Die Region La Macarena, zwischen den beiden Provinzen Meta und Caquetá gelegen, ist wieder einmal in die Schlagzeilen geraten. Zum einen widersetzen sich seit Monaten mehrere tausend Bauern den militärischen Operationen der staatlichen Sicherheitskräfte gegen die erzwungene Zerstörung von illegalen Kokapflanzen, zum anderen gibt es militärische Kämpfe zwischen der unter Waffen stehenden dissidentischen FARC und dem kolumbianischen Militär. So wurden gestern sechs Soldaten bei einem nächtlichen Angriff der 40. Front der FARC getötet.
In den zurückliegenden Tagen gab es erneut soziale Proteste und große Demonstrationen von Bauern in der Region Guayabero. Dabei wurden mehrere Bauern durch Schüsse der Armee verletzt. Schon seit Monaten gibt es hier große Konflikte zwischen den autonom lebenden Bauern, organisiert in lokalen Organisationen, mit den staatlichen Sicherheitskräften. Armee und Polizei führen in Guayabero und La Macarena Operationen durch, um die Koka-Felder zu zerstören. Dabei wird jedoch auch die Lebensgrundlage vieler Bauern beseitigt.
Die Bauernorganisationen weisen darauf hin, dass sich viele Bauern dem im Friedensabkommen festgelegten Programm zur freiwilligen Substitution von illegalen Pflanzen angeschlossen haben. Dieses Programm soll eigentlich Alternativen für die Bauern schaffen, wird jedoch von der Regierung nur ungenügend umgesetzt. Stattdessen soll das Problem der Drogen, welches durch mangelnde staatliche Investitionen und Alternativen auch ein soziales Problem ist, militärisch gelöst werden. Jüngst wurde dazu eine Zusammenarbeit mit dem US-Militär beschlossen.
Diese Region ist eine alte (ehemalige) Bastion der Selbstverwaltung und der FARC. Seit Jahrzehnten haben aufständische Bewegung und soziale Organisationen eine Selbstverwaltung geschaffen, natürlich zum Misstrauen des Staates. Dieser jedoch hat bisher jegliche Form der Unterstützung und politischer, sozialer und wirtschaftlicher Präsenz vernachlässigt. Einzig die repressiven staatlichen Sicherheitskräfte agieren hier für den Staat und führen sich auf wie eine Besatzungsmacht. Dies sorgt seit Jahrzehnten für Spannungen zwischen der lokalen Bevölkerung und der Regierung.
Zu den Spannungen kommt die Stärke der aufständischen Bewegung. Davon zeugte ein Angriff in der letzten Nacht, als Armeekräfte einer nächtlichen Patrouille, die sich auf dem Weg von San Vicente del Caguán (Caquetá) in die Gemeinde La Macarena (Meta) befand, im Ort Puerto Lozada von Einheiten der 40. Front der FARC-EP unter dem Kommando von Calarcá angegriffen wurden. Dabei wurden sechs Soldaten der Armee getötet und weitere acht verletzt. Es ist einer der folgenreichsten Angriffe der dissidentischen Strukturen der FARC-EP gegen die staatlichen Sicherheitskräfte.
In der Region Caquetá, Meta und Guaviare sind neben der 40. Front vor allem die Fronten 1 (Armando Ríos), 7 (Comandante Jorge Briseño), 43 (Jacobo Arenas), 42 (Camilo Tabaco) und 27 (Manuel Marulanda) aktiv. Sie subsummieren sich vorrangig unter dem Kommando der 1. Front von Gentil Duarte, die sich noch während des Friedensprozesses der Friedenspolitik der FARC lossagten. Erst später gründete sich die FARC-EP „Zweites Marquetalia“ um den ehemaligen Verhandlungsführer im Friedensprozess Márquez sowie Santrich, El Paisa und Romaña. Zwischen beiden Strömungen ist ein Kampf um die Deutungshoheit und legitime Nachfolge der „alten“ FARC-EP entbrannt.