Zivilstreiks und Proteste in Kolumbien

Eine kurze Zusammenfassung zu den zivilen Streiks und Protesten in den verschiedenen Regionen Kolumbiens.

Die Politik des Honig ums Maul schmieren von Präsident Santos mit den populären und sozialen Bewegungen scheint mit den landesweiten Protesten nun endgültig vorbei zu sein. Nachdem Santos im Wahlkampf noch auf das große Thema Frieden bei den politischen und sozialen Bewegungen setzen konnte zeigt sich nun, dass die zweite Amtszeit von Santos keine leichte sein wird. Aufgrund tiefgreifender sozialer und politischer Probleme gibt es landesweit Proteste und Zivilstreiks, die Santos mit Repression Militarisierung bekämpft. Wieder einmal steht dabei die Kritik an der Politik der sogenannten Bergbau-Lokomotive als Zugpferd in der nationalen Wirtschaft im Mittelpunkt. Der Bergbau- und Energiesektor hauptsächlich für soziale Ungleichheit, Umweltverschmutzungen und Militarisierungen in vielen Regionen verantwortlich. Die Gewinne des ressourcenreichen Landes gehen nicht etwa in die Infrastruktur und soziale Projekte, sondern in die Kassen der nationalen und internationalen Oligarchie. Das einige Linke im Zuge des Friedensprozesses der kolumbianischen Regierung mit der FARC-EP und des Anbiederns an populäre Themen gedacht hatten, Santos könne einen neuen Weg bzw. eine neue Politik verkörpern, hat sich spätestens nun und mit der Benennung seines Regierungskabinetts erledigt.

Konnten die Agrarproteste und der Streik in diesem Jahr von Ende April und Anfang Mai noch einmal schnell beendet werden, auch weil Santos seine Kräfte mit den sozialen Bewegungen im Wahlkampf vereinen wollte, zeigte sich schon kurze Zeit später wieder die alte Sorge, dass Santos seine Versprechen nicht einhalten würde. Neben den Anklagen der Anführer aus den Agrarprotesten zu den Brechen der Versprechungen demonstrieren nun zusätzlich die Einwohner und Bauern aus verschiedenen Regionen Kolumbiens, um auf die soziale und politische Situation aufmerksam zu machen. Zivile Streiks gibt es derzeit in Putumayo, Nariño und Cauca im Südwesten des Landes sowie im Norden des Landes La Guajira und Urabá. Der Widerstand in Kolumbien gegen das neoliberale Politik- und Wirtschaftssystem ist erneut aufgeflammt und die Ubikation der Proteste zeigt deutlich, dass diese in Regionen stattfinden, die ländlich geprägt sind, eigentlich reich an natürlichen Ressourcen, aber fehlende Investitionen, Armut, Ungleichheit und Militarisierung für die Unzufriedenheit sorgen. Hier können wir uns wieder den Zusammenhang zu den Forderungen der FARC-EP und einer politischen und sozialen Verankerung in den jeweiligen Regionen hervorrufen. Nur mit Frieden und tiefgreifenden ökonomischen, politischen und sozialen Veränderungen kann der Frieden erreicht werden.

Urabá

In dieser Region gibt es einen Streik der Bananenarbeiter und Bauern aufgrund der verschlechterten Arbeits- und Lebensbedingungen. So wurde der Lohn der Arbeiter auf den Bananenplantagen gekürzt. Viele Arbeiter haben sogar ausstehende Löhne, einige von bis zu 11 Wochen, bei den multinationalen Konzernen wie Unibán und Banacol. Ingesamt sollen sich die Schulden auf 2.200.000 Millionen Dollar summieren. Hinzu kommen grundlegende Mängel in der Region wie fehlende Elektrizität. Kein Wunder also, dass Tausende von Menschen auf die Straßen gingen und teilweise Blockaden errichteten. Die staatlichen Sicherheitskräfte reagierten mit Repression was zu 24 Verletzten, einem 23jährigen Toten in Mutatá und zu mehreren Festnahmen führte.

Nariño und Cauca

In acht Gemeinden des pazifischen Nariño (El Charco, La Tola, Olaya Herrera, Santa Bárbara de Iscuande, Mosquera, Barbacoas, Magüi Payán und Roberto Payán) und drei Gemeinden des pazifischen Cauca (Guapi, Timbiquí und lópez de Micay) konzentrierten sich die Proteste im Südwesten des Landes. Hier wurde von afrokolumbianischen und bäuerlichen Organisationen zu einem zivilen Streik aufgerufen, der sich besonders gegen die korrupte Politik richtet. Doch der Streik soll auch eine konstituierende Verfassung und mehr Demokratie und Bürgerbeteiligung fordern. Im sozialen Bereich werden Punkte wie Gesundheit, Infrastruktur, Wohnraum und Bildung thematisiert. Grundtenor ist ein Frieden mit sozialer Gerechtigkeit und ein Ende der Militarisierung zu fordern. Die Regierung reagierte mit der Sperrung der Telekommunikation auf die Proteste, an denen sich mehr als 240.000 Menschen in der Region beteiligten.

Putumayo

Seit dem 11. August befinden sich 52 Gemeinden in einem zivilen Streik in der südlichen Provinz Putumayo. Der Streik richtet sich unter anderem gegen die Erweiterung der Lizenzen für erdölfördernde Konzerne und die Beschneidung der Rechte der lokalen Bevölkerung. Mit der Erdölförderung kommen nicht nur zusätzliche Umweltverschmutzungen, sondern auch eine aggressive Militarisierung der Region hinzu. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die Militärdoktrin und die Vernichtung von illegalen Pflanzenkulturen führen zu weitreichenden Vertreibungen der Bevölkerung. Deswegen sind die Forderungen klar: Aufhebung der Lizenzen zur Erdölförderung, Beendigung der Besprühungen von Pflanzungen und die Achtung der Menschenrechte.

