Konflikt zwischen Guerillastrukturen fordert Tote

Ein neues Massaker im Norden der Provinz Cauca verdeutlicht den Konflikt einer Abspaltung der FARC-EP innerhalb der Guerilla. Wir berichteten bereits mehrmals über den Konflikt der 57. Front Yair Bermúdez mit dem Westblock der FARC-EP Kommandant Jacobo Arenas. Besonders die Front Dagoberto Ramos des Westblocks, unter dem Oberkommando von Iván Mordisco, ist in den Fokus der Auseinandersetzungen geraten. So hat sich die 57. Front vom Norden aus der Provinz Valle del Cauca, wo von Seiten des Westblocks die Front Jaime Martínez operiert, nach Süden in die Provinz Cauca verlegt, wo sie auf die Front Dagoberto Ramos trifft.

Der Kommandant der 57. Front Yair Bermúdez ist Luis Carlos Pinilla, alias Óscar Barreto. Er ist seit mehr als 15 Jahre in der aufständischen Bewegung aktiv. Er begann zuerst im Norden des Cauca seine politisch-militärische Laufbahn in den Reihen der ELN, schloss sich aber später den Strukturen der FARC-EP an. Mit der Reorganisation der FARC-EP nach dem für sie gescheiterten Friedensabkommen war er 2019 Mitinitiator und Kommandant der Kompanie Adán Izquierdo, die vor allem in Valle del Cauca in den Gemeinden Tuluá, Sevilla und Buga aktiv war. Im Jahr 2021 übernahm er die Führung der Struktur Urías Rondón des Zentralen Generalstabs der FARC-EP in der Provinz Nariño, an der Grenze zu Ecuador.

Zum Konflikt mit der FARC-EP und dem Zentralen Generalstab unter Gentil Duarte und Iván Mordisco kam es schließlich um das Jahr 2023, als er versuchte ein nicht autorisiertes Bündnis mit den Strukturen der anderen FARC-EP des Zweiten Marquetalia unter dem Oberkommando von Iván Márquez zu etablieren. Er brach mit seinen Befehlshabern, kehrte nach einer Verletzung nach Valle del Cauca zurück und gründete die 57. Front Yair Bermúdez. Dabei halfen ihm teilweise seine alten Gefolgsleute der Kompanie Adán Izquierdo. Er versuchte, die territoriale Kontrolle in den Gemeinden Sevilla, Bugalagrande, Tuluá, Buga und Guacarí zu festigen. In der letzten Zeit dehnte er sich jedoch nach Süden in die Provinz Cauca aus.

Nun wurde am Montag, den 3. November, ein weiterer Akt in der gewaltsamen Auseinandersetzung geschrieben. Eine Gruppe von Menschen, die den Tag der Toten feierten, sind in einer Bar im Zentrum der Gemeinde Corinto unter Beschuss geraten. Der Vorfall forderte vier Todesopfer und mehrere Verletzte. Alle Toten waren lokale Bewohner der Gegend und laut Zeugenaussagen, die vor Ort waren, betrat eine Gruppe schwer bewaffneter Männer das Lokal und eröffnete für mehrere Minuten wahllos das Feuer auf die Gäste, was unter den Anwesenden Panik auslöste. Laut lokalen Quellen soll eines der Opfer Bekannte innerhalb er Front Dagoberto Ramos haben. Dies könnte einer der Gründe für das Massaker sein.

Laut Informationen gab es bereits mehrere Hinweise, dass Mitglieder der 57. Front mögliche Gewalttaten in Corinto verüben könnten. Es gab eine Warnung von einem möglichen Massaker, das auf öffentliche Einrichtungen ausgerichtet war, die von Personen frequentiert wurden, die mit der Front Dagoberto Ramos in Verbindung standen. Schon seit längerem gibt es Warnungen und bereits erfolgte Auseinandersetzungen, zwischen den beiden verfeindeten Guerillastrukturen, der Front Dagoberto Ramos und der 57. Front Yair Bermúdez. Oftmals sind die Leidtragenden die Zivilbevölkerung, so auch in diesem Fall. Es zeigt aber auch, wie unsichtig die Strukturen um territoriale Macht kämpfen.

