Am 21. Oktober begann ein Marsch, der sogenannte Pilgermarsch für das Leben und den Frieden, von der Gemeinde Mesetas in der Provinz Meta mit dem Ziel der Hauptstadt Bogotá. Ziel des Marsches, der von der Partei FARC, den ehemaligen Kämpfer*innen der Guerilla im Prozess der Wiedereingliederung sowie von sozialen und politischen Organisationen initiiert wurde, ist es auf die bedrohliche Situation der Morde an ehemaligen Guerillakämpfer*innen und an sozialen Aktivist*innen aufmerksam zu machen. Bisher liefen die Teilnahmenden unter anderem durch die Orte Granada und Villavicencio, wo es je ein Programm von kulturellen und politischen Aktivitäten gab. Gemeinsam wollen die Kämpferinnen und Kämpfer aus verschiedenen Landesteilen am zentralen Platz in Bogotá, dem Plaza Bolívar, ankommen.
Warum nun dieses Pilgerreise stattfindet hat einen einfachen, wenn auch traurigen Grund. Nach den bereits hunderten von ermordeten Kämpfer*innen traf es nun vor wenigen Tagen mit Albeiro Suárez eine Führungsperson aus dem Osten des Landes. Mit ihm wurde auch sein Leibwächter getötet. Wie wichtig dieser Marsch und die Öffentlichkeitsarbeit ist, zeigt sich an der brenzligen Situation des Landes und der Mitglieder der ehemaligen FARC. Erst am Wochenende wurde wieder zwei Personen getötet, eine Person in Balboa in der Provinz Cauca, die andere Person in San Vicente del Caguán in der Provinz Caquetá. Damit wurden nun schon seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens 236 ehemalige Kämpfer*innen ermordet.
Mit der Pilgerreise will die Partei FARC und auch die sich im Prozess der Wiedereingliederung befindlichen Guerilleros ihr Engagement für den Frieden bekräftigen und zugleich auch um Vergebung für die Opfer bitten. Zudem verlangen sie die Umsetzung des Friedensabkommens und Sicherheitsgarantien für die ehemalige Guerilla. Sie wollen eine öffentliche Mobilisierung der Bevölkerung für den Frieden erreichen. Die derzeitige Situation im Land mit dem Anstieg der Gewalt in vielen Landesteilen, neuen Massakern und der systematischen Vernichtung von linken Kräften, erinnert an die 1980er und 1990er Jahre, als vor allem paramilitärische Gruppen in Kooperation mit lokalen und regionalen politischen und wirtschaftlichen Eliten das Land terrorisierten. Die aktuelle Regierung unter Duque, einem Schützling des ehemaligen rechten Präsidenten Uribe, führt eine Politik der Ignoranz und Nichtanerkennung des Friedensabkommens.