La Guajira

Die Situation in La Guajira ist ein katastrophales Szenario. In der Provinz gibt es 37.000 unterernährte Kinder und es ist chronisches Problem. 30% der Kinder unter 5 Jahre sind unterernährt und zwei Kinder sterben täglich aus Mangel an Pflege, Durst oder Hunger. Es ist unglaublich, dass in einem scheinbar reichen Land Regionen existieren, die so arm sind wie La Guajira, obwohl hier eine der bedeutenden Minen für Kohle in der Welt existiert. Hinzu zu den negativen Folgen der Bergbau- und Energiepolitik der Regierung kommt eine Dürre, die bereits 23.000 Stück Vieh getötet hat. Diese Krise verdeutlicht die Auswirklungen von einer tiefen Ungleichheit im Land zwischen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und dem fehlenden Wohlstand der Bevölkerung, dem fehlender Zugang zu angemessenen Ressourcen oder einer Infrastruktur, und dem umweltzerstörerischen Folgen des Bergbaus, wie der Mine Cerrejón. Dies führte zu einem großen Zivilstreik, der nun seit Mitte August anhält und der unter anderem eine Entwicklung der Infrastruktur, soziale Investitionen, lebenssichernde Projekte und Unterstützung im Agrar- und Tourismussektor fordert. Auch hier folgte eine Repressionswelle, die nach nur zwei Tagen bereits 10 Verletzte und unzählige Festnahmen nach sich zog.
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Die FARC-EP genießen den Rock ‘n Roll und grüßen Rock im Park

Die Friedensdelegation der FARC-EP grüßt in einem Kommuniqué vom 15. August die Teilnehmer des Rockfestivals „Rock al Parque – Rock im Park“ in Bogotá in Kolumbien.


Rock im Park 2014 – Botschaft für den Frieden

„Mit tiefer Emotion grüßt die Friedensdelegation der FARC-Volksarmee die Teilnehmer des größten kostenlosen Rockfestivals von Kolumbien und Lateinamerika und erkennt das 20jährige Bestehen an, die Förderung der Kultur und der Musik als wesentliche Faktoren des Lebens und der Vielfalt.“

„Während der vielen Auflagen, Jahr für Jahr, Rock im Park als Geburtsort des nationalen Rocks, sah man unzählige und unvergessliche Bands wie Kraken, Polikarpa y Sus Viciosas, Ultrágeno, La Pestilencia, 1280 Almas, Aterciopelados unter anderen, die mit ihren Texten die Unzufriedenheit mit den Ungerechtigkeiten und dem Inbegriff der Verhaltensweisen einer sich einrichtenden ausschließenden Gesellschaft zum Ausdruck brachten.“

„Wir bekräftigen unsere Unterstützung, Anerkennung und Bewunderung für alle kulturellen Ausdrucksformen, die Räume für den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft ohne Armut, ohne Ungleichheit schaffen, wo es keine Stigmatisierung gibt und keinen triftigen Grund, um Diskriminierungen zu befürworten.“

„Die Kraft, die von diesen Events ausgeht, die urbane Musik wie Rock, Metal, Punk, Ska, Reggae fördern, sollte direkt anklagend mit dem Wunsch nach einer Demokratie in Vielfalt sein, um so eine Emanzipation zu erreichen, die tausend Mal durch die kolumbianische Oligarchie gebrochen worden ist. Die den großen Wirtschaftsmonopolen der Welt erlaubt unsere Kultur zu schädigen, unsere Folklore, unsere Überzeugungen und die sich unser Gemeinwohl unseres Territoriums an sich reißen und somit unsere Souveränität Schritt für Schritt zerbrechen.“

„Der Geist dieses 20jährigen Geburtstages von Rock im Park muss das Interesse junger Menschen für ihr Land wecken und die Beziehung desselben mit der universellen Kultur.“

„Rock war schon immer ein wichtiger Bestandteil der Rebellion, die in der Regel mit dem Konzept von unterwürfigen Gesellschaften bricht. Im kolumbianischen Fall ist es ein Instrument der Erkundung mit einem Regime, das die Möglichkeiten der politischen Beteiligung und des gute Lebens der Mehrheit verschließt. So verwandelte sich unsere „republikanische“ Geschichte in einen Strudel von Gewalt, Blut, Tod, der allein mit entschlossenes Handeln der Menschen aufgehalten werden kann und vor allem mit der Entstehung von kreativen Jugendlichen.“

„Innerhalb dieses Rahmens von Ideen, müssen wir sagen, dass der Frieden in unserem Land nicht von den Eliten erreicht wird. Als Hauptbestandteil sollte also ein souveränes Volk die Schlüsselrolle bei der Schaffung von sozialer Gerechtigkeit spielen, was die wahre Grundlage für die Versöhnung ist. Und in diesem haben auch die Rocker das Wort.“

Es lebe Rock im Park!!

Es lebe die Aufsässigkeit des Volkes!!

Friedensdelegation der FARC-EP
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Interview mit Maritza Sánchez

Maritza Sánchez trat in die FARC-EP in einem frühen Alter im Jahr 1988 in Anorí, im Nordosten von Antioquia, ein. Ein starkgebautes Erscheinungsbild, der Körper spiegelt ihre Agilität und Geschicklichkeit wider, aber auch Narben durch Kriegsverletzungen, die sie auf den Streifzügen durch Urabá, Chocó, Antioquia, und die Berge von Perijá erlitten hat, während sie in den Blöcken Iván Ríos und Martín Caballero diente, bevor sie nach Havanna als Teil der Friedensdelegation der FARC-EP reiste.

Sich mit Maritza zu unterhalten ist die Aufrichtigkeit der farianischen Guerilleras zu finden, es ist sehr „direkt“, wie sie selbst sagt: „Ich mache keine Umschweife, um das zusagen, was ich denke“. Und so beeilt sie sich, um dieses Interview zu beginnen. „Wenn sie mich fragen werden, warum ich in die FARC eingetreten bin, dann ist es für mich sehr einfach und ich kann sofort dazu sagen, ich habe es getan, weil ich Waffen mag.“ Eigentlich sind diese Worte von Maritza nur verständlich in einem Land mit einer langen Tradition des Krieges, wo die von Unten mit den Waffen die Möglichkeit des Überlebens assoziieren, zu widerstehen und sich zu befreien.

