In einem Kommuniqué des Zentralen Generalstabs des Westblocks Jacobo Arenas der FARC-EP, der unter dem Oberkommando von Iván Mordisco steht und welches am 2. November veröffentlicht wurde, wird zur Nichtteilnahme eines „Konzert des Krieges“ aufgerufen, welches das Verteidigungsministerium für die Bewohner in der großen Ortschaft El Plateado am 8. November durchführen möchte. Im Zuge der Militarisierung und Offensive der staatlichen Sicherheitskräfte will man nun offensichtlich die Herzen der lokalen Bevölkerung zurückerobern und bietet ein großes Konzert an. Darauf verweist auch die FARC-EP, die mit ihrer Front Carlos Patiño hier stark präsent ist und derer die Offensive gilt. So bezeichnet die FARC-EP das Konzert vom Minister Iván Velásquez geleiteten Verteidigungsministerium als einen Plan zur Rückeroberung dieses Teils des Landes.
Sie verweisen zudem auf die bisherigen Schäden der Offensive und der Aktionen der Armee, so zum Beispiel die Bombardierungen von Aquädukten und zivilem Eigentum, aber auch die Ermordung des Kindes Dylan am 24. Juli durch die Armee. Genannt wird auch die Allianz mit Gruppen wie Los Pocillos und der ELN. „Als ob die Bevölkerung von El Plateado keinen Verstand hätte und nicht verstehen würde, dass die militärische Besatzung der Operation Perseo nur den blutigen Bau des Staudamms Arrieros de Micay und die Ausweitung des Paramilitarismus in der Region anstrebt“, heißt es in dem Kommuniqué. Tatsächlich gab es zuletzt große Besorgnis in der Bevölkerung vor einer paramilitärischen Gewalt, nachdem die Guerilla aus dem Ortskern verdrängt wurde.
Und weiter heißt es: „Die oben genannten Gründe sind mehr als genug, um die gesamte Gemeinde Argelia und ihre Institutionen aufzufordern, nicht an diesem Treffen mit Zynismus und Barbarei teilzunehmen, das als kulturelles und künstlerisches Festival bezeichnet wird, und sich nicht an dieser vom Verteidigungsministerium organisierten Veranstaltung zu beteiligen, denn die Würde steht über allem“. Das Kommuniqué sorgt bereits für Wirkung, denn ein Teil der eingeladenen Künstler sagte ihre Auftritte ab. Dies hängt vor allem mit der Einschüchterung und den Sicherheitsbedingungen ab, so die Künstler. El Plateado ist ein Zentrum der Konfrontation, dass der Staat zurückzuerobern versucht. Zunächst sind die Streitkräfte eingetroffen, und nach und nach werden alle nationalen, provinzialen und kommunalen Regierungsprogramme erwartet.
Häufig sorgen die Militäroffensiven jedoch nur für eine Militarisierung und Einschüchterung der lokalen Bevölkerung. Neben der Stigmatisierung als Unterstützer der Guerilla gibt es auch willkürliche Festnahmen und Bedrohungen. Es folgt häufig kein Nachrücken der staatlichen Infrastruktur, sondern paramilitärische Gruppen diesen sich als Helfer an und besetzen das politisch-militärische Vakuum. Die Guerilla übt jedoch in vielen Funktionen die Rolle des Staates aus, der hier nicht präsent ist. So gibt es neben sozialen Aufgaben auch die Funktion eines juristischen und militärischen Systems, dass in einer Region für Sicherheit sorgen soll. In der Gemeinde Argelia, wo El Plateado liegt, gibt es nun Sorge, wie es mit der Region weitergehen soll. Häufig stehen auch wirtschaftliche Interessen hinter der Rückeroberung von Land, anstatt wirklich der lokalen und ländlichen Bevölkerung zu helfen.