Parteidelegation besucht Gefängnis La Picota

Am 20. Dezember besuchte eine Delegation der ehemaligen FARC-EP, heute in der Partei Comunes organisiert, ihre Genossen, die unter politischen Vorwürfen wie der Rebellion noch immer in der Haftanstalt LaPicota inhaftiert sind. Während des Treffens konnte die Delegation der politischen Partei eine Werkstatt besichtigen, in der eine große Vielzahl von Handwerksprodukten hergestellt werden, mit denen die politischen Gefangenen in diesem Jahr an einer großen Kunstausstellung teilnahmen. Der Besuch fand im Rahmen einer Dezember-Kampagne der Solidarität und Unterstützung für politische Gefangene in Kolumbien statt. Das Gefängnis La Picota liegt im Süden von Bogotá und ist eines der größten Gefängnisse im Land. Es hat Trakte der mittleren und hohen Sicherheit sowie eine Kapazität von fast 3000 Personen.

Dieses Projekt vereint die Anstrengungen und den Willen nach Frieden der politischen Gefangenen der ehemaligen FARC-EP und der sozialen Gefangenen, die im Trakt 6 dieses Haftzentrums zusammenleben. Laut der Partei ist es ein lebendiger Beweis für Versöhnung und das Engagement für den Aufbau des Landes. Das Treffen diente auch, die Beschwerden und Forderungen der Gefangenen anzuhören und ihnen die Arbeit zu erläutern, die in diesem Jahr von der Rechtsgruppe und anderen Personen, die sich für den unermüdlichen Einsatz für ihre Freiheit engagieren, geleistet wurde. Die Wirklichkeit sieht jedoch etwas anders aus.

Acht Jahre seit der Unterzeichnung des endgültigen Friedensabkommens sind viele ehemalige Guerilleros, auch Friedensunterzeichner, die begnadigt und amnestiert werden sollten, immer noch inhaftiert. Trotz dieser Situation organisieren sie sich weiterhin und behalten ihr Engagement, sich dem Frieden und einer anderen Gesellschaft zu verschreiben. Aus den Gefängnissen heraus haben diese Personen Räume geschaffen, die Versöhnung fördern und Chancen für alle schaffen. Ihre Arbeit spiegelt ein festes Engagement für die Werte des Friedens und der sozialen Transformation wider, gibt die Delegation bekannt. Der Besuch kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Umsetzung des Friedensabkommens in diesem Punkt am Scheitern ist.

Das endgültige Friedensabkommen von 2016 ist neben der Entwaffnung der Guerilla und der Amnestie eben auch die Verantwortung der Regierungen, die Einhaltung des Vereinbarten durchzusetzen und zu kontrollieren. Dagegen spricht die Zahl von noch Hunderten politischen Gefangenen und eine anhaltende Repression gegen linke Aktivisten. Zudem sind die Haftbedingungen alles andere als menschenwürdig. Überbelegung, fehlende Nahrungsmittel und Gesundheitsfürsorge sowie Korruption und Gewalt prägen das kolumbianische Gefängnissystem. Gerade La Picota wird in vielen Trakten von der organisierten Kriminalität kontrolliert, es gab über 100 Morde im vergangenen Jahr.

 

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Die Strukturen des Zweiten Marquetalia im Osten

In einem Kommuniqué des Zweiten Marquetalia – Bolivarische Armee, dass im Kontext einer Denunziation einer anderen bewaffneten Gruppe herausgebracht wurde, wird deutlich, wie diese Organisation in der Nachfolge der FARC-EP unter dem Oberkommando von Iván Márquez im Osten Kolumbiens geschwächt wurde. Im Osten Kolumbiens kämpfen vor allem drei Nachfolgeorganisationen der FARC-EP um politisch-militärischen Einfluss, darunter auch die beiden auseinander dividierten Organisationen des ehemaligen Zentralen Generalstabs der FARC-EP. Aktuell gibt es hier die Fronten unter dem Kommando von alias Calarcá und noch einige verbliebene Strukturen unter dem Kommando von Mordisco, letzterer im Kriegszustand mit der kolumbianischen Regierung.

