25 Jahre Resistencia International

25 Jahre Resistencia Internationalbedeutet 25 Jahre alternative Informationen und Hintergründe des politischen und bewaffneten Konfliktes in Kolumbien. Als vor 25 Jahren die Resistencia International in spanischer Sprache erschien, da gab es eine Auflage von nur einigen Hundert. Das Interesse an Informationen aus Kolumbien wuchs derart an, dass die Zeitung später auch auf Deutsch, Englisch, Italienisch, Portugiesisch und Russisch erschien. Ihre Hochzeit hatte Resistencia International in den Jahren 2000 bis 2002, als die Zeitung viermal im Jahr herausgegeben wurde. Mit der Verbannung der FARC-EP auf die Liste der Terrororganisationen im Zuge des 11. September 2001 wurde die Herausgabe erschwert und musste in vielen Sprachen eingestellt werden. Mehrere Themen haben sich in den Jahren herauskristallisiert. Viele umreißen das politische und gesellschaftliche Bewusstsein der FARC-EP als politische und militärische Organisation. Politische, wirtschaftliche und soziale Fragen wurden genauso behandelt, wie historische Themen, die wichtig sind, um die Gründe des Konfliktes zu kennen.
Aus diesem Grund wird ein Artikel über den indigenen Widerstand veröffentlicht, erschienen in der Resistencia International Nr. 28 (Nov. 2001 – Feb. 2002).
Die Geschichte der Besiegten.
Vom Widerstand der indigenen Völker
Vor mehr als 500 Jahren, am 12. Oktober 1492, landete der Genueser Seefahrer Christoph Kolumbus auf einer Insel in der Karibik. Aus europäischer Sicht markiert dieses Datum die Entdeckung und den Beginn der Eroberung Amerikas. So wird dieser Tag auch noch heute in den dortigen Schulen gefeiert, in denen kein anderes Geschichtsbild vermittelt wird, als das der großen, weißen, heldenhaften Männer. Die, von denen die Namen heute bekannt sind, gehörten allesamt der wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Elite an.
Für die Ureinwohner Amerikas (heute insgesamt nur noch 50 bis 60 Millionen) ergibt sich ein anderes Bild. Für sie bedeutete die Anwesenheit der Europäer nichts anderes als die Besetzung ihrer angestammten Gebiete, die Zerstörung ihrer Kultur, die Auferlegung verschiedener Formen von Knechtschaft und den Beginn einer langen Etappe der Barbarei im Namen einer »Zivilisation«, die bis heute die Existenz zahlreicher indigener Gemeinschaften bedroht.
Angesichts dieser Entwicklung führten die Ureinwohner Amerikas im Laufe der Jahrhunderte einen zähen, noch immer andauernden Kampf um die Respektierung ihrer Traditionen, ihrer Stammesgebiete und ihrer kulturellen Identität. Diesen Forderungen wurde damals und wird heute mit brutaler Gewalt begegnet.
Der Widerstand der indigenen Völker Lateinamerikas nahm über die Jahrhunderte verschiedene Formen an. Aus Protest wurden ganze Siedlungen niedergebrannt, etwa auf Befehl des Kaziken Sagipa, der die Machthaber zwang, die Stadt Santafé de Bogotá auf den Trümmern neu zu errichten. Es wurde indigenes Recht angewendet, um den Landbesetzungen entgegenzuwirken und die Mißhandlungen durch die encomenderos (Großgrundbesitzer) anzuzeigen. Auch kollektive Selbstmorde gab es.
Im Arbeitsalltag wurden andere Formen des Widerstandes gegen die dominante Kultur der Eroberer entwickelt. Die »faule«, »feindselige« und »bösartige« Wesensart, die den Ureinwohnern von den europäischen Eroberern zugeschrieben wurde, war nichts anderes als eine Beschreibung des passiven Widerstandes, den die zu einer Art Fronarbeit gezwungenen indigenen Gemeinschaften gegenüber den Machthabern leisteten.
Der bewaffnete Widerstand hat den vor allem spanischen, portugiesischen und französischen Eroberern Kopfzerbrechen bereitet. Auf dem Gebiet des heutigen Kolumbien waren zahlreiche indianische Gemeinschaften wie die Muzos in der Region Vélez, die Panches in Tibacuy, Tocaima, Anolaima und Villeta, die Pijaos in den Regionen Natagaima und Coyaima, die Paeces im Cauca und andere aus Santa Marta und Cartagena bekannt für ihren erbitterten Widerstand gegen die Eroberung durch den weißen Mann.
Der rechtmäßige Verteidigungskampf der Ureinwohner wurde durch die spanischen Geschichtsschreiber in ein völlig falsches Licht gesetzt, indem sie das Bild des wilden oder menschenfressenden Indios vermittelten. Aber der Kampf brachte auch zahlreiche Führer des indigenen Widerstandes hervor, wie zum Beispiel die Kaziken Nutibara, Tundama, Calarcá, Saboyá, Maitamac, Acaime, La Gaitana, Lupachoque und Toné, deren heroischer Kampf ein wichtiger, aber bis heute weitgehend verschwiegener Teil unserer gemeinsamen Geschichte ist.
Die encomenderos waren diejenigen Spanier, die als Dank für ihre militärische Hilfe bei der Unterwerfung der indigenen Völker nicht nur ein Stück Land erhielten, sondern auch die darauf wohnenden Ureinwohner von der spanischen Krone quasi als Eigentum zugesprochen bekamen. Sie durften mit ihnen verfahren, wie sie wollten, meist wurden die indianischen Gemeinden zur Feldarbeit verdammt, wie zur Fronarbeit im mittelalterlichen Europa. 
Von Caonabó nach Tundama
Caonabó, ein karibischer Häuptling auf der Insel La Española (heute Dominikanische Republik) war einer der ersten Führer des indianischen Widerstandes gegen die Spanier, die mit Kolumbus in der Region einfielen. Sobald er von der Anwesenheit der Spanier und ihren Besitzansprüchen erfuhr, organisierte der gebürtige Karibe in der Provinz Managua den Kampf gegen die »weißen Eindringlinge«, in dessen Verlauf den Spaniern große Verluste zugefügt wurden. Ein anderes Mal überfiel er mit seinen Kriegern das Fort Navidad, das die Spanier aus den Überresten des Flagschiffes Santa Maria erbaut hatten. Die Belagerung und den Kampf um Fort Navidad überlebte keiner der spanischen Soldaten. Zu den militärischen Erfolgen des Kaziken gehört auch der Angriff auf die Festung Santo Tomás.
Da es unmöglich schien, Caonabós gewaltsam Herr zu werden, bediente sich Alonso de Ojeda, Oberbefehlshaber der spanischen Truppen, einer List. Er besuchte Caonabó in vermeintlich friedlicher Absicht. Als Gastgeschenk brachte er ein Paar Fußschellen mit, die er dem Kaziken als Geschenk überreicht. Caonabó, dem die Fesseln unbekannt waren, hielt sie für einen Schmuck. Als die Verschlüsse einrasteten, stürzten die Soldaten auf ihn und nahmen den kampfstarken Kaziken fest.
Aus der Sicht der Eroberer, die unsere Geschichtsschreibung bis heute bestimmt, sind dieser leichte Sieg und andere der »Geistesschärfe« der Eroberer und der »Naivität« der Eroberten zu verdanken. Aus der Sicht der Besiegten aber waren es die unbekannten Kulturelemente der Spanier, wie Handfeuerwaffen, Pferde und Jagdhunde, die zu den Siegen beitrugen.
Aber die Völker lernten aus ihren Erfahrungen, und bald schon waren ihnen diese neuen Elemente vertraut. Sie lernten, mit ihnen umzugehen, und sie lernten ihre Schwächen kennen. Auf diese Weise, und mit der Erkenntnis über die waren Intentionen der Eroberer, wurde der indianische Widerstand immer effektiver.
Diese neue Haltung der Ureinwohner wurde von einigen europäischen Chronisten durchaus wahrgenommen. In seinen »historischen Notizen« erzählt Fray Pedro Simón eine Episode aus der Zeit der Eroberung wie folgt:
»Der spanische Kapitän Baltasar Maldonado wandte sich an den Kaziken Tundama, der den Eroberern erklärtermaßen Widerstand leisten wollte. »Du tätest besser daran, dein Leben und das deiner Gefolgsleute mit Mauern und Palisaden aus Frieden und Freundschaft zu schützen, denn das ist es, was wir dir zu wünschen und garantieren gekommen sind. (…) Diesen Frieden trage ich dir an ein ums andere Mal und die Unterordnung unter den König von Spanien, der dich gegen jegliche Angreifer verteidigen würde, denn seine königlichen Hände sind allmächtig.«
Darauf antwortete der Kazike Tundama: »Halte mich nicht für so barbarisch, daß ich den Frieden und die Früchte, die ihm erwachsen, gering achte. Auch die Freundschaft, die ihr mir antragt, würde ich euch gerne erwidern, wüßte ich nicht um euer Ränkespiel, uns mit sanften Worten in eure Freundschaft einzuzwingen, um uns alsbald mit Tributlasten zu ersticken.« Nach diesen Worten ließ der Kazike den Quellen zufolge einen Pfeil aus seinem Bogen schnellen und gab damit das Zeichen zum Angriff.
La Gaitana: Ein weiteres Symbol des indigenen Widerstandes
1538 wollte Pedro de Añasco, General der Truppen von Belacázar und von diesem mit der Gründung der Stadt Villa de Timan beauftragt, einen Aufstand der Indianer in dieser südkolumbianischen Region niederschlagen. Dabei wurde auch der Sohn der Kazikin La Gaitana ermordet. Die Spanier verbrannten ihn bei lebendigem Leibe.
Die Stämme der Andakies, Yalkones und Paeces vereinigten sich daraufhin unter der Leitung der Kazikin. Eine weitere Allianz führte die Schlacht im Tal von Yguilga, in der weite Teile der spanischen Truppen eingekesselt wurden. Unter den Gefangenen befand sich auch Añasco. Zur Strafe für seine Verbrechen wurde er an einen Baum gebunden, geblendet und als Beispiel der Besiegbarkeit der Eroberer durch die Dörfer geführt. Der Kampf in der Region dauerte noch ein ganzes Jahr an, am Ende siegte die Übermacht der Spanier, aber der Preis war die völlige Zerstörung der Region. Der Sieg ließ verbrannte Erde zurück.
Zahlreich sind die Beispiele für den indianischen Widerstand. Der Kampf ist tatsächlich niemals ganz zum Erliegen gekommen, er läßt sich bis weit über das Ende der Kolonialzeit hinaus verfolgen. Bis in unsere Zeit. Heute allerdings werden die Kämpfe unter anderen Bedingungen geführt. Im Zeitalter der Globalisierung will man uns die scheinbar ultimativen Werte des Marktes und der Konkurrenz schmackhaft machen, ohne dabei kulturelle Besonderheiten zu beachten. Ähnliches hatten schon einmal die Spanier versucht.
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Forum zu Agrarpolitik

