In einem Kommuniqué des Zentralen Generalstabs der FARC-EP vom gestrigen 16. Mai üben sie scharfe Kritik an der Regierung und den staatlichen Sicherheitskräften. Im Allgemeinen geht es um wiederkehrende Militäroperationen gegen Einheiten der Guerilla und um den Friedenswillen der Regierung. So wird von der FARC-EP der bilaterale Waffenstillstand in Frage gestellt, sollten es kein Einlenken der Regierung und keinen Überwachungsmechanismus geben.
Dazu dokumentieren wir einige Passagen des Kommuniqués:
„Wir grüßen das kolumbianische Volk und sagen ihnen, dass wir weiterhin nach Szenarien für den Aufbau des Landes suchen, das wir wollen. Wir müssen ihnen jedoch mitteilen, dass trotz unserer Bemühungen um die Einhaltung des nationalen und temporären bilateralen Waffenstillstands durch die Regierung von Präsident Gustavo Petro zahlreiche Verstöße seitens der öffentlichen Gewalt in allen Regionen, in denen unsere Truppen stationiert sind, aufgetreten sind.
Seit der Unterzeichnung des Waffenstillstands wurden leider 10 Guerillakämpfer getötet und 20 weitere verletzt. Wir fragen uns also, ist der Waffenstillstand humanitärer Natur oder ist er eine Strategie, um sich gegen uns einen militärischen Vorteil zu verschaffen?
Gestern, am 15. Mai 2023, haben die Militärkräfte erneut den Waffenstillstand in der Provinz Nariño im Sektor La Laguna gebrochen, während unsere Einheiten gegen die paramilitärischen Strukturen der Los Contadores, Guachos und Allendes kämpften, die zur Segunda Marquetalia gehören, mit denen wir niemals einen Waffenstillstand haben werden, weil ihre Vision rein ökonomisch und nicht revolutionär ist.
Bei dieser Aktion zur Unterstützung dieser paramilitärischen Gruppen durch die öffentliche Gewalt wurden, wie es bei jeder Konfrontation mit diesen Strukturen üblich ist, drei Guerillakämpfer getötet, derer wir heute gedenken. Sechs weitere Guerillakämpfer wurden verwundet. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die Armee mit ungeheurer Dreistigkeit den Paramilitarismus begleitet, nährt und schützt, und wo sie diese Gruppen es nicht schaffen, macht es die öffentliche Gewalt ohne zu Erröten. So wie es in der Gemeinde Tibú im Norden von Santander geschieht, wo Armee- und Polizeieinheiten als Autodefensas Gaitanistas de Colombia AGC auftreten, um Chaos in der Region zu stiften.“
Im weiteren Teil des Kommuniqués verweist die FARC-EP, die mit dem Zentralen Generalstab unter dem Kommando von Iván Mordisco steht, auf ein Ende des Waffenstillstandes und eine ungenügende Perspektive. Denn noch immer gibt es keinen Überwachungsmechanismus für den Waffenstillstand und keine weiteren Maßnahmen hin zu den Friedensgesprächen gibt. Dazu weiter die FARC-EP in ihrem Kommuniqué:
„1. Ab diesem Zeitpunkt rufen wir die Mitglieder des MVMV [Überwachungsmechanismus] zu einer internen Konsultation auf, bei der die Entscheidung getroffen wird, ob wir den Waffenstillstand fortsetzen oder ob diese Phase beendet wird. Dies ist eine Entscheidung, die wir sehr bedauern, aber wir möchten betonen, dass es nicht an unserem mangelnden Willen liegt, sondern an denen, die die Entscheidungen treffen, die dazu beitragen können, den Krieg zu beenden.
2. Wir machen Präsident Gustavo Petro Urrego, Oberbefehlshaber der Streitkräfte, und Danilo Rueda, Hochkommissar für Frieden, verantwortlich, dem wiederholt klare und konkrete Anschuldigungen anderer Verletzungen des Waffenstillstands vorgelegt wurden, und bis heute wurden die entsprechenden Untersuchungen nicht verfolgt, um eine Wiederholung zu verhindern, obwohl dies eine der Schlussfolgerungen der vorgezogenen Treffen war.
3. Die Einrichtung des Dialogtisches befindet sich in einer gefährlichen Lethargie seitens des Gezweiges der öffentlichen Gewalt und der Justiz, die wir ebenfalls dafür verantwortlich machen, dass diese Prozesse bei der Suche nach Frieden nicht beschleunigt werden. Auch die Haftbefehle für unsere Sprecher am Dialogtisch oder für die MVMV wurden nicht aufgehoben, weil sie uns in den Frieden der Gräber führen wollen.“
Schlussendlich bekräftigt die FARC-EP in dem Kommuniqué ihren Willen zum Frieden mit sozialer und ökologischer Gerechtigkeit. Des Weiteren rufen sie die Öffentlichkeit, die Medien und andere Akteure dazu auf, objektiv über den Konflikt zu berichten und nicht nur die Versionen der Elite zu übernehmen.