Auf Druck der Guerilla gab es vor dem Beginn der Friedensgespräche ein Treffen zwischen der nationalen Regierung und dem Zentralen Generalstab (EMC) am gestrigen Sonntag in Tibú (Provinz Norte de Santander). Im Voraus ging es um Vorbedingungen, wie die Einstellung der Offensive der staatlichen Sicherheitskräfte gegen Strukturen der Guerilla. In einem gemeinsamen Kommuniqué kündigten die Regierung und die Guerilla an, dass die Offensivaktionen ab Sonntag um Mitternacht ausgesetzt werden, „um die Zivilbevölkerung zu schützen und die Auswirkungen der Konfrontation zu verringern.“ Bereits im Vorfeld kündigte die FARC-EP an, offensive Aktionen einzustellen, was von verschiedenen Fronten bestätigt wurde.
Außerdem einigten sich die beiden Parteien darauf, dass in einer Woche, am 16. Oktober, das endgültige Waffenstillstandsdekret erlassen werden soll, welches den Beginn der Einrichtung des Verhandlungstisches markiert. Eine Einstellung der Offensivoperationen ist jedoch nicht dasselbe wie ein bilateraler Waffenstillstand. Die Aussetzung ist ein Schritt vor dem Waffenstillstand und dient als Zeichen der Bereitschaft und als Vertrauensbeweis zwischen den Parteien. Eine Evaluation soll in acht Tagen stattfinden und dann gegebenenfalls in einem Waffenstillstand enden.
Tausende Menschen wohnten dem Treffen am Sonntag zwischen beiden Parteien bei. Das Treffen begann am Morgen Sportzentrum in Tibú. Auf dem Gelände wurde ein riesiges weißes Zelt mit Stühlen für mindestens 3.000 Teilnehmende aufgestellt. Die Bühne verfügt über 23 Sitzplätze für die Delegierten. Bereits am frühen Morgen waren Vertreter sozialer Organisationen und führende Persönlichkeiten der Gemeinde sowie die nationale und internationale Presse anwesend. In verschiedenen Redebeiträgen ging es um die politische uns soziale Situation im Land. Zudem gab es zahlreiche kulturelle Beiträge, wie Musik und Tanz.
Die Beendigung der Offensivaktionen wird besonders in Regionen erwartet, in denen es zuletzt massive Kämpfe und Operationen des Militärs gab. Hier stehen vor allem die Provinzen Arauca, Cauca, Valle del Cauca, Nariño, Meta, Norte de Santander, Guaviare, Huila Caquetá und Putumayo im Fokus. Dort verfügt die Guerilla über eine starke soziale Basis und spitzten sich die Auseinandersetzungen in den zurückliegenden Monaten stark zu. So gab es Militäroffensiven in den Provinzen Cauca, Valle del Cauca und auch Nariño gegen den Westblock Kommandant Jacobo Arenas der FARC-EP unter der Führung von Iván Mordisco.