Waffenstillstand der FARC-EP zu den Wahlen

„Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, schließt sich dem einseitigen Waffenstillstand an, der von den Genossen des ELN erklärt wurde und mit dem versucht wird, die Wahl des neuen Präsidenten von Kolumbien mit einer Atmosphäre der Ruhe zu umgeben.“ Und weiter: „Es ist jetzt oder nie. Kolumbien muss sich befreien, muss sich aus dem schrecklichen Strudel des internen Krieges befreien, der es ihm nicht erlaubt, den Kopf zu heben. Je länger der Krieg andauert, desto größer werden die Wunden, wie unser Oberbefehlshaber Manuel Marulanda Vélez zu sagen pflegte“, so das Kommuniqué der FARC-EP, Zweites Marquetalia, welches am Wochenende veröffentlicht wurde.

Dieses Prozedere eines temporären Waffenstillstandes wird seit vielen Jahren von der aufständischen Bewegung praktiziert. Zum einen drückt es den Willen nach einer politischen Lösung des Konfliktes aus, zum anderen sollen tatsächlich so viele Menschen wir möglich überzeugt werden, ihr Kreuz zu setzen. Häufig ist es jedoch so, dass die Guerilla ihre Kandidaten vorher in Gesprächen mit der Bevölkerung deklariert. In diesem Jahr dürfte es mit dem Wahlbündnis des Historischen Paktes unter Gustavo Petro allerdings nicht so komplex sein. Die Wahlen finden am nächsten Wochenende statt. Zudem wird in dem Kommuniqué wieder einmal die Nähe zwischen ELN und der FARC-EP unter Iván Márquez deutlich.

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Kämpfe und Konflikte im Landesgebiet

Bei einem Angriff der Guerilla auf eine Militäreinheit auf dem Land in der Gemeinde Vistahermosa, Provinz Meta, sind mindestens 14 Soldaten verletzt worden. Um welche Struktur es sich bei der Guerilla handelt, ist noch unklar. In der Region sind aber die 1., 7. und 16. Front der FARC-EP präsent sowie zum Teil die Front Comandante Jorge Briceño. Seit vielen Jahrzehnten gehört der südliche Teil der Provinz Meta zum angestammten Territorium der Guerilla.

Bei Kämpfen in der Nähe von Toribio, gelegen im Norden der Provinz Cauca, sind vier Guerilleros der Mobilen Kolonne Dagoberto Ramos Ortiz von der Dritten Division der Armee getötet worden. Die Kämpfe ereigneten sich während einer Militäroperation in verschiedenen Dörfern. Im Norden des Cauca sind zudem die Front Ismael Ruíz und die Mobile Kolonne Jaime Martínez der FARC-EP im zusammengefassten Westlichen Koordinierungskommando aktiv. Im Süden der Provinz Valle del Cauca gibt es eine Offensive gegen die Einheit Jaime Martínez, wo es zu Festnahmen gekommen sein soll.

Im Süden Kolumbiens, in der Provinz Nariño, kam es vor wenigen Tagen zu Kämpfen zwischen der Polizei und Personen aus der Front Franco Benavides, die auch dem Westlichen Koordinierungskommando zugehörig ist. Im Ortskern von Policarpa soll es zu einer Kontrolle durch die Polizei gekommen sein, woraus eine Schießerei entstand, bei der mindestens ein Polizist ums Leben kam.

Unterdessen gibt es aus den Gemeinden der südlichen Provinz Caquetá Hinweise, dass sich Gruppen der Bolivarischen Grenzkommandos, die der FARC-EP Zweites Marquetalia unter Iván Márquez alliiert sind, weiter ausbreiten. Hier kann es zukünftig zu Konflikten mit der FARC-EP um Gentil Duarte und Iván Mordisco kommen, die hier mit der 62. Front Miller Perdomo ihr Einflussgebiet haben. Bisher beschränkten sich die Grenzkommandos auf die Provinz Putumayo, wo sie im Konflikt mit der Front Carolina Ramírez stehen, die zum Südöstlichen Block um Duarte und Mordisco gehört.

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Besorgnis in Algeciras durch Kommuniqués

Verschiedene Kommuniqués der 1. Front Jorge Briceño der FARC-EP, die von Alexander Díaz Mendoza alias Calarcá kommandiert wird, zirkulieren in der Region Algeciras und sorgen für Unruhe bei der lokalen Bevölkerung. Besorgnis gibt es auch, weil nicht klar ist, ob die Kommuniqués wirklich von der Guerilla kommen oder kriminelle Strukturen, oftmals mit dem Staat und Paramilitärs alliiert, durch solche Vorgehensweisen Panik in der Bevölkerung schüren wollen. Fakt ist, es gibt sogenannte dissidentische Strukturen in und um Algecrias, im Osten Huilas an der Grenze zur Provinz Caquetá gelegen. Doch diese waren bisher nicht der 1. Front zuzuordnen, sondern unter anderem der Einheit Oscar Mondragón der FARC-EP, Zweites Marquetalia, aber auch Strukturen der FARC-EP, die der 1. und 7. Front zuzurechnen sind.

Ein Kommuniqué vom 7. Mai der genannten vermeintlichen Struktur droht denjenigen, die Diebstähle und andere kriminelle Handlungen in der Gemeinde verursachen. „Seit dem 12. Mai dieses Jahres wollen wir keine bösartigen Menschen und Drogendealer oder Diebe (von Häusern, Motorrädern, Räubern und anderen) sehen, weil wir sie bereits identifiziert haben (…).“ Zudem werden Jugendliche erwähnt, die mit dem „Lärm ihrer Motorräder in der Stadt für Ärger sorgen“. Erwähnt werden explizit auch Personen, die Verbindungen zu den Streitkräften haben oder die ihnen Lebensmittel verkaufen: „Wir waren sehr geduldig mit ihnen und sie wollten nicht gehorchen. Gehorchen sie oder sie werden von unserer Organisation zum militärischen Ziel erklärt“, heißt es in dem Kommuniqué.