Aus Havanna wird heute berichtet, dass sich in einer gemeinsamen Erklärung („Comunicado Conjunto Numero 5“) der Delegationen von Regierung und FARC-EP im Zuge der Friedensverhandlungen, auf ein erstes öffentliches Forum geeinigt wurde. Dieses Forum mit Namen „Politik einer integralen landwirtschaftlichen Entwicklung“ soll von den Vereinten Nationen in Kolumbien und der Nationalen Universität des Landes vom 17. bis 19. Dezember in Bogotá einberufen werden. Damit wird der erste Punkt der Agenda der Friedensverhandlungen in die Öffentlichkeit getragen.  Am 8. Januar 2012 sollen die Ergebnisse des Forums durch die beiden genannten Institutionen präsentiert werden.
Die Landfrage und das Agrarthema gelten als zentrale Punkte in den Gesprächen und im über Jahrzehnte währenden Konflikt Kolumbiens.

Link zur Erklärung (Spanisch)
Link zur Agenda der Friedensgespräche
Link zu Agrarthemen auf KolumbienInfo

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Dialog, Bedrohungen und mehr…

Es folgt eine Zusammenfassung der aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang der Friedensverhandlungen in Kolumbien zwischen Regierung und der FARC-EP.
Die Friedensverhandlungen zwischen der FARC-EP und der Regierung Kolumbiens haben nun in Kuba begonnen und das erste Thema, die Landfrage, wurde auf die Agenda gesetzt. Bei der Landfrage handelt es sich um das wohl zentrale und entscheidende Thema, welches zur Beseitigung des bewaffneten Konflikts dient. Sowohl Humberto de la Calle, Verhandlungsführer der Regierung, als auch Iván Márquez, Verhandlungsführer der Guerilla, betonen die Wichtigkeit dieses Themas. Mit der Landfrage brach der Konflikt los und mit der Landfrage wird der Konflikt auch nur zu beenden sein. Die FARC-EP sieht sich in diesem Thema als Vertreter der Landlosen, Bauern und Indígenas. Sie verurteilen die Landvergabe und den illegalen Landbesitz durch Großgrundbesitzer und transnationale Konzerne. Sie verurteilen die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, ohne dass die Einnahmen dem Staat und der lokalen Bevölkerung zu Gute kommen. Ergebnisse aus den Verhandlungsrunden werden vorerst nur wenige erwartet, da beide Seiten Stillschweigen im Rahmen der Gespräche vereinbart haben.
Kritik gab es Ende der Woche vom in einem Kommuniqué des Zentralen Generalstab der FARC-EP an der Polizei und den staatlichen Sicherheitskräften, die mit Druck und Erpressung von den Familienmitgliedern der Guerilleros die jeweiligen Aufenthaltsorte der Revolutionäre wissen wollen. Mittels Methoden eines schmutzigen Krieges und die der Paramilitärs bedrohen sie die Familienmitglieder, kommen uniformiert oder in Zivil und drohen zum Beispiel, ihnen das Sorgerecht für ihre minderjährigen Kinder zu entziehen, wenn sie keine Informationen geben. Dieses Verhalten steht in einem eklatanten Gegensatz zum internationalen Menschenrecht, gibt aber symptomatisch die derzeitige Situation der staatlichen Sicherheitsbehörden wieder. Daher ruft der Zentrale Generalstab der FARC-EP alle Kolumbianer, alle Organisationen zum Schutz der Menschenrechte und alle internationalen Organisationen auf, die Wachsamkeit und den Schutz von Revolutionären und Führern der sozialen und politischen Bewegungen zu erhöhen, die durch den kolumbianischen Staat bedroht werden.
Zudem bat die FARC-EP den US-Präsidenten Barack Obama, alles in seiner Macht stehende zu unternehmen, um den inhaftierten Guerillero Simón Trinidad die Teilnahme an den Friedensgesprächen in Havanna zu ermöglichen. „Die US-Regierung würde mit dieser Geste der Menschlichkeit einen immensen Beitrag zum Frieden in Kolumbien beitragen“ teilte Rodrigo Granda alias Ricardo Téllez in einer am Freitag verlesen Erklärung der Guerilla in Havanna mit. Er wünschte dem nordamerikanischen Volk viel Erfolg auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden und betonte, dass die FARC-EP wenige Tage vor seiner Wiederwahl ein besonderes Augenmerk auf die Worte des Präsidenten in Bezug auf den Frieden in Kolumbien legen.

