Regierung und FARC-EP kündigen Wiederaufnahme der Friedensgespräche an

Die Ankündigung beider Parteien erfolgte am gestrigen Samstag in einem Kommuniqué, in dem es heißt, dass die Friedensgespräche, die Methodik und die Friedensagenda wieder aufgenommen werden. Die Verhandlungen mit der aufständischen Bewegung sowie der bilaterale Waffenstillstand in einigen Provinzen wurden im vergangenen Mai gestoppt, nachdem die Front Carolina Ramírez der FARC-EP in der Provinz Putumayo drei Minderjährige getötet hatte, die als Mitglieder der Struktur geflohen waren.

„Die nationale Regierung und der Zentralstab der FARC-EP geben bekannt, dass sie sich auf die Einrichtung eines Tisches für Friedensdialoge geeinigt haben. In der Anlage (…) werden die Parteien den bilateralen Waffenstillstand besprechen und billigen“, heißt es in dem gemeinsamen Kommuniqué. Wie aus dem Dokument hervorgeht, das auf den 7. Juli in der Provinz Caquetá datiert wurde, werden Delegierte beider Seiten von diesem Samstag bis zur Installation des Tisches eine Vorbereitungsphase beginnen, an der das Amt des Hohen Kommissars für den Frieden, Vertreter der internationalen Gemeinschaft, der katholischen Kirche und des Ökumenischen Rates der Kirchen teilnehmen werden.

In dieser Phase, so das Kommuniqué, werden die Parteien Folgendes besprechen: Anpassungen des Waffenstillstandsprotokolls und Schutz der Zivilgesellschaft, Umsetzung von Kontroll-, Überwachungs- und Verifikationsmechanismen auf nationaler und lokaler Ebene. Auch die Voragenda des Dialogtisches, seine Methodik und auch die Mechanismen der Beteiligung der Zivilgesellschaft werden besprochen. In dem Dokument heißt es, dass zu diesem Zeitpunkt ein nationales Team für Vertrauensbildung und Notfalllösung eingerichtet wird, dass sich aus den oben genannten Stellen zusammensetzt und dessen Ziel es ist, die Spannungen zu lösen, die durch den Bruch des Waffenstillstands entstanden sind.

„In den nächsten Tagen werden die Nationalregierung und der Zentralstab die Namen der Mitglieder ihrer Delegationen öffentlich bekanntgeben“, heißt es in der Erklärung. Die Treffen fanden vor allem in Catatumbo, Provinz Norte de Santander, und in der Ebene des Yari, Provinz Caquetá, statt. Zuletzt gab es von Seiten des Zentralen Generalstabs der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco wieder viele Bemühungen, für die Fortsetzung des Friedensprozesses. Auch wenn der Waffenstillstad brüchig war, ist eine Deeskalation des Konfliktes zu beobachten.

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Ist Iván Márquez gestorben?

Nach Angaben der Nachrichtenagentur CM& ist der Guerillakommandant Iván Màrquez, Oberkommandierender der FARC-EP, Zweites Marquetalia, an den Folgen seiner Verletzungen gestorben, die er nach einem Angriff im vergangenen Juni erlitten hatte. Damit würde die FARC-EP, Zweites Marquetalia, als aufständische Bewegung nicht nur ihren Oberkommandierenden, sondern die wohl auch charismatischste Figur verlieren. Die Informationen über den Tod von Iván Márquez wurden jedoch weder von der Regierung noch vom Militär bestätigt.

Zu diesem Zeitpunkt verdichten sich jedoch die Meldungen, dass Iván Márquez in Venezuela in seinem Camp gestorben ist. Genaue Informationen sind aus dem Nachbarland immer schwierig zu bekommen. Vermutlich in wenigen Tagen wird es verlässliche Informationen geben. Es ist jedoch so, dass am Nachmittag des 6. Juli die Nachrichtenagentur CM& seinen Tod bestätigte. Das hat sein eigener Journalist Yamit Amat in einem kurzen Video gemacht, das in den sozialen Medien verbreitet wird.

Iván Márquez überlebte einen Angriff Mitte 2022 fast wie durch ein Wunder. Bei dem Angriff verlor der Kommandant fast einen Arm und eines seiner Beine wurde schwer verletzt. Seine schwerste Verletzung war ein Splitter, der sich in sein Gehirn eingebettet hat. Mehrere Tage wurde Iván Márquez damals für tot gehalten. Doch später verlasen Angehörige des Zweiten Marquetalia ein Kommuniqué und bestätigten, dass ihr Kommandant noch am Leben war. „Zum Glück blieb er unverletzt, er erlitt nur geringfügige Verletzungen. Er ist bei guter Gesundheit. Und von seinem Schützengraben aus wird der Kampf der Ideen für ein neues Kolumbien weitergehen“, hieß es damals.

Die Verletzungen nach dem Angriff waren aber so schwerwiegend, dass er aus seinem Lager in ein Krankenhaus nach Caracas gebracht werden musste, da sein kritischer Zustand eine erstklassige gesundheitliche Betreuung erforderte. Wahrscheinlich im Dezember letztes Jahr wurde Iván Márquez aus dem Krankenhaus in Caracas entlassen und zu einem unbekannten Ort an die venezolanisch-kolumbianische Grenze gebracht. Seitdem blieb es jedoch vergleichsweise ruhig um den Oberkommandierenden und Kommuniqués von ihm und generell des Zweiten Marquetalia verringerten sich.

Zwar gab es immer wieder Kontakte zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-EP, Zweites Marquetalia, um die Organisation in Friedensgespräche einzubetten. Doch die letzten Monate zeigten kaum eine Aktivität bezüglich der Kommandoebene. Zwar sind die Strukturen des Zweiten Marquetalia in den Regionen weiterhin aktiv, teilweise alliiert mit der ELN, doch es ist erkennbar, dass ihre Kraft abgenommen hat und die verfeindete FARC-EP um Iván Mordisco eine stärkere Basis aufbauen konnte.