Ebenso vom 7. Mai resultiert ein Kommuniqué der 1. Front Jorge Briceño der FARC-EP von alias Calarcá, in dem ausdrücklich drei Transportunternehmen erwähnt werden, bei denen sie für jedes Fahrzeug eine wirtschaftliche Forderung, eine sogenannte Revolutionssteuer, stellen, um weiterarbeiten zu können. Ebenso erfolgt dies an Händler dieser Branche. Im Text sind die Namen von regionalen Transportunternehmen zu lesen, in dem die Summe von 200.000 Pesos für jedes Fahrzeug verlangt wird. Zudem werden auch die Gewerkschaft und Motorradtaxifahrer benannt, die ebenfalls den gleichen Betrag zahlen müssen. Dazu solle eine Person am 13. Mai persönlich und ohne Telefon zu 7 Uhr im Dorf La Mercedes in Caquetá erscheinen und den Betrag bezahlen.

Auch wenn es diese Art und Weise der Kommunikation von Seiten der Guerilla wirklich gibt, so wird zum einen soziale Kontrolle und Rechtsprechung ausgeübt, aber auch die Revolutionssteuer in von der Guerilla kontrollierten Gebieten eingetrieben, so ist das Vorgehen mit dem explizierten Kommunizieren von Ort und Zeit zum Eintreiben des Geldes etwas ungewöhnlich. Ebenso die bisher nicht vorhandenen Aktivitäten der 1. Front Jorge Briceño in dieser Gegend, lassen die beiden Kommuniqués und ihre Forderungen mit Vorsicht erscheinen. Trotzdem erscheint es uns wichtig zu zeigen, zum einen, wie die Guerilla agieren könnte, aber auch wie gefährlich und unsicher diese Kommuniqués bezüglich der Urheberschaft sein können.

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Die Bolivarischen Grenzkommandos

Viel wurde in der letzten Zeit, auch von unserer Seite, über den bewaffneten Konflikt im Süden Kolumbiens geschrieben. Internationale Beachtung fand eine Militäroperation in Alto Remanso, die sich gegen vermeintliche Mitglieder des bolivarischen Grenzkommandos richtete, aber auch Zivilisten tötete. Vor geraumer Zeit erschien eine Reportage, die sich den Grenzkommandos widmet. In ihr wird über die Entstehung, ihre Ziele und ihr Operationsmodus berichtet. Teile der Reportage (Las guerras del posacuerdo: ¿quiénes son los Comandos de Frontera?) haben wir nun übersetzt, weil wir finden, dass es einen guten Einblick in die Struktur des Grenzkommandos gibt und auf der anderen Seite die Lügen und Falschmeldungen der systemtreuen Medien berichtigt.

Die Bolivarischen Grenzkommandos (Comandos Bolivarianos de Frontera – CBF) sind einer der bekanntesten Akteure in der Provinz Putumayo. Diese Gruppe ist das Produkt jener Streitigkeiten, die nach der Auflösung des ehemaligen Südblocks der FARC-EP entstanden, einer der stärksten Guerillastrukturen mit Dominanz im kolumbianischen Süden. Doch zuerst muss man die geopolitischen Zusammenhänge sehen. Hier im Süden gibt es enorme natürliche Ressourcen, die teilweise von transnationalen Konzernen ausgebeutet werden. Besonders das geförderte Erdöl sorgt für Reichtum auf der einen Seite, für Verschmutzung, Gewalt und Ausbeutung auf der anderen Seite.

Das permanente Besprühen von illegalen Pflanzungen wie Koka aus der Luft mit Giften wie Glyphosat zerstört die Umwelt und die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung. Alternativen werden von der Regierung, trotz des vereinbarten Punktes im Friedensabkommen, nicht angeboten. Der Süden ist permanent von der Regierung vernachlässigt, einzig das Militär und ihre verbündeten paramilitärischen Gruppen sind präsent. Die Militärbasis Tres Esquinas ist eine der wichtigsten des Landes und des Amazonas. Die geostrategische Lage an der Grenze zu Ecuador begünstigt illegalen Handel und das Ausbreiten von bewaffneten Akteuren.

Einer der Kommandeure der Bolivarischen Grenzkommandos (CBF) begann die Reportage mit der Erzählung, dass alias „Rodrigo Cadete“, einer der Kommandeure der ersten sogenannten Dissidenten der FARC-EP, anfing, gegen das Friedensabkommen aufzubegehren. Rodrigo Cadete sollte bis zu seinem Tod bei einer Militäroperation im Jahr 2019 im Süden Kolumbiens ehemalige Guerilleros aus dem Südblock wieder zusammenbringen und eine neue Struktur unter der 1. Front von Gentil Duarte aufzubauen. Diejenigen, die sich nicht beteiligen wollten, wurden bedroht.