„Simón Trinidad“, dessen richtiger Name Juvenal Ovidio Ricardo Palmera Pineda ist, wurde im Dezember 2004 auf Antrag der USA ausgeliefert und Anfang 2008 zu 60 Jahren Haft wegen Drogenhandels verurteilt. Er ist hochrangiger Kader und Revolutionär der FARC-EP und nahm unter anderem als Mitglied des Zentralen Generalstab des Karibischen Militärblocks an den Friedensverhandlungen von Caguán teil. Im Januar 2004 wurde er in Quito (Ekuador) festgenommen und später ausgeliefert. Seit dem ist er in den USA ein politischer Gefangener. Trotz seines Status als Gefangener, wählte ihn die FARC-EP als einen Delegierten der Verhandlungskommission mit der kolumbianischen Regierung.

Am Freitag teilte die 36. Kampffront der FARC-EP mit, dass die von ihr zerstörten Kommunikationsmasten in der Provinz Antioquia, auf ein Kommunikationsproblem zurückzuführen sind. Natürlich werde von allen Einheiten der Guerilla der Waffenstillstand eingehalten, aber manchmal dauert die Kommunikation zu den in den ländlichen Gebieten operierenden Einheiten etwas länger. Außerdem wird in dem Kommuniqué darauf hingewiesen, dass auch den Medien eine Verantwortung im Friedensprozess zuteil kommt. Generell kann in Kolumbien bemerkt werden, dass die Massenmedien häufig versuchen, die Verhandlungen und Aktionen der Guerilla in einem schlechten Licht darstellen zu lassen. Diese Diskreditierung wird immer wieder von der Guerilla angemahnt, da somit keine Basis für Gespräche und Frieden geschaffen werde.
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FARC-EP verkündet zweimonatige Kampfpause

Das Sekretariat der FARC-EP, welches den Wunsch nach Frieden aus den verschiedensten Sektoren des kolumbianischen Volkes anerkennt, ordnet die Guerilla-Einheiten im ganzen Land zur Einstellung aller Arten von offensiven militärischen Operationen gegen Regierungstruppen und Sabotageaktionen gegen die öffentliche oder private Infrastruktur in der Zeit zwischen dem 20. November 2012 bis zum 20. Januar 2013.
Das Sekretariat der FARC-EP trifft damit eine politische Entscheidung und zeigt den Willen, einen festen Beitrag zur Stärkung des Klimas der Friedensgespräche für beide Parteien zu zeigen und um den Dialog zu beginnen, der gemäß aller Kolumbianer zum Frieden führen soll. Nach den vorangegangen Entscheidungen ist dies ein weiteres Beispiel für den Wunsch danach, ein politisches Umfeld und Klima zu schaffen, in der die Fortschritte bei den Gesprächen zu einem echten Frieden beitragen sollen um den sozialen und bewaffneten Konflikt zu beenden.

Weiterhin spricht sich die FARC-EP gegen die kapitalistische Konzentration und Zentralisierung von Vermögen und Einkommen, gegen den Verkauf von Landflächen an multinationale Konzerne, gegen soziale Ausgrenzung und Verfolgung, Unterdrückung und Blutvergießen der Armen aus. Die Privatisierung des staatlichen Eigentums und des öffentlichen Dienstes muss ein Ende haben, es darf nicht weiter bei den sozialen Investitionen gekürzt werden.

Schluss mit dem Feuer und den Kampfhandlungen seitens der Regierung!
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Caquetá – Kriegsregion in Kolumbien