In dem Kommuniqué wird denunziert, dass eine andere bewaffnete Struktur das Akronym des Zweiten Marquetalia in Puerto Lleras und Umgebung verwendet. Es folgt die Distanzierung von der wirtschaftlichen und steuerlichen Erpressung und Eintreibung von Revolutionssteuern bei Bauern, Händlern und Viehzüchtern. Anschließend erfolgt eine Auflistung der Strukturen des Zweiten Marquetalia in Caquetá, Cundinamarca, Huila, in der Karibik und im Osten Kolumbiens. Hierin wird deutlich, dass formal zwar Strukturen aufgezählt werden, diese aber politisch-militärisch kaum eine Rolle spielen. Hierzu zählen die Milizen der 53. Front Édison Romaña, welche vor allem in Meta und Cundinamarca operierten. Hier ist seit einiger Zeit kein öffentliches Auftreten der Struktur bekannt, nachdem es zu Operationen der staatlichen Sicherheitskräfte kam.

In der Auflistung erfolgt die vor allem größte Struktur, die Front Acasio Medina, die an der Grenze zu Venezuela im tiefen Osten des Landes agiert. Erwähnung findet die Kompanie Marcos Aurelio Buendía, die in Caquetá agiert, sowie die wohl derzeit noch aktivste Struktur, die Kolonne Teófilo Forero, die ursprünglich mal aus zwei Kommissionen bestand, wo es aber Vermutungen gibt, dass sich diese durch Angriffe der FARC-EP unter Calarcá und durch Operationen der staatlichen Sicherheitskräfte reduziert haben. Die zwei Kommissionen hießen Fernando Díaz und Sonia la Pilosa, wobei die Teófilo Forero durchaus aktiv ist und zuletzt ohne Erfolg versuchte, ihr Einflussgebiet im Süden Huilas und Caquetás zu erweitern.

Des Weiteren werden in dem Kommuniqué die Kolonne Acacio Pardo aus Arauca, die Kolonne Vladimir Estiven aus Meta und die Kolonne Jesús Santrich aus dem Nordosten in Cesar erwähnt. Ähnlich wie im oben beschrieben Fall der 53. Front, die derzeit inaktiv bzw. nicht existent erscheint, wird auch das Kommando Danilo García, die einst in Catatumbo agierten, nicht mehr erwähnt. Auch hier ist davon auszugehen, dass es diese Struktur nicht mehr gibt. Auch die Kolonne Acacio Pardo im nordöstlichen Arauca ist kaum in der Öffentlichkeit wahrzunehmen, auch wenn sie im Kommuniqué auftaucht. Geschwächt ist das Zweite Marquetalia vor allem durch die Division mit den Bolivarischen Grenzkommandos und der Guerillakoordination des Pazifiks, die sich unter ihrem neuen Namen Nationalkoordination – Bolivarische Armee zusammengeschlossen, um mit der Regierung zu verhandeln. Durch diesen Weggang verlos das Zweite Marquetalia und Iván Márquez mehr als zwei Drittel ihrer militärischen Stärke.

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Kein Frieden zu den Feiertagen

Aus verschiedenen Regionen des Landes werden teils schwere Kämpfe zwischen den staatlichn Sicherheitskräften und der FARC-EP unter dem Oberkommando von Iván Mordisco gemeldet. Dieser Teil der FARC-EP, auch Zentraler Generalstab genannt, steht im Krieg mit der kolumbianischen Regierung, während die Strukturen unter Calarcá weiter verhandeln wollen. Seit Donnerstagabend werden schwere Kämpfe aus der ländlichen Gegend von Cajibío in Cauca gemeldet, wo die Front Jaime Martínez Einheiten der Armee mit modernen Waffen und auch Drohnen angegriffen haben soll. Dabei sollen sich Soldaten in dem kleinen Ort Ortega mang der Häuser verschanzt haben, weshalb die Zivilbevölkerung über drei Tage Leid tragen musste, da die Guerilla daher den Ort unter Beschuss nahm, um die Soldaten zu treffen. Bisher ist von mindestens einem toten Soldaten die Rede, deren Leichnam bereits mittels des Internationalen Roten Kreuzes übergeben wurde.