Luciano Marín, alias Iván Márquez, wurde im Jahr 1955 in der Provinz Caquetá geboren. In frühen Jahren schloss er sich dem Kommunistischen Jugendverband (JUCO) an. Im Rahmen des Friedensabkommens der 1980er Jahre und der Bildung der linken Partei Unión Patriótica (UP), übernahm er wichtige Funktionen im Kongress. Die systematische Gewalt gegen linke Strukturen führte in zur FARC-EP, wo er in der 14. Front des Südblocks der Guerilla politischer Kommissar wurde. Durch seine hervorragende politische Arbeit sendete man ihn in den Karibischen Block der Guerilla in den Norden des Landes.

Hier wurde er zum zweiten Kommandanten ernannt und übernahm mit seinem politisch-militärischen Aufstieg in der Guerilla weitere Funktionen, wie im Friedensprozess mit der Regierung von Andrés Pastrana als Unterhändler. 2003 ernannte ihn das Sekretariat der FARC-EP zum Oberkommandierenden des Nordwestblocks der FARC-EP und nach dem Tod von Raúl Reyes im Jahr 2008 wurde er internationaler Wortführer der Guerilla und schließlich Teil des höchsten Gremiums, dem Sekretariat der FARC-EP.

Nach dem Tod des Oberkommandierenden Alfonso Cano im November 2011 wurde Timoleón Jiménez alias Timochenko zum nachfolgenden Oberkommandierenden ernannt und nicht Iván Márquez. Beide traten in Konkurrenz zueinander. Innerhalb der Guerilla wurde die Zwistigkeiten  icht deutlich und gedeckelt, doch im Zuge des Friedensabkommens mit Santos wurde er Verhandlungsführer der Friedensdelegation der Guerilla und kritisierte Timochenko teilweise öffentlich.

Zwar was Iván Márquez Teil des Friedensprozesses und der Wiedereingliederung, doch die Erfahrungen der Nichteinhaltung, der Verhaftung seines Freundes und Genossen Jesús Santrich und seine drohende eigene Verhaftung führten ihn zurück zu den Waffen. Im Jahr 2019 erfolgte mit anderen bekannten Kommandierenden aus der ehemaligen FARC-EP die Gründung des Zweiten Marquetalia. Gespräche mit der anderen Fraktion der sich nicht entwaffneten FARC-EP um Gentil Duarte und Iván Mordisco zu einer Vereinigung scheiterten. Mehrere namenhafte Kommandierende starben zuletzt, darunter Kommandanten wie alias El Paisa, Romaña und Santrich.

Angesichts der Möglichkeit des Todes von Iván Marquez bleibt nun die Frage, wie es mit der FARC-EP, zweites Marquetalia, weitergeht. Die ohnehin etwas geschwächte Guerilla wird diese schillernde Person nicht adäquat besetzen können. Doch in ihren Reihen befinden sich Kommandierende mit jahrzehntelanger Erfahrung in der FARC-EP. Dazu gehören sicherlich Personen wie alias Zarco Aldinever sowie Walter Mendoza. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Guerilla zu einem neuen Oberkommandierenden, aber auch zu einem potenziellen Friedensprozess positioniert.

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Zwei Friedensunterzeichner Ende Juni getötet

Zwei tote Friedensunterzeichner aus der ehemaligen FARC-EP sind Ende Juni ermordet worden. So wurde Angel Miguel Ariza Rojas in der Gemeinde Tame der Provinz Arauca getötet, als Bewaffnete in sein Haus eindrangen. Seinen Prozess der Wiedereingliederung vollzog der ehemalige Guerillakämpfer in der ETCR Filipinas in der Provinz Arauca.

Luis Aníbal Martínez Higuita ist der andere getötete Friedensunterzeichner, der mit seinen gerade 41 Jahren in der Gemeinde Dabeiba der Provinz Antioquia sein Leben verlor. Den Prozess der Wiedereingliederung machte er in der ETCR Román Ruiz der Gemeinde Ituango, Antioquia. Aktuell war er in der Landwirtschaft tätig.

Mitte Juni starb bereits ein Friedensunterzeichner in der Gemeinde Balboa der Provinz Cauca. Damit sind in diesem Jahr bereits 19 ehemalige Kämpfer der FARC-EP umgebracht worden. Seit dem Friedensabkommen wurden 375 Personen aus der Guerilla getötet.

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Massenmedien verzerren das Bild

Es ist nichts Neues, aber wiederholt melden wir uns zu Wort, weil das Bild der soziopolitischen Lage und auch der Guerilla FARC-EP systematisch verzerrt wird. Lieder viel zu selten kommt es dann vor, dass ein vormals falsch dargestelltes Bild und unwahrer Fakt wieder richtig dargestellt wird. Die kolumbianischen Massenmedien haben selten ein Interesse daran, die Realität im Land darzustellen und schon gar nicht darzulegen, was politische Ziele der aufständischen Bewegung sind, wie sie in ihren Territorien agieren und wie das Leben mit der Guerilla auf dem Land ausschaut. Wenn die Guerilla im Fokus der Berichterstattung steht, dann als Drogenterroristen, die die Bevölkerung drangsalieren und rein kriminelle Ziele haben. Dieser Fakt zieht sich seit Jahrzehnten durch die großen Medien des Landes und nur selten gibt es eine alternative und kritische Berichterstattung.

Aktuell jedoch wird mal wieder klar, dass die Massenmedien jedes Mittel nutzen, um ein verzerrtes Bild der kolumbianischen Realität und der Guerilla vorzugeben. Im Mittelpunkt steht die Geschichte über die im Dschungel geretteten indigenen Kinder, die bei einem Flugzeugabsturz in der Provinz Guaviare nach 40 Tagen durch staatliche Sicherheitskräfte gerettet wurden. Nationale und internationale Medien berichteten über diese Sensation und sie nahmen jeden Strohhalm für ihre Geschichten, die sie gut verkaufen konnten. Darunter die Erzählungen des Vaters der Kinder, dass er vor den Drohungen der Guerilla FARC-EP aus dem Amazonas-Gebiet fliehen musste und er deswegen von Kindern und Mutter getrennt lebte. Eine gute Geschichte und wenn der Guerilla auch noch die Schuld gegeben werden kann, dann ist es umso besser.