Diejenigen, die von der Wiederbewaffnung der FARC-EP bedroht waren, waren bereits bewaffnet, um sich zu verteidigen und Territorien über bestimmte Gebiete zurückzuerobern, in denen sie ihr eigenes bewaffnetes Projekt starten konnten. Einer der Gründer der Grenzkommandos erzählte: „Wir sind nicht mit Cadete gegangen, weil wir nicht zum FARC-Regime zurückkehren wollten. Und eine Bedrohung für einen ist eine Warnung für alle.“ Ihm zufolge hatten sie einige „alte eingegrabene Gewehre“ und mit ihnen bewaffneten sie sich, „um in das Gebiet des Flusses San Miguel an der Grenze zu Ecuador einzudringen“, das von bewaffneten Gruppen übernommen worden war. „Es gab nur wenige Waffen, insgesamt 17, darunter Schrotflinten und Pistolen.“

Zuerst waren sie als „La Mafia“ oder „Sinaloa“ bekannt. Dies ist laut einem anderen Gründer der bewaffneten Gruppe darauf zurückzuführen, dass eine Person namens „Sinaloa“ mit ihnen angefangen hat, die mit Oliver Solarte (2011 von der Armee getötet) zusammen war. Einigen Medien zufolge hieß er Pedro Oberman Goyes und wurde 2019 ermordet. Der Kämpfer gab an: „Da wir noch keinen Namen hatten und uns trafen, sagten die Leute: Hier sind die aus Sinaloa, aber es war so wegen dem Spitznamen dieses Mannes.“ Die ersten Mitglieder dieser Gruppe begannen sich im November 2017 zu treffen, über Statuten und ihr bewaffnetes Projekt zu diskutieren. Damals erklärten sie sich zu Bolivarianern.

Sie setzten sich aus ehemaligen Guerilleros des Südblocks der FARC-EP zusammen und beschlossen, „die Struktur politisch zu unterstützen“, wie sie sagten, und übernahmen den Bolivarismus als Ideologie, weil „für uns der Bolivarismus ein erreichbareres Ziel ist. Die Revolution geht weiter, aber auf andere Weise“. Sie übten Selbstkritik am vergangenen Kampf der alten FARC-EP und der Zeit des Friedensabkommens, besonders am Zentralismus und den Oberkommandierenden. „Dieses Regime der Anführer der FARC war ungerecht. Alles war für sie und die Kämpfer mussten sich ihrem oft kriminellen Willen fügen, während ihre Kinder in Europa studierten oder friedlich und geschützt in Bogotá lebten.“

Eine andere Kritik ist an die Strukturen der FARC-EP um die 1. Front gerichtet. Ihrer Meinung nach haben sie den Strukturen um Gentil Duarte und dem Ableger in Putumayo, der Front Carolina Ramírez, den Krieg erklärt, weil sie es als konterrevolutionäres Projekt betrachten. Es geht auch um die Widersprüche zwischen Gentil Duarte und Danilo Alvizú, der vom Südblock kommt. Es ist ein Streit um die politische Art und Weise des Kampfes, wie er auch in anderen Regionen geführt wird. Oftmals sind die Zivilisten die Leidtragenden des Konfliktes.

Seit dem Erscheinen verschiedener Videos und Kommuniqués beschuldigen sich die Gruppen gegenseitig, Paramilitärs zu sein. Sie werden auch beschuldigt, gezielte Morde an ehemaligen Kämpfern und sozialen Aktivisten begangen zu haben. Tatsache ist, dass regionale und nationale Menschenrechtsorganisationen wiederholt die Ermordung und Drohungen gegen Führer und die Bevölkerung im Allgemeinen angeprangert haben. Auf Nachfrage antworteten die Sprecher der Grenzkommandos, dass in diesem neuen Krieg „sich jeder rechtfertigt und es ein Opfer gibt, das die Wahrheit ist.“ Sie schreiben die Massaker der Front Carolina Ramírez zu.

In dieser Neudefinition ihrer Präsenz im Krieg haben die Grenzkommandos ein operatives Verfahren vorgeschlagen, das sich von dem unterscheidet, was sie früher in der FARC-EP erlebten und was die neuen Strukturen der FARC-EP um Gentil Duarte in ihren Handbüchern neu aufleben lassen. Der Ansatz der Grenzkommandos deckt sich mit dem der FARC-EP, Zweites Marquetalia. Dieser Struktur haben sie sich 2021 offiziell angeschlossen und sie haben einen Delegierten in der Struktur, die von Iván Márquez, dem ehemaligen Verhandlungsführer bei den Friedensgesprächen der FARC-EP in Havanna, kommandiert wird. Das Zweite Marquetalia steht im Konflikt zur 1. Front um Gentil Duarte.

Die Selbstkritik an der bisherigen Arbeitsweise der FARC-EP motivierte zu Entscheidungen, die zu neuen Formen der Kriegsführung führten. An erster Stelle „muss der Krieg in Kolumbien heute eine andere Operation haben. Es sollte keinen Terrorismus geben, es sollte keine Rekrutierung geben, die angestammten Afro- und indigenen Autoritäten sollten respektiert werden, Entführungen sollten nicht als Finanzierungswaffe oder als politischer Mechanismus eingesetzt werden“, bekräftigen sie. Dies ist in der Tat ein Ansatz, der zwar hin und wieder von vielen Gruppen geäußert, aber nicht umgesetzt wird.

Ein zweites Merkmal dessen, was sie als neue Vorgehensweise betrachten, ist die Zusammensetzung ihrer Armee. Diese Guerilla hat in ihrem bewaffneten Projekt beschlossen, alle Arten von Kämpfern aufzunehmen, unabhängig von ihrer Herkunft und Geschichte der Waffenkenntnis. Dies hat ihnen den Ruf als Nicht-Guerilla-Gruppe eingebracht: „Wir sind Feinde der Paramilitärs, wir sind keine Feinde des Staates. Als FARC nannten wir das, was wir früher taten, das Streben nach einer Veränderung, und jetzt nennen wir es auf erreichbare Weise den Schutz des Lebens und den Schutz des Territoriums. Viele werden natürlich sagen, dass wir, da wir keine Feinde des Staates sind, Teil des Staates sind, doch das ist nicht der Fall. Was passiert ist, dass wir verstehen, dass dies in Phasen erfolgen muss. Heute sind unsere Feinde Nummer eins die Dissidenten oder die Front Carolina Ramírez“.