Es ist eine gewaltsame Woche für die Provinz Cauca und das inmitten der Feiertage. Vor zwei Tagen wurden auch Kämpfe zwischen der Dritten Division und der Front Dagoberto Ramos gemeldet. Auch diese Front ist Teil des Westblocks Kommandant Jacobo Arenas, die im Südwesten agieren und bisher in keinen Friedensverhandlungen stehen. Auch einen temporären Waffenstillstand über die Feiertage gibt es nicht, der häufig von den aufständischen Organisationen als Friedenswillen ausgerufen wird. Seit mehreren Monaten versuchen die Armee und Polizei die Strukturen der Guerilla aufzureiben. Bei Kämpfen in der nordöstlichen Provinz Arauca zwischen Einheiten der FARC-EP und der 18. Brigade der Armee wurden ebenfalls mindestens zwei Soldaten getötet und weitere verletzt. Dies geschah im ländlichen Gebiet von Puerto Rondón.

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Geschenke der Guerilla im Zentrum der Macht

Verschiedene Strukturen der FARC-EP, sowohl unter dem Kommando von Calarcá als auch von Mordisco, haben in verschiedenen Landesteilen Geschenke vor allem an junge Menschen verteilt. Während es in Regionen, wo die Guerilla präsent ist, völlig normal ist, sorgten Fälle aus der Großstadt Cúcuta und auch aus der Hauptstadt Bogotá für Aufsehen. „Dies ist eine Geste des Friedens des Teils der Friedensdelegation der FARC-EP der 33. Front unter dem Kommando von Richard, Jhon Mendoza und Andrey, die mit der kolumbianischen Regierung verhandelt“, wurde beim Verteilen der Geschenke mittel Megaphon verkündet. Mehrere Personen aus dem Umfeld der 33. Front verteilten mitten im Zentrum von Bogotá, konkret an der Carrera Séptima mit der Avenida Jiménez, Weihnachtsgeschenke.

Verteilt wurden die Geschenke mit einem orangefarbenen Flugblatt, auf dem Fotos von mehreren Mitgliedern einer der Fraktionen der FARC-EP unter Calarcá, die derzeit mit der Regierung von Präsident Gustavo Petro Friedensgespräche führen. „Die FARC-EP wünschen ihnen frohe Weihnachten. Für Frieden mit sozialer und ökologischer Gerechtigkeit“, hieß es auf den Geschenken. Es heißt, dass auch Mitglieder der Föderation der Universitätsstudenten Kolumbiens, der Antifaschistischen Befreiungsbrigade und anderer linker Gruppen aus Bogotá anwesend waren. Die Personen, quasi eine Brigade, die die Feier organisierten, veranstalteten auch Wettbewerbe mit Kindern, bei denen mehr Geschenke verteilt wurden, wenn sie beantworteten, was für sie der Frieden sei.

„Diese Brigade hat das Ziel, eine Botschaft der Solidarität und des Friedens zu verbreiten. Dies ist unsere Art zu zeigen, dass wir von den politischen Akteuren, die in unserem Land tätig sind, einen realen Einsatz fordern, damit es einen dauerhaften Frieden mit sozialer Gerechtigkeit gibt“, ist in einem Video zu hören. Auch in Cúcuta, der Hauptstadt von Norte de Santander, wurden von der 33. Front Geschenke an Kinder und die Gemeinschaft im Stadtteil Los Estoraques verteiltet. Zudem wurden auch Geschenke von Strukturen aus dem Westblock Jacobo Arenas unter dem Kommando von Mordisco an viele Menschen verteilt. Diese Strukturen stehen jedoch im Kriegszustand mit der Regierung. Medien berichten, dass ferner unzählige Transparente mit Losungen der Guerilla und Weihnachtsgrüßen in vielen Landesteilen angebracht wurden.

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Zweites Marquetalia geschwächt

Festnahmen und Kämpfe haben das Zweite Marquetalia – Bolivarische Armee in den Provinzen Caquetá und Huila kurz vor dem Jahreswechsel bedeutend geschwächt. Seit geraumer Zeit versucht das Zweite Marquetalia unter dem Oberkommando von Iván Márquez seine Präsenz in Huila und Caquetá auszubauen, was jedoch nun wesentlich verhindert wurde. Aktuell soll der Anführer der Kommission „Óscar Mondragón“ der Kolonne Teófilo Forero des Zweiten Marquetalia dabei ausgeschaltet und sechs weitere Guerilleros festgenommen worden sein. Dies ereignete sich in der ländlichen Region von Acevedo im Süden Huilas.