Inmitten dieser erschütternden und doch erfreulichen Geschichte der geretteten Kinder, die jedoch ihre Mutter beim Absturz verloren haben, gibt es aber nun eine Wendung. Eine Reporterin reiste nach Puerto Sábalo, dem abgelegenen Ort im Dschungel, in dem die Familie der indigenen Gemeinschaft Ranoque Mucutuy lebte. „Eine Geschichte von Misshandlung, Angst und viel Schmerz inmitten des Paradieses“, erzählte die Journalistin zur Einführung und berichtet über die Freunde der Familie und indigene Anführer, die von der Hölle erzählen, die die Mutter durchlebt hat und die ihr Leben bei dem Versuch verloren hat, aus ihrem Zuhause zu fliehen. Die Reportage zeigt auf, dass die Kinder in einer Familie voller Probleme lebten und dass ihre Mutter Opfer der Gewalt ihres Vaters und Stiefvaters war.

Die Gemeinde ist so klein, dass jeder Bescheid weiß. Nur 140 Menschen leben in diesem kleinen indigenen Ort. Das Haus, in dem sie wohnten, war armselig: ein Zimmer von etwa zwei Metern, mit Stroh überdacht, in dem alle zusammenwohnten. Derjenige, der sich in den 40 Tagen der Suche als Held darstellte, nämlich der Vater, wird von seinen Nachbarn als Schurke dargestellt. „Für uns sollte er im Gefängnis sein: er hat ein Verbrechen begangen”, sagt Carlos Andrés Sánchez, ein Anführer der Ugoto-Indigenen, über den Vater der beiden jüngeren Kinder, Manuel Ranoque. „Die Guerilla hat ihn nicht vertrieben, (…), er wurde von niemandem vertrieben, er musste für eine Konsequenz innerhalb der Gemeinschaft zahlen“, sagt er. Dabei geht es um einen Vergewaltigungsvorwurf und innerfamiliäre Gewalt. Er ist abgehauen, weil er eine Strafe nicht verbüßt hat, so die Reportage.

Diese gestern dargestellte Version bestätigt unsere Ansicht zu vielen Berichten der Massenmedien, in dem die Guerilla systematisch diskreditiert wird und Personen in der Berichterstattung häufig eine Ausrede suchen, die sie mit der Guerilla gerne in Verbindung bringen. Auch die Medien nutzen gerne den Sündenbock Guerilla ohne eine kritische Berichterstattung anzustrengen. Vor drei Tagen gab es einen Zwischenfall in einer Militärbasis in Florencia, Provinz Caquetá, bei dem zwei Soldaten starben. Sofort wurde von einem Angriff einer bewaffneten Organisation berichtet und dass die FARC-EP hier sehr präsent seien. Zudem wurde von den Aktivitäten der Guerilla in der letzten zeit berichtet. Kurze Zeit später stellte sich jedoch heraus, dass es sich bei dem Vorfall um einen Suizid unter Soldaten handelte. Eine Richtigstellung erfolgte in den Medien, die darüber berichteten, kaum.

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Im Südwesten nichts Neues

Warum die FARC-EP im Südwesten Kolumbiens so stark ist, werden wir immer wieder gefragt. Zwar ist der Osten des Landes mit seinen weiten Flächen und Wälder seit jeher die Basis der Guerilla, doch seit zwei Jahrzehnten ist der Fokus der politisch-militärischen Arbeit immer wieder in andere Landesteile gerückt worden, so auch in den Südwesten des Landes mit den Provinzen Nariño, Cauca und Valle del Cauca. Besonders aktuell, mit der Gründung des Bloque Occidental Comandante Jacobo Arenas (Westblock Kommandant Jacobo Arenas) und bereits Jahre zuvor mit der Tätigkeit des Westlichen Koordinationskommandos der FARC-EP, wurde deutlich, wie stark dort die aufständische Bewegung geworden ist, auch in der Neustrukturierung der FARC-EP nach dem Friedensabkommen von 2016.

Im Mai dieses Jahr verkündete die FARC-EP die Gründung des Westblocks „Kommandant Jacobo Arenas“ aus den Strukturen des Westlichen Koordinationskommandos. Damit verfügt die FARC-EP über diverse Blöcke, die ihrerseits verschiedene Strukturen wie Fronten und Mobile Kolonnen sowie Kompanien vereinen. Ebenso dazu zählen die politisch-militärischen Strukturen der Milizen, der Bolivarischen Bewegung (Movimiento Bolivariano) und der Klandestinen Kommunistischen Partei (Partido Comunista Clandestino). Neben des Westblock verfügt die FARC-EP auch über die sogenannten Blöcke im Osten, im Süden oder auch im Magdalena Medio. Der Westblock ist ein Ergebnis von mehr als sechs Jahren Arbeit.

Im Kommuniqué der Gründung heißt es dazu: „Wie es in unseren Statuten heißt, bestehen wir heute aus mehr als fünf Fronten, mehreren Kolonnen und Kompanien, voll von Männern und Frauen, die bereit sind, einen Dialog mit der nationalen Regierung unter der Führung unserer nationalen Führung, des Zentralen Generalstabs, aufzunehmen, die aber angesichts der Widrigkeiten und Risiken, die die Friedensaufgaben immer mit sich bringen, auch bereit sind, den Kampf für das Leben und den Frieden mit sozialer Gerechtigkeit fortzusetzen.“ Es wird deutlich, dass die Reorganisation der Guerilla voranschreitet und mit den Blöcken wieder die festen politisch-militärischen Einheiten durchgesetzt werden, streng untergeordnet unter dem Zentralen Generalstab mit seinem Oberkommandierenden Iván Mordisco.

Die FARC entstand aus bäuerlichen Selbstverteidigungseinheiten gegen die militärische Aggression eines korrupten Staates. Schnell wurde aus der sozialen Selbstorganisation ein nationales Projekt, was sich in dem revolutionären Agrarprogramm von 1964 ausdrückt. Allmählich wuchs dieses aufständische Projekt und in den Konferenzen der FARC wurden die Ziele festgelegt. Ein Meilenstein war sicherlich das Jahr 1971, in dem auch die Vierte Nationale Guerilla-Konferenz der FARC stattfand. In diesem Jahr begann das Wirken der 6. Front der FARC im Südwesten, vor allem im Cauca und Valle del Cauca, die den Namen Hernando González Acosta bekam. Dieser war studentischer Aktivist aus Bogotá, Mitglied im Kommunistischen Jugendverband und einer der zur Bauernguerilla gesendeten Abgeordneten. Er starb in Riochiquito, Cauca, im Jahr 1965.

