In Erinnerung an Manuel Marulanda Vélez

In einem Akt der Erinnerung haben Dutzende Guerilleros des Westblocks Kommandant Jacobo Arenas aus dem Südwesten Kolumbiens trotz des Drucks der staatlichen Sicherheitskräfte, nachdem der Waffenstillstand aufgekündigt wurde, dem 2008 verstorbenen Guerillahelden Manuel Marulanda Vélez gedacht. Seit seinem Tod wird in der kolumbianischen Guerilla dieser Tag des 26. März als internationaler Tag des universellen Rechts auf die bewaffnete Rebellion praktiziert. Dieser Tag, in Gedenken an den Tod des Genies des Guerillakrieges und der internationalen Solidarität Manuel Marulanda Vélez, soll Tag als ein Tag der Würde und des Kampfes gedacht werden.

In Kolumbien, majestätisch schön mit dem großen Kordilleren der Anden, seinen unterschiedlichen Klimazonen und seinem unglaublichen Reichtum an Flora und Fauna, ebenso reich an natürlichen Ressourcen und einer lebendigen Kultur, gibt es aber auch seit Jahrhunderten den Kampf um die Unabhängigkeit und die Verbesserung des Lebenssituation. Manuel Marulanda Vélez war einer der Helden des Kampfes um soziale Gerechtigkeit in Kolumbien. Er machte aus dem Einfachen eine Wissenschaft, die es noch heute anzuwenden gilt; er machte aus dem Einfachen eine der bis heute existierenden starken Guerillakräfte.

Er übertraf die strategischen, operativen und taktischen Fähigkeiten der Menschen der nationalen und ausländischen Militärakademien um ein Vielfaches. Keine kolumbianische Regierung und keine ausländische Macht konnte die Guerilla besiegen. Es war in den 60 Jahren seiner revolutionären Laufbahn, seines Lebens, erfolgreich. Kolumbien muss sich transformieren, damit Frieden und soziale Gerechtigkeit herrscht. Genosse Manuel Marulanda Vélez hat die FARC-EP mit ausreichenden wissenschaftlichen Elementen für den revolutionären Krieg und die Suche nach einer politischen Lösung des sozialen und bewaffneten Konflikts ausgestattet.

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Schlagabtausch zwischen Regierung und FARC-EP

Die Entscheidung der Regierung, die Militäraktion gegen die FARC-EP, Zentraler Generalstab, wieder aufzunehmen, wirft ihre Schatten voraus. Einzelne Gefechte werden bereits gemeldet und zudem gibt es neben dem militärischen Schlagabtausch hitzige Wortgefechte über die Medien zwischen den Akteuren. Präsident Petro versicherte, dass die FARC-EP „Bauernführer töten, das Volk ermorden und von Revolution sprechen“. Und weiter: „Welche Revolution oder was zum Teufel? Sagen sie die Wahrheit, hören Sie auf, das Andenken an Manuel Marulanda Vélez zu benutzen, der es wenigstens gewagt hat, eine echte Revolution zu machen“, so der Präsident. Er nutzt damit das Narrativ, dass die Guerilla keine politischen Ziele hätte, sondern sie Drogenterroristen seien.

Außerdem bezeichnete er Mordisco als einen „Gauner im Gewand eines Revolutionärs“. Die Kritik richtet sich jedoch gegen die Guerilla der FARC-EP als gesamte Organisation. Petro sagte, dass sie zwei Wege zur Auswahl haben: einen im Dienste der Bevölkerung oder den des Drogenhandels, der eine Verfolgung durch den Staat nach sich ziehen würde. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. In seinem X-Account antwortete Iván Lozada, alias Iván Mordisco, als Oberkommandierender der FARC-EP auf die Anschuldigungen von Präsident Petro und versicherte, dass er „sie verraten“ habe. „Gustavo Petro beschuldigt mich, ein Gauner zu sein und die Erinnerung an Manuel Marulanda zu benutzen. Als wir ihn bei seiner Kampagne unterstützten, waren wir keine Gauner. Er hat nicht nur uns verraten, sondern auch die Menschen, die ihn wegen seines fortschrittlichen und friedlichen Diskurses unterstützt haben, während er heute für Krieg und Kapitalismus wirbt“, so Iván Mordisco.

Die Anordnung, den bilateralen Waffenstillstand mit der FARC-EP teilweise auszusetzen, hat die Gemeinden der Provinz in einen Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen verwandelt. Tausende Soldaten sind zusammengezogen worden, um vor allem die Mutterstruktur der FARC-EP, die Front Dagoberto Ramos im Norden und Osten der Provinz Cauca zu bekämpfen. Aus der Front sind viele andere Strukturen der Guerilla entstanden, deswegen gilt sie als Mutterfront. Ihren Ursprung hat sie in der alten 6. Front der FARC-EP. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass die Front Dagoberto Ramos über ausreichende militärische Kapazitäten verfügt, um Armee und Polizei in diesem Teil des Landes zu destabilisieren. Diese Front wendet die alten Taktiken des Guerillakriegs an und ist in der Lage, die Armee offen zu konfrontieren. Ihre politisch-militärische Macht beruht auf ihrem ausgedehnten Netz von Milizionären, die sich leicht unter die Zivilbevölkerung mischen, um Soldaten und Polizei anzugreifen.