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Unterschiedliche Aktionen gegen Sicherheitskräfte

In Kolumbien gab es unterschiedliche Aktionen gegen die staatlichen Sicherheitskräfte, durchgeführt von Einheiten der FARC-EP. Der Ausgang der Aktionen ist höchst unterschiedlich, von toten Zivilisten bis hin zur Gefangennahme und Freilassung von Soldaten. Dies zeigt das Spektrum des Agierens der Guerilla in von ihr angestammten Territorien.

Die Gemeinde Suárez im Norden der Provinz Cauca war Schauplatz eines Angriffs, der mit Sprengsätzen und Gewehrsalven im städtischen Gebiet verübt wurde. Dabei kamen nach ersten Angaben zwei Menschen ums Leben und 13 Zivilisten wurden verletzt, darunter ein Minderjähriger. Der Angriff, der ursprünglich auf die Polizeistation abzielte, soll von einem Fahrzeug aus verübt worden sein, welches sich etwa 50 Meter entfernt befand. Von dort aus wurde eine Sprengladung über eine Rampe abgefeuert. Der Angriff der Front Jaime Martínez des Westblocks unter dem Oberkommando von Iván Mordisco hinterließ auch Dutzende beschädigte Häuser.

Ein anderen Vorfall gab es in der Ortschaft Getsemaní, in der Gemeinde La Macarena in der Provinz Meta. Dort wurden zwei Berufssoldaten des 12. Bataillons für direkte Aktionen und Aufklärung, einer Einheit der Task Force Omega, von der lokalen Bevölkerung festgenommen. Nach Angaben der Armee hielten etwa 400 Personen – offenbar beeinflusst von der regionalen Front Jorge Suárez Briceño der FARC-EO unter dem Oberkommando von Calarcá zunächst noch weitere Soldaten fest, ließen einen Teil aber wieder frei. Häufig richten sich diese Aktionen gegen die sinnlosen Militäreinsatze und die Repression, worunter die Lokalbevölkerung leidet. Die Gebiete befinden sich unter Kontrolle der Guerilla.

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Iván Cepeda Castro Kandidat der Linken

Es war ein guter Tag für die Linke und für den kolumbianischen Präsident Gustavo Petro. Die nationalen Wahlen der internen Konsultation des Pacto Histórico (Historischer Pakt) als linke Sammlungsbewegung sind der erste reale Indikator für den Wahlzyklus 2026. Sie zeigen einen starken und kohärenten politischen Sektor, trotz seiner eigenen internen Kämpfe und den Problemen im Nationalen Wahlrat. Nach monatelanger Erwartung und Unsicherheit wegen der Konsultation des Historischen Paktes ist nun Senator Iván Cepeda Castro der offizielle Kandidat der linken Petro-Bewegung. Cepedas Sieg mit 65 Prozent war nahezu sicher, bei nun mehr als 2,3 Millionen abgegeben Stimmen. Mit diesem Ergebnis kann Cepeda seine Kampagne als Nominierter der Petro-Bewegung starten, die mindestens fünf Monate dauern wird, bis er im März 2026 seine Kräfte mit anderen linken Kandidaten wie Roy Barreras, Camilo Romero und Clara López messen wird.

Vor vielen Jahren traf Iván Cepeda Castro eine der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens: Keine Kinder zu haben. Er war überzeugt, dass in einem Land wie Kolumbien die Gewalttäter nicht zögern würden, die Familie eines politischen Führers zu bedrohen oder zu töten, um ihn zu erpressen und zu verhindern, dass er seine Ideen äußert. Dieses Leid erlebte er am 9. August 1994, als eine kriminelle Organisation von rechtsradikalen Militärs und Paramilitärs seinen Vater, den Senator Manuel Cepeda Vargas, ermordete. Manuel Cepeda Vargas, Präsident und Generalsekretär der Kommunistischen Partei Kolumbiens, war eines der Opfer des Genozids gegen die Unión Patriótica (Patriotische Union), ein Verbrechen, das von der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) als systematischer politischer Vernichtungsplan qualifiziert wurde. Die Patriotische Union war ein Projekt der FARC-EP mit linken Kräften, wurde aber von Paramilitärs systematisch torpediert.