Drittens zahlen sie ihren Kämpfern ein Gehalt. Diese Entscheidung hat laut den Sprechern der Gruppe zu Kontroversen in ihrer Vereinbarung mit dem Zweiten Marquetalia geführt, wo sie der Ansicht sind, dass sie nicht bezahlen sollten, um in die Reihen einzutreten. In diesem Zusammenhang haben die Grenzkommandos jedoch erwogen, dass die durch die Sammlung zur Kontrolle des Handels mit Koka generierten Ressourcen unter den Kämpfern und sogar in den Gemeinden verteilt werden sollten. Dies ist auch eine Kritik an der alten FARC-EP, wo alles streng rationiert war und das Geld nur von Wenigen verwaltet wurde. „Hier haben wir beschlossen, dass diese Ressourcen an diejenigen gehen, die kämpfen.“

Aus diesem Grund, argumentiert er, zahlen sie ihren einfachen Kämpfern ein Gehalt von zwei Millionen Pesos (etwa 500 Dollar) im Monat. Für die Kommandeure der Gebiete beträgt das Gehalt etwa fünf Millionen Pesos (1200 Dollar) im Monat. Im früheren Zeiten „kannten wir Fälle von Jungen in der FARC, die an den Fincas ihrer Eltern vorbeigingen und sie nicht einmal begrüßen konnten, weil es den Kommandierenden nicht gefiel. Und wenn doch, konnten sie erschossen werden. Aber hier haben die Jungs heute einen bezahlten Job, heute ist es sehr hart und hier passen wir alle rein.“

Laut ihren Aussagen haben die Bolivarischen Grenzkommandos jetzt mindestens tausend Kämpfer, für die sie Hunderte von Gewehren, Dutzende von Mörsern und Maschinengewehre beschafft haben sowie reichlich Munition. Eine große Gehaltsliste, die zweifellos mit Geldern aus dem Handel mit Koka bezahlt wird. Trotz der globalen Schwierigkeiten der Kokainwirtschaft ist es unbestreitbar, dass ein Teil der nationalen Mikro- und Makroökonomie davon beeinflusst wird. Putumayo ist keine Ausnahme. Der Handel mit Koka generiert für einige ein enormes Einkommen, dass die Bauernfamilien von Putumayo nur in minimalen Anteilen erreicht und in den Taschen von Kaufleuten, Geldwäschern und Politikern verbleibt. Aber für die Bauern ist es eine Lebensgrundlage.

Mit dem Abzug der Einheiten der 48., 32. und 49. Front der ehemaligen FARC-EP wurde die Kontrolle über die Koka-Gebiete auf einige Gruppen mit reinen Zielen der privaten Bereicherung von Drogenhändlern verteilt. Dabei waren auch solche, die schwer bewaffnet in die Zonen gingen, um ihre Preise für das Kilogramm durchzusetzen, was zu Wertschwankungen und enormen Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft führte. Darüber hinaus schlossen sich ursprünglich Tausende von Familien dem Programm zur Substitution von illegalen Pflanzen (PNIS) zusammen. Doch die Regierung kam den Pflichten nicht nach.

Bis 2019 war das PNIS-Büro in der Region nicht mehr tätig, obwohl es eine der symbolträchtigsten Regionen des bewaffneten Konflikts und der regionalen Kokainökonomien war. Viele derjenigen, die ihre Koka-Pflanzen vernichtete, erhielten kein Geld. Sie pflanzten also wieder heimlich Koka an. Nun beginnt die Regierung die bewaffneten Gruppen für die Zunahme der Ernte verantwortlich zu machen und sie sind sich der Verstöße nicht bewusst. Jetzt ist die Realität, dass es den Bauern egal ist, ob die Regierung sich daranhält oder nicht. Die Grenzkommandos versuchen nun den Krieg zwischen Drogenhändlern zu vermeiden und ihrerseits die territoriale Kontrolle zu erlangen. Sie verstehen sich als lokale Schutzmacht von lokalen Personen mit politischen Zielen.

„Wir sind eingetreten, um das zu kontrollieren“, sagt einer der Sprecher. In den Gebieten, in denen diese Gruppe die Kontrolle ausübt, liegt der dem Bauern heute angebotene Kaufpreis zwischen zwei- und dreitausend Pesos pro Gramm, während der Verkauf von Basenpaste an Drogenhändler seitens der Kommandos etwa vier erreicht Tausend Pesos. Das Plus dieses Handels ist ihre Finanzierungsquelle und damit können sie den gesamten Militärapparat, den sie besitzen, unterhalten. In Putumayo wird ein Krieg zwischen legalen und illegalen Akteuren geführt, der über die Kontrolle von Drogen und Handelsrouten hinausgeht.

Die bewaffneten Strukturen nach dem Friedensabkommen bringen sich gegenseitig um und der kolumbianische Staat fischt in einem unruhigen Fluss inmitten von Interessen an Bergbau- und Energieprojekten und Bemühungen, die bäuerliche und indigene Organisation zu schwächen und zu spalten. Doch auch die Grenzkommandos sind für Frieden. Doch wie kann er in diesem Mengengelage funktionieren? Es muss ein neues Abkommen geben, in dem sich aber alle Akteure zusammensetzen, wird gesagt. Der Aufbau eines regionalen Friedens kann nicht durch militärische Operationen erfolgen, sondern durch ein Verständnis der Komplexität dieser regionalen Gebiete.