Sie führt ihre Reflexionen aus: „Ich mochte es, die bewaffneten Guerilleros und Frauen mit ihren Uniformen und ihre Waffen und ihre Vorstellungen von einem gerechteren Land zu sehen. Ich wollte so sein wie sie, eine Waffe und Uniform haben, um für ein neues Kolumbien zu kämpfen. So schloss ich mich an. Ich konnte nicht eher gehen, weil sie mich nicht ließen. Ich musste einem Kommandeur sagen, dass ich 15 Jahre alt war, um mich aufzunehmen, aber ich hatte weniger. Da ich jedoch keine Dokumente hatte konnten sie es nicht überprüfen. Das Konsequenteste des Bewusstseins kam erst später, wenn man mehr im Detail und die Argumente begreift, warum man in diesem Kampf ist…“.

Mujer Fariana (MF): Was sind die Ursachen oder die Gründe für eine Frau wie Sie, die sich entschieden hat zu den Waffen zu greifen?

Maritza (M): Ich werde nicht viel darüber theoretisieren. In Wirklichkeit erschien mir das Beispiel der Guerilla überzeugend und sehr gut, dass es die Notwendigkeit und die Solidarität der Menschen ist, um für ihre Rechte zu kämpfen. Das Zusammenleben in der Guerilla, ihre Ethik, ihre Organisation, aber auch ihr militärisches Erscheinungsbild und ihre Waffen, zogen mich an. Ich wollte so sein wie sie, ich wollte seitdem ich Kind war eintreten, aber sie ließen mich nicht, weil ich noch minderjährig war und so wünschte ich mir das Eintrittsalter wie ein Traum herbei und hoffte, dass ich es so schnell wie möglich erreichte. Ich bestand darauf, dass sie mich aufnehmen mit der Begründung, dass ich bereits 15 Jahre alt wär und ich bestand darauf, bis sie es mir glaubten. Und mit der Zeit bekam mein Entschluss an Wert. Es ist die Situation der Misere und Ungleichheit, die es im Land gibt, dass arme Menschen tagtäglich direkt fühlen und das erzeugt Unbehagen, Ärger und die Lust zu rebellieren.

Das ist es einfach, was einem am Anfang umtreibt und im Prinzip ist es ausreichend, um einen Beschluss von solch großer und anspruchsvoller Bedeutung zu fällen, wie den, zu den Waffen zu greifen, um das Regime zu bekämpfen, welches uns schlecht regiert. Später entstehen weitere Gründe, die fundierter sind. Es sind die Produkte der politischen Ausbildung, die man in der Organisation erhält. Man weiß nun nicht nur mehr, dass es keine Bildung gibt, kein Gesundheitssystem, keinen adäquaten Wohnraum für die Bevölkerung und dass die Mehrheit in Armut und Ungleichheit lebt, sondern man versteht auch die Ursachen und man macht ganz gut die Verantwortlichen aus, so dass der Kampf mehr Sinn macht und die Überzeugung gestärkt wird. Die Guerilla zeigt uns auf eine deutliche Weise diese Alternative, um für einen Wechsel zu kämpfen, die das kolumbianische Volk in politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen als fundamental ausmacht.

MF: Sehen Sie den bewaffneten Kampf als einzige Mittel der gesellschaftlichen Transformation an?

M: Im Moment spielt der bewaffnete Kampf eine wesentliche Rolle, der ersten Ordnung. Schauen Sie in diesem Land gibt es keine Garantien für die offene politische Tätigkeit ohne Gefahr zu laufen, dass die Intoleranz und Ausgrenzung, Menschen umbringt. Die Räume der politischen Partizipation gehen bis zu jener Grenze, die das Regime auferlegt und es ist jenes, die die Dominanz ihrer Interessen und Privilegien ausübt. Daraus werden die Gefahren und Misserfolge der politischen Gewalt, der man gegenübersteht, ersichtlich, die aus einer Klasse von schlechten Angewohnheiten wie der Korruption beherrscht wird, mit traditionellen Parteien, die wie echte Gangster in der Politik handeln und die in den wirtschaftlichen Beziehungen immer vor den Mandaten der Vereinigten Staaten knien.

MF: Glauben Sie dann, dass der bewaffnete Aufstand eine politische Konsequenz der politischen Gewalt ist?

M: Es gibt langjährige konkrete Erfahrungen, wie die der Ermordung von Jorge Eliecer Gaitán im Jahr 1948 in den Händen der Oligarchen, der Angriff auf die Bauern von Marquetalia im Jahr 1964, die Vernichtung der Patriotischen Union nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Uribe, und aktuell die tausende von Morde, Inhaftierten, die Verfolgung und Unterdrückung wächst mit jedem Streik, mit jeder Mobilisierung von Menschen, die lautstark für ihre Rechte einstehen. Manchmal neigen Sie dazu, sehr schnell diese Erfahrung zu vergessen, aber die sogenannten „Falsos Positivos“, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit des Staates von Tausenden haben nicht vor Jahrzehnten stattgefunden, sondern verschärften sich in der Zeit der Vorgängerregierung. Und danach wurden Dutzende von Volksführern getötet. Und dann wurden wir aufgefordert, Kugeln für Wählerstimmen zu tauschen. Mit welchen Garantien sollen wir das wohl tun? Nur aufgrund von Versprechen? Von den ganzen Versprechungen, die wir gehört haben, haben wir schon Seelenschmerz. Wenn in Kolumbien nicht die Doktrin der Nationalen Sicherheit und des inneren Feindes ausradiert wird, was die Philosophie der staatlichen Sicherheitskräfte und des bewaffneten Organe ist, dann wird auch nicht der staatliche Paramilitarismus ausgerottet werden, die jeden mit anderen Gedanken weiter töten und verfolgen. Die Oligarchie schont nicht ihre Widersacher, viel weniger ihre Gegner, um frei agieren zu können.

MF: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Friedensprozesses bis zum jetzigen Moment? Worin sehen Sie die größte Errungenschaft?