Die Region Caquetá war und ist ein Epizentrum der verschiedenen Militärpläne, die es in der Geschichte Kolumbiens gab und gibt. Dazu gehören in der jüngsten Vergangenheit der „Plan Colombia“, der „Plan Consolidación“ und aktuell der Militärplan „Espada de Honor“ (Schwert der Ehre). Vorrangig dienen diese Pläne zur Bekämpfung der Aufständischen, auch wenn andere Gründe, wie zum Beispiel die Drogenbekämpfung, vorgeschoben werden. Für die Bevölkerung und die Guerilla ist es eine Form des Staatsterrorismus, der gerade verhandelte Frieden ist für sie weit weg.
Caquetá ist eine der letzten entstandenen Departments in Kolumbien. Erst am 15. Dezember 1981 ist die Region des Amazonastieflandes auf Grundlage des Gesetzes 78 gegründet worden. Caquetá befindet sich im Süden des Landes, hat eine Fläche von 88.965 km² und ist damit die größte Provinz. Innerhalb der Provinz gibt es 16 Gemeindebezirke, in denen Städte oder große Orte den politischen Mittelpunkt bilden. Florencia mit seinen 160.000 Einwohnern ist nicht nur ein Gemeindebezirk, der 1912 gegründet wurde, sondern zugleich auch die Hauptstadt der Provinz. Weiter Bezirke sind San Vicente del Caguán (1950), Belén de los Andaquíes (1950), La Montañita (1955), El Paují (1967), El Doncello (1967), Puerto Rico (1967), sowie die Gemeindebezirke, die 1985 entstanden sind (Albania, Cartagena del Chairá, Curillo, Milán, Morelia, San José del Fragua, Solano und Valparaíso). Zuletzt wurde der Gemeindebezirk Solita im Jahr 1994 gegründet. Insgesamt leben in der Provinz mehr als 420.000 Menschen.
Caquetá gilt als eine der regenreichsten Regionen Kolumbiens. Die Durchschnittstemperatur beträgt 25 Grad Celsius, wobei die heißen Monate zwischen Dezember und Februar liegen. Aufgrund der Topografie, die Region liegt zwischen den Anden mit Höhen bis zu 3000 Metern, dem amazonischen Tiefland mit maximalen Höhen von 300 bis 900 Metern sowie den Llanos, einem savannenartigen Flachland, gibt es große Flora und Fauna. Durchflossen wird die Provinz durch verschiedene große Flüsse, die als Ziel den Amazonas haben. Die wichtigsten Flüsse sind der Caquetá, der Putumayo, der Vaupés und der Fluss Caguán. Doch nicht nur das Wasser ist der unermessliche Reichtum der Region, in Caquetá sind mehr als 2100 Arten von Wirbeltieren bekannt, darunter 150 Arten von Amphibien, über 1000 Fischarten und mehr als 260 Arten von Säugetieren, hinzu kommt eine artenreiche Pflanzenwelt mit mehr als 930 Bäumen, 120 Palmen oder mehr als 50 Lianen.
Die Wirtschaft Caquetás liegt vor allem in der Landwirtschaft und in der Viehzucht. Auch die Forstwirtschaft, die Fischerei sowie sonstige kleine Gewerbe und Dienstleistungen bilden das wirtschaftliche Rückgrat. Lagerstätten von Bodenschätzen sind bisher nicht bekannt. Das Straßennetz befindet sich vor allem im Westen des Landes und besteht aus Straßen, die in einem schlechten Zustand oder nicht asphaltiert sind. Der Zugang zu den sozialen Dienstleitungen ist besonders auf dem Land sehr schlecht, die Arbeitslosenquote liegt bei rund 25%. Während 1973 noch 69% der Bevölkerung auf dem Land lebten, waren es im Jahr 1993 nur noch rund 55% und im Jahr 2004 schließlich nur noch 51%.
Auf den ersten Blick erscheint diese Landflucht etwas Natürliches in Lateinamerika und Kolumbien zu sein. Doch was diese Zahlen nicht widerspiegeln, sind die permanente Vertreibung der ländlichen Bevölkerung aufgrund des bewaffneten Konflikts und der Militäroperationen der staatlichen Streitkräfte. Die diversen Militärpläne, die eingangs kurz namentlich erwähnt wurden, haben insbesondere in den letzten 10 Jahren zu einer Flucht in die Städte wie Florencia und Neiva, aber auch nach Bogotá und Villavicencio geführt. Einschüchterung, Bedrohungen, gewaltsame Aufgabe des vormals eigenen Landes, Vertreibung und Morde sind an der Tagesordnung. Die Pläne, die der Öffentlichkeit als Militärpläne gegen die Aufständischen der FARC-EP, den Drogenhandel und die Erhöhung der Präsenz der staatlichen Sicherheitskräfte verkauft werden, richten sich aber hauptsächlich gegen die Zivilbevölkerung. Oft wird die Zivilbevölkerung als heimliche Unterstützer der Guerilla angesehen und demzufolge auch so behandelt. Zuletzt war die Region im Mai dieses Jahres in den Schlagzeilen, als der französische Journalist Langlois, der für einem Monat Gefangener der FARC-EP war, berichtete, dass große Teile der Bevölkerung hinter der Guerilla stehen und diese in weiten Teilen eine politische und soziale Macht ausübt.
Die FARC-EP hat hier in Caquetá eine ihrer großen sozialen Basen. Besonders im Norden an der Grenze zu Meta, im Westen an der Grenze zu Huila und im Süden an der Grenze zu Putumayo gibt es großen Zuspruch aus der Bevölkerung. Seit fast über35 Jahren ist die FARC-EP in der Region verankert. Ende der 70er Jahre, also noch vor der Neustrukturierung der Guerilla während der sechsten Konferenz (1978) und siebten Konferenz (1982), war die FARC-EP mit zwei Fronten in Caquetá vertreten. Die erste Front unter dem Kommando von „Argemiro“ und die dritte Front in der Region „El Pato“ unter der Kommando von „Corsario“. Wie stark der Rückhalt auch heute noch für die Aufständischen ist, verdeutlicht die Summe der verschiedenen Kampffronten. Mit der 3., 14., 17., 49., 62., 63. Kampffront und der mobilen Kolonne „Teófilo Forero“ gibt es viele Kampf- und Unterstützungsstrukturen, die sich auf ein großes Netz von Milizionären verlassen können. Während der Friedensverhandlungen von 1998 bis 2002 entstand im Norden von Caquetá und im Süden von Meta die entmilitarisierte Zone mit dem Hauptort San Vicente del Caguán. Die historisch gewachsene Verbindung der Guerilla mit der Bevölkerung ist der Regierung immer ein Dorn im Auge gewesen, deswegen wurde die Militärpräsenz seit dem Plan Colombia deutlich erhöht.
Guerilleros der FARC-EP in San Isidro
Unter dem Vorwand der Aufstandsbekämpfung und der Zerstörung der Drogen werden die Bauern, aber auch die Wortführer der sozialen Bewegungen vertrieben. Die Strategie ist es zum einen, der Guerilla die soziale Basis zu entziehen und zum anderen, den Weg für potentielle Investoren und Konzerne frei zu machen. Immer wieder kommt es aus der Bevölkerung zu den Vorwürfen, dass nach den Militäroperationen paramilitärische Gruppen versuchen, das Vakuum auszufüllen. Diese stehen dabei im Dienst der agrarindustriellen Konzerne oder der Großgrundbesitzer. Auch wenn die Sprühungen mit Pestiziden von ganzen Landstrichen zurückgegangen sind, so werden aus dem Norden von Caquetá immer noch regelmäßige Operationen aus der Luft gemeldet. Hierbei werden nicht nur vermeintliche Kokapflanzungen, sondern auch alle umliegenden Felder von Nahrungsmitteln wie Mais, Yucca oder Bananen zerstört. Historischer Höhepunkt der Militäroperationen war die Zerstörung der Infrastruktur im Zuge der Rückeroberung der entmilitarisierten Zone nach den gescheiterten Friedensverhandlungen von Caguán im Jahr 2002, als nicht nur Felder, sondern auch Straßen und Brücken zerstört wurden. Die einheimische Bevölkerung sah dies damals als Kollektivstrafe an, doch selbst heute noch werden Personen diskriminiert und stigmatisiert, wenn sie in Vierteln oder Häusern leben, die einst von der FARC-EP gebaut wurden.
Die Repression gegen die Zivilbevölkerung ist nicht weniger geworden. Im Gegenteil, in den zurückliegenden Jahren bildete sich in der Provinz Caquetá ein „antikommunistische“ Bewegung, welches sich aus der extremen Rechten zusammensetzt. Unterstützt wird dieser lose Zusammenschluss von den Regierungsstellen und lokalen Oligarchen. Mit der Schaffung von paramilitärischen Einheiten oder mit Bedrohungen und Anschlägen auf Wortführer der Organisationen von Bauern und Indígenas soll ein Klima der Angst geschaffen werden, welches bis zur Vertreibung oder Ermordung von politischen Engagierten reicht. Ziel ist es, den Widerstand der sozialen und politischen Bewegungen zu brechen. Im direkten Zusammenhang kann das Erscheinen einer „antikommunistischen“ Bewegung mit dem Militärplan „Espada de Honor“ gesehen werden, der die aufständische Bewegung schwächen soll.
Stützpunkte und Kontrollstellen von Militär und Polizei werden von der einheimischen Bevölkerung immer als Bedrohung angesehen. Der Bevölkerung wird verkauft, dass die Sicherheitskräfte zum Schutz der Bevölkerung in der Region anwesend sind. Doch schnell bekommen sie mit, dass sie bei gewöhnlichen Problemen wie Raub, Diebstahl oder Übergriffen von paramilitärischen Einheiten kein Gehör finden. Das Vertrauen der Bevölkerung ist gering in die Sicherheitskräfte. Stattdessen erleben sie diese bei Hausdurchsuchungen, Kontrollen und Befehlen, wie zum Beispiel dem Verbot der Mobilität ohne Genehmigung durch die staatlichen Sicherheitsbehörden. Diese Schikanen und Repressionen hängen vor allem damit zusammen, dass sich die Sicherheitskräfte nicht mit der Bevölkerung und ihrer Probleme identifizieren, sondern sie als potentielle Gegner angesehen und auch so behandelt werden. Erschwerend hinzukommen Umweltverschmutzungen und illegale Landnahme durch Militär und Polizei, die per Gesetz aus anderen Regionen Kolumbiens kommen und nie aus der lokalen Gegend. Von daher haben die staatlichen Sicherheitsorgane den Charakter einer Besatzungsarmee. Diese Einschränkungen und Probleme dürfen aber nicht thematisiert werden, weil die Kritiker sonst als Unterstützer der Guerilla gilt.
Die Macht der staatlichen Sicherheitskräfte ist jedoch begrenzt. Wer zum Beispiel auf der wichtigen Verbindungsstraße von San Vicente del Caguán über Florencia nach Süden bis zum Rio Caquetá unterwegs ist, wird an Brücken und in den meisten Ortschaften Stütz- und Kontrollpunkte von Militär und Polizei feststellen können. Diese wurden im Zuge des Plan Patriota bei der Rückeroberung großer Landstriche nach 2004 errichtet. Faktisch besagt der Plan aber nur die Deutungshoheit über strategisch wichtige Orte und Straßen. Oft sind einige Kilometer jenseits der Straßen die unsichtbaren Grenzen zwischen Staatsgebiet und dem kontrollierten Gebieten der FARC-EP. Diese Grenzen werden selbst von den Soldaten akzeptiert, die nur selten in jene Gebiete vordringen. Ein ausgeklügeltes System von Milizen sowie die Bevölkerung selbst informieren außerdem die Guerilleros der FARC-EP über Truppenbewegungen oder Operationen. Selbst infrastrukturell gut erschlossene Landstriche wie östlich von Florencia (z. B. Montañita und El Paujil) oder westlich von San Vicente del Caguán (Puerto Rico) gelten als Hochburgen der Aufständischen, die sich zudem auf die peripheren Gebiete abseits der strategisch wichtigen Straßen und Orte berufen können (z. B. Cartagena del Chairá).
Besonders im Zuge der Vorbereitungen zu den Demonstrationen am 1. Mai oder bei Protesten der Bauern (erinnert sei hier an die Märsche der Koka-Bauern) und Menschenrechtsgruppen (staatliche Gewalt gegen soziale und politische Bewegungen) spielt die FARC-EP eine wichtige Rolle in der Mobilisierung. Besonders in den Dörfern genießen die Guerilleros und Milizen ein gutes Ansehen aufgrund der politischen Bildung, Erfahrung und Organisation. Politische Prozesse werden der Bevölkerung erklärt und anschließend versucht den Konflikt öffentlich zu machen. Wo der Staat nicht präsent ist oder sein will, da werden die Aufgaben von der Guerilla übernommen. Korrupte Bürgermeister (häufig im Dienst der Oligarchie) werden von der FARC-EP bestraft und abgesetzt, Kredite an Bauern verteilt (Bauern bekommen sonst keine staatliche und finanzielle Unterstützung) und eine Rechtsprechung durchgeführt, die  auf dem System der Schlichtung und Schiedsverfahren beruht. In ländlichen Gebieten gibt es Sanitätsbrigaden, die Aufgaben der Gesundheitsfürsorge übernehmen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die soziale und politische Verankerung der Guerilla in Caquetá immer noch aktuell ist, wo der Staat nur noch militärisch präsent ist und seine eigentlichen Pflichten vernachlässigt.
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Kolumbien und der revolutionäre Kampf