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Partei Comunes unterstützt Petro

In den sozialen Netzwerken positionieren sich ehemalige FARC-Mitglieder bezüglich der anstehenden Präsidentschaftswahlen klar für Gustavo Petro und Francia Márquez vom Historischen Pakt, einer linken Oppositionsbewegung aus linken, grünen und liberalen Parteien sowie sozialen Bewegungen. Dazu soll es morgen in Bogotá eine Veranstaltung geben, bei der die Mitglieder der Partei Comunes ihre Unterstützung für die Präsidentschaftskampagne von Gustavo Petro formell bekunden werden. Das Treffen wird unter dem Motto „El cambio es por la paz“, also „der Wechsel ist für den Frieden“, abgehalten.

Dort werden einige ehemalige Kommandierende der Ex-Guerilla FARC-EP die Gründe erläutern, warum sie Gustavo Petro und seine Vizepräsidentschaftskandidatin Francia Márquez unterstützen werden. Zuvor hatte sich bereits Sergio Marín, als Abgeordneter des Kongresses für die Partei Comunes, öffentlich positioniert. Er ist auch der Organisator des Treffens, bei dem zahlreiche ehemalige FARC-Mitglieder und Friedensaktivisten teilnehmen werden. Das Treffen soll offiziell die Linie der Partei nach Außen zur Unterstützung des Wahlkampfes symbolisieren.

Bereits vor ein paar Wochen ließ Carlos Antonio Lozada verlautbaren, dass die Kandidatur des Historischen Pakts diejenige sei, die die Ideale der Partei Comunes am besten vertrete. „Wir bringen zum Ausdruck, dass wir uns politisch mit den Vorschlägen identifizieren, die dort präsentiert wurden, um Kolumbien aus der aktuellen Krise in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft herauszuholen“, sagte er. Seine Position wurde auch vom Vorsitzenden der Partei, Rodrigo Londoño, unterstützt, in dem er mitteilte, dass seine Partei nach den Wahlen auf der Seite des Historischen Paktes stehen werde.

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Armee führt weitere Angriffe im Nordosten durch

Die kolumbianische Armee führt gemeinsam mit der Polizei in der Provinz Arauca weitere Operationen gegen die 10. und 28. Front der FARC-EP durch. Dabei wurden mindestens sechs Guerilleros getötet, berichten staatliche Meldungen. Die Operation wurde in der Gegend um Puerto Rendón durchgeführt. Dies ist eine der Operationsgebiete der 10. Front, die zu den Strukturen des östlichen Militärblocks der FARC-EP um Gentil Duarte und Iván Mordisco gehört.

Den Meldungen zufolge galt der Schlag gegen die Einheit Uriel Londoño, die der 10. Front angegliedert ist. Die 10. Front, die unter dem Kampfnamen Martín Villa bekannt ist, gehört zu den aktivsten Strukturen der FARC-EP. Bereits kurz nach dem Friedensabkommen bekannten sich mehrere Guerilleros aus den Milizen sowie der 10., 28., 38., 45. und 56. Front zur Wiederaufnahme der Waffen und schufen die Voraussetzungen für die Front Martín Villa.

Ihr Operationsgebiet weitete sich bis nach Venezuela aus. Dort kam es zu Konflikten mit dem ELN und der FARC-EP, Zweites Marquetalia, die ihrerseits die territoriale Kontrolle beanspruchten. Im Januar dieses Jahres erfolgten schwere Kämpfe in der Provinz Arauca um die politisch-militärische Hoheit der verschiedenen aufständischen Gruppen. Dabei kooperierte das ELN mit der FARC-EP, Zweites Marquetalia. Bereits in den 2000er Jahren gab es harte Kämpfe zwischen ELN und FARC-EP, die in einem gemeinsamen Abkommen endeten.

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Zum Angriff auf Zivilisten in Arauca

In den letzten Tagen gab es immer mehr Details zu einem Vorfall, bei dem vier Zivilisten in der nordkolumbianischen Provinz Arauca gestorben sind. Schon letzte Woche sickerte durch, dass die ELN die Verantwortung zu einem Angriff und Mord an vier Personen, darunter zwei Kindern in Tame, übernahm. Es kursierten jedoch unterschiedliche Kommuniqués zu dem Vorfall. Frühzeitig positionierten sich auch die beiden aufständischen Bewegungen, ELN und FARC-EP, zu dem Vorfall. Die FARC-EP stellte ihrerseits klar, dass es kein Angriff ihrer Einheiten war.

So gab es am 17. April einen Angriff einer Einheit des ELN auf ein Fahrzeug, in dem sich eine Familie befand. Nach Angaben des ELN handelte es sich um einen Fehler und man wolle den Vorfall aufklären, so dass sich so etwas nicht mehr wiederholt. Laut ELN verwechselte die Einheit das Auto und dachte, dass sich in diesen Truppen aus „dem narko-paramilitärischen Block von Arturo Paz und Antonio Medina mobilisierte“. Damit meint die ELN die Strukturen der FARC-EP wie die 10. und 28. Front, die ebenfalls in dieser Region aktiv sind.

In der Sprache der Kommuniqués wird deutlich, wie verfestigt der Konflikt zwischen beiden aufständischen Bewegungen im Norden ist. Bereits am 19. April positionierte sich die FARC-EP, nach dem – wie so häufig – ihnen die Schuld zugesprochen wurde. Dabei handelt es sich von Seiten des ELN und auch der staatlichen Behörden um eine alte Praxis, nämlich der FARC-EP jegliche politische Komponente abzusprechen und sie mit kriminellen Strukturen gleichzusetzen. In einem Kontext wird auch immer der Zusammenhang mit Drogen und Drogenhandel erwähnt.

Doch im Kommuniqué des Zentralstabs des Ostblocks wird deutlich, dass auf Aufarbeitung gesetzt wird:

1. Nach offiziellen und journalistischen Informationen wurde in der Nacht zum Sonntag, dem 17. April, im Dorf Las Nubes in der Gemeinde Tame, Arauca, ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübt, bei dem die Insassen eines Fahrzeugs mit Maschinengewehren beschossen wurden.