M: Zum Friedensprozess bis zum jetzigen Zeitpunkt, so könnte man sagen, dass wir darauf bestehen, dass das Schicksal von Kolumbien nicht der Krieg sein kann. Darüber hinaus haben wir den Willen und die Entschlossenheit, eine politische Lösung für den Konflikt zu finden und derartige strukturelle Veränderungen nötig sind, um die Situation von Armut, Ungleichheit und Mangel an Demokratie zu verändern, die den Krieg stoppen. Aber unglücklicherweise bedeuten der Wunsch und alle unternehmenden Anstrengungen für den Frieden nicht, dass der Prozess auch gut verläuft.

Um einen höheren Zweck zu erreichen, wie es die Aussöhnung erfordert, muss auch die Regierung zeigen, dass sie mehr als über ihre Worte hinausgeht. Dieser Prozess schreitet mit vielen Schwierigkeiten inmitten einer militaristischen Mentalität und Druck voran, Maulhelden, die das Regime charakterisiert, die glauben, dass der militärische Druck Vorteile am Verhandlungstisch bringen wird.

MF: Wie sehen Sie Präsident Santos?

M: Vor allem sehe ich in ihm den bösen Santos, einen Verteidigungsminister, der täglich auf den Friedensprozess schießt, mit staatlichen Sicherheitskräften, die bis auf den Kern in den Krieg verwickelt sind und insbesondere eine ESMAD, die zu jedem Streik und Protest auf wehrlose Menschen schießt und Tote und Verwundete verursacht. Und alle diejenigen, die nicht diese Politik ändern wollen bringen mehr Elend zu den Kolumbianern, während sie weiterhin die Ausbeutung des Reichtums der natürlichen Ressourcen favorisieren. Ein Reichtum, der eigentlich verwendet werden sollte, um die drängendsten sozialen Probleme zu lösen und der Ungleichheit den Boden zu nehmen.
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Timoschenko wird befragt

Der Oberkommandierende der FARC-EP, Timoleón Jiménez, äußert sich in einem Interview zu Themen wie den Friedensprozess, die Beteiligung des ELN und zum Weltgeschehen.

Die Top-Nachricht in den Medien war schnell ausgemacht. Im Interview teilt Timoleón Jiménez mit, dass er nicht an einen Abschluss des Friedensabkommens in diesem Jahr glaubt. Damit widerspricht er Präsident Juan Manuel Santos. Durch die Komplexität der Debatte rund um den vierten Punkt in der Agenda der Friedensgespräche, die Anerkennung und Widergutmachung der Opfer, verzögere sich der Prozess. Dieser beginnt am morgigen Dienstag mit einer neuen Runde in Havanna. In diesem Punkt wird auch die Historische Kommission zur Untersuchung des Konflikts ihre Arbeit aufnehmen.

„Der Historischen Kommission wird die Arbeit übertragen, in einem Zeitraum, der auf vier Monate ab dem 21. August festgelegt ist, die Rekonstruktion des Konflikts auszuarbeiten. Was diese Kommission ausarbeitet wird in den vierten Punkt der Friedensgespräche über die Opfer eingehen. Also, wenn man nur dies bedenkt kommt man leicht zu dem Schluss, dass es die Frist für dieses Jahr nicht geben kann“ sagte er. Dabei betont er aber, dass man alles Mögliche tun würde, um so schnell wie möglich zu einem Ergebnis zu kommen, Er erinnerte jedoch daran, dass auch noch der letzte Punkt über die Beendigung der Feindseligkeiten bearbeitet werden müsse. „Es sollte auch darauf hingewiesen, dass das Thema der Waffenniederlegung und einer bilateralen Waffenruhe nicht einfach sein wird“ warnte Timoleón Jiménez.

In Bezug auf die Gespräche um die Opfer betonte er, dass es wichtig sei, dass die Regierung alle Opfer des Konflikts anerkenne. Von Seiten der Regierung und der Medien gab es wiederholt Versuche, bestimmte Opfergruppen auszuschließen. Auch die Zusammenarbeit mit der anderen Guerillabewegung des ELN war ein Thema im Interview. Zwar könne er nicht für diese Guerillabewegung als Angehöriger der FARC-EP sprechen, doch er betonte die Freiwilligkeit bei Friedensgesprächen zu kollaborieren. „Ohne Zweifel, dass auch sie viel zu sagen haben und beitragen zum Aufbau des Friedens“, so Timoleón Jiménez. „Von unserer Seite ist die Unterstützung sicher und ich denke, sie verdienen den ganzen Respekt wie eine revolutionäre Organisation. Wir sind zuversichtlich, dass sie die besten Entscheidungen für das Land fassen werden.“

Er kritisierte hingegen die Regierung wegen der Intensivierung der militärischen Aktionen gegen die FARC-EP. „Wir betonten die Notwendigkeit eines bilateralen Waffenstillstands, den die Regierung Santos ablehnt“, beklagte der Oberkommandierende des Zentralen Generalstabs. Auf die Frage, wie er sich in einem Kolumbien in Frieden sieht, antwortet er. „Weiter arbeitend für den Aufbau des Traums, der uns zu den Waffen führte. Ein Kolumbien in Frieden, Demokratie, Souveränität, in Entwicklung, aber mit sozialer Gerechtigkeit. Dies bedeutet notwendigerweise Politik zu machen, in der Legalität, dass letztendlich der Grund für unser Leben ist.“ Am Schluss des Interviews kritisiert er die USA und die NATO für die Kriegspolitik unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den Terrorismus.

Interview auf Spanisch

Interview auf Englisch 

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Über die Opfer im Konflikt

In einem Kommuniqué machen die FARC-EP nach den Foren zum Umgang mit den Opfern im kolumbianischen bewaffneten Konflikt auf die Stimmungsmache seitens der Regierung und anderer Organisationen aufmerksam. Die Guerilla macht noch einmal deutlich, dass der aktuelle bewaffnete Konflikt nicht nur auf die Guerilla bezogen werden kann, sondern dass die Ursachen weit vor der Entstehung der Guerilla liegen. Die Thematisierung der Generationen der Opfer müsse deshalb auch zeitlich eher geschehen und nicht nur im Rahmen der an den Gesprächen beteiligten Organisationen. Im konkreten Fall der FARC-EP waren es Bauern, die als Opfer der staatlichen Gewalt die Gründung der Guerilla vollzogen haben. Nur den Fokus auf die FARC-EP als schuldige für die Verbrechen zu haben ist falsch.

