Immer wieder wird in den Medien polemisch über die aufständische Bewegung berichtet, vor allem dann, wenn es Zusammenkünfte mit der Bevölkerung gibt. Die Massenmedien sehen darin die Indoktrination der lokalen Bevölkerung eines bestimmten Gebietes und die Machtausübung einer bewaffneten Gruppe in einer Region, wo der Staat nichts mehr zu sagen hat. Und ja, so ist es auch. Die FARC-EP ist dort präsent, wo der Staat nie präsent war oder wo der Staat sich verabschiedet hat. Hier übernehmen sie faktisch die Kontrolle, regeln das Zusammenleben, schützen, bauen und richten. In Anweisungen an die lokale Bevölkerung, per Flugblätter, Plakaten oder bei eigens einberufenen Treffen, wird das Zusammenleben und die Regeln erklärt.
Dies geschah erst wieder vor kurzem und am gestrigen Dienstag verbreitete sich ein Video im sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter), in dem ein Treffen zwischen der FARC-EP und der Bevölkerung in der ländlichen Region der Gemeinde La Plata in der Provinz Huila zu sehen ist. In dem Video ist zu hören, wie sich die Männer der FARC-EP als Autorität in dem Gebiet bezeichnen. Die Personen, die an dem Treffen teilnahmen, leben in den Dörfern El Belén, San Vicente, San Pablo de Algeciras und Santa Marta. Bei der Struktur der FARC-EP handelt es sich um die Front Ismael Ruiz der FARC-EP, die in Huila und im Süden von Tolima operiert und zum Westblock Kommandant Jacobo Arenas gehört.
Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn die FARC-EP in ihren Einflussgebieten den Kontakt mit der Bevölkerung sucht und hält. Anscheinend ist es jedoch für den Staat und die Massenmedien unvorstellbar, dass es in großen Landesteilen seit jeher einen Kontrollverlust gibt und die aufständische Bewegung dort die Macht ausübt. Gerne wird dabei immer wieder die Guerilla als Drogenterroristen bezeichnet, zuletzt auch durch die Regierung, die sich in Verhandlungen mit der FARC-EP befindet. Eine Antwort der FARC-EP zu dem Vorwurf von Präsident Gustavo Petro folgte sofort: „Wir sind weder Produzenten noch Konsumenten von Drogen, im Gegensatz zur Regierung. Wir waren es, die Pablo Escobar bekämpften, während die Regierung ihm erlaubte, Startbahnen zu bauen. Wir sind nicht dem Weg von Camilo Torres gefolgt, sondern dem des unbesiegbaren Guerrilleros Manuel Marulanda Vélez.“