 

  1. Laut denselben Quellen werden die Ereignisse auf unverantwortliche Weise, mit einem Mangel an Professionalität und in Einmischung in politische Interessen vor humanitären Zwecken und zu Ehren der Wahrheit, der FARC-EP zugeschrieben.

 

  1. Wir informieren die nationale und internationale öffentliche Meinung, dass die FARC-EP nicht die geringste Verantwortung für diese Tat trägt. In der FARC-EP nehmen wir als moralisches und politisches Prinzip an, Verantwortung in jeder Situation zu übernehmen, egal wie schmerzhaft sie ist und wo wir eine gewisse Verantwortung hatten.

 

  1. Wir fordern die nationalen und internationalen Organe, die für die Durchführung der Untersuchung zuständig sind, auf, sich öffentlich zu den Urhebern dieses Angriffs zu äußern.“

Des Weiteren wird im Kommuniqué deutlich, wie gut auch die Strukturen der Milizen innerhalb der aufständischen Bewegung FARC-EP funktionieren. So steht im Kommuniqué, dass man Kenntnis hat, dass sich dort eine Kommission des ELN im Ort befand und acht Tage vorher eine Patrouille der Armee. Im Kommuniqué der FARC-EP der 28. Front „José María Córdoba“, die dem Ostblock zugeordnet ist, wird zudem Solidarität mit den Opfern gezeigt.

Dieser Vorfall zeigt deutlich, wie vorsichtig mit ersten Medieninformationen umgegangen werden sollte du diese oftmals auch Tage später aufgrund des Medienkrieges nur selten als wahr zu verifizieren sind. Zudem macht es Sinn, sich auf den Kanälen der aufständischen Bewegungen zu informieren, wenn auch hier die Informationen mit einer gewissen kritischen Haltung zugeführt werden sollten.

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Polizist durch FARC-EP freigelassen

Am Wochenende berichteten offizielle Stellen, darunter auch die Polizei, dass ein Polizist, der durch die Guerilla der FARC-EP gefangengenommen wurde, in einer humanitären Aktion unter Vermittlung des Internationalen Rotes Kreuzes (IRK) die Freiheit erlangte. Seine Festnahme durch eine Einheit der mobilen Kolonne Jaime Martínez der FARC-EP, die im Westlichen Koordinationskommando organisiert sind, erfolgte vor zwei Wochen in der Gemeinde Dagua in der Provinz Valle del Cauca.

Immer wieder kommt es zu Festnahmen von Angehörigen der staatlichen Sicherheitskräfte bei Kontrollen von Fahrzeugen und deren Insassen durch Guerilleros der FARC-EP. Besonders in ländlichen Zonen ihres Operationsgebietes kommt es zu regelmäßigen Kontrollen, um potenzielle Spione und Kollaborateure ausfindig zu machen. Festgenommene Personen werden dann in humanitären Aktionen unter Vermittlung des IRK wieder freigelassen.

Diese humanitären Aktionen unterstreichen den Charakter einer politischen Komponente bei der aufständischen Bewegung. Die Festnahme von Personen durch die Guerilla erfolgt im Rahmen einer territorialen Kontrolle, die ausgeübt wird. Mitglieder der staatlichen Sicherheitskräfte werden dabei im Kontext des Krieges als potenzielle Feinde angesehen. Nach einem Verhör erfolgt dann meist die Freilassung.

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Mehrere Tote bei Kämpfen zwischen FARC-Gruppen

In der südwestlichen Provinz Cauca in der Gemeinde Balboa, die an der Grenze zur südlichen Provinz Nariño liegt, gab es bei Kämpfen zwischen den beiden rivalisierenden Gruppen der FARC-EP mehrere Tote zu beklagen. Dabei handelt es sich aller Voraussicht nach um Kämpfe zwischen der Front Carlos Patiño, die dem Westlichen Koordinationskommando untersteht sowie der Einheit Diomer Díaz, die zur FARC-EP, Zweites Marquetalia unter Iván Márquez gehört. Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, soll dabei Unterstützung vom ELN erhalten.

Bei den Kämpfen wurde zuerst ein Lastwagen angegriffen, auf dem sich Personen befanden und der später verbrannt wurde. Auch andere Fahrzeuge wurden angezündet. Andere Versionen wiesen darauf hin, dass es nach dem Angriff auf den Lieferwagen zu einem Kampf zwischen diesen bewaffneten Strukturen kam, weil sie um diesen Teil des Territoriums streiten. Laut einigen Meldungen sollen die vier Toten, die mit Händen auf dem Rücken gefesselt durch einen Kopfschuss getötet wurden, zur Front Carlos Patiño gehören.

Es ist derzeit noch nicht klar, wie sich die Kämpfe vollzogen haben, da die Situation vor Ort immer noch gefährlich ist. Zudem wurden zwei weitere getötete Personen im ländlichen Gebiet der Gemeinde Balboa gemeldet. Eine Kommission des Roten Kreuzes ist damit beauftragt, die beiden Leichen im Sektor La Roca des Dorfes La Palma zu bergen. Bisher sind die Personen nicht bekannt, was darauf schließen lässt, dass auch sie einer bewaffneten Struktur angehören. Bisher war das Territorium in der Hand der Front Carlos Patiño, wenn gleich auch immer wieder Auseinandersetzungen von der lokalen Bevölkerung gemeldet wurden.

