Wie wir in dem Artikel vom 12.04.2023 zur Freilassung des Mitarbeiters aus des kolumbianischen Gefängnissystems in der Provinz Valle del Cauca bereits schrieben, hatte die Festnahme zwei Komponenten. Die Guerilla erlaubt es keinen Fremden in ihrem Gebiet unterwegs zu sein, weil sie Informanten der staatlichen Sicherheitskräfte oder anderer bewaffneter Organisationen sein können. Und zum anderen handelte es sich bei der festgesetzten Person um einen Mitarbeiter des Gefängnissystems, welches systematisch die Menschenrechte von Inhaftierten außer Kraft setzt.
Dies wird auch in dem Kommuniqué der Front Jaime Martínez deutlich, dass sich vor allem auf die Situation in den Gefängnissen bezieht, in denen politische und soziale Gefangene schlecht behandelt werden. Ein Grund also, dies bei der Freilassung in einem Kommuniqué und mittels Video zu thematisieren. Zudem solidarisiert man sich mit dem Kommuniqué mit den hunderten politischen Gefangenen und verdeutlicht, dass diese nicht vergessen sind. Die wichtigen Passagen haben wir auf Anfragen ins Deutsche übersetzt. Das Kommuniqué ist vom 9. April und wurde im Zuge der Freilassung eines gefangenen Mitarbeiters der kolumbianischen Gefängnisverwaltung (INPEC) aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Jamundí veröffentlicht.
Ausschnitte aus dem Kommuniqué des Generalstabs der Front Jaime Martínez:
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2. Das Land kennt den Zustand der verfassungswidrigen Dinge in den kolumbianischen Gefängnissen. Dort sind die Beamten des INPEC, Wachen, Wärter und Verwaltungsangestellte, aktive Mitglieder des Korruptionsnetzwerks und der eklatanten Verletzung der Menschenrechte von Personen, denen die Freiheit entzogen ist.
3. Die Anwendung des Strafrechts des Feindes, ein Eckpfeiler des Strafrechts, macht die der Freiheit beraubten Personen zu Waren, um die Gehälter der Beamten anzupassen. Für politische Gefangene, die die Verfassung oder das Gesetz untergraben haben, sind sie Räume der Rache des kolumbianischen Staates, weil sie es wagten, für einen Regimewechsel zu kämpfen.
4. Die Anwendung fremder Normen und Gesetze, die entgegen den kolumbianischen Gesetzen aus dem nordamerikanischen Gefängnissystem transplantiert wurden, hat das INPEC und seine „Hochsicherheitsgefängnisse“ zu einem Ort gemacht, in dem die Menschenrechte nicht gelten; geschützt vor der Kontrolle von Menschenrechtsorganisationen. Wenn sie die kolumbianischen Gefängnisse nicht als Orte der Resozialisierung nutzen, dann deshalb, weil die Gefängnisverwaltung unter der Leitung des INPEC die Gefängnisse zu einer kriminellen Einrichtung und ihre Beamten zu Kriminellen gemacht hat.
5. In Hochsicherheitsgefängnissen werden Folter sowie grausame und unmenschliche Behandlung angewandt. Tränengas, Pfefferspray, Schläge mit Schlagstöcken und Knüppeln, und lange Einsperrungen in „Arrestzellen“ oder „Einheiten der speziellen Behandlung“ sind nordamerikanische Methoden, die aus dem Gefängnis von Abu Ghraib im Irak und aus dem Gefängnis von Guantánamo transplantiert wurden.
6. Herren von INPEC, mit einer Warnmeldung geben wir diesem leitenden Beamten die Freiheit zurück und fordern seinen Direktor auf, das korrupte System innerhalb seiner Institution endgültig zu ändern. Die FARC-EP toleriert die grausame Behandlung politischer und sozialer Gefangener durch ihre Wärter nicht mehr. Wir werden auf die Wärter achten, die für das Innenleben der Gefangenen und die Luft, die sie atmen, bezahlen.
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