Als Cepeda Vargas Sekretär der Kommunistischen Jugend (JUCO) war, heiratete er die ebenfalls engagierte Yira Castro. Aus dieser Ehe wurden Iván und María Cepeda Castro geboren. Der heutige Führer des Historischen Paktes wurde am 24. Oktober 1962 in Bogotá geboren. Er besuchte das Colegio Camilo Torres. Wie der Vater, so der Sohn. Schon früh trat er der JUCO bei. Aus Sicherheitsgründen wurde er nach Europa geschickt, wo er in Philosophie (1987, Universität San Clemente de Ohrid, Sofia, Bulgarien) graduierte und einen Master in internationalem humanitären Recht (2002, Universität Katholisch Lyon, Frankreich) erwarb.

Er strengte Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen rechten Präsidenten Álvaro Uribe Vélez an und war bekannt für die Verteidigung der Menschenrechte und die Suche nach Frieden. In Interviews und seiner parlamentarischen Arbeit zeigt er sich als ernsthafter, argumentativer und gelegentlich unerbittlicher Gesprächspartner. Dennoch sagen diejenigen, die ihn kennen, dass er auch eine sehr sensible Person ist. Diese Seite von ihm wurde während dieser Kampagne besonders deutlich, als er in verschiedenen Regionen das menschliche Leid erlebte, das durch Gewalt, Armut und den Mangel an Respekt für die Würde der Menschen verursacht wurde. So war er beispielsweise ein kontinuierlicher Verteidiger der Rechte von Jugendlichen und setzte sich intensiv für diejenigen ein, die den sozialen Aufstand von 2021 anführten, das Ereignis, das die politische Agenda des Landes veränderte.

Er hat keine Angst vor den Tätern der Gewalt. Ganz im Gegenteil, er fordert sie mutig heraus. So geschah es an jenem Tag im Juli 2004, als er zum Kongress ging und ein Foto seines ermordeten Vaters hochhielt, während etwa 60 Abgeordnete die unglaubliche Anwesenheit von Salvatore Mancuso, Ramón Isaza und Ernesto Báez, den Führern der Autodefensas Unidas de Colombia (AUC als größte paramilitärische Organisation), bejubelten. Die Geste blieb nicht unbemerkt von den Kameras, auch wenn Mancuso ihm nur einen flüchtigen Blick zuwarf. Wenige Minuten später wurden Cepeda und seine Begleiterin Lilia Solano von der Polizei aus dem Raum entfernt, nachdem sie Slogans gegen das Eingreifen der Paramilitärs gerufen hatte. Dieses Bild des heutigen Präsidentschaftsbewerbers ist eines der denkwürdigsten Ereignisse. Er setzt sich für Frieden und für die einfachen Leute ein, der 63-jährige ist ein Gewinn für die kolumbianische Linke.

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Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft

Weiterhin gibt es eine ernste humanitäre Situation in der Gemeinde Briceño in der Provinz Antioquia, wo sich bis zu 2000 Menschen aus ländlichen Gebieten zwangsweise in das Stadtgebiet begeben haben. Grund dafür sind Kämpfe zwischen der 36. Front der FARC-EP mit paramilitärischen Gruppen, die in dieses Gebiet vordringen. Die Gemeinde Briceño ist seit Jahren eine Bastion der Guerilla und nun versuchen Paramilitärs Einfluss in dem Gebiet auszuüben. Kämpfer der 36. Front kommunizierten der Bevölkerung, dass sich diese in Sicherheit begeben sollten, bevor Kämpfe ausbrechen könnten. Antioquia ist eine Provinz, in der Paramilitärs große Kontrolle auf Bevölkerung und Politik ausüben.

Auch die Stadtverwaltung von Briceño hatte aufgrund der humanitären Krise in der Gemeinde eine Ausgangssperre verhängt, nachdem in den letzten Tagen über 2.000 Menschen in das Stadtgebiet gekommen waren. Die Ausgangssperre galt in der Nacht und zudem gab es ein Alkoholverbot sowie die Eistellung aller Aktivitäten ab 20 Uhr. Dazu gehörte auch das Hören von lauter Musik. Die 36. Front der FARC-EP galt zuletzt als das Zünglein an der Waage, nachdem diverse militärische Aktivitäten stattfanden, die den Friedensprozess der FARC-EP unter dem Oberkommando von alias Calarcá mit der Regierung, zu der die 36. Front sich unterordnet, passierten.

