FARC-EP wollen mit Petro über Frieden sprechen

Für mediale Öffentlichkeit sorgt derzeit ein Video der aufständischen Bewegung FARC-EP, in dem der wahrscheinlich getötete Kommandierende Iván Mordisco sich im Namen des Zentralen Generalstabs zu Friedensgesprächen mit der neuen kolumbianischen Regierung bereit erklärt. Veröffentlicht wurde das Video in diversen Kanälen am gestrigen Mittwoch und ist in dem Kommuniqué rückdatiert auf den 30. Juli 2022. Dies wäre jedoch zwei Wochen nach der Militäroperation, die als Ziel die Tötung des Oberkommandierenden zur Folge hatte. Iván Mordisco übernahm die Führung der Guerilla nach dem Tod von Gentil Duarte im Mai dieses Jahres. Folglich könnte es also sein, dass das Kommuniqué kurz vor seiner gezielten Tötung aufgenommen wurde.

In dem Video erklärt man sich zu Friedensverhandlungen mit dem gewählten Präsidenten Gustavo Petro. In dem Kommuniqué wird auch deutlich, dass der Kommandierende selbst der Bevollmächtigte für den Frieden sein sollte. Zuletzt gab es immer wieder Angriffe und Operationen unter der noch bestehenden Regierung des rechten Präsidenten Duque, so schnell wie möglich alle Kommandierenden der aufständischen Bewegung auszuschalten, bevor der neugewählte linksgerichtete Präsident Gustavo Petro sein Amt antritt. Petro versprach die Umsetzung des Friedensabkommens und die Hoffnung auf eine Öffnung des Friedensprozesses für die noch bestehenden aufständischen Gruppen.

Medial sorgte diese Politik der Eliminierung von linken Kräften allerdings für keinen internationalen Aufschrei. Dabei wird diese Art und Weise der Liquidierung seit jeher praktiziert. Auch Alfonso Cano wurde als Friedensinitiator und Oberkommandierender während der Vorverhandlungen getötet. Auch die Fraktion um Iván Márquez von der FARC-EP, Zweites Marquetalia, öffnete sich Mitte Juni mittels eines Kommuniqués zu Gesprächen mit der neuen Regierung, doch gab es kurze Zeit später einen gezielten Angriff auf sein Lager, mit dem Ziel ihn zu töten. Kein Wunder also, dass es weiterhin große Skepsis innerhalb der aufständischen Bewegung gibt, sich zu öffnen, wenn es keine Garantien auf Sicherheit gibt.

Im Anhang gibt es Ausschnitte aus dem Kommuniqué der FARC-EP, die mit ihren Strukturen im Südosten und Westen des Landes zu den größten Organisationen gehören.

 

Kommuniqué:

Die Volksmassen in ihrer historischen Häufung von Kämpfen und in unterschiedliche Weise bestätigten mit der Wahl der Kandidaten des historischen Paktes ihre Entscheidung, die Zügel des kolumbianischen Staates zu übernehmen. Während des nationalen Streiks, in seinen zahllosen Straßenkämpfen, übernahmen sie diese Aufgabe, indem sie die staatliche und halbstaatliche Macht, sein Terror- und Gewaltregime herausforderten, damit sie verstehen, dass das kolumbianische Volk auf jeden Fall die historische Rolle des Kampfes übernehmen wird und eine neue Kraft. So wählte man Dr. Gustavo Petro Urrego zum Präsidenten der Republik Kolumbien und die erste Afro-Frau in der Geschichte unseres Landes, Dr. Francia Marquez zur Vizepräsidentin des Landes.

(…)

Folglich hat die FARC-EP seit ihrer Gründung das Modell eines Landes vorgeschlagen, das wir Kolumbianer anstreben: Wir sind ein bewaffnetes Volk, um dem Staatsterror, seinem staatlichen System und der parastaatlichen Gewalt entgegenzutreten; der manipulierten Form der Bourgeoisie Politik zu machen, die Justiz abzulehnen, die die Volkskämpfer verfolgt; einem Terrorregime, das die Formen kombiniert: eines kriminellen Kampfes, um das Volk davon abzubringen, seinen Widerspruch zu äußern. Herr Präsident, wir sind weiterhin die Form des Kampfes, den das Volk geschmiedet hat, um sich vor den Enteignern des Landes und vor dem fauliges Finanz- und Kreditsystem zu schützen, das die kolumbianische Familie überfordert. Aus diesem Grund sind wir ein bewaffnetes Volk, das innerhalb der Volksklassen weiter besteht und wächst.

Schlussendlich hat die FARC-EP in ihrem Konzept und ihrer Überzeugung die politische Lösung für die vom Staat entfesselte Gewalt vorgeschlagen – aus diesem Grund laden wir die neue Regierung unter der Leitung von Dr. Gustavo Petro und Dr. Francia Marquez als echte Vertreter in dem Streben der populären Klassen ein, damit wir gemeinsam ein günstiges Klima für ein bilaterales Waffenstillstandsabkommen und wirksame Mechanismen schaffen, damit die vertriebenen und verarmten Massen sich an der Ausarbeitung der strukturellen Veränderungen beteiligen können, die der neue Kurs erfordert, mit einer Garantie von einem würdigen Leben für alle Kolumbianer. Unsere Bevollmächtigten sind jetzt unter der Leitung des Genossen Iván Lozada bereit. Wir sind sicher, dass wir gemeinsam nicht aufhören werden, dass die am stärksten zurückgebliebenen Sektoren dieses Landes davon profitieren.

Zentraler Generalstab

Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksheer FARC-EP

Berge und Städte Kolumbiens

  1. Juli 2022
Dieser Beitrag wurde unter General veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.