Diese Struktur, die aus der Region El Pato in der Provinz Caquetá kommt und ursprünglich unter dem Namen „Sonia La Pilosa“ der alten FARC-EP agiert hat, versuchte seit geraumer Zeit über die östliche Kordillere und die Gemeinde Rivera nach Süden vorzustoßen. Eine weitere Operation der Polizei und des Militärs fand in der ländlichen Zone der Gemeinde Florencia, Provinz Caquetá, statt. Während des bewaffneten Zusammenstoßes mit den Mitgliedern dieser Struktur des Zweiten Marquetalia wurden zwei Guerilleros festgenommen.

Bei dem Anführer soll es sich um alias Arley handeln, der die Kommission im Süden Huilas anführte. Der Mann war Mitglied der 17. Front mit dem Namen Angelino Godoy der alten FARC-EP, die sich 2016 demobilisierte. Diese Front operierte im Norden Huilas. Später war er Teil der Mobilen Kolonne Teófilo Forero. Er war ein vertrauter Mann von Hernán Darío Velásquez Saldarriaga, alias El Paisa, dem Kommandanten dieser Struktur, der im Dezember 2021 getötet wurde. Arley wurde 2020 gefangen genommen, konnte aber ein Jahr später aus dem Gefängnis fliehen.

Das Zweite Marquetalia ist bereits intern sehr geschwächt, denn im November wurde die Abspaltung von zwei großen Strukturen im Süden aus dem Zweiten Marquetalia bekannt. Die „Coordinadora Guerrillera del Pacífico“ und die „Comandos de la Frontera“, unter dem Kommando von Walter Mendoza, spalteten sich ab, weil sie weiterhin Friedensgespräche mit der Regierung führen wollen. Im Gegensatz dazu zeigt sich die von Iván Márquez geführte Fraktion weniger interessiert an Friedensgesprächen und scheint derzeit nicht nur politisch, sondern auch militärisch geschwächt.

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Vorgezogene Weihnachten auf dem Land

Am vergangenen 21. Dezember ist für die ländliche Bevölkerung in der Region Catatumbo bereits Weihnachten gewesen. Geladen hatte die 33. Front der FARC-EP genauer gesagt des Zentralen Generalstabs der Blöcke und Fronten. Dies ist die FARC-EP unter dem Oberkommando von Calarcá, die sich weiterhin im Friedensprozess mit der kolumbianischen Regierung befinden. Kommandant der 33. Front ist Andrey Avendaño, die über rund 120 Guerilleros und bedeutend mehr Milizionäre verfügt sowie in der Region Catatumbo in der Provinz Norte de Santander operiert.

Sieben Monate nach der Einweihung eines Gesundheitszentrums in der ländlichen Gegend von Tibú, ebenfalls in der Region Catatumbo, kündigte die FARC-EP ein neues soziales Projekt in der Region an. Diesmal ging es um eine Straße, die die Gemeinden Sardinata, Bucarasica und Ábrego verbindet. In der Einladung, die über die sozialen Netzwerke verbreitet wurde, hieß es, dass es bei dieser Übergabe „Essen, ein Mikrofußballspiel für Männer und Frauen und Musik“ geben wird. Der Termin für die Übergabe des Straßenprojektes war der vergangene Samstag, der 21. Dezember.

Damit unterstreicht die Guerilla ihre wichtige Funktion in einigen ländlichen Teilen Kolumbiens. Der Staat ist nur wenig oder gar nicht präsent und so übernimmt die Guerilla staatliche Funktionen in politischen, sozialen uns justiziellen Bereichen. Dazu gehört auch der Aufbau einer Infrastruktur, die der Bevölkerung zu Gute kommt. Das Auftreten der unterschiedlichen Strukturen der FARC-EP hängt dabei stark von der Kommandoebene ab. So ist Andrey Avendaño als politischer Kommandant bekannt, was sich auch auf das Auftreten der 33. Front in der Region Catatumbo auswirkt.