Eine der wertvollsten Eigenschaften, die einen Revolutionär oder eine revolutionäre Organisation ausmachen ist die internationale Solidarität und das Einsetzen für die Rechte der entrechteten Bevölkerungsschichten. Der revolutionäre Internationalismus ist es, der Solidarität mit all jenen Organisationen zeigt, die sich unabhängig von der Form und Art des Kampfes gegen den Kapitalismus auflehnen. In diesem Zusammenhang widmet sich dieser Artikel den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (kurz FARC-EP), der größten aktiven Volksarmee weltweit  und in der Männer und Frauen organisiert sind, die ihr Leben gewidmet haben für die gerechteste und ehren werteste Sache, die Menschheit von kapitalistischer Unterdrückung zu befreien.

Im Gegensatz zu den Erfahrungen der Menschen in vielen ländlichen Regionen Kolumbiens, erleben wir in Europa einen permanenten Angriff auf diese Volksarmee. Die politischen und sozialen Ziele werden in Frage gestellt, Sympathien für die FARC-EP sollen unterdrückt und die Idee einer Revolution stigmatisiert werden als Terror und Kampf ohne Ideale. Das Schlimme daran ist, das selbst vermeintliche revolutionäre und linke Organisationen die Vorwürfe und Verurteilungen übernehmen ohne die realen Zusammenhänge zu begreifen. Die FARC-EP sind eine politisch-militärische Organisation, die sicherlich keinen Heiligenschein besitzt. Viele Dinge sind kritikwürdig und bedürfen einer Reflektion. Aber reflektierte Kritik ist durchaus sinnvoll bei der Weiterentwicklung einer Organisation, während Vorverurteilung und Diffamierung diesem Prozess entgegenstehen. Der bewaffnete Kampf braucht keine bedingungslose, aber eine reflektierte und brauchbare Solidarität. 

Aus diesem Grund sehen wir uns veranlasst und auf die Notwendigkeit einer revolutionären Organisation in Kolumbien hinzuweisen, die verschiedene Formen und Arten des revolutionären Kampfes nutzt. Es drängt sich manchmal die Frage auf, auf welcher Seite Linke oder linke Gruppen stehen, auf der Seite der übergroßen marginalen Bevölkerungsschichten, die von Teilhabe und Reichtum ausgeschlossen sind oder auf der Seite der vom Reichtum profitierenden herrschenden Klasse, den Kapitalisten.

Die wirtschaftlichen Bedingungen sind die Samen des revolutionären Kampfes. In der heutigen kapitalistischen Gesellschaft, werden Arbeitende und arme Menschen ausgebeutet und unterdrückt von den Kapitalisten, die die  Produktionsmittel besitzen. Hier sehen wir schon seit Zeitdekaden die unversöhnlichen Gegensätze der Klassen, zum einen der Kampf für Gerechtigkeit und die Interessen der Bevölkerungsmehrheiten gegen die Interessen der bürgerlichen, kapitalistischen Klasse. Hieraus entsteht der revolutionäre Kampf als höchste  Form des Kampfes, der sich vieler Methoden bedient, um den Feind zu attackieren. Doch was sind diese Methoden des Kampfes? In Kolumbien und im Rahmen des revolutionären Kampfes der FARC-EP bezieht er sich auf drei Faktoren, den ökonomischen, den ideologischen und den politischen, der in den zurückliegenden Jahrzehnten eine militärische Komponente bekommen hat.


Der ökonomische Kampf

Der ökonomische Kampf ist bekannt durch alle unmittelbaren Aktionen und Maßnahmen, die zur Erhaltung oder Verbesserung ihrer Lebensbedingungen führen. Er steht meist am Anfang eines revolutionären Kampfes und aus ihm entwickeln sich weitere Aktions- und Kampfformen.
Dieser Kampf ist wichtig aus zwei Gründen, erstens, weil er die Situation der marginalisierten Bevölkerungsschichten innerhalb des Kapitalismus etwas verbessern kann. Die praktische Erfahrung zeigt es insbesondere in Europa, wo zum Beispiel die Arbeitnehmer nach langen Kämpfen die herrschende Klasse zwang, Zugeständnisse zu machen, um die Lebenssituation aufzuwerten. Doch sollten hier andere Ziele nicht aus den Augen verloren werden, denn zweitens, beginnt damit häufig eine Politisierung der unteren Bevölkerungsschichten, in der zukünftige Revolutionäre gebildet werden können. Die entrechteten Menschen beschäftigen sich innerhalb des Kampfes mit den Ursachen, Formen und Zielen der Unterdrückung und beginnen, das ungerechte System zu hinterfragen.

Es ist jedoch auch klar, dass durch den ökonomischen Kampf das System noch nicht beseitigt werden kann, denn Forderungen nach Lohnerhöhungen oder Verkürzung der Arbeitszeit schaffen wiederum ausbeuterische Verhältnisse. Teilweise werden die Forderungen der Arbeitnehmer in den neoliberalen Paketen kontrakariert. Der Kampf nach einer verbesserten Lebenssituation kann unter der Regie der Kapitalisten schnell zu einer prekären Lebenssituation führen. Deshalb darf sich eine revolutionäre Bewegung nicht nur auf den ökonomischen Kampf ausruhen, sondern muss ihn als eine Kampfform begreifen, in der das Bewusstsein der kämpfenden Menschen geschärft und sie ideologisch und politisch geschult werden. Schafft man es nicht, den ökonomischen Kampf für andere Faktoren des Kampfes zu kanalisieren, dann wird vergeblich für eine gerechte Welt gekämpft.


Der ideologische Kampf

Nachdem die Leute bemerken, was Ungleichheit und Ungerechtigkeit bedeutet, dass sie vom wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben ausgeschlossen sind, dass sie nicht am Wohlstand teilhaben können, dann entwickelt sich ein Gefühl bei den marginalen Schichten, zu den Armen und Ausgebeuteten zu gehören. Einher führt diese Irritation zum Versuch von Erklärungen für diese Situation und schließlich zu Protest. Sie bemerken, dass nur der Kampf gegen diese Verhätnisse etwas ändern kann, dieser Kampf müsse jedoch breit und geeint gegen die Kapitalisten geführt werden.