Aus der Provinz Cauca wurde zudem der Tod von Angie Paola Tovar Calpa, Studentin der Universidad Nacional de Colombia aus Medellín (Provinz Antioquia), bestätigt. Sie galt seit dem 27. August als vermisst. Sie war aus der Provinz Nariño nach Medellín unterwegs war als ihr Fahrzeug die Straße passierte, die Popayán mit Piendamó in der Provinz Cauca verbindet. An einem Checkpoint der Front Dagoberto Ramos der FARC-EP, die unter dem Oberkommando von alias Mordisco stehen, verlor sich dann die Spur. Nun wurde bekannt, dass im Zuge der Kontrolle und beim Umsteigen in ein Fahrzeug der Guerilla zu einem Feuergefecht mit der Armee kam.

In einer Mitteilung der Guerilla hieß es, das Fahrzeug sei infolge der Gefechte in Brand geraten und dort habe sich der Tod von Angie Paola, ihres Begleiters sowie eines Kämpfers der FARC-EP ereignet. In diesem Sinne veröffentlichten die staatlichen Sicherheitskräfte ebenso eine Mitteilung, in dem bestätigt wurde, dass ein Kampf stattgefunden habe und dass das Fahrzeug mit den drei Personen im Innern verbrannt worden sei. Nun konnte auf öffentlichen Druck dieser tragische Fall geklärt werden und zeigt, dass nicht nur die Guerilla allein für den Tod verantwortlich ist. Checkpoints im Gebiet der Guerilla sind normal und verlaufen nach der Kontrolle der Insassen on Fahrzeugen häufig problemlos.

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Angriffswelle auf Polizei im Südwesten

Am vergangenen Samstag und Sonntag kam es zu verschiedenen Angriffen der FARC-EP auf die Polizei im Südwesten Kolumbies, bei denen unter anderem Drohnen eingesetzt wurden. Zu den folgenreichsten Angriffen auf die Polizei kam es am Samstag, als mit explosiven Drohnen die Polizeistation El Bordo der Gemeinde El Patía attackiert worden ist. Dabei wurde ein Polizist verletzt. Am gestrigen Sonntag gab es einen weiteren Angriff durch die FARC-EP, diesmal gegen die Polizei in El Estrecho-El Patía. Drei Polizisten wurden verletzt, außerdem ein Mitglied der Luftwaffe, als die Guerilla ein Auto mit Sprengstoff zündete. 

Im Süden der Provinz Cauca gab es insgesamt mehrere Angriffe gegen die staatlichen Sicherheitskräfte an jenem Wochenende, wobei auch in El Plateado (Argelia), El Carmelo (Cajibío) und Suárez Polizisten und Soldaten durch Drohnenangriffe mit Explosivstoffen verletzt wurden. In der Region gibt es eine weitreichende Präsenz der Front Carlos Patiño der FARC-EP, die im Westblock unter dem Oberkommando von alias Iván Mordisco steht. Die Sicherheitskräfte initiierten zuletzt mehrere Offensiven, auch das Jubiläum der Offensive im Micay-Tal vor einem Jahr wurde zelebriert.

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Verhandlungen mit Nationalkoordination Bolivarische Armee schreiten voran

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro hat unlängst das Dekret 1052 vom 7. Oktober 2025 unterzeichnet, mit dem er die zeitlich begrenzte und mikrofokussierte Aussetzung offensiver Militäroperationen und spezieller Polizeieinsätze in ländlichen Gebieten der südkolumbianischen Provinzen Nariño und Putumayo anordnet. Diese Entscheidung, die einen begrenzten Geltungsbereich auf die beiden Provinzen und eine festgelegte Dauer von einem Monat hat, soll die Überprüfung und Zerstörung von übergebenem Kriegsmaterial ermöglichen, das von der Coordinadora Nacional Ejército Bolivariano (CNEB, Nationalkoordination Bolivarische Armee) ausgehändigt wird.

Gemäß der Vereinbarung mit der Regierung Petro wird diese aufständische Organisation 14 Tonnen Kriegsmaterial im Rahmen des laufenden Friedensprozesses übergeben. Die Maßnahme tritt zwischen dem 9. Oktober und dem 3. November in Kraft – gestaffelt – an drei Interventionspunkten, deren genaue Lage aus Sicherheitsgründen geheim gehalten wird, sich jedoch in den genannten beiden Provinzen befinden. Das Dekret betont, dass die Aussetzung keinen generellen Waffenstillstand darstellt und nicht die Operationen gegen illegale Wirtschaftszweige wie Drogenhandel oder illegalen Bergbau stoppt. Die staatlichen Sicherheitskräfte sollen jedoch im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht und den Menschenrechten handeln.