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Kämpfe in Cauca und Huila

Bei schweren Kämpfen in der ländlichen Gegend zwischen den Provinzen Cauca und Huila sind laut diverser Medienberichte, aber auf Grundlage der Armee, mehrere Zivilisten verletzt sowie Guerilleros der FARC-EP getötet und zahlreiche festgenommen worden. Zudem wurde Material wie Waffen und Kommunikationsmittel der Guerilla sichergestellt. Bei den stundenlangen Kämpfen soll es sich um eine Militäroperation gegen die Front Hernando Gonzalez Acosta der FARC-EP unter dem Oberkommando von Iván Mordisco handeln.

Bei der Militäroperation soll auch der Kommandant der Front alias Sebastián getötet worden sein, der zweite Kommandant der Front soll gefangengenommen sein. Sollten sich die Meldungen bewahrheiten, dann dürfte die Front damit stark geschädigt sein. In der derzeitigen Lage der FARC-EP unter Iván Mordisco und dem anhaltenden Druck von Militär und Polizei ist die Front und auch der Zentralblock Isaías Pardo der FARC-EP enorm geschwächt. Der Zentralblock und der Westblock befinden sich im Krieg mit der kolumbianischen Armee und verweigern bisher Friedensverhandlungen.

Intern gab es in den beiden Blöcken der FARC-EP zuletzt Auseinandersetzungen über den politischen Weg der FARC-EP. Einige Kommandierende sehen durch die langanhaltenden Militäroperationen ihre Strukturen geschwächt und fordern ein Umdenken des Oberkommandierenden. Sie wollen wieder in Gespräche mit der kolumbianischen Regierung treten, alleine auch, um ihren Einfluss in den Territorien beizubehalten. Die Armee konnte in vielen Regionen die Initiative zurückgewinnen, die Guerilla scheint nur noch wenig entgegenzusetzen.

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Solidarität mit politischen Gefangenen

Die Partei Comunes, herausgegangen aus der alten FARC-EP, die sich im Friedensabkommen von 2016 demobilisiert hat und politisch noch kurze Zeit für festgelegte Sitze im Parlament und Senat vertreten ist, initiiert zu Weihnachten und Jahresende eine Kampagne der Solidarität und Unterstützung für politische Gefangene in Kolumbien. Die Partei ruft über ihre sozialen Kanäle dazu auf, vor allem Geld zu spenden. Dies soll über Nequi geschehen, welche App wie ein digitales Bankkonto, funktioniert und mittel Handy Geld transfiert werden kann.

In der Botschaft an die Öffentlichkeit heißt es bezüglich der Kampagne: „In dieser Zeit des Jahres, in der wir mit Freunden und Familie zusammen sind, führen wir eine Solidaritätskampagne mit unseren Genossen durch, die noch in den Gefängnissen des Landes sitzen. Wir vergessen sie nicht und setzen uns jeden Tag für ihre Freiheit ein. Wir bitten alle Freunde des Friedens und alle, die die Menschenrechte schützen, sich aktiv an dieser Kampagne zu beteiligen“, so die Partei Comunes.

In Kolumbien gibt es rund 1300 politische Gefangene. Eine genaue Anzahl ist jedoch schwierig zu beziffern, da häufig die Haftgründe unklar sind und es auch eine Frage der Definition ist. Die meisten der 1300 politischen Gefangenen sind Menschen, die zu den Waffen gegriffen und Teil der aufständischen Bewegung waren. Rund 50 bis 60 Inhaftierte gehören zur sogenannten „Ersten Linie“ (Primera Línea), die Teil von großen sozialen und politischen Protesten waren. Die Bedingungen im Gefängnis sind prekär. Überbelegung, Zugang zu medizinischer Versorgung, fehlende Nahrungsmittel, Isolation und Übergriffe von Paramilitärs oder Wächtern gehören zum Alltag.