In den Statistiken und Studien über die Opfer im bewaffneten Konflikt Kolumbiens, durchgeführt von renommierten Institutionen, geht eindeutig hervor, dass 75% der Menschenrechtsverletzungen durch paramilitärische und staatliche Gewalt verursacht werden. Dies spiegelt in keiner Weise die aktuelle mediale Diskussion um die Opfer des Konflikts wider, in der die Guerilla als Sündenbock für den Konflikt dient. 45% der Verletzungen gehen auf das Konto von Paramilitärs und 30% werden den staatlichen Sicherheitskräften wie Militär und Polizei zugeschrieben. In Bezug auf die restlichen 25% gehen nach den Statistiken 17% auf das Konto der Guerillaorganisationen und die übrigen 8% auf nicht näher identifizierte Akteure wie Drogenhändler und Kriminelle.

Die Thematisierung der Opfer im Rahmen der Friedensgespräche zwischen FARC-EP und Regierung sollte daher auch dem Verhältnis der Opfer in der kolumbianischen Gesellschaft entsprechen, so die Forderung der Guerilla in ihrem Kommuniqué. Dazu gehören eben auch Opfer, die nicht direkt von den kämpfenden Organisationen, sondern von politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen betroffen sind. Außerdem werden in der Auflistung neben den klassischen Opfern von Menschenrechtsverletzungen in bewaffneten Konflikten auch Personengruppen wie Opfer von politischer Gewalt (Folter, Verschwinden lassen, Inhaftierung von Zivilpersonen, gewerkschaftliche Verfolgung, Einsperren von Anführern sozialer Bewegungen und Verteidiger der Menschenrechte, außergerichtliche Tötungen und willkürliche Festnahmen) genannt.

Nicht zu Unrecht fordern Guerilleros und andere Gruppen und Organisationen auch die politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen mit einzubeziehen. Hierbei darf nicht vergessen werden, dass es in Kolumbien mehr als 10.000 politische Inhaftierte gibt. Noch immer nicht erkennt die kolumbianische Regierung den Status der Gefangenen der FARC-EP als Kriegsgefangene gemäß den Genfer Konventionen an. Es gilt also, den politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen im Prozess der Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Eingliederung Gehör zu schenken, denn diese werden alltäglich in ihren Rechten beschnitten und müssen Menschenrechtsverletzungen durch die kolumbianische Regierung erleiden.

Kommuniqué der Friedensdelegation der FARC-EP

Außerdem Grüße der FARC-EP an das Forum der Opfer in Cali:

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Kunst: Farianische Porträts

Erinnerung, Ehrung und emotionale Interpretation der Erinnerung…
Eine Galerie der Männer und Frauen, die alles gaben im Einklang mit ihren Idealen der sozialen Gerechtigkeit…

Ein Beitrag zum kollektiven Gedächtnis, damit niemals ihre Blicke vergessen werden…

Link zu den Porträts 

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Über der jüngsten einseitigen Waffenstillstand

Kommentare von Guerilleros aus verschiedenen Kampfstrukturen der FARC-EP über den jüngsten einseitigen Waffenstillstand seitens der Guerilla und ihre Erfahrungen mit den militärischen Aggressionen in dieser Zeit.


Juan Carlos, Columna Mariscal Sucre, Nariño:
Kaum wurde der einseitige Waffenstillstand erklärt, da verstärkte der Feind die Operationen, begleitet von Überläufern als Führer der Patrouillen. Sie drangen in der Nacht von den Wegen her ein. Tagsüber verstecken sie sich in den Bergen, um die Erkennung von Zivilisten zu vermeiden. Während einige Patrouillen vorrückten, sicherten andere strategische Positionen ab in den Regionen, wo sie bisher noch nicht präsent gewesen waren. Vorgestern Nacht und gestern Nacht gab es Hubschrauberüberflüge um Zehn Uhr in der Nacht.

Zu den Kämpfen während der Waffenruhe: Wir haben versucht den Operationen auszuweichen, aber zuletzt haben sie uns zu allen Seiten eingeengt. Am 22. Juni eines unserer Kommandos wurde in einem Lager überrascht, wo sie die Nacht über verbrachten. Sie konnten den Kampf nicht mehr entgehen, musste kämpfen, um sich zu entfernen. Am nächsten Tag kehrten sie wieder zurück, trafen aufeinander und sie mussten wieder reagieren. Am 26. Juni rückte eine weitere Patrouille aus und wurde überraschte ein Kommando, die sich in einer Vorhut befand. Sie musste kämpfen, so dass es möglich war sich zu entfernen. In diesem Sinne sagen wir, dass es Selbstverteidigung ist. Wir sind uns klar über die Befehle des Sekretariats, aber uns blieb nichts anderes übrig.


Gustavo, Columna Mariscal Sucre, Nariño:
In diesem Sinne verstärkte sich der Feind ab dem 28. Juni in allen Gemeinden und die Marine, mit Schiffen und Piranha-Booten, sowie begleitet von Hubschraubern, begann in die Flüsse vorzudringen. Am 30. Juni gegen Nachmittag kam es zum Kampf mit einem Militärschiff und 6 Piranha-Booten, die den Fluss Patía hinauffuhren. Es kamen Hubschrauber um sie zu unterstützen und das Militärschiff und die Piranhas kehrten um.

Leonel, Columna Gabriel Galvis, Cauca:
Der Kommandant der Operation Apollo gab eine Falschmeldung und sagte, dass die Kolonne Galvis eine Autobombe in Miranda platziert hätte. Das ist falsch. Wir wissen nicht, wo diese Version herkam.