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Die Guerillastrukturen des EMC im Südwesten im Fokus

Durch die einseitige Aussetzung des Waffenstillstandes durch die kolumbianische Regierung ist der Friedensprozess und vor allem der Südwesten Kolumbiens mit seinen Guerillastrukturen in aller Munde. Es geht um das Agieren der Strukturen gegen die Bevölkerung, deren sozusagen ein Bruch des Waffenstillstandabkommens vorgeworfen wird. Tatsächlich sind diese Strukturen wesentlich autonomer, als die im Osten des Landes. Ihre Verpflichtung zu einem Friedensprozess ungenau. Hinzu kommt, dass sich einige Regionen im Südwesten des Landes im permanenten Konflikt mit anderen bewaffneten Akteuren befinden, während im Osten eine Dominanz der FARC-EP unter Iván Mordisco herrscht. Der Umgang mit der Bevölkerung ist anders, vor allem auch gegen die Bevölkerungsgruppen der Indigenen, die eigene Regeln des Zusammenlebens haben und sich eher nicht denen der Guerilla unterwerfen. Aber der Umgang ist auch abhängig vom Kommandanten einer Struktur. Viele Faktoren, die in so einem komplexen Konflikt eine Rolle spielen.

Nichts desto trotz sollte bei all der Aufregung nicht vergessen werden, dass die Ursache zwar in der versuchten Rekrutierung eines minderjährigen Indigenen durch die Guerillafront Dagoberto Ramos liegt, der Höhepunkt aber in der Festnahme von zwei Guerillakämpfern, darunter ein Kommandant, durch die indigene  Bevölkerung liegt, was dann zu einer Befreiung und Angriff der Guerilla auf die Zivilbevölkerung führte. Schon seit dem Auftreten der Guerilla in der von indigenen bewohnten Provinz Cauca gibt es Konflikte mit der Zivilbevölkerung, und hier vor allem mit den Indigenen, die ihre Streitpunkte in Autoritäten, Landbesitz und Regeln des Zusammenlebens haben. In der letzten Zeit spitzte sich dieser Konflikt zu, ob gleich auch in den Reihen der Guerilla indigene Personen kämpfen. Hinzu kommt der bereits oben erwähnte Konflikt mit anderen Akteuren, bei der oftmals die Zivilbevölkerung der Kollaboration mit dem jeweils anderen Akteur verdächtigt wird.

Dabei sind die Strukturen der FARC-EP, Zentraler Generalstab, schon seit Jahren in der Region aktiv und teilweise bestehen diese auch aus Kämpfern der alten FARC-EP, die sich seit 2016 entwaffnet und im Prozess der Wiedereingliederung ist. Doch wir schauen einmal etwas genauer auf den Zentralen Generalstab und auch auf den Südwesten. Der Zentrale Generalstab der FARC-EP, „Estado Mayor Central – EMC“ kann als Weiterführung oder auch Dissidenz der alten FARC-EP betrachtet werden, weil seine wichtigsten Kommandierenden dem Friedensabkommen von 2016 nicht beigetreten sind. Dies ist der Unterschied zur anderen neueren Fraktion der FARC-EP, dem Zweiten Marquetalia, die eine wiederbewaffnete Organisation sind, weil ihre Kommandanten dem Abkommen beigetreten sind. Beide Fraktionen sind aber gleichermaßen komplex in ihrer bisher kurzen Geschichte und führen sich jeweils als die authentische FARC-EP.

Die Geschichte wird beim EMC jedoch in ihrem Diskurs deutlich. Laut dem Kommuniqué der 1. Front vom Juni 2016 lehnte sie das Abkommen ab, weil es die wirklichen Probleme auf dem Land nicht löse, weil es nur die Entwaffnung und Demobilisierung der ausgelöschten FARC-EP zum Ziel habe und weil sie nicht darauf vertraue, dass das Abkommen umgesetzt werde. Wenn sie heute über die Gründe für ihre Existenz sprechen, verweisen sie auf die strukturellen Bedingungen, die den bewaffneten Konflikt ausgelöst haben und nicht mehr auf ihre Skepsis gegenüber der Umsetzung. Das Zweite Marquetalia begründete ihre Gründung mit dem Fehlen rechtlicher Garantien seitens des Staates und mit den Verzögerungen bei der Umsetzung. Sie entstanden erst später und ihr Oberkommandierender Iván Márquez war sogar der Verhandlungsführer, weswegen ihm sogar vom EMC Verrat an der revolutionären Sache vorgeworfen wird.

Das Wachstum des EMC verlief ziemlich linear, da die Organisation keine größeren Rückschläge erlitt, weder bei der territorialen Ausdehnung noch bei der Zunahme ihrer Kämpfer. Als die Fronten 1, 7, 16, 40, 62 und Acacio Medina im Osten des Landes im Jahr 2016 gegründet wurden, hatten sie schätzungsweise zwischen 400 und 600 Mitglieder. Jetzt hat sie über 3500 Mitglieder. In einer ersten Phase, zwischen 2016 und 2018, wurden die genannten Fronten koordiniert und dann durch die Fronten 10 und 28 zwischen Arauca und Casanare ergänzt. Zwischen 2019 und 2020 wurden dann die Strukturen im Südwesten des Landes aufgebaut, es kam ebenso die 33. Front in Catatumbo hinzu. Weitere Strukturen folgten vor allem im Süden und Westen Kolumbiens, vor allem auch in den Provinzen Cauca, Nariño und Valle del Cauca, wo aktuell der Waffenstillstand ausgesetzt ist. Hier erfolgte die Eroberung neuer Regionen vor allem auf militärischem Weg und vor allem gegen andere Akteure.