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Öffentlichkeitsarbeit im revolutionären Kampf

Der Zentrale Generalstab der Blöcke und Fronten der FARC-EP, der unter dem Oberkommando von alias Cordoba Calarcá steht, hat sich in den letzten Tagen auffallend häufig in großen nationalen Medien präsentiert. So ist mit Calarcá selbst ein Interview in der großen Tageszeitung El Espectador geführt worden, bei dem er in seiner angestammten Region zwischen Caquetá und Meta in der Landgemeinde San Vicente del Caguán aufgesucht wurde. Außerdem erschien ein Interview der konservativen Journalisten Salud Hernández-Mora in der Region Catatumbo mit dem Kommandanten der 33. Front, Andrey Avendaño. Dieser war Teil des Verhandlungsteams der FARC-EP und einer der Protagonisten in der Spaltung der Guerilla. Damit versucht die FARC-EP, die noch in Gesprächen mit der Regierung steht, auch medial ihr politisches Interesse zu vertreten, wenn gleich in Kolumbien und auch bei uns im Portal Kolumbieninfo die Diskussionen um politische Legitimation der Guerilla, hier im Besonderen der verschiedenen Fraktionen der FARC-EP, zunehmen.

Wir sind schon länger nicht mehr der Meinung, dass eine nationale Guerilla aufgebaut werden kann und sich der Konflikt, dessen Ursachen nachvollziehbar sind (Konflikte um Land, soziale Ungleichheit, fehlende Umsetzung des Friedensabkommens, Armut, Korruption, fehlende staatliche Präsenz für die Allgemeinheit, usw.) vor allem in der Präsenz kleiner, in lokalen Fronten verstreuten Strukturen und Einheiten ausdrückt. Zwar wird formal damit argumentiert, gemeinsame politische Interessen zu vertreten, doch eine gemeinsame politische Agenda, ein gemeinsamen politisch-militärischen Kommando und ein gemeinsames Auftreten nach Außen ist eher weniger geworden. Stattdessen bestimmen Autonomie der Strukturen und Auseinanderfallen bei geringen Abweichungen den Alltag. Der Konflikt ha sich von einem ideologischen Aufstandskampf zu einer Vielzahl fragmentierter, regionalisierter Auseinandersetzungen entwickelt, die stark von der illegalen Wirtschaft beeinflusst sind.

Viele Fronten und Strukturen der FARC-EP operieren in einem Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Motiven und lokalen Interessen, da diese Gruppen einen politischen Diskurs pflegen, der ihre Existenz und ihre Aktionen rechtfertigt, wie etwa den Kampf gegen den Paramilitarismus oder die Verteidigung der ländlichen Gemeinden. In der Praxis jedoch ist ein Großteil ihrer Aktivitäten auf illegale wirtschaftliche Aktivitäten wie Drogenhandel, Erpressung und illegalen Bergbau ausgerichtet. Obwohl sie in einigen Gebieten in Kommuniqués und Videos ihre Darstellung des politischen Widerstands beibehalten, stammt ein erheblicher Teil ihrer Ressourcen aus gewalttätigen Aktionen gegen die Gemeinschaft. Dies müssen wir als Portal Kolumbieninfo anerkennen, auch wenn nach Außen die Guerilla durch Infrastrukturmaßnahmen, Sanitätsbrigaden, Geschenke an Kinder, Bau von öffentlichen Einrichtungen usw. ihren Anschein einer revolutionären Aufstandsbewegung erkennen lassen will.

Sowohl das Zweite Marquetalia – Bolivarische Armee, als auch der Zentrale Genralstab, hier sind beide Fraktionen unter Calarcá und auch unter Mordisco gemeint, haben versucht, die ehemalige FARC-EP, die sich 2016 im Friedensabkommen entwaffnen ließ als kohärente aufständische Bewegung zu rekonfigurieren, sind jedoch mit großen Schwierigkeiten konfrontiert gewesen. Vor allem waren dies interne Widersprüche und Streitigkeiten zwischen den Kommandierenden über die Kontrolle von Territorium, Ressourcen und Friedensstrategien, die ihre Organisationsfähigkeit maßgeblich geschwächt haben. Diese Gruppen operieren auf atomisierte Weise mit lokalen Interessen und Zielen, die eine zentralisierte Struktur erschweren, was jedoch in einem starken Auftreten nach Außen von Wichtigkeit wäre. Die traditionelle soziale Basis der FARC-EP, wie z. B. die Bauern und die indigene Bevölkerung, ist nicht mehr bereit, einen langwierigen Krieg zu unterstützen. Diese Gemeinschaften haben während des Konflikts sehr gelitten und fordern nun Frieden und Entwicklung.