In der Weiterentwicklung des so genannten „Strategischen Plans“ aus der 7. Konferenz wurde mit der 8. Konferenz neue „Mobile Blöcke“ geschaffen. Einer darunter war der Bloque Occidental, der Westblock. Er agierte vorrangig in den Provinzen Nariño, Cauca, Valle del Cauca, Tolima und Quindío. Zu ihm zählten die Fronten 6, 8, 29, 30, 60, die städtische Front „Manuel Cepeda Vargas“ in der Millionenstadt Cali und einige andere wichtige Strukturen wie der mobile Block „Arturo Ruiz“ und die mobilen Kolonnen „Gabriel Galvis“, „Daniel Aldana“, „Miller Perdomo“, „Jacobo Arenas“ und auch „Mariscal Sucre“. Damit festigte sich die Präsenz im Südwesten und diese Region wurde zu einer Hochburg der FARC-EP, so dass sich selbst der Oberkommandierende Alfonso Cano mit seinem Sicherheitsapparat hier niederließ.

Die Kommandanten des Westblocks waren Alfonso Cano, Pablo Catatumbo und Pacho Chino. Unter Alfonso Cano, der nach dem Tod von Manuel Marulanda im Jahr 2008 der Oberkommandierende der FARC-EP wurde, festigte die FARC-EP ihre Präsenz und politisch-militärische Arbeit. Durch neue Taktiken in kleineren operativen Einheiten konnten ganze Gebiete unter die Kontrolle der Guerilla gebracht werden. Alfonso Cano starb als brillanter politischer Kopf und Stratege durch eine Militäroperation im November 2011. Doch der Grundstein für die Strukturen war geschaffen, die teilweise bis heute existieren. Dazu zählten vor allem die Milizen und die Arbeit mit der lokalen Bevölkerung.

Im Zuge der Nichteinhaltung des Friedenabkommens und der Rückkehr zu den Waffen haben sich im Südwesten die Strukturen vor allem um die 6., 30. und 60. Front neu organisiert. Diese traten bereits 2018/19 zum Vorschein, jedoch zuerst nebenher agierten. Erst im August 2020 ist mit dem Westliches Koordinationskommando ein einheitliches Kommando der verschiedenen Gruppen entstanden, welches maßgeblich durch Abgesandte aus der 1. Front im Osten aufgebaut wurde und die sich schließlich den Strukturen aus dem Osten des Landes anschlossen. So gibt es hier nun die Mobilen Kolonnen Jaime Martínez, Dagoberto Ramos, Franco Benavides und Urías Rondón sowie die Fronten Rafael Aguilera, Carlos Patiño und Ismael Ruíz sowie die Kompanie Adan Izquierdo. Nichts Neues also, sondern Altbewährtes im Südwesten.

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Ein Land, dass seine Gebiete aufgibt

In dieser Woche wurde in den Medien polemisch über eine Eröffnung einer Landstraße von der aufständischen Bewegung FARC-EP in der Provinz im Norte de Santander berichtet. Aus einem Kommuniqué und Video der Guerilla wird klar, dass der Kommandant Andrey Avendaño von der 33. Front vor einer großen Menge diese Infrastrukturmaßnahme erklärt und die Straße, die durch die FARC-EP geschaffen wurde, freigibt. Zu dem Fest gab es noch weitere Aktivitäten in der vom Konflikt betroffenen Region Catatumbo.

Diese Infrastrukturmaßnahmen und Übernahme von eigentlichen staatlichen Aufgaben ist dabei nichts Ungewöhnliches für die Guerilla. In ihren Territorien versucht die FARC-EP seit jeher mittels eines Justizsystems für Ordnung zu schaffen, regelt den Warenverkehr, beeinflusst den Naturschutz und versucht, die öffentliche Infrastruktur auszubauen. Dazu gehören der Bau oder die Unterhaltung von Landstraßen, aber früher auch der Gesundheits- und Bildungssektor mit dem Bau von kleinen Schulen oder das Entsenden von mobilen Gesundheitsbrigaden in entlegene Gebiete.

Nun gibt es eine Aussage vom Hochkommissar für Frieden, Danilo Rueda, dass der Akt der FARC-EP in der Region Catatumbo „der Ausdruck unseres Landes ist.“ Und weiter berichtet der Staatsbeamte: „Dies ist ein echtes Land, ein Land, in dem viele Gebiete aufgegeben wurden, in dem es nur vorübergehend eine Präsenz der öffentlichen Gewalt oder der Polizeikräfte gab, aber in dem die gesamte Institution noch nicht angekommen ist und dann eine bewaffnete Gruppe diese Verantwortung übernimmt.“

Damit relativiert Danilo Rueda gewissermaßen den öffentlichen Skandal und bestätigt die Realität in diesem Land. In vielen Regionen ist der Staat, wenn überhaupt nur durch die staatlichen Sicherheitskräfte präsent, die gerne als Besatzungsarmee auftreten, denn als Unterstützer eines Rechtsstaates. Kein Wunder also, wenn eine Selbstorganisation stattfindet oder eine politisch-militärische Organisation ihre Aufgaben wahrnimmt, wo sie faktisch die Kontrolle ausübt.

In diesem Zuge wurde auch vor zwei Tagen skandalös über die Gemeinde Los Andes-Sotomayor im Nordwesten der Provinz Nariño berichtet. Hier patrouillierten Mitglieder der FARC-EP auf Motorrädern sowie uniformiert und bewaffnet durch die Straßen. Dabei ist auch das nichts Ungewöhnliches, sondern nur ein Spiegelbild des Landes, wo der Staat seine Regionen aufgibt und die Guerilla die Kontrolle übernimmt. Ein Friedensprozess, die Wiedereingliederung der FARC-EP in das soziale und politische Leben und eine wirkliche Reformbereitschaft könnten Abhilfe schaffen.

