Staatliche Sabotageakte gegen das Friedenabkommen

Ein Bericht der kolumbianischen Wahrheitskommission zeigt, dass die Festnahme von Jesús Santrich eine verdeckte Operation der Anti-Drogen-Behörde mit Unterstützung des Staatsanwaltes Néstor Humberto Martínez war, um Iván Márquez zum Wiedereintritt in die Guerilla zu bewegen. Dies besagt der Bericht und bestätigt damit die Vermutungen, die viele linke Kreise hegten. Viele Nadelstiche, wie das Ermorden von ehemaligen Guerillakämpfern im Wiedereingliederungsprozess, die permanente Stigmatisierung von ehemaligen Guerillakämpfern oder das Torpedieren von Wiedereingliederungsprojekten waren bisher bekannt als eine Form der Sabotage. Doch nun wird zumindest auch offiziell bekannt, wie rechte Kreise um den genannten Staatsanwalt in Kooperation mit den staatlichen Sicherheitskräften oder der Anti-Drogen-Behörde (DEA) dafür sorgten, Unruhe zu stiften und das Friedensabkommen zu sabotieren.

In dem 56-seitigen Bericht mit dem Titel „Die Hindernisse für die Kontinuität des Friedensprozesses in Kolumbien“ wird sich unter anderem der wahrscheinlich größten Operation gewidmet, der Gefangennahme von Jesús Santrich und der daraus entstandenen Bildung einer neuen Struktur der FARC-EP mit dem Namen Zweites Marquetalia unter dem ehemaligen Verhandlungsführer Iván Márquez. Die Kommission konnte die Rolle von Marlon Marín, dem Neffen des ehemaligen Verhandlungsführers mit der Absicht herausstellen, seinen Onkel oder, falls dies nicht gelingt, Jesús Santrich dazu zu bringen, sich an einem illegalen Geschäft zu beteiligen, das den Friedensprozess delegitimieren sollte. Ebenso macht das Dokument deutlich, dass die DEA die Operation entworfen hat, die von Marín und einem Oberst der Armee im Ruhestand durchgeführt wurde.

Der Bericht besteht aus drei Abschnitten: Der erste konzentriert sich auf die Auswirkungen der Festnahme des ehemaligen Unterhändlers der FARC-EP, Jesús Santrich. Der zweite Teil zeigt, wie diese Operation geplant und durchgeführt wurde, sowie die Rolle, die Marlon Marín und ein pensionierter Armeeoffizier gespielt haben. Und der dritte Abschnitt befasst sich mit der juristischen Debatte, die zur Gefangennahme des Guerillakommandanten führte, was die Sondergerichtsbarkeit für den Frieden in eine der schwierigsten Situationen brachte, mit denen sie seit ihrer Gründung konfrontiert war. Der Bericht legt auch die Abschriften der abgefangenen Anrufe offen und stellt klar, dass der Staatsanwalt Néstor Humberto Martínez die Ermittlungsbehörde in den Dienst dieser Operation gestellt hat, bis hin zur Genehmigung der Verwendung von beschlagnahmtem Kokain.

Für die Wahrheitskommission war es wichtig, die politischen Beweggründe für die Festnahme Santrichs durch die Staatsanwaltschaft zu klären. Dem Bericht zufolge löste die Gefangennahme einen neuen Kreislauf der Gewalt aus und gefährdete die Umsetzung des Friedensabkommens. Gleichzeitig drängte er Hunderte von ehemaligen Guerilleros aufgrund der dieser und anderer Sabotageakte zur Rückkehr zu den Waffen. Dadurch sollte der Öffentlichkeit die Botschaft vorgegaukelt werden, dass das Friedensabkommen gescheitert sei. Hiermit wird also deutlich, dass die Beweggründe für die Wiederaufnahme der Waffen von Strukturen der FARC-EP zwar real, aber auch durch staatliche rechte Kreise beeinflusst wurde. Dem Glauben von Santrich und Márquez wurde damals jedoch kein Glauben geschenkt, genauso wie den Gründen, warum der bewaffnete Kampf legitimiert ist.

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