Der EMC begann als bewaffnete Organisation im Südwesten mit unterschiedlichen noch nicht miteinander agierenden Strukturen. Die Verbindungen zwischen ihren Kommandierenden waren brüchig, die Verbindungen zu einigen lokalen Gemeinschaften jedoch stark. Im Allgemeinen spalteten die damals neuentstehende FARC-EP die soziale Basis der ehemaligen FARC-EP: Ein Teil unterstützte den Friedensprozess und blieb in der Nähe der politischen Partei Comunes der ehemaligen Guerilla. Ein anderer Teil nutzte die Gelegenheit, um seine Unabhängigkeit zu erklären. Ein anderer Teil entschied sich dafür, eine direkte Beziehung zur Dissidenz aufzubauen. Und ein wiederum anderer Teil musste akzeptieren, dass der Krieg tatsächlich weiterging und eine kurze Phase der Ruhe zu Ende ging. Inmitten dieses Szenarios schufen die Strukturen Koalitionen von Befehlshabern, wobei jeder Befehlshaber über ein lokales Netzwerk verfügte, welches er mobilisierte, um ein gewisses Maß an Unterstützung durch die Gemeinschaft zu erreichen.

Um schließlich weiter zu wachsen, verbündete sich diese Koalition von Kommandierenden mit anderen Einheiten in anderen Teilen des Landes, etwa im Süden und an der venezolanischen Grenze, wodurch die horizontalen Verbindungen zwischen ihnen zunahmen. Es entstand eine Vereinigung der Strukturen. Mehrere dieser Einheiten im Südwesten hatten wichtige Verbindungen zu einigen Gemeinden, was ihre eigene Stärke und Expansion erklärten. Als beispielsweise 2018 die spätere Front Carlos Patiño in Argelia auftauchte, lehnten die Gemeindemitglieder und -anführer ihre Präsenz in dem Gebiet zuerst ab, so dass sie sich zurückziehen musste. Später, im Februar 2020, konnte sie jedoch in El Plateado und Umgebung eindringen und der ELN die Kontrolle entreißen, da die ELN nicht in der Lage war, die Kontrolle über das Gebiet zu übernehmen und die Bevölkerung müde von der ELN und ihrem Agieren war. Die Bevölkerung begrüßte sozusagen das erneute Eindringen der FARC-EP, die hier bereits vor dem Friedensprozess mit der 8. und 60. Front operierte.

Ein ähnlicher Prozess fand so bei der Front Franco Benavides in den Bergen Nariños statt. Die lokale Bevölkerung suchte Schutz vor paramilitärischen Gruppen und der Struktur Cordillera Sur, die damals Schrecken unter der Bevölkerung verbreitete. Es war nach dem Rückzug der FARC-EP im Kontext des Friedensprozesses ein Vakuum in vielen Landstrichen entstanden, welches von paramilitärischen Gruppen und ELN aufgesaugt wurde. Nun wollte die Bevölkerung, nach dem der Staat die Regionen weiterhin im Stich ließ, die alte Autorität zurück. Der Kontakt zwischen alten Strukturen der FARC-EP und auch ihren Milizionären, die weiterhin Teil der Zivilbevölkerung waren, riss also nie ab. So ist es zu erklären, dass zum Beispiel mithilfe anderer Guerillastrukturen die Regionen zurückgeholt wurden. Die Front Jaime Martínez unterstützte die Front Carlos Patiño bei der Rückeroberung in Argelia. Eben jene Struktur unterstütze auch die Front Franco Benavides.

Viele der Einheiten, die sich dem Projekt der Neubelebung der FARC-EP unter Gentil Duarte und Iván Mordisco angeschlossen haben, sind im Grunde genommen wieder bewaffnete Strukturen aus Guerilleros und Milizionären, die dann aber selbstverständlich neue Leute rekrutieren konnten. Sie standen vor großen Herausforderungen bei der Wiederherstellung einer sozialen Basis und der Sicherung von Waffen und Finanzen, während sie gleichzeitig versuchten, militärische Konfrontationen zu vermeiden, die sie in Gefahr bringen könnten. Aufgrund ihrer Kriegserfahrungen und der Mobilisierung von Gruppen ehemaliger Kämpfer konnten sie jedoch Wege finden, diese Probleme zu überwinden, sei es durch versteckte Waffen- und Gelddepots, normalisierte Verbindungen zu Gemeinschaften und ihren Familien oder Kontakte zu illegalen Wirtschaftsnetzen. Gentil Duarte entsendete alias Jhonier in den Westen, der schließlich die vorhandenen Strukturen zusammenführte und das Westliche Koordinationskommando schuf.

Die Zentralisierung durch Jhonier, der aus dem südlichen Guaviare im Osten des Landes kam, war ein Meisterstück. Man gewährte den Strukturen im Südwesten die noch heute vorherrschende Autonomie, trotzdem führte man sie dem Zentralen Generalstab (EMC) unter. Diese Diskrepanz im Agieren ist aktuell wieder besonders sichtbar. Heute besteht der Westblock Jacobo Arenas aus folgenden Strukturen mit ihrem Gründungsjahr: Front Jaime Martínez (2018), Front Dagoberto Ramos (2018), Front Carlos Patiño (2019), 30. Front Rafael Aguilera (2019), Kolonne Adán Izquierdo  (2020), Front Franco Benavides (2020), Mobile Kolonne Urías Rondón (2020), Front Ismael Ruíz (2020) sowie die Mobile Kolonne Alan Rodríguez (2022). „Óscar Sandoval alias Andrés Patiño oder El Mocho ist der Kommandant des Westblocks Jacobo Arenas. Er war Mitglied der ehemaligen FARC-EP seit 2010 und in der Mobilen Kolonne Jacobo Arenas. Im EMC war er ehemaliger Kommandant der Front Carlos Patiño.