Informanten gehen davon aus, dass derzeit das ELN n Verbindung mit dem Zweiten Marquetalia, die über größere Strukturen im Süden in der Provinz Nariño verfügen, ihren Einfluss nach Norden in die Provinz Cauca ausdehnen wollen. Bisher kontrolliert das Westliche Koordinationskommando große Gebiete im Cauca, muss sich jedoch immer wieder in Kämpfen dem ELN hingeben, dass den operativen Einfluss in einigen Gemeinden nicht hergeben will. Schon seit geraumer Zeit gibt es dabei eine Allianz zwischen der FARC-EP unter Iván Márquez und dem ELN.

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Militäroperationen und Gegenangriffe

Im kolumbianischen Territorium ereignen sich fortlaufend Militäroperationen gegen die aufständische Bewegung und die Zivilbevölkerung. Häufig jedoch kommt es zur Gegenwehr, so auch jetzt. Bei einem Angriff der Guerilla auf eine Militäreinheit in der Gemeinde La Uribe in der Provinz Meta sind mindestens vier Soldaten gestorben, weitere wurden verletzt. Zudem wurde eine größere Anzahl an Waffen und Kriegsmaterial erbeutet. Immer wieder kommt es im Grenzgebiet der Provinzen Caquetá, Huila und Meta zu Militäroperationen, denn hier ist seit Jahrzehnten ein Epizentrum der aufständischen Bewegung.

Spätestens seit den 1970er Jahren sind hier im weiten bergigen und grünen Territorium Einheiten der FARC-EP präsent. Derzeit ist vor allem die FARC-EP unter der Linie von Gentil Duarte und Iván Mordisco in der Region aktiv, auch wenn es eine kleine Einheit des Zweiten Marquetalia unter Iván Márquez in der Gemeinde La Uribe gibt. So operiert hier die neu geschaffene Front Comandante Jorge Briceño Suárez sowie Teile der 7. Front und der 62. Front. Das Zweite Marquetalia ist vor allem mit der Einheit Oscar Mondragón der ehemaligen mobilen Kolonne Teófilo Forero Castro aktiv, die jedoch eher südlich operieren.

Auch in der Region La Macarena kam es wieder einmal zu einem Angriff auf eine Militäreinheit durch die aufständische Bewegung. Auch diese Region im Grenzgebiet Caquetá und des südlichen Meta ist seit jeher eine Bastion der Guerilla, aktuell der Linie um Duarte und Mordisco. Tage zuvor kam es zu einem Angriff von Einheiten der FARC-EP in der nordkolumbianischen Provinz Antioquia, bei dem drei Soldaten starben. Hier vermutet man die 18. Front der FARC-EP hinter dem Angriff. In Antioquia sind nur Einheiten der FARC-EP unter der Linie von Iván Márquez, also des Zweiten Marquetalia, aktiv. Hier gibt es Teile der 5., 18. und 36. Front der FARC-EP.

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Über das Massaker der Armee in Putumayo – Kommuniqués der FARC-EP

Die Aufarbeitung des Massakers in Putumayo, wo bei einer vermeintlichen Militäroperation gegen die Guerilla auch Zivilisten ermordet wurden, geht weiter. Immer mehr Informationen gelangen an das Licht der Öffentlichkeit, so auch, dass die Armee nach Augenzeugenberichten bei ihrem Angriff auch Utensilien der aufständischen Bewegung FARC-EP benutzten. So sollen sie neben den klassischen Armbinden der Guerilla auch mehrmals betont haben, dass sie zur Front Carolina Ramírez gehören. Diese Front der FARC-EP ist tatsächlich in dieser Region aktiv und ist mit den Strukturen um Duarte und Mordisco alliiert. Die Front Carolina Ramírez kämpft hier gegen die staatlichen Sicherheitskräfte, gegen paramilitärische Gruppen sowie gegen die Grenzkommandos (Comandos de la Frontera), die sich zur FARC-EP, Zweites Marquetalia, um Iván Márquez zugehörig fühlen.

Vor wenigen Tagen, am 5. April, hatte sich bereits die FARC-EP, Zweites Marquetalia, in einem Kommuniqué „Die falschen Positiven sind nicht tot“ zu dem Angriff der Armee geäußert. Dabei schildern sie, wie unter Gebrüll der Soldaten alle Zivilisten aus ihren Häusern entführt wurden und sie auf einem Sportplatz unter praller Sonne zusammengetrieben sowie gefangen gehalten wurden. Darunter waren auch schwangere Frauen und Kinder. Die Männer sollten ihre Shirts ausziehen, ihre Telefone wurden weggenommen und sie einzeln verhört. Die Häuser wurden geplündert und kollektiv gesammeltes Geld gestohlen. Anschließend wurde tote und verletzte Personen ohne ein Ziel zu nennen abtransportiert.

Diese Form des Militärangriffs und auch des Auftretens danach wird auch weiterhin für Gesprächsstoff sorgen. Es zeigt, wie das Militär auf dem Land gegen die Bevölkerung vorgeht und wie wenig ihnen Menschenrechte bedeuten. Eine Aufarbeitung von staatlicher Seite scheint nicht gewollt. Erschwerend für die Zivilbevölkerung kommt der Konflikt zwischen den aufständischen Bewegungen hinzu, die hier mit ihren zwei Linien der FARC-EP präsent sind. In der vergangenen Zeit werfen sich beide gegenseitig vor, mit den Militärs zu kooperieren. Das es hin und wieder zu Allianzen bzw. zu einem Informationsaustausch kommt, kann nicht ausgeschlossen werden. Aus wissenschaftlichen Zwecken veröffentlichen wir das untenstehende Kommuniqué der Front Carolina Ramírez.