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FARC-EP schafft Infrastruktur

In der kolumbianischen Provinz Norte de Santander wurde durch die FARC-EP ein öffentlicher Akt abgehalten, bei dem es um die Einweihung einer wichtigen Verbindungsstraße und einer Brücke ging. Diese wurden unter Mithilfe der lokalen Bevölkerung, teilweise der ELN und vor allem der FARC-EP geschaffen. Den öffentlichen Festakt, der in den Dörfern Barrancas und Chiquinquirá stattfand und die nun mit der Infrastrukturmaßnahme ausgestattet wurden, eröffnete der Kommandierende der 33. Front, Andrey Avendaño, in der Region Tibú. Mitten am tag war von den staatlichen Behörden und Sicherheitskräften niemand zu sehen.

Nun sorgte dieses Video für Medienaufsehen, wobei sich selbst der Verteidigungsminister um Worte bemüht. Während die Armee in den ländlichen Regionen häufig als Besatzungsmacht auftritt, ist die aufständische Bewegung hier mit staatlichen Aufgaben betreut und baut in Konfliktzeiten Straßen und eine Brücke zum Wohl der Bevölkerung. Die Infrastrukturmaßnahme realisierte die FARC-EP im Rahmen der Feierlichkeiten zum 59. Jahrestag ihrer Gründung. So muss die Aktion in den zurückliegenden zwei Wochen stattgefunden haben.

„Es ist etwas, dass wir versprochen haben, wir haben das Wort gegeben, die Gemeinschaft hat nicht darum gebeten. Wir wollten zeigen, dass es möglich ist, etwas zu bewirken, wenn Entschlossenheit und Leistung vorhanden sind“, sagt Andrey Avendaño. „Ich sende einen besonderen Gruß an die Genossen der ELN, die heute hier sind, und sage ihnen, dass die FARC-Guerillas für sie ihre Kampfbrüder sind. Spürt in jedem der FARC-Guerillakämpfer einen Bruder, einen Sohn. Wir alle, die wir hier sind, sind die Kinder von einfachen Bauern aus katastrophalen Familien, deshalb dürfen wir in unserem noblen Bemühen, das Projekt so vieler Opfer zu verwirklichen, nicht nachlassen“, sagt er.

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FARC-EP will Frieden und Waffenstillstand

Der Zentrale Generalstab der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco hat ein Kommuniqué veröffentlicht, dass von Andrey Avendaño vorgelsen wird. Er gilt als einer der Sprecher der aufständischen Bewegung. In dem Kommuniqué nimmt die Guerilla Stellung zum Waffenstillstand und zum Friedensprozess. Es wird verdeutlicht, dass nur ein Überwachungsmechanismus für die Einhaltung eines Waffenstillstandes sorgen kann. Zudem habe die Guerilla auch nach der Aufkündigung des Waffenstillstandes in vier Provinzen keine offensiven Aktionen durchgeführt. Damit zeigt sie ihren Friedenswillen.

Nach Ansicht des Sprechers der Guerilla kölnne die Überprüfung an der Spitze des nationalen Mechanismus nur dann durchgeführt werden, wenn der Waffenstillstand wiederhergestellt werde. Er sagte, dass seine Delegierten für dieses Team bereit seien, nach Bogotá zu reisen und Gespräche über die Einrichtung des Tisches zu beginnen. Avendaño bezieht sich auf den Kontroll-, Überwachungs- und Verifizierungsmechanismus (MVMV), der in dem am 8. Februar dieses Jahres unterzeichneten Protokoll festgelegt wurde. In diesem Dokument wurde festgelegt, dass der Mechanismus zwei Ebenen haben wird, eine lokale und eine nationale Ebene.

Die nationale Ebene wurde bereits am 24. April installiert und besteht aus fünf Mitgliedern der FARC-EP, fünf Mitgliedern der Streitkräfte, aus Delegierten des Verteidigungsministeriums und des Büros des Friedenskommissars sowie Delegierten der katholischen Kirche und der Vereinten Nationen. Der lokale Mechanismus wurde unter anderem deshalb nicht eingerichtet, weil die Staatsanwaltschaft die Haftbefehle für die Vertreter der Guerilla nicht aufgehoben hatte. Nun seien jedoch die Haftbefehle temporär aufgehoben worden, was den Friedensprozess erleichtern würde. Wir berichteten bereits vor wenigen Tagen darüber.

In dem Kommuniqué kündigt die Guerilla auch die Freilassung eines Minderjährigen an, der angeblich Mitglied der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) war und nun von der FARC-EP gefangen genommen wurde. „Wir geben auch bekannt, dass wir weiterhin Minderjährige in unseren Reihen überprüfen, die gegen unsere Rekrutierungsregeln verstoßen, wie wir es immer getan haben“, saget die Guerilla. In der Guerilla können Personen ab 15 Jahren freiwillig mitwirken. Anbei dokumentieren wir einige Passagen aus dem Kommuniqué mit dem Titel „Die politische Lösung wird immer unser Horizont sein“, hauptsächlich vom ersten Teil:

Die politische Lösung wird immer unser Horizont sein, 13. Juni 2023

„Wir grüßen das kolumbianische Volk, vor allem all jene, die unermüdlich für die großen Errungenschaften kämpfen, die zu Errungenschaften für die gesamte kolumbianische Gesellschaft werden. Wir schließen uns dem nationalen Jubel über das lebendige Erscheinen der vier Minderjährigen an, die nach dem tragischen Flugzeugabsturz vom 1. Mai 2023 im Dschungel des Guaviare verschwunden waren, und wir hoffen, dass Sie wieder mit ihren Großeltern und Familienangehörigen zusammenkommen können.

Am vergangenen 23. Mai hat die nationale Regierung den mit der FARC-EP vereinbarten bilateralen Waffenstillstand für ausgesetzt erklärt. Tage zuvor hatten wir öffentlich verkündet, dass der Waffenstillstand in der Krise sei und wir haben einige Elemente gefunden, die wir für notwendig hielten, um die Auswirkungen des Konflikts auf ein Minimum zu reduzieren, wie wir es besprochen haben. Sogar seit dem 22. September 2022, als wir die Einstellung der Offensivmaßnahmen gegen die Streitkräfte ankündigten und während dieser ungefähr 5 Monate, in denen das von den Parteien gemeinsam vereinbarte allgemeine Protokoll geregelt wurde.