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Waffenstillstand im Südwesten ausgesetzt

Präsident Gustavo Petro hat am Sonntag die Aussetzung des bilateralen Waffenstillstands mit dem Zentralen Generalstab der FARC-EP in der Provinzen im Südwesten Kolumbiens ausgesetzt. Dies betrifft den Westblock Kommandant Jacobo Arenas der FARC-EP, die in den Provinzen Cauca, Nariño und Valle del Cauca operieren. Sie gehören zu den kampfstärksten Strukturen der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco. Zwar agieren diese Strukturen teilweise auch in den Provinzen Huila und Tolima, diese sind jedoch von der Entscheidung ausgeschlossen.

Die Entscheidung traf der kolumbianische Präsident Petro aufgrund der Angriffe von Strukturen des Westblocks auf die indigene Bevölkerung in der Provinz Cauca. Laut dem vom Verteidigungsminister Iván Velásquez unterzeichneten Dekret gilt der Waffenstillstand somit nicht mehr in den oben genannten Provinzen. Das Dekret ordnet „die Wiederaufnahme der offensiven militärischen und polizeilichen Operationen ab dem 20. März 2024, 00:00 Uhr, gegen die Strukturen des Zentralen Generalstabs“ an.

Der Konflikt im Südwesten verschärfte sich zusehends, nicht nur zwischen den bewaffneten Akteuren und der Zivilbevölkerung, es gab auch immer wieder Kämpfe zwischen FARC-EP und der ELN sowie der mit ihr verbündeten Zweiten Marquetalia. Nach dem Versuch der Rekrutierung einer minderjährigen indigenen Person aus einer Schule in Toribio, Cauca, durch die FARC-EP, gab es eine Reaktion der indigenen Wache, die daraufhin zwei bekannte Guerilleros festnahm. Dies sorgte für einen Angriff von Guerilleros der Struktur Dagoberto Ramos auf die indigene Gemeinde im Dorf La Bodega, bei der eine Person getötet und andere verletzt wurden.

Just an diesem Wochenende sollte es auch ein regionales Friedenstreffen von Delegationen der Regierung und der FARC-EP in der Schlucht von Micay geben, einer Bastion der Guerilla. Am Sonntag trafen Sprecher beider Seiten hier im Osten Caucas ein, um die Einhaltung der Vereinbarungen zu überprüfen und die vom Konflikt betroffenen Gemeinden anzuhören. Nun wird abzuwarten sein, wie die Guerilla reagiert. Schon einmal, im Mai 2023, gab es die regionale Aussetzung des Waffenstillstands als die Front Carolina Ramírez in bewaffnete Aktionen verwickelt war.

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Vierte Runde der Friedensgespräche beendet

Am gestrigen Sonntag endete nach einer Woche der vierte Zyklus der Friedensgespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-EP, Zentraler generalstab, unter dem Kommando von Iván Mordisco. Die Gespräche fanden diesmal in San José del Guaviare in der gleichnamigen Provinz statt. Die in diesem dritten Zyklus erzielte Vereinbarung umfasst sechs Punkte: Partizipation, thematische Agenda, territoriale Umgestaltung, soziales und ökologisches Engagement, Schutz der Zivilbevölkerung sowie die Einrichtung einer Rechtskommission und Sicherheitsgarantien. Darüber hinaus haben die beiden Akteure die Entwicklung humanitärer Maßnahmen „im Zusammenhang mit der Verhütung bewaffneter Konflikte, der Rückkehr der Zivilbevölkerung und der Schaffung humanitärer Korridore“ in ihren Einflussgebieten eingeleitet.

Die beiden Delegationen bewerteten den zweiten Bericht über die Überwachung des Waffenstillstands und trafen mehrere Vereinbarungen, darunter territoriale Veränderungen in den Provinzen Caquetá, Meta, Guaviare und der Region Catatumbo. Auch die Provinzen Norte de Santander, Bolívar und Antioquia haben eine Priorität. An der Abschlussveranstaltung nahm auch Óscar Ojeda, alias Leopoldo Durán, Leiter der Friedensdelegation der FARC-EP, teil, der die Bedeutung einer transformativen Agenda für ökologische und soziale Gerechtigkeit unter breiter Beteiligung der Bevölkerung hervorhob. Andrey Avendaño, ein weiterer Sprecher der FARC-EP, sagte, dass während des vierten Zyklus die thematischen Linien der Verhandlungsagenda festgelegt wurden, ein wesentlicher Punkt für den Fortschritt der Gespräche.

Der Vorschlag, den die FARC-EP der Regierung vorgelegt hat, umfasst Themen wie das Wirtschaftsmodell für strategische Wirtschaftssektoren, internationale Beziehungen, humanitäres Völkerrecht, Jugend und ein Querschnittsthema, das eine nationale Strategie gegen Korruption beinhaltet. Die Friedensdelegation wies auch darauf hin, dass zu den zentralen Achsen des Wandels die Beteiligung der Gemeinden, die Diskussion über Landbesitz und -eigentum sowie die Auswirkungen auf die Umwelt gehören. Ebenso ausgewertet wurde das Abkommen für El Plateado, Provinz Cauca. Auch hier sollen spezielle territoriale Entwicklungen geschehen. Im Micay, wor El Plateado liegt, hat die FARC-EP mit ihrer Front Carlos Patiño die territoriale Macht.