Das Verständnis einen Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse zu führen schließt den Kampf mit allen Unterdrückten ein, es ist ein solidarischer Kampf. Lenin fasst es kurz zusammen, denn um die Situation der Ausbeutung zu beenden gibt es nur eine Option, nämlich mit dem kapitalistischen System zu brechen.
Klar ist auch, dass solch ein Bewusstsein und dieser Kampf nicht vom Himmel fällt. Die revolutionären Organisationen sind in der Pflicht, dies zu fördern. Hier spielt besonders die Agitation und Propaganda eine große Rolle. Politisch aktive Kräfte müssen mit allen Mitteln die Unzufriedenen und Ausgebeuteten erreichen. Gerade jetzt, wenn sich ein Bewusstsein für die sozioökonomischen Verhältnisse entwickelt, ist der ideologische Kampf enorm wichtig. Erreicht werden die Menschen mittels Zeitungen, Schulungen, Flyer, Radiobeiträgen, Wandmalereien, Grafittis, Flugblätter, Plakate und andere Möglichkeiten. Im ideologischen Kampf ist es bedeutsam, so viele wie möglich für die Organisierung und für die nächst höhere Stufe zu mobilisieren, den politischen Kampf in Organisationen, die sich innerhalb des Landes als eine große Kraft darstellen. Eine Kraft, die politische Antworten parat hat, mit den Massen kämpft und sich im besten Fall zu einem revolutionären Kampf entwickelt.


Der politische Kampf

Der politische revolutionäre Kampf ist die höchste Form zur Umgestaltung der Gesellschaft und notwendig, um den Staat, der die Menschen ausbeutet, zu beseitigen. Es ist zudem auch ein schwieriger Moment, weil die herrschende Klasse alle im Staat zur Verfügung stehenden Mittel nutzt, um den politischen Kampf zu unterdrücken und zu bekämpfen. Der Staat ist sozusagen ein Instrument, welcher die Interessen einer sozialen Klasse bedient und die der anderen unterdrückt. Im Fall von Kolumbien versucht die kleine Oligarchie des Landes mittels der staatlichen Behörden und seiner repressiven Organe eine Mehrheit von der sozioökonomischen Teilhabe auszuschließen und Protestaktionen zu verhindern, bzw. den politische-revolutionären Kampf auszuschalten.

Innerhalb des politischen Kampfes gibt es zwei unterschiedliche Arten und Weisen. Zum einen der pazifistische Kampf und zum anderen der gewalttätige bzw. bewaffnete Kampf. Die Revolutionäre müssen sich an den sozialen und politischen Gegebenheiten orientieren, die in jedem Fall anders sein können. So sind Demonstrationen, politische Streiks, und Kampagnen für Wahlen, aber auch bewaffnete Aufstände und Kämpfe Mittel, um ein Ziel zu erreichen. In einem Land mit einer Regierung, die politische Organisationen nicht verbietet und in dem es möglich ist, einen legalen politischen Kampf zu führen, bietet sich der offene und friedliche Weg an, um die Bevölkerung und das politische Ziel zu erlangen.

In Kolumbien hingegen sieht die Sache anders aus. Oppositionelle Politik wird als terroristisch bezeichnet und politisch engagierte Menschen mit kritischen Meinungen umgebracht. In Kolumbien gibt es über 9500 politische Gefangene, die unter miserablen Bedingungen zu leiden haben. Für die Guerilla, die in den 80er Jahren den politisch-pazifistischen Weg mit der Partei „Unión Patriótica“ gehen wollte, gab es keine Sicherheitsgarantien. Mehr als 4000 Mitglieder und Sympathisanten wurden systematisch ermordet. Von 100 getöteten Gewerkschaftern in der Welt kommen rund 70 aus Kolumbien. Deshalb ist der bewaffnete Kampf eine logische Konsequenz der kolumbianischen Politik, die als eine der repressivsten auf der  Welt gilt.

Die Regierung versucht den bewaffneten politischen Kampf der FARC-EP zu isolieren. In der Öffentlichkeit werden ihre Kämpfer als Drogenhändler und Terroristen diffamiert, die aktuellen Friedensgespräche zwischen Guerilla und Regierung haben daran nichts geändert. Mit Militäroffensiven wird versucht, ihre Basen zu zerstören, eine Waffenruhe wurde erst vor kurzem von der Regierung Santos abgelehnt. Doch auch wenn die Regierung versucht, der Guerilla den politischen und sozialen Charakter abzusprechen, die Ideen für ein gerechtes und neues Kolumbien leben weiter in großen Teilen der Bevölkerung, die sich tagtäglich die Misere eines neoliberalen Kolumbiens ansehen können.

Solidarität mit den Revolutionären, Kommunisten, Antifaschisten und Guerilla-Kämpfern!
Es lebe der politisch-revolutionäre Kampf in Kolumbien!
Es lebe die FARC-EP!
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Guerillera Alexandra kommt in Havanna an

Die niederländische Guerillera Alexandra, Teil der Verhandlungskomission der FARC-EP, kommt in Havanna/Kuba an, wo am 15. November die Gespräche zwischen der Guerilla und der kolumbianischen Regierung beginnen.

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Alfonso Cano – Im Kampf gefallen!

4. November 2011: Ein Jahr nach dem Alfonso Cano im Kampf gegen eine militärische Übermacht von mehr als 7000 Soldaten und unzähligen Flugzeugen und Hubschraubern gefallen ist, erinnern wir an den Kommandierenden, der mit seinen militärischen und politischen Ideen die FARC-EP entscheidend geprägt hat.

Comandante Alfonso Cano – Unvergessen!
Für die revolutionäre Sache zu sterben heißt für immer zu leben!
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Im Knast in Kolumbien – Ein Bericht von Miguel Ángel

Miguel Ángel Beltrán Villegas ist ein Soziologe und Historiker der Nationalen Universität von Kolumbien. Vor seiner Verhaftung lehrte er an Universitäten in Kolumbien und in Mexiko. Beschäftigt war er unter anderem an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM). Dort wurde er im Mai 2009 festgenommen und nach Kolumbien deportiert. Ihm wurde vorgeworfen, Kontakte zur Guerilla und Mitglied der der Internationalen Kommission der FARC-EP zu sein. Dabei stützte man sich auf die mittlerweile nicht mehr verwendbaren Daten, die auf dem manipulierten Computer von FARC-EP-Mitglied Raúl Reyes. Am 3. Juni 2011 wurde er nach mehr als zwei Jahren freigelassen und die Anklage fallen gelassen. Oft wird Miguel Ángel nach seinen Erlebnissen in der Haft befragt, die hier ebenfalls ausschnittsweise dokumentiert werden.
Seiner Meinung nach ist die aktuelle Situation der politischen Gefangenen sehr kritisch. Die Bedingungen, in denen die Gefangenen leben müssen, verletzen alle minimalen Standards der Grundbedürfnisse eines Menschen. Dies betrifft fast alle Gefangenen und ist nicht nur abhängig von wenigen Punkten sondern umfasst alle physischen und psychischen Bereiche, insbesondere diejenigen, die mit der Überbelegung zu tun haben.

Miguel erzählt zum Beispiel, wie in einer Zelle, die für drei bis vier Personen ausgelegt war, zeitweise sechs oder sieben Gefangene lebten. Sechs oder sieben Personen in einer kleinen Zelle, in der unter anderem auch die intimen Besuche empfangen werden mussten. Aber auch die jeweiligen Familien waren über die Zustände schockiert und demzufolge genauso betroffen, wie die Gefangenen selbst. Er beschreibt, wie die Besuche, zum Beispiel von Familien oder Partnern, die Zustände in den Zellen ertragen mussten. Es gab keine Privatsphäre und sie waren den Aggressionen der anderen Gefangenen und den allgemeinen Lebensbedingungen ebenso ausgesetzt.