Bis zu diesem Zeitpunkt ermöglichten die guten Dienste des nationalen Überwachungsteams, der Wille unserer Organisation und des nationalen Volkes die Freilassung von mehr als 20 Soldaten und Polizisten, die Kriegsgefangene waren, und eine deutliche Verringerung der Zahl der Einsätze, die aus dem Konflikt resultierten. Tatsachen, die von den kriegerischen Sektoren des Landes und einigen Medien nicht bemerkt werden. Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens Armee des Volkes FARC-EP erklären der nationalen Öffentlichkeit und der internationalen Gemeinschaft, dass nach dem Datum des Bruches haben wir jede Konfrontation mit den militärischen Kräften trotz der Entsendung von Truppen vermieden, vor allem in den vier Provinzen, denn wir sind der Meinung, dass der Krieg oft irreparable Folgen für die Konfliktparteien hat und die Vermeidung eines Krieges den Gemeinden zweifellos Ruhe bringt.

Wir begrüßen die Veröffentlichung von Resolutionen, die es einigen Genossen unserer Organisation ermöglichen wird, ihre ersten lokalen Überwachungsteams zusammenzustellen, eine Aufgabe, die wenn wir sie von Anfang an übernommen hätten, vielleicht nichts von dem Geschehen passiert wäre. Wir hoffen, dass wir auch weiterhin auf die Bereitschaft und den Willen der Generalstaatsanwaltschaft mit seiner Spitze Francisco Barbosa und den Richtern der Republik zählen können, um die Gerichtsverfahren erfolgreich zu gestalten.“ (…)

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Aufhebung von Haftbefehlen bei FARC-EP

Dem Antrag von Präsident Gustavo Petro, die Haftbefehle für 19 Mitglieder der FARC-EP im Rahmen des Friedensprozesses und für den Überwachungs- und Verifikationsmechanismus temporär aufzuheben, wurde von der Staatsanwaltschaft positiv beantwortet. Seit dem gestrigen Dienstag dürfen 19 Personen der FARC-EP unter dem Oberkommando von Iván Mordisco nicht mehr von den Behörden festgesetzt werden. Sie sind nun Teil des Friedensprozesses, der zuletzt ins Stocken geraten war.

So teilte die kolumbianische Staatsanwaltschaft mit, dass die Haftbefehle ausgesetzt seien und die nationalen und internationalen Strafverfolgungsbehörden bereits über Interpol benachrichtigt worden seien. Somit wird den Vertretern der Guerilla aus den verschiedenen Landesteilen und Strukturen der aufständischen Bewegung die Teilnahme an dem Mechanismus zur Überwachung, Überwachung und Überprüfung des bilateralen und vorübergehenden Waffenstillstands ermöglicht.

Die 19 Personen sind: Alfer Dolander Felantana Díaz, Jeisson Ferney Lasso, Yimison Bustos Ávila, Rolad Arnulfo Torres Huertas, Fabio Giraldo Giraldo, Yersid Muñoz Ramírez, Jhon Faiber Lugo Ramos, Euser Motta Meneses, Alexis de Jesús Muñoz, Jhonmaro Ortiz Camayo, Elkin Eduardo Ramírez, Faber García Guzmán, Jorge Luis Caicedo, Jhon Janier Trochez, Sergio Andrés Martínez, Jerci Duvián Romario Carrascal Alvernia, Jhon Edison Bayona und Edwar Andrés Campo. Nicht mit dabei ist wiederholt alias Jhon Mechas.

Bereits zuvor wurden von der Regierung einige Personen der FARC-EP als Friedensstifter anerkannt. Diesen Personen obliegt die Kommunikation mit bestimmten Strukturen und das Werben für den Friedensprozess. Sie stehen dabei in Kommunikation mit den verschiedenen Strukturen der Guerilla und sind viel im Land unterwegs. Auch bei ihnen wurden die Haftbefehle temporär aufgehoben. Dabei handelt es sich teilweise um Personen, die nun im Überwachungs- und Verifikationsmechanismus tätig sind.

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Wie funktioniert der Zentrale Generalstab der FARC-EP?

Wie der Zentrale Generalstab der FARC-EP funktioniert, diese Frage stellen sich viele Institutionen, Medien und Beobachter. Auch wir als Informationsportal haben dies des Öfteren versucht zu erklären und können ähnliche Schlüsse ziehen, wie es die Stiftung Konfliktbewältigung (Fundación Conflict Responses – CORE) zuletzt herausgestellt hat. Wesentliche Merkmale sind vor allem in der zeitlichen Komponente zu sehen und auch im aktuellen Prozess, Verhandlungen mit der Regierung zu führen. Der potenzielle Friedensprozess ist einer der wesentlichen Faktoren in der Herausbildung von Befehlsstrukturen und einer kollektiven Entscheidungsgewalt im Zentralen Generalstab. Wichtig ist, dass erst die Verhandlungen mit der Regierung dafür gesorgt hat, dass es ein Treffen aller Kommandierenden der FARC-EP gab. Dies festigte die Strukturen enorm, wie wir es bereits im April (Bemerkungen zum Plenum und öffentlichen Auftritt der FARC-EP) und auch im März (Der Friedensprozess als Chance der Politisierung) herausstellten.

Schon früh bei der Gründung der Strukturen rund um den Zentralen Generalstab, der damals noch nicht so existierte, gab es ein Treffen der Kommandierenden im Jahr 2017 in der Region Guayabero. In jener Zeit leitete Gentil Duarte die verschiedenen Einheiten der Guerilla im Südosten. Zur gleichen Zeit war Iván Mordisco dafür verantwortlich, Waffen, Geld und Kämpfer in andere Gebiete des Landes wie Arauca, Catatumbo, Putumayo und Cauca zu schicken, um zu versuchen, lokale Einheiten zu stärken und sicherzustellen, dass sie sich dem Projekt unter Gentil Duarte anschließen. Die damaligen dissidentischen Strukturen waren im Aufwind, nach dem der Friedensprozess der „alten“ FARC-EP aus dem Jahr 2016 immer mehr als Scheitern angesehen wurde. So tauchten überall im Land neue Strukturen auf, die unter dem Banner der FARC-EP agierten. Noch waren diese Strukturen lose und eher lokal begrenzt. Gentil Duarte und Iván Mordisco erkannten die Wichtigkeit der Reorganisation und Neustrukturierung.