Zu den unmittelbaren Aktivitäten in den Monaten März und April gehörte die Durchführung von Veranstaltungen zum sozialen Dialog in den Provinzen Nariño, Putumayo und Arauca, wo die FARC-EP ebenso sehr präsent ist. Sieben Dokumente mit elementaren Punkten wurden besprochen. So ein Kommunikationsprotokoll zur Vermeidung von Zwischenfällen und bewaffneten Kontakten zwischen dem Zentralen Generalstab und den Sicherheitskräften während des bilateralen Waffenstillstands. Das zweite ist das Protokoll für die Pädagogik der Friedensgespräche und des Prozesses. Es gibt ein Abkommen über die territorialen Veränderungen in Caquetá, Meta und Guaviare sowie Catatumbo. Das sechste verabschiedete Dokument ist ein Abkommen über die Gemeinsame Kommission für Rechts- und Sicherheitsgarantien. Zudem gibt es Vereinbarungen zur Überwachung.

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Front Jaime Martínez baut soziale Kontrolle aus

Die Nationale Menschenrechtsorganisation hat im Jahr 2024 seine bisher fünfte Frühwarnung herausgegeben. Es handelt sich um eine Warnung für die Bevölkerung in der Großgemeinde Jamundí, Provinz Valle del Cauca, die nur eine Stunde von der Millionenstadt Cali entfernt liegt. Die Menschenrechtsorganisation hat diese Warnung herausgegeben, nachdem mehrere Radfahrer auf der Straße von Cali nach Jamundí inmitten einer illegalen Straßensperre von der FARC-EP aufgehalten worden sind. Dass jedoch die aufständische Bewegung ihrerseits die Kontrolle in einer Region ausübt und Kontrollen durchführt sowie beobachtet, wer sich in ihrem Territorium aufhält, ist jedoch nicht neu. Ebenso wird in der Warnung angegeben, dass die FARC-EP mit ihrer Front Jaime Martínez, öffentlich durch Transparente, Geschenke und Patrouillen seht präsent ist.

Die politisch-militärische Kontrolle hält die Front Jaime Martínez vor allem über die ländlichen Gebiete. Die soziale Kontrolle wird über Regeln festgelegt, die für die Bevölkerung verankert sind. Dies können ungeplante Straßensperren auf den Straßen sein, Mobilitätsbeschränkungen wie das Fahren ohne Helm oder auch die Ausweispflicht, bei der Karten und Registrierung von der Guerilla vorgenommen werden. Eine spezielle Karte, die über die lokalen Aktionsräte der Dörfer mit ausgegeben werden, führen die Bewohner als Nachbarn der Region aus. Wer diese Karte nicht besitzt, der gilt als verdächtig. Die Guerilla ist das Gesetz, so die lokale Bevölkerung, bei der klar erkennbar ist, wo die Guerilla ihre Präsenz hat. Banner, Plakate und Graffitis verkünden von der Front Jaime Martínez. In der Nacht gilt eine Ausgangssperre, die Häuser müssen Kalender der FARC-EP anbringen und Geschäfte die Revolutionssteuer bezahlen.

Doch es werden auch Straßen durch die Guerilla gebaut und Aufgaben für die soziale Infrastruktur erledigt. Für die lokale Bevölkerung sind die Einschränkungen eben auch mit Sicherheit und Unterstützung verbunden, in einer Region, wo der Staat nicht präsent ist und die Guerilla viele Aufgaben übernimmt. In den Häusern in der ländlichen Gegend von Jamundí sind die Propagandabroschüren und Kalender gut sichtbar. An den Schulen sind Bilder der Kommandanten angebracht und Kinder bekommen Fußbälle, Hefte, Tassen und T-Shirts der Guerilla geschenkt. Benannt ist die Front nach dem ehemaligen Guerillero Jaime Martínez, der im Jahr 2014 starb. Alias Mayimbú übergab dieser Front den Namen, als er Kommandant des im entstehenden Westblocks der FARC-EP war, die nun dem Zentralen Generalstab untergeordnet ist und in den Regionen des nördlichen Cauca und südlichen Cauca del Valle als eine der wichtigen Strukturen des Westblocks Kommandant Jacobo Arenas operiert.

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Verhandlungsdelegation des Zweiten Marquetalias

Für die bald beginnenden Friedensverhandlungen zwischen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter dem Kommando von Iván Márquez und der kolumbianischen Regierung sind nun die Verhandlungsführer für die aufständische Bewegung bekannt. Dies wurde in einem Schreiben von letzter Woche deutlich, welches die Regierung veröffentlichte. Bereits Anfang Februar gaben beide Seiten bekannt, in Friedensverhandlungen gehen zu wollen. Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, ist die zweite Fraktion der FARC-EP, die sich dem Zentralen Generalstab unter dem Kommando von Iván Mordisco gegenübersteht.

Unter den Namen der Verhandlungsführer befindet sich unter anderem José Aldinever Sierra, alias Zarco Aldinever, der ehemalige Kommandant der 53. Front der alten sich entwaffneten FARC-EP. Diese Front agierte in den Provinzen von Cundinamarca und Meta. Ebenso unter den Namen befindet sich der Kommandant José Vicente Lesmes, alias Walter Mendoza, der vor allem in Zentral- und Westkolumbien mit der ehemaligen FARC-EP operierte. Er ist einer der historischen Kommandanten und gründete die mobilen Kolonnen als neues Operationsfeld. Hier gehörte er unter anderem zum Westblock der Guerilla.