Weiterhin widmet er sich in seinen Ausführungen den neuen Gefängnissen, die mit dem Geld des „Plan Colombia“ unter der Ära Uribe gebaut worden sind. Er bemängelt an den Gefängnissen, dass diese so gebaut werden, dass kein Sonnenlicht in die Gemäuer eindringen kann. Oftmals gibt es keine Heizsysteme, gerade in den hohen kühleren Regionen führt dies häufig zu Krankheiten. Hinzu kommt die Durchlässigkeit von Wind, so dass die Gefangenen permanent in Decken eingehüllt sind. Es gibt keine privaten Rückzugsräume, selbst die Bäder beim Duschen und die Toiletten zur Notdurft sind offen. Das Fehlen von Türen in den sanitären Anlagen ist ein großer Eingriff in die Intimität der Gefangenen.

Ein weiteres Problem sind die Beschränkungen und die Lebensumstände in den Gefängnissen. Es gibt ein System von Schikanen, die oftmals sehr willkürlich geschehen. Hierzu zählen das Verbot von Besuchen und Anwälten, oder Einschränkungen die Bibliothek zu nutzen, soweit eine vorhanden ist. Gefährlich, beziehungsweise als großen Einschnitt in das Gefängnisleben, wird die Zusammenlegung der verschiedenen Gefangenen gesehen. Eine Schikane kann zum Beispiel sein, dass man als politischer Gefangener mit rechten Paramilitärs zusammengelegt wird. Jeder kann sich die Situation vorstellen, wenn man im selben Ort mit einem Chef einer paramilitärischen Einheit zusammenleben muss, der die Familie eines politischen Aktivisten auf dem Gewissen hat. Selbst innerhalb der Gefängnismauern hat man keinen Schutz vor deren Gewalt.

Auch Gesundheit und Ernährung sind ein Problem, erklärt Miguel. Die Lebensmittel haben keine gute Qualität und besonders für kranke Menschen, als Beispiel nennt er hier die Zuckerkranken, gibt es eine ungenügende Versorgung. In den Gefängnissen gibt es keinen Anspruch auf eine ausgewogene Ernährung oder eine medizinische Versorgung. Wenn die Situation schon außerhalb der Gefängnisse für die Bevölkerung unzureichend ist, dann ist sie in den Gefängnissen erst recht sehr prekär. Zu Schluss kommt er noch auf die Sicherheitskräfte und die Politik des nationalen Gefängniswesens zu sprechen. Die Gefangenen werden von den Sicherheitskräften und Wärtern nicht nur verbal, sondern auch körperlich angegriffen. Das kolumbianische Gefängnissystem und die Behörde INPEC sind sehr repressiv ausgerichtet und haben nicht das Geringste mit Resozialisierung zu tun. Ein Gefangener, der schon seine Freiheit verloren hat, verliert hier auch noch seine Menschlichkeit.
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Landfrage als zentrales Thema

Die Friedensdelegation der FARC-EP eröffnete in Havanna die Debatte über den ersten Punkt des Allgemeinen Abkommens, in welcher es um die Landfrage geht.
„Unser Verständnis von Land und Territorium stellt sich entschieden gegen den Übergriff des Kapitalismus, der die Natur beherrschen und manipulieren will, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Es gibt bereits eine irreparable Beschädigung der Natur, die Zerstörung der Arten, die Zerstörung des sozialen Gefüges, ein Auflösen der ländlichen Wirtschaft, ein ökologisches und soziales Ungleichgewicht, all jene Punkte stürzen den Planeten ins Verderben“, besagt ein Kommuniqué mit dem Namen „Reflexionen über die Agenda von Havanna II“.
Die Regierung in Bogotá, schürt die Konflikte in der Landfrage im gesamten Land. Sie verteilt Bergbaukonzessionen an transnationale Konzerne, was eine katastrophale Politik für die Ernährungssouveränität Kolumbiens ist. Die Delegation der FARC-EP will in Havanna die Diskussion um die Landfrage für alle Kolumbianer öffnen. Es ist der erste Punkt auf der Agenda, die am 15. November in der kubanischen Hauptstadt beginnen soll. Bisher ist das Thema der Landfrage nie gelöst worden, ehemalige Präsidenten Kolumbiens waren eng mit dem Großgrundbesitz verbunden. Dabei ist die Landfrage ursächlich für den bewaffneten Konflikt in Kolumbien. Seit jeher fördert die Regierung die Konzentration von Land in den Händen weniger. Besonders auf exportorientierte Agrarprodukte wurde ein Augenmerk gelegt. Kleinbauern hingegen, die für die Ernährungssouveränität wichtig sind, mussten um ihr Überleben bangen. Über 80% der Landbesitzer, also hauptsächlich Kleinbauern, vereinen gerade mal 9% des Landbesitzes in ihren Händen, während eine Minderheit von rund einem Prozent mehr als zwei Drittel des Landes besitzen.
Landvertreibungen gehören zu den beliebten Mitteln des Aneignen von Landflächen. Bauern werden durch Paramilitärs bedroht und fliehen oder gezwungen, ihr Land für einen sehr geringen Preis zu verkaufen. Durch Strohmänner werden verlassene Flächen aufgekauft oder die Grenzen von Ländereien einfach verschoben. Die Kleinbauern erhalten keine Entschädigungen. Auffallend ist der Zusammenhang zwischen Vertreibung und wirtschaftlichen Interessen. Zum einen sind es agrarindustrielle Großprojekte wie der Anbau von Zuckerrohr oder der Ölpalme, zum anderen der Abbau von Bodenschätzen wie Kohle oder Gold. Selbst wenn Kleinbauern eine halbwegs sichere Fläche zum bewirtschaften haben, so gibt es kaum Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Regierung. Kredite werden häufig nur an Großgrundbesitzer mit dem Verweis der Liquidität und Sicherheitsgarantien vergeben.
Das Opfer- und Landgesetz, ein von Santos auf den Weg gebrachtes Gesetz zur Entschädigung von vertriebenen Bauern, kann als Propagandalüge betrachtet werden. Nicht nur, dass viele Opfer aus den 70er und 80er Jahren darin keine Berücksichtigung finden, auch aktuell werden nur sehr wenige Bauern tatsächlich entschädigt. Häufig ist es sogar so, dass Stroh- und Hintermänner der Paramilitärs auf diesem Weg das Land mit einem gesetzlichen Titel sichern können. Wenn Kleinbauern mit Land entschädigt werden, dann, so besagt es eine Klausel, müssen sie die dort angebauten Pflanzen auch weiterhin anbauen. Was soll ein Kleinbauer jedoch mit Monokulturen wie etwa der Ölpalme?

Ein Bericht von Héctor Mondragón, Berater von ILSA und Paula Álvarez Roa, Politikwissenschaftlerin und Wissenschaftlerin, der am 18. Oktober veröffentlicht wurde, bietet interessante Elemente, die Debatte in Havanna bereichern können. Sie zeigen und verteidigen mit Zahlen die Bedeutung von Kleinbauern in Bezug auf Produktivität und Umweltschutz. In dem Bericht werden auch andere Wissenschaftler zitiert, so zum Beispiel Kenner wie Albert Berry, die darauf hingewiesen haben, dass Kleinbauern produktiver als die Großen sind. Es sind die wirtschaftlichen Vorteile, die von Vorteil sind. So werden bei Betrieben von Kleinbauern mehr Leute beschäftigt, die Qualität ist besser und es wird pro Hektar ergebnisreicher produziert. Kleinbauern haben ein besseres Verständnis zum Schutz der Umwelt und bilden einen wichtigen Teil zur Förderung der Ernährungssouveränität.
Die beiden Wissenschaftler auf dem Gebiet der kolumbianischen Landwirtschaft lehnen die Politik der Regierung ab, die Land an transnationale Konzerne vergibt, Monokulturen fördert und damit die Einfuhr von Nahrungsmitteln beschleunigt. Sie legen dar, in welchem Ausmaß die Einfuhren von Agrarprodukten in den letzten Jahren gestiegen sind. Von 2005 zu 2006 stiegen die Einfuhren um 21, 6% von 6,3 Mio. Tonnen auf 7,7 Mio. Tonnen. Im Jahr 2008 beliefen sich die Importe auf 8,2 Mio Tonnen und im Jahr 2010 schon auf 10,5 Mio. Tonnen. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit weisen sie darauf hin, dass es eine hohe Konzentration von spekulativen Landbesitz gibt. Mehr als 16 Millionen Hektar sind für die Landwirtschaft verschwunden, weil sie sich im Großgrundbesitz befinden. Zudem sind die Preise für Land immens hoch, sie zählen zu den höchsten in der Region.
In Havanna kann es also spannend werden. Die Landfrage, als zentrales Thema der Guerilla und der sozialen Ungleichheit im Land, wird den weiteren Weg des Dialogs zwischen FARC-EP und kolumbianischer Regierung weisen.