Joaco, Bloque Sur:
Die Angriffe der 15. Kampffront auf die Polizeistation von Solano während der von uns erklärten einseitigen Waffenruhe sind eine ungeheuerliche Lüge. Das ist nie passiert. Während der ersten Waffenruhe selbst gab es Zusammenstöße, weil während das Sekretariat die einseitige Waffenruhe ankündigte sich einige Patrouillen an festen Orten aufhielten, ohne den Willen offensiv zu werden, sie aber sich zu Orten bewegten, an denen sich einige Einheiten der Kampfront in einer offenen Provokation befanden. Man stieß mit ihnen zusammen und beendete dies.


Román, 18 Frente:
Ich weiß nicht, ob diese Daten verwendet werden können, um zu sehen was kann getan werden kann, um in Havanna die Armee für den Tod des Kameraden Pino anzuklagen. Es stellte sich heraus, dass er lebend festgenommen und anschließend getötet wurde. Aber zuvor wurde er gefoltert, sie hinterließen ihn wie ein Fisch: Beine, Arme, Unterleib, alles geritzt wie mit einem Messer. Hier haben wir die Aufzeichnung der Arpías (Kampfhubschrauber), die beweisen, dass er lebend festgenommen wurde. Darüber hinaus stahlen sie Schmuck aus seiner Wohnung und töteten einen Hund.


Villa, Frente 33, Norte de Santander:
Es ist gut, sich daran zu erinnern, dass, während wir uns in der Waffenruhe befunden hätten, die nicht nur die Wahlen ohne Unterbrechung erlaubten, sondern auch den Soldaten eine Ruhe beschert hätte, um die Weltmeisterschaft in ihren Militärbasen und Zuhause sehen zu können, genauso wie die Bevölkerung, die Regierung stattdessen in ihrem Eifer der militärischen Siege eine Offensive entfaltete, in der viele Soldaten getötet und verwundet wurden und die den Frieden der Menschen in den Regionen unterbrach. Der Präsident und die militärische Führung genießen die Weltmeisterschaft und machen Prognosen; die unteren Offiziere pflügen den Dschungel um, schlafen im Freien, dem harten Gelände und dem Wetter ausgesetzt, als eine Antwort auf eine Guerilla, die sich nicht in der Offensive befindet, sondern nur verteidigt.
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Solidarität mit den Wayú und der Provinz La Guajira

Eine Hitze- und Trockenperiode bedroht große Teile des Nordens Kolumbiens. Es sind Bilder, die man eigentlich nur aus Afrika kennt. Unterernährte Kinder, kein Zugang zu Wasser, vertrocknete Landschaften und eine brennende Sonne.

Die unter anderem dem Wetterphänomen „El Niño“ zugeschriebene Hitze- und Trockenperiode bedroht laut SOS La Guajira bereits alleine in jener Provinz 37.000 unterernährte Kinder und 60.000 Personen, die humanitäre Hilfe benötigen. In 8 von 15 Gemeindebezirken wurde der Notstand aufgrund der Trockenheit ausgerufen. Die Wayú, ein indigenes Volk, welches seit jeher in dieser Zone marginalisiert lebt, ist besonders von den Auswirkungen betroffen. 
Ein Problem ist dabei die Wasserversorgung. In La Guajira gibt es in vielen Gemeinden keine Wasserversorgung durch ein Zisternen- oder Rohrsystem. Noch nie gab es hier Anschluss an Trinkwasser. Die Menschen versorgen sich durch das Regenwasser, das sie über Behälter auffangen oder mit dem Wasser aus den wenigen Flüssen und Bächen. Mit diesem Wasser bereiten sie Nahrungsmittel zu, sie trinken es, nutzen es zum Waschen und versorgen damit die Viehwirtschaft.

Die Wayú klagen die Politik an, unrechtmäßigen Gebrauch der natürlichen Ressourcen, zu denen das Wasser gehört, die Korruption der Politik und das fehlende Interesse an den Bedürfnissen der Menschen in La Guajira. Der Zugang zu Wasser sei ein Menschenrecht, doch bisher gebe es keine Investitionen. Dabei leiden die Menschen nicht nur Durst, sondern auch Hunger. 58 Prozent der Bevölkerung von La Guajira lebt in Armut und 27,7 Prozent sogar in extremer Armut. Das heißt, mehr als 85 Prozent der Menschen in La Guajira gelten als arm.

Doch in La Guajira gibt es nicht nur ein Problem mit der Trockenheit. Es ist eine Region, in der es eine soziale Krise gibt. Unlängst hatte sich die dortige 59. Kampffront der FARC-EP „Resistencia Guajira“ in einem Kommuniqué an die Bevölkerung gewandt und ihre Solidarität erklärt. Darin legt die 59. Kampffront offen, dass nicht nur die Trockenheit, sondern vor allem die Regierung Schuld an der derzeitigen Situation der Bevölkerung in La Guajira hat.

So drückt sich die soziale Krise in mehreren Punkten aus. „Sein Defizit in Wohnraum, Straßen, Gesundheitsstützpunkten, Arbeit, Wasser zum täglichen Gebrauch, öffentliche Dienstleistungen zwischen anderen führen bei denjenigen Sektoren zu Krankheiten, Hunger und Tod, die am verletzlichsten sind, welches Bauern, Indigenas, Kinder, Alte und schwangere Frauen sind; ohne dass von Seiten der Regierung Lösungen erscheinen, die scheinheilig bei den Wahlen versprochen wurden.“

Die Provinz La Guajira ist eine der Provinzen in Kolumbien, in der Kohle gefördert und exportiert wird. Hier geht es laut dem Nationalen Planungsamt um einen Wert von 411.000 Millionen kolumbianische Pesos. Nicht zu Unrecht stellt sich die Frage in dem Kommuniqué der FARC-EP: „Wohin werden die ganzen Ressourcen verschwinden, während die Kinder La Guajiras weiterhin an Hunger und Unterernährung leiden bis sie krank werden oder sterben und während die allgemeine Bevölkerung in Misere lebt?“

Diese Ressourcen und Gewinne strahlen nicht in soziale Investitionen oder in den Wohlstand der Bevölkerung zurück. Stattdessen wird die Natur verschmutzt und zerstört und den Menschen die Lebensgrundlage geraubt. In Studien wird immer wieder daraufhin verwiesen, in welchem Zusammenhang die Kohleförderung und die Umweltverschmutzung sowie das Absinken des Wasserspiegels stehen. Hauptverantwortlich für die Ausbeutung der Kohle und demzufolge auch für die Misere der Menschen ist der Konzern „El Cerrejón“.

