In Zeiten der Erinnerung

Die Erinnerung und das Gedenken an Guerilleras und Guerilleros, die im Kampf gefallen sind, war schon zu Zeiten der aufständischen Bewegung ein wesentliches Element in der Daseinsberechtigung und Erinnerungspolitik. Auch heute, in Zeiten des Friedensabkommens, erinnert die zur Partei transformierte FARC an ihre ehemaligen Kämpfer, im Besonderen jedoch an ihre Führungspersonen.

Auch wenn man in den Wiedereingliederungszonen unterwegs ist, gibt es Wandbilder, kleine Museen, Feste, Bücher und vieles mehr, was an die eigenen Genossinnen und Genossen erinnert. Am meisten jedoch überwiegen die persönliche Erinnerung und Gedanken an die Kämpferinnen und Kämpfer, die man mal sporadisch gesehen hat oder mit denen man über längere Zeit in einer Struktur organisiert war.

Auffällig ist, je weiter der Krieg und das Leben in der aufständischen Bewegung zurück liegt, desto mehr schwelgen die Menschen in den Erinnerungen und blicken fast nostalgisch auf die Zeit zurück, als die Guerilla eng mit der Landbevölkerung verbunden war, permanent in Märschen ihre Basislager wechselte, in die Dörfer ging um Menschen zu politisieren, medizinisch zu verarzten oder Handel zu treiben und in der Stadt wie ein politisches Mysterium angesehen wurde, von der Regierung schon als besiegt geglaubt, im Land jedoch präsent wie eh und je.

In den letzten Septembertagen gibt es eine Reihe an Personen, die derzeit von der Partei FARC, als auch von der dissidentischen neu bewaffneten FARC-EP, erinnert werden. Als großes Vorbild für viele gilt Jorge Briceño, ehemaliger Oberkommandierender des Ostblocks der FARC-EP. Er wurde im Morgengrauen des 22. September 2010 von einem mörderischen Bombardement der Armee und Polizei in seinem Lager in den Bergen von La Macarena (Meta) getötet. Wie kein Zweiter galt er als einfühlsam, politischer Denker und vor allem militärischer Stratege.

Im zu Ehren versammelte sich die Partei FARC zu einer kulturellen Stunde im Parteibüro in Bogotá. In den letzten Jahren gab es auch Kundgebungen und Erinnerungsfeierlichkeiten am Friedhof in Bogotá, wo er letztendlich beerdigt wurde. Auch die sich neu bewaffnende FARC-EP erinnerte in einigen Kommuniqués an Jorge Briceño, der auch liebevoll Mono Jojoy genannt wurde. Nochmals erneuern sie das Recht auf Rebellion wegen der fehlenden Einhaltung des Friedensabkommens.

Eine weitere ehrenwerte Person ist Lucero Palmera. Vor 9 Jahren, am 20. September, tötete die kolumbianische Armee Lucero Palmera in Putumayo, die mit bürgerlichen Namen María Victoria Hinojosa Giraldo, hieß. Sie ist als Kämpferin, als Kader, als Frau und als Mutter ein Beispiel des revolutionären Kampfes. Sie war unter anderem Teil der Fronten 41, 19, 59 und des Karibikblocks, des Ostblocks und der 48. Front im Südblock. Sie war verantwortlich für den Guerillasender Voz de la Resistencia und leitete politische Kurse der Guerilla-Organisation, Kurse für die Massenorganisation, Krankenpflege, sowie Fotografie, Film und Propaganda. Im Putumayo

Zudem starb im Kampf im Jahr 1965 in Riochiquito in der Provinz Cauca Hernando González Acosta, der einer der FARC-Kämpfer von Marquetalia war. Als bäuerlicher und kommunistischer Widerstand gegen die Operationen der Armee gegen die Bauernenklaven bildete sich später die FARC heraus. Die Zeiten der Erinnerung bleiben also präsent bei der FARC und das ist auch gut so. Aus ihr speist sich das Vermächtnis und die Zukunft, ob im Frieden oder im Krieg.

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