Wir beschreiben in den Zeilen unseren Widerspruch zur aufständischen Bewegung sehr drastisch, wollen damit auch ein wenig provozieren, aber zugleich erkennen lassen, dass wir intern in harten Diskussionen um die Zukunft stehen. Es wird zudem immer schwieriger, solidarisch aber kritisch zu gleich über die diversen Entwicklungen zu berichten, die Spaltungen, die Allianzen, die Ziele und Verfehlungen der verschiedenen Strukturen, die sich unter dem Dach, oder unter dem Anspruch eine Guerilla zu sein, versammelt haben. In der nächsten Zeit werden wir uns intensiv mit unserer weiteren Arbeit auseinandersetzen, die bisher, ebenso wie die Interviews – womit wir wider beim Anfang des Artikels wären – geprägt war von einer Gegenöffentlichkeit und kritischen Meinungsbildung zum revolutionären bewaffneten Kampf in Kolumbien.

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Geschenke für Kinder

Seit einigen Tagen versuchen Strukturen der FARC-EP im Norden der Provinz Cauca mittels Flugblätter und persönlicher Ansprachen von Geschäften und Händlern Geschenke für Kinder einzufordern. So sammelt unter anderem die Front Dagoberto Ramos des Westblock Kommandant Jacobo Arenas die unter dem Oberkommando von Iván Mordisco steht, Geschenke und fordern die Übergabe von Geschenken durch Ladenbesitzer. In einer Mitteilung der Guerilla heißt es, die Geschenke seien für Kinder zum Weihnachtsfest bestimmt. Je nach ökonomischer Situation des Ladens fordert man zwischen 100 und 200 zu übergebende Geschenke.

Die Nachrichte enthält zwar einen „revolutionären Gruß“ und es wird um „respektvolle und freundliche“ Zuwendungen gebeten, doch die Ladenbesitzer stehen mit der Aufforderung unter Druck, einen Beitrag für das Gemeinwohl leisten zu müssen. Es ist nicht unüblich, dass diese Praxis in den Territorien der FARC-EP angewendet wird, um Kinder und Familien ohne hinreichende Ressourcen zu Weihnachten mit kleinen Geschenken zu überraschen. Auch Sets für die Schule werden häufig gesammelt und an die Schulkinder verteilt. Die Abwesenheit des Staates sorgt dafür, dass die Guerilla „staatliche“ Aufgaben übernimmt und somit das Vertrauen der Bevölkerung gewinnt.

Aktionen wie Bau- und Infrastrukturmaßnahmen, hier der Bau von Straßen und Brücken, die Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen und die Organisation von Gesundheitsbrigaden zeigen, wie die Guerilla versucht, ihre territoriale Kontrolle zu konsolidieren und sich gleichzeitig als politischer Akteur zu positionieren. Im Oktober dieses Jahres übergaben zum Beispiel die Bolivarischen Grenzkommandos eine Fahrzeugbrücke in Ipiales, Provinz Nariño. Auch in der Provinz Cauca gab es Straßen- und Brückenbau mit Unterstützung der FARC-EP.

Nach der kürzlich erfolgten internen Spaltung des Zweiten Marquetalia der FARC-EP unter dem Oberkommando von Iván Márquez nimmt diese Organisation ihre territorialen Interventionen wieder auf und zwar mit einer Gesundheitsbrigade, die von der Kolonne Jesús Santrich durchgeführt wird. Bei dieser Gelegenheit wurden medizinische Hilfsgüter an Gemeinden verteilt und Freizeitaktivitäten mit Kindern durchgeführt, die sich je nach Standort der Kolonne in der Serranía del Perijá, einem Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Venezuela in der kolumbianischen Karibik, bewegt.