Auch Alberto Cruz Lobo, alias Enrique Marulanda, ein Sohn des legendären Oberkommandierenden Manuel Marulanda Vélez, ist in dem Dokument aufgelistet. Ebenso wie die anderen Kommandierenden, war er zuerst im Prozess der Wiedereingliederung der alten FARC-EP in das zivile Leben beteiligt, bevor er wieder zu den Waffen griff. Zudem ist Giovanny Andrés Rojas, alias Araña, einer der Verhandlungsführer. Er ist der Kommandierende der Bolivarischen Grenzkommandos im Süden Kolumbiens, die sich mit der FARC-EP unter Iván Márquez zusammenschlossen. Diese entstanden ursprünglich als autonome Struktur von ehemaligen Paramilitärs und Guerilleros in der Provinz Putumayo.

William Danilo Malaver, alias Gerson González, taucht auch in der Liste auf. Er ist einer der Kommandierenden der Kolonne Vladimir Estiven die in der Provinz Meta operiert. Sie ist eine der ersten Strukturen der FARC-EP, Zweites Marquetalia. Mit Luis André Figueroa, alias Popeye, ist eine weitere Person in der Verhandlungsdelegation, die aus dem Ostblock der alten FARC-EP kommt. Alias Popeye war Kommandant der 42. Front, die damals in der Provinz Cundinamarca operierte. Mit Allende Perilla Sandoval, alias Allende, gibt es eine der führenden Köpfe aus der aktuellen Struktur der Guerillakoordination des Pazifiks, die vor allem in Nariño präsent ist und sich dem Zweiten Marquetalia alliiert hat.

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Bewaffneter Streik im Süden beendet

Gestern haben die Bolivarischen Grenzkommandos, die sich der FARC-EP – Zweites Marquetalia – angeschlossen haben, in einem Kommuniqué die Aufhebung des sogenannten bewaffneten Streikes erklärt. Ein bewaffneter Streik bedeutet, dass eine bewaffnete Organisation Restriktionen für die Bevölkerung verkündet. In diesem Fall war es das Verbot der Mobilität für die lokale Bevölkerung und die lokalen Transportunternehmen, was vor allem die Beweglichkeit auf den Flüssen als Verkehrsadern betraf. So durften die Flussschifffahrtsunternehmen in Caquetá, teilweise auch in Putumayo, keinen Verkehr durchführen.

Mit 27 Tagen war es einer der längsten bewaffneten Streiks in den letzten Jahren, was zudem das Leben von mehr als 5000 Menschen betraf, die vom Verkehr und öffentlichen Leben abhängig sind.  So durften auch keine Waren transportiert werden. In ihrem Kommuniqué rechtfertigten die Grenzkommandos diese Aktion als „bewaffnete Verteidigung des Territoriums“ angesichts der Expansionsversuche der Front Carolina Ramírez des Zentralen Generalstabs der FARC-EP, die sich im gegenseitigen territorialen Kampf befinden. Obwohl die Grenzkommandos ihren Ursprung in Putumayo haben, gab es eine Expansion nach Caquetá, was zu Konflikten führte.

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Kämpfe um territoriale Macht statt Frieden

Das Jahr 2024 scheint im Kontext eines Totalen Friedens mit vielen Herausforderungen zu beginnen. Aktuell kommt ein Friedensprozess mit der FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter der Führung von Iván Márquez hinzu. Bereits seit letztem Jahr gibt es den Friedensprozess mit der FARC-EP, Zentraler Generalstab, unter der Führung von Iván Mordisco. Dabei wird klar, dass es nur wenig Fortschritte gibt und die Situation in den ländlichen Gebieten sehr komplex ist. So gewinnen die bewaffneten Organisationen ihre Hoheit am Verhandlungstisch zurück, obwohl sie noch vor einem Jahr eine untergeordnete Rolle hätten spielen können. Auch die Sicherheitslage bleibt prekär. Kleinere Auseinandersetzungen, aber auch Kämpfe und Morde, nehmen zu, besonders zwischen den bewaffneten Akteuren.

Einerseits sind die Strukturen der FARC-EP, besonders des zentralen Generalstabs, in bestimmten Gebieten des Landes stärker geworden und die Auseinandersetzungen zwischen ihnen mit ELN und FARC-EP, Zweites Marquetalia, über die territoriale Kontrolle haben erheblich zugenommen. Doch auf der anderen Seite gibt es einen Rückgang der meisten Indikatoren für negative humanitäre Auswirkungen und ein Rückgang der Kämpfe mit den staatlichen Sicherheitskräften. Zugenommen hat jedoch die Dynamik der bewaffneten Organisationen, deren Hauptziel es ist, ihre Herrschaft inmitten der Dialoge und Verhandlungen mit der Regierung aufrechtzuerhalten und auszuweiten.

Kämpfe um die territoriale Herrschaft zwischen dem Zentralen Generalstab und der ELN in Arauca und Cauca sind aufgeflammt. In der Provinz Nariño gibt es Kämpfe zwischen dem Zentralen Generalstab und dem Zweiten Marquetalia, ebenso im Süden von Caquetá und in Putumayo zwischen den Grenzkommandos, alliiert mit dem Zweiten Marquetalia, und der Front Carolina Ramírez der FARC-EP, Zentraler Generalstab. Es sind gar neue Konfliktgebiete entstanden, wie etwa im Nordwesten von Caquetá und Huila. Dort drängen Strukturen des Zentralen Generalstabs vor, was zu Kämpfen und Morden in der Gegend von Pato-Balsillas und auch in Huila führte.

