Die frühere niederländische Guerillera Tanja Nijmeijer, im Krieg als Alexandra Nariño bekannt, hat in einer Erklärung mitgeteilt, die Partei FARC zu verlassen und sämtliche Parteiarbeit einzustellen. Sie war Teil der Verhandlungsteams der Friedensgespräche in Havanna und für die internationale Arbeit sowie Übersetzungen tätig. Sie teilte mit, dass sie sich nicht mehr von den Entscheidungen der Partei vertreten fühlt.
„Ich präsentiere der Partei meinen Rücktritt, ich werde keine Partisanenaufgaben mehr erfüllen. Ich stehe für alles zur Verfügung, was sie persönlich benötigen, da ich vielen von ihnen aufrichtige Wertschätzung gebe“, heißt es in ihrer Erklärung. Aber auch: „Wenn man Jahre in einem Raum verbringt, ohne das Gefühl zu haben, mit dem in Einklang zu sein, was entschieden, diskutiert oder geplant wird, ist es Zeit zu gehen, bevor man zu einem Hindernis wird.“
Tanja Nijmeijer engagierte sich in der Groninger Hausbesetzerbewegung und anderen politischen Gruppen. Sie lernte die soziale und politische Situation in Kolumbien bei einem Aufenthalt im Jahr 1998 kennen. Im Jahr 2001 besuchte sie erneut Kolumbien und blieb im Jahr 2002 dort. Politische Kontakte knüpfte sie über die Jugendorganisation der Kommunistischen Partei und andere Leute. Es war auch die Zeit, als sie sich der FARC-EP anschloss, bei der sie vorrangig dem militärischen Ostblock untergeordnet war.
Ebenso äußerte sie ihre Unzufriedenheit mit der Führung der Partei, denn die Partei sei zu etwas geworden, mit dem sie sich nicht mehr identifizieren kann. Zuletzt wuchs auch bei ihr die Unzufriedenheit über das Agieren und Auftreten der Partei. Dabei ist Tanja Nijmeijer nicht die einzige bekannte Person, denn immer wieder treten bekannte und gestandene ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer der Guerilla aus der Partei aus.
Fast zeitgleich wurde auch der Rücktritt von Andrés Mauricio Zuluaga Rivera bekannt, der zu seiner Zeit als Guerillakämpfer unter dem Namen Martín Batalla bekannt war. Er war durch sein charismatisches Auftreten und seiner Liebe zur Musik besonders bei jungen Leuten sehr beliebt. Geboren in Manizales verbrachte er einen Großteil seiner Zeit in Medellín, wo er unter anderem Philosophie und Recht an der Universität von Antioquia studierte.
Über die studentischen Kämpfe politisierte er sich, zudem war er Zeuge von paramilitärischer Gewalt. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurde er schwer verletzt, kam zwei Monate in das Krankenhaus und von dort in das Gefängnis. Im Gefängnis machte er Bekanntschaft mit den Gefangenen der FARC-EP und es war der Moment, wo er eigentlich Teil dieser Bewegung werden wollte. Mit seiner Freilassung trat in die Klandestine Kommunistische Partei der FARC-EP ein und setzte in dieser Zelle an der Universität seine Arbeit fort.
Kurz vor einer weiteren Verhaftung zog er sich im Jahr 2009 in die Berge zurück und schloss sich der 36. Front der FARC-EP an. Er sagte zu seinem Austritt: „Derzeit fühle ich mich weder in ihren offiziellen Positionen noch in ihrer Führung vertreten, und noch weniger in der Art und Weise, wie sie bestimmte Entscheidungen getroffen haben. Deshalb bevorzuge ich es, wie viele andere, außerhalb der Parteibasis zu stehen“.
Martín Batalla steht mit Tanja Nijmeijer exemplarisch für die gut gebildeten, solidarischen und jungen Guerillakämpferinnen und -kämpfer der FARC, die ihren Weg über die Politisierung durch Universität und soziale Bewegungen in die Guerilla gefunden haben.