Das vielleicht beste Beispiel für diese Leute, die in die Regionen entsendet wurden, um das gemeinsame Projekt der FARC-EP zu stärken war Jhonier, der schließlich das „Wetsliche Koordinationskommando“ formierte. In diesem Bündnis waren schließlich mindestens sieben Einheiten organisiert, darunter Fronten, mobilen Kolonnen und Kompanien. Anfang 2020 ging das Bündnis, dass sich der 1. und 7. Front unterordnete, das erste Mal an das Tageslicht. Seitdem gewann das Westliche Koordinationskommando an Stärke. Jhonier war vorher auf der mittleren Kommandoebene der 1. Front im Süden des Guaviare tätig gewesen und wurde zu diesem Zweck Ende 2019 von Duarte und Mordisco und Duarte in die Provinz Cauca entsandt. Im gleichen Zeitraum, zwischen 2017 und 2020, gab es weitere Vernetzungen mit Strukturen in Antioquia, Arauca und Norte de Santander, die sich mit dem Projekt verbanden – immer mit Hilfe von Geld, Waffen und Kämpfern.

Zu dieser Zeit koordinierte der Zentrale Generalstab nur wenig untereinander. Gentil Duarte selbst war in der „alten“ FARC-EP Mitglied des Zentralstabs des Ostblocks der FARC-EP, hatte also durchaus Erfahrungen. war. Das erste Mal, dass ein Sekretariat des Zentralen Generalstabs in der Öffentlichkeit auftauchte – also ein kollektives Entscheidungsgremium, war ein Kommuniqué am 12. September 2019 als Reaktion auf das Erscheinen der FARC-EP, Zweites Marquetalia im August 2019 unter dem Kommando von Iván Márquez. Und erst am 16. April 2021 gab es wieder ein Kommuniqué der Gesamtstruktur, diesmal als Zentraler Generalstab der FARC-EP. Dies geschah im Zuge der Auseinandersetzungen der 10. Front mit den venezolanischen Streitkräften. Immer weiter ging die interne Kommunikation voran, sowohl in den beiden großen Blöcken im Osten und auch Westen, als auch intern als Zentraler Generalstab, der sich im Dezember 2021 noch einmal in einem Jahresrückblick positionierte.

Nach dem Tod von Gentil Duarte im Mai 2022 nahm die interne Kommunikation und auch das nach Außenauftreten zu. Iván Mordisco übernahm das Kommando des Zentralen Generalstabs und es wurden neue Entscheidungen über andere Einheiten der Organisation getroffen: zum Beispiel die einseitige Einstellung der Feindseligkeiten vor den Präsidentschaftswahlen 2022, das Verbot der Entwaldung (obwohl es hauptsächlich die Einheiten des Ostens betraf) der Befehl an Antonio Medina als Kommandanten der 10. Front, den Konflikt mit der ELN zu beenden. Es kam auch zu ersten Treffen und die Einbeziehung von Kommandierenden aus anderen Landesteilen bei vertraulichen Treffen mit der Regierung. Man erkennt also die Stärkung der kollektiven Entscheidungsgewalt als vorher nur das Orientieren an Entscheidungen.

Angesichts dieser Tendenz gibt es innerhalb des Zentralen Generalstabs ein Paradoxon: Je geringer der Fokus auf die Organisation – auf die Fronten und Kolonnen – desto deutlicher werden die Statuten und Disziplinarmechanismen angewendet. Gleichzeitig ist die Qualität der Statuten und Disziplinarmechanismen in mehreren Teilen des Landes sehr unterschiedlich und wird mitunter nicht einheitlich angewandt. In den Einheiten des Ostens gibt es laut CORE-Stiftung eine strikte Anwendung der Statuten und klare und partizipative Disziplinarmechanismen, während im Südwesten diese anscheinend nicht konsequent angewendet werden und viel von den Kommandierenden abhängt. Das bedeutet, dass die Tendenz, eine Organisation mit mehr Führung und Kontrolle zu sein, noch einen langen Weg vor sich hat, bis sie sich konsolidiert hat.

Neben Iván Mordisco als Oberkommandierender, der eine größere Partizipation und Vertikalität in der Entscheidungsfindung bevorzugt, trotzdem aber strikte Maßnahmen in der Durchsetzung fordert, ist es vor allem der angehende Friedensprozess, der für eine interne Stärkung der FARC-EP sorgt. Das Treffen der Kommandierenden in der Ebene des Yarí zwischen Ende März und Anfang April, war das erste Treffen, an dem fast alle Kommandierenden der verschiedenen Strukturen der FARC-EP teilnehmen und gemeinsam Entscheidungen treffen konnten. Die interne Tendenz des Zentralen Generalstabs geht in Richtung Zentralisierung, aber unter gemeinsamer Beteiligung der verschiedenen regionalen Einheiten in einem großen Bündnis. Die aktuelle Situation ermöglicht es den Kommandierenden, einen Fokus auf die Politisierung der Einheiten zu legen und an einem Gesamtkonzept zu arbeiten, dass erst am Anfang steht, fragil ist und noch lange nicht beendet sind wird.

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Immer wieder Propaganda der FARC-EP

In den zurückliegenden Tagen war die Propaganda der FARC-EP wieder einmal in den öffentlichen Medien zu finden. Garniert werden die Artikel mit einer potenziellen Angst in der Bevölkerung vor der terrorisierenden Guerilla. Dass die Guerilla seit Jahrzehnten in den verschiedenen Regionen präsent ist, einen weitreichenden Austausch mit der Bevölkerung pflegt und auch sonst Maßnahmen wie Justiz und Sicherheit übernimmt, weil der Staat nicht in der Lage dazu ist, wird jedoch verschwiegen. Dabei ist es mehr als normal, dass gerade um den Jahrestag der Gründung der FARC-EP öffentliche Aktionen der aufständischen Bewegung stattfinden.

