbiens mitgebracht hätten: „Wir schlagen vor, Foren und Gespräche mit autonomen Vereinigungen und bäuerlichen sowie indigenen Gemeinschaften und Institutionen zu führen, um über intensive Viehzucht, Monokulturen, Abholzung und Rodung, den Schutz von Wasserquellen, die Erhaltung von Flora und Fauna und die Wiederherstellung von Arten zu sprechen“, erklärte er. Im Anschluss an die Erklärung von Avendaño verlasen mehrere Mitglieder der Delegationen sowie Vertreter der internationalen Gemeinschaft das Waffenstillstandsdekret. Überwacht werden soll das Abkommen durch die Vereinten Nationen, der internationalen Gemeinschaft, aber auch der Kirche.