Zuletzt gab es Aufregung und vor allem eine suggestive Berichterstattung über eine Karawane er FARC-EP, die im Zuge der Friedensverhandlungen in Antioquia unterwegs war. So wurde an einem militärischen Kontrollpunkt an der Straße von Medellín nach Anorí die Karawane der FARC-EP, Zentraler Generalstab, gestoppt, die sich auch neun stark gesicherten Fahrzeugen der Nationalen Schutzeinheit (UNP) befanden. Jene Gruppe, die am Dienstag gestoppt wurde, befindet sich in Friedensverhandlungen und darf sich im Land in Abstimmung mit der Regierung bewegen. Aber der Vorfall zeigt wieder einmal, wie fragil der Frieden ist und wie sofort über die Medien eine negative Meinung geschürt wird, ohne die Hintergründe zu erfragen. So ging es in den Medien vor allem um Geld, Waffen und um Terroristen, die per Haftbefehl gesucht wurden.
Obwohl die Mitglieder der Delegation der FARC-EP in diesen Fahrzeugen reisen dürfen, kam es zu dem Halt und der kurzzeitigen Festnahme von Personen. Anscheinend gibt es hier tatsächlich Probleme der Kommunikation, wo beide Seiten und vor allem die des Amtes des Hohen Kommissars für den Frieden und der staatlichen Streitkräfte in Frage gestellt werden müssen. So ist es logisch, dass Guerillaanführer, denen von verfeindeten Gruppen wie der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco oder auch der ELN mit dem Tod gedroht wird, bewaffnet unterwegs sind, teilweise mit autorisierten Waffen. Auch dass die Gruppe mit Geld unterwegs, ist jetzt nicht unlogisch. So müssen in einer noch immer illegalisierten Bewegung bestimmte Aufgaben mit Geld finanziert werden. Darüber Rechenschaft abzulegen ist natürlich manchmal nicht leicht.
Insgesamt befanden sich mehrere Kommandierende von Fronten der FARC-EP in der Karawane, die im Rahmen der Friedensverhandlungen und Runden Tische unterwegs waren. Diese Runden Tische finden zum Teil mit den Strukturen der Guerilla statt, um Friedenspädagogik und Aufklärung über die Verhandlungen zu leisten. Auch mit der lokalen Zivilbevölkerung gibt es Runde Tische, die in den territorialen Transformationen als Punkt der Verhandlungen festgelegt worden sind. Für diese Aktivitäten haben die Kommandierenden die Aufhebung der Haftbefehle oder eine temporäre Erlaubnis für freies Geleit, wie in unserem Fall eine 45-tägige Erlaubnis, um am Runden Tisch und an den Koordinierungssitzungen teilzunehmen. Eine Person hatte keinen Ausweis, da diese als Sohn von Mitgliedern der FARC-EP keine staatliche Registrierung vornehmen konnten.
Als einzige Person, bei der es juristische Probleme gab und wo wohl der Haftbefehl aktiv vorlag, war alias Firu von der 36. Front der FARC-EP in Antioquia. Am Tisch vertreten sind Leopoldo Durán, Calarcá Córdoba, Andrey Avendaño, Tomás Ojeda, Robinson Caicedo Ríos, Javier 33, Cipriano Cortés, Danilo Albizú und Erika Castro. Diese sind unter anderem Kommandanten der Front Rodrigo Cadete, der Front Raul Reyes und der Front John Linares, alle im Südosten des Landes präsent. Dies verdeutlicht, dass es sich um hochrangige Personen handelt, die vor allem aus den Blöcken Jorge Briceño und auch des Blocks Magdalena Medio Gentil Duarte kommen, jenen Blöcken, die weiter am Verhandlungstisch bleiben wollen.
Erstaunlich ist, dass sich der Kommandierende Calarcá Córdoba selbst in der Karawane befand. Dieser befindet sich seit April in einer Konfrontation mit Iván Mordisco. Mordisco als Kommandierender aus den Provinzen Cauca, Nariño und Valle del Cauca, ist nicht daran interessiert, den Verhandlungsprozess mit der Regierung weiter zu verfolgen, was ihn mit Calarcá, der die Strukturen im Südosten befehligt, und Andrey Avendaño, der seine Macht in Catatumbo konzentriert, in Konflikt gebracht hat. Vor einer Woche kündigten Avendaño und Calarcá in einem Kommuniqué per Video an, dass ein Angriff von Mordisco auf die beiden Abspaltungen des Zentralen Generalstabs bevorstehe. Dies verdeutlicht zusätzlich die gefährliche Situation, neben den Unstimmigkeiten mit den staatlichen Sicherheitskräften.
Trotzdem sieht es derzeit so aus, als könnten diese Schwierigkeiten überwunden werden. Calarcá und Andrey Avendaño sind bereit, weiterzumachen, auch wenn der Verhandlungsprozess mit großen Herausforderungen verbunden ist. Nach dem Tod des bekannten Oberkommandierenden Gentil Duarte löste Calarcá die Strukturen in Caquetá als oberster Befehlshaber ab. Er wurde 1983 in Mesetas, Meta, geboren. Er ist seit seinem 16. Lebensjahr Mitglied der aufständischen Bewegung FARC-EP. Im Jahr 2016 unterzeichnete er das Friedensabkommen zwischen der Regierung Santos und der Guerilla, zog sich später jedoch aus dem Prozess der Wiedereingliederung zurück, nach dem das Abkommen nicht eingehalten wurde. Zusammen mit Gentil Duarte, John Mechas, Andrey Avendaño und Iván Mordisco kehrte er zu den Waffen zurück. Sein Haftbefehl wurde im Februar 2024 aufgehoben. Nun ist er der Oberkommandierende der Abspaltung des Zentralen Generalstabs.