Neuer Feminismus in der FARC-EP

victoria

Aktuell wurden Themen aus dem Bereich Gender zwischen der FARC-EP und der kolumbianischen Regierung verhandelt. Das Thema Gender und Frauen ist schon seit längerem in der Guerilla präsent, immerhin sind 40 Prozent der in der Guerilla kämpfenden Personen Frauen und deshalb auch 40 Prozent der Friedensdelegation, die in Havanna mit der Regierung verhandelt, Frauen.

Seit der Gründung der Guerilla nach dem Angriff auf die Bauerngemeinschaft von Marquetalia traten Frauen in die Guerilla ein und aus. Sie waren immer Bestandteil der aufständischen Bewegung. In der vierten Konferenz beschloss man, dass Frauen in der Guerilla die gleichen Rechte wie Männer hätten. Doch wie im gesellschaftlichen Leben auch, dauert die Anerkennung und Umsetzung in einer Macho-Kultur. Auf der Achten Konferenz im Jahr 1993 wurde schließlich geregelt, dass Frauen die gleichen Rechte und Pflichten haben wie Männer.

Für viele Frauen in der Guerilla war es schwer den Respekt zu gewinnen. Heute ist dies eine Selbstverständlichkeit im gemeinsamen Umgang. Letztendlich kämpfen alle auf die gleiche Art und Weise, sagt die Kommandierende Victoria Sandino. Und trotzdem gibt sie zu, dass die Frauen nicht auf die Macht vorbereitet werden, während es bei den Männern natürlich ist, zu kommandieren und zu befehlen. Deshalb gibt es einen ständigen Prozess der Reflexion zum Thema Feminismus.

Sie sagt in einem Interview mit der Zeitung Semana, dass ihre erste Zeit auf Kuba auch ein Schock gewesen sei. „Die Sache, mit der wir am meisten konfrontiert wurden war die Art, wie wir von den Medien behandelt wurden. Als ob wir keine politischen Personen wären.“ Mit diesen Erfahrungen und den Verletzungen begann eine kollektive Diskussion über ihre Rolle im Friedensprozess. Und schließlich wurde vor zwei Jahren der Unterausschuss Gender innerhalb des Friedensprozesses gegründet.

Die Idee des Unterausschusses war den Ansatz der Gleichberechtigung auf alle Themen des Friedensprozesses und auch schon auf alles Vereinbarte zu beziehen. So mussten einige bereits vereinbarte Punkte erneut überprüft werden. Es ging nicht nur um die Sprache, um das Gendern mit einer bestimmten Wortwahl in den Dokumenten, sondern um eine echte Gleichstellung. Die Frau sollte in den Vereinbarungen mit einbezogen werden.

In gewisser Hinsicht kann der Anspruch von Gender revolutionär werden. Zum Beispiel in Bezug auf das Land und die Agrarfrage sollen Frauen, unabhängig von Familienstand, für die Betitelung, also die Anerkennung des Besitzes, gleiches Recht haben. Die Realität im heutigen Kolumbien ist, dass aus der Gewohnheit und des Brauches her der Besitzer des Landes immer noch der Mann ist. Mit Nachdruck wurde auch der Fokus auf sexuelle und reproduktive Gesundheit im Rahmen der Politik zu einer ländlichen Entwicklung gemacht.

In der politischen Partizipation wird betont, dass Frauen eine führende Rolle in den Basisorganisationen spielen sollen und dies sollte auch in der politischen Repräsentation in den Regionen reflektiert werden, die vom Krieg betroffen waren. Natürlich ist das Thema Gender auch im Punkt zu der Anerkennung und Entschädigung der Opfer zu finden und wird eine entscheidende Bedeutung haben. Vor allem wenn es um die Wahrheitsfindung bei der im Konflikt stattgefundenen Sexualverbrechen geht.

Zwei Punkte sehr wichtig für die Frauen werden die Umsetzung und Wiedereingliederung in das gesellschaftliche Leben sein. In Bezug auf das erste Thema zeigt die internationale Erfahrung, dass Frauen in der Schaffung von Frieden eine bedeutende Rolle gespielt haben, aber dies passiert nicht automatisch, sondern dafür braucht es politische Freiräume. Zum zweiten Punkt sagt Victoria Sandino, dass der Unterausschuss schwierige Erfahrungen erlebt hat mit Treffen von ehemaligen Kämpferinnen aus El Salvador, Guatemala, Irland und anderen Ländern. Dort hatten sie sehr mit Stigmatisierung und Ablehnung durch die Familie zu tun. Dies war eine Warnung für die Frage der Wiedereingliederung.

Vereinbarte Punkte:

Zum Thema einer integralen Agrarreform geht es im Wesentlichen um den Zugang und die Formalisierung von Landbesitz, die Aus- und Weiterbildung sowie die wirtschaftlichen und sozialen Rechte von Frauen und LGBTI zu gewährleisten.

Zum zweiten Agenda-Punkt, politische Partizipation, wird der Schwerpunkt auf die Förderung der Beteiligung von Frauen im Bereich der Repräsentation, Entscheidungsfindung und Konfliktlösung gelegt.

Die Vereinbarung zur Lösung des Problems der illegalen Drogen setzt sich mit der Beziehung zwischen dem Konsum illegaler Drogen und Gewalt, insbesondere häuslicher Gewalt und sexueller Gewalt, auseinander.

Zum Verhandlungspunkt der Opfer unterstreicht die Vereinbarung die Präventions- und Schutzmaßnahmen, die sich mit den spezifischen Risiken der Frauen befassen. Zudem stehen der Zugang zur Wahrheit, der Gerechtigkeit und Garantien der Nichtwiederholung im Vordergrund.

Artikel gibt es hier auf Englisch und auf Spanisch

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