Wie sieht es aktuell aus mit der territorialen Macht der FARC-EP, Zentraler Generalstab, aus, die sie im Zuge des Friedensprozesses ausbauen konnten? In den Provinzen Guaviare, Vaupés und Amazonas gibt es eine klar erkennbare Machtstellung der 1. Front Armando Ríos ohne nennenswerten Gegner. In Valle del Cauca, Tolima und Teilen von Huila haben die Kompanie Adán Izquierdo sowie die neuen Fronten Ismael Ruiz und Darío Gutiérrez ihre Macht im letzten Jahr bis heute erreicht. Auch im Süden von Meta und in weiten Teilen von Caquetá hat der Block Jorge Suárez Briceño eine Machtstellung. Hier ist klar erkennbar, dass durch diverse politisch-militärische Aktivitäten die FARC-EP, Zentraler Generalstab territoriale Macht besitzt.

Der Expansions- und Konsolidierungsdruck der FARC-EP, Zentraler Generalstab, führt jedoch zu teilweise harten Konflikten in diversen Regionen. Auch wenn es im Norden von Cauca quasi eine Dominanz der FARC-EP gibt, so sind zuletzt Kämpfe zwischen der Front Dagoberto Ramos und der Kompanie Juan Carlos Chilhueso der ELN gemeldet worden. Kämpfe gibt es auch zwischen der Front Carolina Ramírez gegen die Grenzkommandos in Putumayo, der Front Iván Díaz gegen die Kolonne Teófilo Forero des Zweiten Marquetalia in der Ostkordillere, aber vor allem auch in Nariño zwischen der Front Franco Benavides und der ELN sowie der 30. Front, der Mobilen Kolonne Urías Rondón und der Mobilen Kolonne Alán Rodríguez gegen die Kräfte des Zweiten Marquetalia.

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Gustavo Petro bei Sicherheitskonferenz

Im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz, die in der süddeutschen Stadt mit der Teilnahme von fast 50 Staats- und Regierungschefs begann, hielt der kolumbianische Präsident Gustavo Petro seine Rede, in der er das Problem des Krieges ansprach, welches überall in der Welt fortbesteht, während Kolumbien versucht, den Dialog und die Friedensbildung zu fördern. Immerhin kommt Petro mit Erfahrung, in seinem Land versucht er mit der Guerilla und ihren verschiedenen Organisationen einen Friedensdialog. Darunter befinden sich die beiden verfeindeten Organisationen der FARC-EP.

„In einer Welt, die über Krieg spricht, spricht Kolumbien über Frieden“, sagte Petro, der die Eröffnungsdebatte der Veranstaltung in Anwesenheit des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, António Guterres und anderer Regierungschefs eröffnete. „Wenn Sie wissen wollen, was ich darüber denke, wie man sich versöhnen kann und wie man diese Idee sogar auf globaler Ebene umsetzen kann, dann muss ich sagen, dass wir soziale Gerechtigkeit schaffen müssen“, sagte Petro.

Der kolumbianische Regierungschef erklärte, dass sich Kolumbien seit 75 Jahren in einem bewaffneten Konflikt befinde: „Es gibt keine Nation auf der Welt, die sich selbst erhalten und aufbauen kann, indem sie sich 75 Jahre lang selbst tötet“, fügte er hinzu und sagte, dass die Gründe dafür darin lägen, dass es eines der sozial ungleichsten Länder der Welt sei und ein „schändliches Regime“ geerbt habe und „antidemokratische Strukturen in der Wirtschaft, in der Mentalität und in der Gesellschaft“ hinterlassen habe.

Gustavo Petro, der selbst Mitglied der Guerilla M-19 war und daher bestens mit dem bewaffneten Konflikt und seinen Folgen vertraut ist, versucht seit seiner Amtszeit den totalen Frieden in Kolumbien zu vollziehen. „Wenn Sie wissen wollen, was ich darüber denke, wie wir uns versöhnen können und wie wir diese Idee sogar auf eine globale Ebene projizieren können, dann muss ich sagen, dass wir soziale Gerechtigkeit schaffen müssen“, betonte Petro.

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Regierung beginnt Friedensprozess mit Zweites Marquetalia

Es war ein Paukenschlag an diesem Freitag, als sowohl die kolumbianische Regierung als auch die FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter der Führung von Iván Márquez Friedensgespräche verkünden. Sie sind sich einig „über die Notwendigkeit, einen geordneten, zügigen, rigorosen und respektvollen Friedensprozess zu führen, der der kolumbianischen Gesellschaft Frieden und Sicherheit gibt“, so das gemeinsame Kommuniqué. Damit versucht Präsident Gustavo Petro seine umfassenden Friedensbemühungen zu vertiefen, in dem er die andere Organisation der FARC-EP an den Verhandlungstisch holt. Seit dem letzten Jahr gibt es bereits Friedensgespräche mit dem Zentralen Generalstab der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco. Beide Seiten stehen verfeindet gegenüber und sehen sich je in der Tradition der alten FARC-EP, die 2016 in einem Friedensprozess die Waffen niederlegte.

In einem gemeinsamen Kommuniqué, das vom Hohen Kommissar für den Frieden, Otty Patiño, und Iván Márquez selbst unterzeichnet wurde, kündigten die beiden Parteien die formelle Einleitung eines Prozesses sozio-politischer Dialoge an, „um unverzüglich Vorabvereinbarungen zur Deeskalation des Konflikts und zur Durchführung von Transformationen für den sozialen und ökologischen Aufbau des Territoriums, die Festlegung der Agenda und der Verhandlungsprotokolle zu entwickeln.“ Sie bitten auch Kuba, Norwegen und Venezuela – die als Vermittler an den Dialogen der Regierung mit anderen bewaffneten Gruppen teilgenommen haben – um „ihre guten Dienste für die Entwicklung dieses Prozesses“, sowie um die Begleitung durch Carlos Ruiz Massieu, den Sonderbeauftragten des UN-Generalsekretärs in Kolumbien sowie der katholischen Kirche.