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Schwere Kämpfe im Süden Kolumbiens zwischen der Guerilla

Bei schweren Kämpfen durch verfeindete Guerillastrukturen an der Provinzgrenze zwischen Putumayo und Caquetá sind unzählige Guerillakämpfer getötet worden. Die Kämpfe begannen am Wochenende und zogen sich mehrere Tage hin. In dem territorialen Konflikt standen sich die Front Raúl Reyes, unter dem Kommando von alias Calarcá, und die Grenzkommandos unter dem aktuellen Kommando von Walter Mendoza gegenüber. Beide Strukturen stehen sich hier schon seit einigen Jahren kämpferisch gegenüber, teilweise auch mit anderen Akteuren wie der Front Carolina Ramírez, die unter dem Kommando von Iván Mordisco steht. Mindestens elf Leichen der Kämpfer, die unter anderem in der ländlich geprägten Gemeinde Puerto Guzmán (Provinz Putumayo) geborgen wurden, sind in die Großgemeinden nach Curillo und Solita in der Provinz Caquetá überführt worden. Meldungen von lokalen Personen gehen von bis zu 30 toten Kämpfern aus.

An gestrigen Mittwoch versicherte der Friedenskommissar Otty Patiño auf einer Pressekonferenz im Zentrum von Bogotá, dass sein Büro ein Treffen zwischen den Grenzkommandos, die Teil der neuen Struktur des Nationalen Koordinationsorgans der Bolivarischen Armee ist, einer Abspaltung zu Iván Márquez, und mit der Front Raúl Reyes, die zum Kommandierenden Calarcá Córdoba gehört, ermöglichen wird. Beide Strukturen befinden sich in unterschiedlichen Friedensgesprächen mit der kolumbianischen Regierung. Die Strukturen von Calarcá hatten sich dabei von Mordisco gelöst, um weiter in Freidensgesprächen bleiben zu können. Bei dem Treffen soll es um eine Deeskalation des Konfliktes in dieser Region gehen. Zeugenaussagen deuten darauf hin, dass die Leichen gravierende Verletzungen wie Enthauptungen aufweisen.

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Neues Portal des Zweiten Marquetalia

Die Guerillakommunikation ist ein Nachrichtenportal der FARC-EP, Zweites Marquetalia – Bolivarische Armee, welches kurz vor den Querelen um die Abspaltung zweier wichtiger Strukturen aus dem Süden Kolumbiens am 8. Oktober ihre neue Webseite https://smarquetalla-eb.com veröffentlicht hat. Das eigentliche Ziel war es, die Meinungen und Vorschläge des Zweiten Marquetalia für den Aufbau des Neuen Kolumbien zu verbreiten und die gerechten Volkskämpfe in Kolumbien und der Welt sichtbar zu machen. Nun ist alles anders gekommen und Iván Márquez hat sich ablehnend gegenüber dem aktuellen Friedensprozess und der Agenda gezeigt.

Was folgte war die Abspaltung zwei Strukturen, die vor allem militärisch ein großer Verlust für das Zweite Marquetalia darstellen dürfte. Umso wichtiger scheint es derzeit, dass die FARC-EP, Zweites Marquetalia, die sich nun Zweites Marquetalia – Bolivarische Armee (kurz SM-EB von Segunda Marquetalia – Ejército Bolivariano) nennt, eine eigene Gegen-Öffentlichkeit zu schaffen. Es ist kein Geheimnis, dass sich diese Guerilla um Iván Márquez in einer schweren Krise befindet. Der Verlust der Strukturen im Süden, aber auch der ermüdende Kampf gegen die FARC-EP unter Iván Mordisco sowie gegen die staatlichen und anderen Akteure sorgen für Verluste.

Um den Kämpfern, Anhängern und Sympathisanten noch näher zu kommen, wollen sie nun mittels der Webseite mit der Rubrik „Dialoge ohne Filter“ regelmäßig Interviews mit den Kommandanten und Mitgliedern der Einheiten der SM-EB zu veröffentlichen. Unter anderem steht dafür der Oberkommandierende selbst bereit. Sonst ist die Webseite mit zahlreichen Kommuniqués der Guerilla, Audio- und Videobeiträgen und anderen historischen Informationen bestückt. Auch die bekannten sozialen Kanäle werden neu bespielt. Damit ist das Zweite Marquetalia aber wie schon in der Vergangenheit zumindest medial und in der Öffentlichkeitsarbeit besser ausgerüstet, als die anderen verfeindeten Fraktionen der ehemaligen FARC-EP.

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