Laut Medien sorgten das Auftauchen eines Plakats und anderer Materialien im Zusammenhang mit der FARC-EP in der Provinz Santander für Aufregung. In der Gemeinde El Playón gab es vielzähliges Propagandamaterial der 33. Front der FARC-EP zu sehen, darunter große aufgehängte Plakate an Landstraßen. In Neiva, Provinz Huila, untersucht die Polizei Flugblätter, die der FARC-EP zugeschrieben werden. Sie wurden zum Beispiel an verschiedenen öffentlichen Orten plakatiert. Auch aus der Provinz Caquetá werden ähnliche Vorfälle gemeldet.

Ebenso für Aufsehen sorgte eine öffentliche Feier der Front Carlos Patiño in der Provinz Cauca. Hier wurde im Süden der Provinz in einer Gemeinde der 59. Jahrestag der Gründung und des Kampfes der FARC-EP gefiert. Die Feier fand am 27. Mai im Sportzentrum des in Playa Rica statt und wurde von vielen lokalen Menschen besucht, zu der Alkohol konsumiert und zum Rhythmus der von einigen Gastkünstlern gesungenen Lieder gesungen wurde. Bereits im Vorfeld lud die Front Carlos Patiño die Bevölkerung zur Feier ein. Alle genannten Strukturen gehören zum Zentralen Generalstab der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco.

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Die Geburt der FARC-EP – 59 Jahre Widerstand

Die Geschichte der kolumbianischen Guerilla FARC-EP, die bis heute existiert, ist eng mit der kolumbianischen Geschichte verknüpft, die ihren Ursprung in der tiefen sozialen Ungleichheit, Ungerechtigkeit und in den elitären Machtverhältnissen hat. Aus einer Selbstverteidigungsgruppe von Bauern, die sich gegen die repressiven staatlichen Sicherheitskräfte und Paramilitärs zur Wehr setzten, vertrieben von ihrem Land, herausgerissen aus ihrem einfachen Leben, hineingeraten in den Hunger von Machtbesessenen, entwickelte sich die größte und mittlerweile älteste Guerilla des lateinamerikanischen Kontinents. Der Angriff im Mai 1964 auf Marquetalia, gelegen in der Provinz Tolima, ist das Gründungsdatum der FARC.

Im Mai 1964 beginnt der militärische Angriff auf Marquetalia mit 16. 000 Mann, der im Rahmen des Plan LASO (Latin American Security Operation) vom Pentagon der Vereinigten Staaten entwickelt wurde. Sie errichteten riesige Belagerungsringe gegen die sogenannte „unabhängige Bauernrepublik“ in den Bergen, verriegelten alle Ausgänge, schossen mit Maschinengewehren und Raketen, landeten Truppen und drangen tief in das Gebiet ein, füllten die Nacht mit Explosionen und Leuchtkörpern, griffen Ziele mit Napalmbomben an und besetzten die Berge. Hubschrauber und Bomber erschütterten die Luft mit ihren Kriegsgeräuschen.

Die ersten Zusammenstöße mit den Bauern Marulandas finden am 27. Mai in der Schlucht des Flusses Atá statt, einem Meilenstein, der das Gründungsdatum der FARC markiert. Die Angreifer fielen in einen Hinterhalt, die Bauern unter Manuel Marulanda Vélez empfingen sie mit blitzendem Feuer, das aus dem Nebel kam und schlugen sie zurück. Entgegen aller Erwartungen stürzten sie über den Krieg mobiler Partisanen, eine unbesiegbare Taktik. Die 48 Männer schlugen kurz zu und verschwanden, um wieder zuzuschlagen und wieder zu verschwinden. Sie hatten die Moral von Revolutionären und echten Kämpfern, sie kannten das Territorium und zogen sich schließlich der Übermacht zurück, um ein revolutionäres Projekt zu wagen.

 

„Als vor 60 Jahren die Oligarchie den Bruderkrieg in unserem Land durch offiziellen Terrorismus und parteipolitischen Hass entfesselt hat, um Veränderungen im Besitz von Land und der Wiederherstellung der politischen Macht zu suchen, hat sie die enorme Widerstandsfähigkeit unseres Volkes und die kolossalen Dimensionen seiner Würde verleugnet.

Wie Hunderttausende Bauern wurde Pedro Antonio Marín seither von der Regierung und den paramilitärischen Attentätern der damaligen Zeit verfolgt, gezwungen, ihre Ruhe, Arbeit und Besitztümer aufzugeben und sich dann zu verteidigen, um die offizielle Barbarei zu überleben, die in der schrecklichen Episode unserer nationalen Geschichte fast 300. 000 Landsleute das Leben kostete und die ungestraft zur Plünderung von Millionen Hektar fruchtbaren Bodens führte, die in die Hände mächtiger liberaler und konservativer Führer im ganzen Land übergingen.

Seitdem hat er dank seiner Führungskraft und seiner enormen politisch-militärischen Fähigkeiten, der später Manuel Marulanda Vélez zu Ehren des ermordeten Gewerkschaftsführers heißen sollte, seine militärische Erfahrung assimiliert und eine Vision der revolutionären und kommunistischen Welt entwickelt, die es ihm ermöglichte, die tieferen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Ursachen nicht nur seiner eigenen persönlichen Situation, sondern auch der tiefen Ungleichgewichte, der Gewalt und der Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft voll und ganz zu verstehen.

Als 1964 die Oligarchie im Süden von Tolima eine neue verbrecherische Militäroffensive gegen die Bauernschaft unter dem Namen Plan LASO unter offener Leitung des amerikanischen Pentagons startete, erhob sich Manuel Marulanda Vélez zusammen mit 47 Bauern nach unzähligen politischen Friedensdemonstrationen, die nicht befolgt wurden, bewaffnet, um der Aggression entgegenzutreten und der Lösung auf den Grund zu gehen: um die politische Macht zu kämpfen und die Grundlagen für eine Gesellschaft mit sozialer Gerechtigkeit zu legen, die zum Sozialismus übergeht. Wenn Washington und die Oligarchie den revolutionären Kampf auf demokratischen Wegen nicht zulassen, dann wählen wir diese einzig mögliche Option und die FARC wird geboren.“

Aus Resistencia Internacional, Mai 2009

Internationales Organ der FARC-EP, 37. Ausgabe

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