Sie verpflichten sich „alle erdenklichen Anstrengungen zu unternehmen, um das Leben der Kolumbianer zu würdigen und zur Lösung der Probleme beizutragen, die die Bedingungen der menschlichen Existenz betreffen.“ Gleichzeitig stellen sie fest, dass „das Leben und die Sicherheit“ aller Akteure, die sich für den Friedensprozess engagieren, „ohne Nichteinhaltung oder Einschüchterung“ garantiert werden müssen, um „das notwendige Vertrauen zu schaffen und die gegenteiligen und wiederkehrenden Praktiken derjenigen, die den kolumbianischen Staat regiert haben, zu überwinden.“ Bemerkenswert: Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, bekräftigt sofort ihre Verpflichtung, keine Verhaftungen aufgrund finanzieller Interessen durchzuführen. Diese Entscheidung schließt sich anderen an, die von der Guerillagruppe ELN und der anderen FARC-EP bereits getroffen wurden.

Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, ist eine politisch-militärische Organisation, die in mindestens fünf Regionen Kolumbiens präsent ist. Sie veröffentlichte ihr Gründungsmanifest am 29. August 2019, als Iván Márquez, Jesús Santrich, Romaña, El Paisa und andere bekannte ehemalige Guerillakommandeure ankündigten, dass sie trotz der Unterzeichnung des Friedensabkommens mit der Regierung zu den Waffen zurückkehren würden. Der Wiederbewaffnung dieser Gruppe ehemaliger Guerillakommandanten ging der Versuch voraus, eine einheitliche Organisation zu schaffen, der auch diejenigen angehören sollten, die das endgültige Abkommen nicht unterzeichnet hatten, darunter Iván Mordisco und Gentil Duarte. Doch außer Annährungen kam hier kein Bündnis zustande, man ging im Bruderkrieg auseinander. Heute stehen sich beide Akteure feindlich gegenüber, mit gegenseitigen Anschuldigungen.

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Bruderkonflikt der FARC-EP im Süden

Unsicherheit prägt derzeit die Mobilität der lokalen Bevölkerung in den Provinzen Caquetá und Putumayo im Süden Kolumbiens. Denn obwohl die FARC-EP, Zentraler Generalstab, mit ihrer Front Carolina Ramírez einen bewaffneten Streik mittels eines Kommuniqués an die Öffentlichkeit negierte, gibt es Angst aufgrund der Auseinandersetzungen und Gerüchte um den Konflikt zwischen den beiden verfeindeten Guerilla-Strukturen der FARC-EP. Die Konflikte gibt es seit einigen Jahren, sind jetzt aber erneut aufgeflammt.

Zum einen handelt es sich um die Front Carolina Ramírez, eine Front, die dem Zentralen Generalstab unter Iván Mordisco zugehörig ist. Sie ist dem sogenannten Südostblock zugeordnet, der noch die Mutterfront Iván Ríos in Guaviare, Vichada, Vaupés, Guainía und Amazonas besitzt. Dabei agiert die Front Carolina Ramírez zwischen Caquetá und Putumayo vor allem rund um den Fluss Caquetá. Ihren Ursprung hat sie in der 1. und 7. Front und sich später in zwei unterschiedliche Blöcke aufgespalten (Südostblock und Ostblock).

Zum anderen gibt es die sogenannten Bolivarischen Grenzkommandos, die sich der FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter Iván Márquez angeschlossen haben. Bei dieser Struktur haben sich ehemalige Guerilleros und Paramilitärs zusammengeschlossen. Ihren Ursprung haben sie in der Provinz Putumayo im Grenzgebiet zu Ecuador. Doch in den letzten Jahren gab es einen stetigen Versuch des Vordringens hinein in die nördlich gelegene Provinz Caquetá.

Die Grenzkommandos mit ihrem Kommandanten Araña wurden den Ufern des Flusses San Miguel in Putumayo gegründet, wo sie ihre bewaffneten Aktionen mit der Übernahme von Gebieten begannen, die historisch zum Südblock der alten FARC-EP gehörten. Sie haben sich jedoch derart ausgebreitet, dass sie nun auch in die Provinz Caquetá und in Gebiete der Provinz Amazonas vorgedrungen sind.

Im Mai 2023 versicherte der Kommandant Araña, dass die Gruppe zum Dialog mit der Regierung im Rahmen der Bemühungen um einen vollständigen Frieden bereit sei. Araña erklärte, man sei bereit, die Gebiete zu begrenzen und Konfrontationen zu vermeiden. So wolle er seine Einheiten von Caquetá nach Putumayo verlegen. Doch zu einem Dialogtisch, wie mit dem Zentralen Generalstab, ist es zwischen dieser Guerilla und der Regierung bisher nicht gekommen. So verging die Zeit weiter, ohne dass Fortschritte oder einen Rückzug gab.

Dieser nicht vollzogene Rückzug in die Provinz Putumayo sorgt nun für den seit Wochen aufflammenden Konflikt in dieser Region. So verstärkte die Front Carolina Ramírez ihre Aktivitäten, muss jedoch diplomatisch vorgehen, immerhin befindet sich der Zentrale Generalstab in Friedensgesprächen. So sind die Gemeinden vor allem im Süden von Caquetá derzeit in einer angespannten Lage in diesem Bruderkonflikt der Guerilla.

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