Diese Front etablierte sich vor wenigen Jahren im Süden Kolumbiens als Allianz zur 1. Front Armando Ríos, die sich nie dem Friedensabkommen angeschlossen hatten und unter Waffen blieb. Die Front Carolina Ramírez, die sich aus ehemaligen Kämpfern der 32., 48. und 49. Front sowie neurekrutierten Mitgliedern speist, hat ihr Aktionsfeld vor allem in Putumayo und gehört zu einem Konglomerat von Strukturen unter dem Einheitskommando von Gentil Duarte und Iván Mordisco. Zuletzt konnte die andere FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter Iván Márquez eine strategische Allianz mit anderen bewaffneten Akteuren der Region eingehen, um die Dominanz der Front Carolina Ramírez zu brechen. Daraus entstand der Zusammenschluss von Comandos de la Frontera mit der FARC-EP unter Márquez.

 

Kommuniqué:

Massaker der nationalen Armee in Putumayo beabsichtigter unsere Organisation zu beschuldigen

„Faschismus definiert sich nicht über die Zahl der Opfer, sondern über die Art und Weise, wie er tötet“ (Jean Paul Sartre)

Die Gewalt gegen das kolumbianische Volk durch den narko-paramilitärischen Staat hört nicht auf, wieder einmal steht die Amazonas-Provinz Putumayo aufgrund des Staatsterrorismus durch seinen militärischen und paramilitärischen Apparat im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Genauso wie wir in unserem Kommuiqué vom Februar dieses Jahres (Kommuniqué der Front Carolina Ramírez an die Öffentlichkeit, Februar 2022 – YouTube) über die makabre Allianz zwischen den öffentlichen Streitkräften angeprangert haben: Nationalarmee, Marinestreitkräfte, Luftwaffe und Nationalpolizei und paramilitärische Gruppen und Drogenhändler zur Bekämpfung der FARC-EP in allen Regionen des Landes; im Fall von Putumayo mit der narko-paramilitärischen Gruppe, die sich Comandos de la Frontera nennt.

Das Massaker, das von Mitgliedern der kolumbianischen Söldnerarmee im Dorf Alto Remanso im Bezirk Puerto Ospina der Gemeinde Puerto Leguízamo am vergangenen Montag, dem 28. März, verübt wurde, hatte das Ziel, unsere Organisation für dieses Verbrechen verantwortlich zu machen und für Verwirrung und Angst in den Gemeinden zu sorgen, die die Kriegslust unseres revolutionären Kampfes verringern. Diese gewalttätige Aktion ist kein Zufall, sondern eine ständige Praxis innerhalb der Streitkräfte, die in vielen Fällen neben dem Tragen von schwarzer Kleidung und Kapuzen auch Armbänder mit dem FARC-EP-Logo verwendet haben, um ihre kriminellen Aktionen glaubwürdiger zu machen und unsere Organisation zu diskreditieren. Unglücklicherweise für sie konnten die Überlebenden dieses brutalen Massakers miterleben, wie ein Hubschrauber der Armee die Mörder aufnahm, die sich als Front Carolina Ramírez der FARC-EP identifiziert hatten, bevor sie das Feuer auf die Gemeinschaft eröffneten.

Dieses entsetzliche Verbrechen, bei dem elf Menschen ermordet werden, darunter bekannte Anführer indigener und bäuerlicher Gemeinschaften, verdient die ganze Ablehnung des kolumbianischen Volkes und erfordert nicht nur die Verantwortung seitens der Institutionen des Regimes, sondern auch ein sofortiges Eingreifen der internationalen Justiz, da es sich um einen klaren Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und die internationalen Menschenrechtsgesetze handelt, mit dem Ziel zu verhindern, dass es ungestraft bleibt, wie es in Kolumbien üblich ist. Diesmal hat die Söldnerarmee ihren Plan, uns zu belasten, nicht ausgearbeitet, und wir sagen ihnen, dass die FARC-EP niemals so gehandelt hat und auch nicht so gegen unser Volk vorgehen wird, weil wir ein Volk unter Waffen sind. Die Bauernschaft weiß, wie die farianische Guerilla handelt und sie können absolut sicher sein, dass wir niemals gegen sie vorgehen werden. Sie müssen jedoch wachsam sein, denn die Absicht der nationalen Armee in Komplizenschaft mit den Comandos de la Frontera ist es, diese Art von Gewalttaten im Namen unserer Organisation fortzusetzen.

Wir sprechen allen Familien der vom Militärapparat des Regimes Getöteten unser aufrichtiges Beileid aus und übermitteln der gesamten bäuerlichen und indigenen Gemeinschaft von Puerto Leguízamo und Putumayo einen aufrichtigen Gruß der Solidarität.

Wir sind keine Dissidenten, wir sind ein Volk in Waffen; wir sind FARC-EP!

Generalstab der Front Carolina Ramírez

Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Armee des Volkes

Berge und Dschungel von Putumayo

April 2022

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Wieder zwei Friedensunterzeichner ermordet

Der ehemalige Guerillakämpfer Edwin Sánchez wurde an diesem Samstag, den 2. April, im Zentrum der Gemeinde La Libertad in der Provinz Guaviare ermordet, während sich ein weiterer Ex-FARC-Kämpfer, Carlos Siabato, in der Hauptstadt Bogotá hingerichtet wurde. Beide befanden sich im Prozess der Wiedereingliederung in das zivile Leben. Sánchez wurde bereits im Oktober 2020 in der Provinz Guaviare angegriffen. Ihn ermordeten Motorradfahrer, die mitten in einem Dorf sechs Mal auf ihn schossen. Carlos Siabato erschoss ein Mann, der ohne Worte zu sagen in sein Haus eindrang. Er verstarb in einem Krankenhaus. Mit Carlos Humberto Siabato und Edwin Sánchez sind nun schon 13 Friedensunterzeichner im Jahr 2022 ermordet worden, insgesamt sind es nach unterschiedlichen Quellen über 310 seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens.

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