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Es lebe Martín Caballero!

Zum fünfjährigen Todestag erinnern wir an den Kommandanten und Freund Martín Caballero. Die  Bluthunde des Drogenpräsidenten Álvaro Uribe ermordeten den immer hilfsbereiten und freundlichen Kommandanten Martín Caballero am 24. Oktober 2007 in Bolívar, im Norden Kolumbiens. Hier an der Karibikküste verfolgte er mit Charisma, Disziplin und Kampfgeist sein Ziel eines neuen Kolumbiens.
Für alle Mitglieder der klandestinen kommunistischen Partei, alle Mitglieder der bolivarischen Zirkel, der ländlichen und städtischen Milizen der FARC-EP, der Guerillakämpfer, den Bauern, Arbeitern und Studenten, nicht nur in den Montes de María, ist er ein Vorbild, dessen Erinnerung auch heute noch anhält. Heute und für immer gilt: Martín lebt! Seine Kampf, seine unerschütterliche Entschlossenheit und sein Tod für den Frieden und die soziale Gerechtigkeit sind schmerzhaft, aber wahrhaft groß und voller Stolz, sein Tod bedeutet auch sein Fortbestehen. Wie sagte doch einst der große Ché: Hasta siempre Comandante!

Martín Caballero wurde im Jahr 1962 in der Stadt Barrancabermeja in der Region Santander geboren. Er war in der Kommunistischen Jugend (JUCO) in der Stadt Bucaramanga organisiert, bis er sich Anfang der 80er Jahre der Guerilla anschloss. Anfang der 90er Jahre wurde er Kommandant der 37. Kampffront der FARC-EP, die in den Regionen von Bolívar und Sucre agierte. Martín Caballero wurde Mitglied des Zentralen Generalstabs der FARC-EP. Am 24. Oktober 2007 stirbt er bei einer Bombardierung durch das Militär in der Gegend mit dem Namen „Montes de María“, einer bergigen und dschungelähnlichen Region nahe der Karibikküste.

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In Oslo auf dem Weg zum Frieden?

Am 18. Oktober gab es das erste gemeinsame öffentliche Treffen von Vertretern der FARC-EP und der Regierung Kolumbiens. Hauptsächlich diente dieses Treffen zur Vorstellung der Personen, die an den Verhandlungen teilnehmen werden und zur Sicherstellung der Garantien aus den begleitenden Ländern wie zum Beispiel Norwegen. Jede Partei hatte die Möglichkeit in einer Rede die Standpunkte darzulegen. Die kolumbianische Regierung brachte den zukünftigen Gesprächen viel Skepsis entgegen und sprach davon, sich nicht zu viele Illusionen über die Ergebnisse zu machen. Auch wenn viele Medien, darunter auch linksalternative Medien aus Europa, Erfolgsmeldungen verbreiten, der Weg zu einem Frieden ist noch weit.
Iván Márquez in der Mitte
Auf der einen Seite gibt es eine bewaffnete Linke, die ein großes Verständnis für die Demokratisierung des Landes haben, den Dialog mit der Regierung gesucht haben und die in Bezug auf die Friedensverhandlungen eine stattliche Anzahl an politischen und sozialen Bewegungen hinter sich wissen. Erinnert sei an die öffentliche Mobilisierung der letzten Zeit gegen politische und soziale Missstände der Studierenden, Indígenas, Bauern, der Opfer des Staatsterrorismus, Gewerkschafter und viele andere mehr.
Auf der anderen Seite gibt es eine Regierung, die in ihren ersten Veröffentlichungen erkennen lässt, dass eben jener angestrebte Wandel zu Frieden, sozialer Gerechtigkeit und wirklicher Veränderung im Land schwierig sein wird. Doch dabei kämpfen die FARC-EP genau für jene Partizipation der Bevölkerung. Stattdessen sagte der Verhandlungsführer der Regierung, Humberto de la Calle Umberto, die FARC-EP müssen sich an ihre selbstauferlegten Regeln, wie die Beendigung der Entführungen halten. Kein Wort jedoch von den Abertausenden Opfern einer repressiven  und neoliberalen Politik, die Millionen vertreibt und in Armut sterben lässt.
Die Guerilla hingegen machten noch einmal vor den Augen der Weltöffentlichkeit auf die Punkte aufmerksam, die während des Dialoges besprochen werden sollen. Es sind im Übrigen jene Gründe, für die die FARC-EP schon seit Jahrzehnten kämpfen und die auch Ursache des bewaffneten Konflikts in Kolumbien sind. So bezieht sich Iván Márquez von den FARC-EP auf Probleme wie das wirtschaftliche neoliberale System, den Abbau der natürlichen Ressourcen oder die Landfrage. Und es sind auch jene Gründe, die die Aufständischen seit Jahrzehnten mit der Regierung  an einem Tisch verhandelt haben möchten. Und auch, wenn immer wieder der Schatten von Caguán erwähnt wird, es waren nicht die FARC-EP die damals vom Verhandlungstisch aufgestanden sind.
Jeder Beobachter, der sich auch nur wenig mit der Geschichte der Demokratie auseinandersetzt, weiß, dass Humberto de la Calle kein Freund der demokratischen Theorie und Praxis ist. Seine Idee und die der Regierung basiert darauf, dass eine Politik ohne Gewalt nur dann bestehen wird, wenn die Aufständischen ihre Waffen niederlegen und in die Politik eintreten.  Damit meinen sie, dass die FARC-EP an den Wahlen teilnehmen sollen.  Aber wer sich mit der kolumbianischen Politik und Geschichte befasst, der weiß, dass die Militarisierung des Landes vor allem dazu dient, die Menschen und mit ihr den sozialen Protest zu unterdrücken.
Wenn die Regierung wirklich eine Entmilitarisierung des Landes will, dann müssen wirkliche Veränderung für das Land her. Aktuell wird das Militär dafür benutzt, um die Interessen der transnationalen Konzerne zu verteidigen. Warum redet man dann nicht lieber von Veränderungen im aktuellen Wirtschaftssystem? Nein, stattdessen wird von Anfang an gesagt, dass die Ausbeutung der Rohstoffe und die Aneignung von Land nicht die zentralen Themen für einen Dialog wären. Und noch was zur Politik ohne Waffen: Kein eine friedliche Innen- und Außenpolitik durchgeführt werden, wenn US-amerikanische Militärbasen im Land existieren?
Die heutige Politik Kolumbiens schließt weite Teile der Bevölkerung an der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Teilhabe aus. Im Vordergrund stehen die ausländischen Investitionen und die Verteidigung des Wohlstandes einer kleinen gesellschaftlichen Schicht. Die Rechte der Arbeiter, Bauern, Studierenden und marginalisierten Gruppen werden nicht angehört. Ist es denn so schwer zu verstehen, dass dauerhafter Frieden und Demokratie nur über den Willen zu Veränderungen erreicht werden können?
Auf ZAS-Correos de las Américas ist ein Teil der Rede von Iván Márquez ins Deutsche übersetzt
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