Ein anderes Problem ist der konzentrierte Landbesitz in wenigen Händen und die Zuarbeit der Paramilitärs bei den wirtschaftlichen Interessen von Großgrundbesitzern und transnationalen Konzernen. Für die wirtschaftlichen Interessen wird die lokale Bevölkerung gewaltsam von ihrem Land vertrieben und das Land anschließend über zwielichtige Eigentumstitel den Konzerne oder Großgrundbesitzern angeeignet.

„Die farianischen Guerilleros solidarisieren sich mit dem Leiden des Volkes von La Guajira und fordern sie auf, mit der FARC-EP bei der Suche nach einem neuen Kolumbien und sozialer Gerechtigkeit zu kämpfen. Volk von La Guajira: Steht auf und kämpft!” Heißt es in den Schlussworten des Kommuniqués des Zentralstabs der 59. Kampffront „Resistencia Guajira” des Militärblocks Martin Caballero der FARC-EP im Juli 2014. 

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Bolívar – Ein Kontinent, eine Welt und ein Ziel

Unser Amerika hat große Visionen und bereits heute eine große Rolle für die Befreiungsbewegungen in der Welt gespielt. Auch derzeit finden in den verschiedensten Ländern soziale und politische Kämpfe statt, um die Unabhängigkeit – heute vom Neokolonialismus und Neoliberalismus – zu erkämpfen. Wir sind dazu verpflichtet, auch auf den anderen Kontinenten die Menschen zu überzeugen und zu unterstützen, für ihre gerechte Sache zu kämpfen. Dies bedeutet nicht nur in Kolumbien oder in Lateinamerika, die Ungerechtigkeit zu beseitigen, Freiheit zu fordern und die Demokratie zu stärken, sondern auch die Einheit nicht aus den Augen zu verlieren. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass den Worten auch Taten folgen müssen und Simón Bolívar hat uns gezeigt, dass wir die Geschichte schreiben können. Simón Bolívar ist das Symbol unseres Amerikas, seine Stimme und sein Licht der vor uns liegende Weg.

Am 24. Juli 1783 wurde Simón Bolívar geboren, der Vater der Unterdrückten und Ausgebeuteten in Lateinamerika. Heute mehr denn je, in Zeiten des Neoliberalismus mit all den politischen und sozialen Problemen, gilt es, das Erbe des „Libertadors“ zu verteidigen und die Ideen aufleben zu lassen, für die er stand: Einheit, Freiheit und Gerechtigkeit. Diese Ideen sind unser Beispiel, warum es sich lohnt weiter zu kämpfen. In einer Zeit, in der hegemoniale Mächte mit militärischen, politischen und wirtschaftlichen Mitteln versuchen große Teile der Welt zu unterdrücken, haben die Begriffe von Einheit, Freiheit und Gerechtigkeit eine besondere Bedeutung. Der Kampf unserer Völker für einen sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Wandel beruft auf eine seiner wichtigsten Ursprünge: Das Vermächtnis eines der größten Befreiungskämpfer und Ideengeber unseres Amerikas. Und nicht nur wegen dem Kampf in Kolumbien, sondern auch wegen der Kämpfe in anderen Ländern Lateinamerikas und der Welt können wir sicher sein, dass der bolivarische Gedanke lebendiger ist als je zuvor.
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Joaco in Freiheit!

Nach drei Jahren und drei Monaten wurde letzte Woche der linke und kritische Journalist Joaquín Pérez, Direktor vom Nachrichtenportal ANNCOL, aus der Haft entlassen.

Am 12. April 2011 wurde Joaquín auf dem internationalen Flughafen in Venezuela festgenommen und vier Tage später an Kolumbien ausgeliefert. Im Oktober verurteilte ihn ein Sondergericht zu acht Jahren Haft verurteilt. Anwälte und Journalisten kritisierten das Verfahren und das Urteil als konstruiert und ungerecht. Joaquín wurde vorgeworfen, international für die FARC-EP zu agieren. Schlüssige Beweise konnten nie vorgelegt werden und mehrmals mussten Beweise wegen Mängel und Fälschung zurückgezogen werden. Sein Anwalt Rodolfo Ríos konnte nun seine sofortige Freilassung erwirken. Derzeit befindet sich Joaquín in seinem Heimatland Schweden.
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Brief an den kolumbianischen Kongress

Mit einem Brief haben sich die beiden Oberkommandierenden der Guerillagruppen Timoleón Jiménez (FARC-EP) und Nicolás Rodríguez B. (ELN) an die Kongressabgeordneten gewandt. In dem Brief wenden sie sich an den Kongress, der seine legislative Periode am 20. Juli begonnen hat und stellen die historische Verantwortung der Abgeordneten in den Vordergrund, um sich für den Frieden als Recht der Kolumbianer und nicht nur für die Interessen einer privilegierten Minderheit einzusetzen.

Die beiden Oberkommandierenden machten dabei deutlich, über die Auswirkungen der neoliberalen Gesetzgebung nachzudenken, die fatale Folgen für die Armen hätte, die die Mehrheit des Landes darstellen. Viele Personen sind von der politischen Beteiligung ausgeschlossen, die Militarisierung, Klientelismus und Korruption müsse beendet werden und stattdessen solle mehr die Gesundheits-, Bildungs-, Kultur-, Wohnungs- und Sozialpolitik sowie eine würdevolle Bezahlung der Arbeit im Vordergrund stehen.

„Die Wirtschaft produziert mehr Tote als der Krieg“, so Timoleón Jiménez und Nicolás Rodríguez B. „Die Opfer der Wirtschaftspolitik, über die man nie redet, fordern auch Wahrheit, Gerechtigkeit, Entschädigung und ein nie wieder.“ Wenn man über die Opfer spricht, darf man nicht vergessen, dass es systematische Gründe gibt, wenn ein privilegiertes Regime einer Minderheit seinen Status Quo beibehalten will. Es müsse eine alternative Politik von unten geschaffen werden. „Lassen sie uns sagen, dass der Frieden nicht von einer einzelnen Person, einer Partei, nicht von einer Regierung, sondern von der Gesellschaft als Ganzes abhängt.“
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250 Beiträge für Kolumbien

Seit mehr als drei Jahren arbeitet das Solidaritätskollektiv Kolumbieninfo und veröffentlichte in diesem Zeitraum 250 Beiträge über die politische und soziale Situation in Kolumbien sowie über die aufständische Bewegung FARC-EP.
Wir verstehen uns als politische und solidarische Menschen, die sich in kritischer, aber doch parteiischer Art und Weise, solidarisch mit dem Kampf der aufständischen Bewegung für Frieden, soziale Gerechtigkeit und ein neues Kolumbien zeigen.

Durante más de tres año esta trabajando el red de solidaridad Kolumbieninfo y publicó en este período 250 artículos sobre la situación política y social en Colombia, así como el movimiento insurgente de las FARC-EP.
Nos consideramos como personas políticas y solidarias en forma crítica pero partidista para mostrar nuesta solidaridad con la lucha del movimiento insurgente, la paz, la justicia social y una Nueva Colombia.

Die Wurzeln des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien liegen in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich die Oligarchien des Landes in zwei konkurrierenden Parteien, der liberalen und der konservativen konzentrierten und sie die Parteien als Schaltzentralen für ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen nutzten. Divergenzen in den Interessen wurden von der Oligarchie auf kriegerischem Wege und auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen. In den 1930er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden neue politische Bewegungen, die die monopolistische Rolle der Oligarchie in Frage stellten: Es entstanden die ersten Gewerkschaften und auf dem Land begannen die Kleinbauern und Landarbeiter mit Protesten gegen die ungerechte Landverteilung und ihre Arbeits- und Lebensbedingungen. Ab 1948 wütete in Kolumbien die Violencia, eine Phase der Gewalt, die ihre Hauptursachen in den Elitenkämpfe innerhalb der Oligarchie um Politik und Wirtschaft sowie in der ungeklärten sozialen Frage zu liegen hatte.

Die Bauern suchten in den entlegenen Gebieten, in den zentralen und östlichen Kordilleren, Schutz und bildeten ein Netz von Selbstverwaltung und Selbstverteidigung. Dabei wurden sie von der Kommunistischen Partei Kolumbiens unterstützt. Um ihr Herrschaftsmonopol wiederherzustellen, versuchte der Diktator Rojas Pinilla und später die beiden traditionellen Parteien der Oligarchie, nun zusammengeschlossen in der Frente Nacional (Nationale Front), die Selbstverwaltungsgebiete der Bauern militärisch zu zerstören. Die Bauern, seit Jahrzehnten unter Repression und Verfolgung lebend, bildeten nun aus den losen Selbstverteidigungsverbänden eine schlagkräftige Guerilla mit dem Ziel, für Frieden, soziale Gerechtigkeit und ein neues Kolumbien zu kämpfen. Die FARC-EP war entstanden und mit ihr eine über 50 Jahre alte Tradition des Widerstandes gegen die Oligarchie und ihre Repression.

Mit den Jahren entstand auch in Europa eine Solidaritätsbewegung der FARC-EP die ihre Arbeit im Kontext des Entstehens der Internationalen Kommission der FARC-EP in den 1990er Jahren begann. Höhepunkte der Solidaritätsarbeit waren der Friedensprozess zwischen der Regierung und der aufständischen Bewegung 1999-2002. In jenem Zeitraum wurde die Resistencia International, die Zeitschrift des Sekretariats der Guerilla, auch in deutscher Sprache publiziert. Mit der Ächtung und Verfolgung der Guerilla als terroristische Organisation erhielt die Solidaritätsarbeit und die Arbeit der Internationalen Kommission der FARC-EP einen schweren Schlag. Die Streichung der Guerilla aus der sogenannten „schwarzen Liste“ stellte ein Hauptanliegen dar.

Doch der Kriminalisierung und Delegitimierung zum Trotz, ließ sich die Solidaritätsbewegung nicht einschüchtern. Immer wieder fanden Infoveranstaltungen im Zuge der militärischen Aufrüstung des sogenannten „Plan Colombia“ statt, wurde die politische Gewalt und Unterdrückung der Linken thematisiert sowie über den politisch-militärischen Kampf in Kolumbien diskutiert. Ende der 2000er Jahre baute die Guerilla ihre politischen und militärischen Fähigkeiten aus und konzentrierte viele Kräfte in die politische Arbeit mit den sozialen und politischen Bewegungen. Heute ist die Guerilla, nach einer Schwäche im Zuge der weitreichenden (Para-)Militarisierung, wieder mitten in der Gesellschaft angekommen. Davon zeugen die zahlreichen sozialen Proteste, aber auch der Friedensprozess in Kuba.

Das Kollektiv Kolumbieninfo griff diese neue Phase auf und versuchte, nach einer etwas ruhigen Zeit der Solidaritätsarbeit, mittels Nachrichten über die soziale und politische Situation sowohl in Kolumbien, als auch generell der FARC-EP, zu informieren. In der europäischen Linken ist der bewaffnete und soziale Konflikt in Kolumbien wieder präsent. Vorurteile, geschürt durch die Massenmedien und gezielte Propaganda der kapitalistischen Regierungen, konnten abgebaut werden. Und darin liegt auch eine der Hauptaufgaben: Eine Gegeninformation zu dem rechten Mainstream darzustellen, der versucht, der Guerilla die politische Legitimation abzusprechen und jeglichen sozialen Protest gegen die neoliberale Politik zu kriminalisieren. Das Kolumbieninfo mit der Gegeninformation richtig liegt, zeigt sich in den zahlreichen Meldungen die das Kollektiv bekommt. Natürlich ist jegliche Unterstützung willkommen, damit auch noch weitere 250 Beiträge entstehen…

Venceremos – Wir werden siegen!

Raus aus der schwarzen Liste!

Für ein neues Kolumbien!
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