Die CNEB ihrerseits hat sich verpflichtet, keine offensiven Handlungen vorzunehmen und die Arbeit der Sicherheitskräfte nicht zu behindern. Das Dekret legt fest, dass die aufständische Organisation den Zugang für technisches Personal erleichtern und die im Dialogtisch eingegangenen Verpflichtungen respektieren muss. Laut der Regierung umfasst die Operation die Vernichtung von 4 Tonnen Kriegsmaterial in Putumayo und 10 Tonnen in Nariño, wo die Organisation weiterhin aktiv ist und eine territoriale Macht aufgebaut hat. Die lokale Bevölkerung begrüßte den Schritt und hofft nun auf eine Umsetzung im Rahmen des totalen Friedens von Präsident Petro.

Die Nationalkoordination Bolivarische Armee löste sich vom Zweiten Marquetalia unter dem Kommando von Iván Márquez Ende 2024 im Zuge der Verhandlungen mit der Regierung Petro. Zwei ihrer Strukturen – die Bolivarischen Grenzkommandos und die Guerillakoordination des Pazifiks – gaben dies öffentlich bekannt, sich unabhängig zu machen und sich nun zur Coordinadora Nacional Ejército Bolivariano zusammenschließen. Márquez wollte nicht mit der Regierung verhandeln, was die Trennung schließlich auslöste. Der Chefunterhändler der CNEB ist Walter Mendoza, ehemaliger Kommandant der alten FARC-EP vor 2016. Die beiden Strukturen zählen zu den kampfstärksten des ehemaligen Zweiten Marquetalia, was deren Schwächung bedeutete, die bis heute anhält.

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Guerilla unter permanentem Druck

Die Streitkräfte und die Polizei haben in verschiedenen Landesteilen in den letzten beiden Tagen Schläge gegen die Guerilla FARC-EP durchgeführt. Dabei handelt es sich um die Struktur, dieunter dem Oberkommando von alias Iván Mordisco steht. In einer Operation im Süden des Landes, die auch mittels der Luftwaffe durchgeführt wurde, gelang ein Schlag gegen ein Lager des Amazonas-Blocks Kommandant Manuel Marulanda Vélez. Die Operation erstreckte sich über fünf Tage in den Gebieten Puerto Santander und Mirití-Paraná im Norden der Provinz Amazonas. Es gab mehrere Tote und auch verhaftete Guerilleros.

Auch in der Provinz Huila konnten die staatlichen Sicherheitskräfte in den vergangenen Tagen Personen aus dem Zentralblock Isaías Pardo FARC-EP festnehmen, darunter zwei Führungspersonen. Die Operation fand in der Gemeinde Íquira statt. Zuletzt gab es Militäroperationen der Armee im ländlichen Gebiet der Gemeinde El Tambo, Provinz Cauca. Auch hier soll es Festnahmen und die Sicherstellung von Kriegsmaterial gegeben haben. Diese Operationen der staatlichen Sicherheitskräfte verdeutlichen den Druck auf die Guerilla, besonders auf die Strukturen des Zentralen Generalstabs der FARC-EP, die nicht in Friedensgesprächen sind.

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Webseite der Guerilla steht noch

Auch wenn die Guerilla der FARC-EP, durch das Abhandenkommen einer klaren zentralistischen politischen Linie, durch Spaltungen, durch Kriminalisierung und eigenen fehlenden politischen Tätigkeiten derzeit eher weniger politisch auffällt, als noch in der alten FARC-EP vor dem Friedensabkommen von 2016, so gibt es immer wieder kleine Pflänzlein, die aus der alltäglichen politisch-militärischen Arbeit herauswachsen. Ein Versuch der FARC-EP unter der Oberkommando von Iván Mordisco ist die Öffentlichkeitsarbeit mittels Kommuniqués, Videos und auch den versuchen von Webseiten, wie zuletzt aus dem Sommer. Die Repression sorgt schnell dafür, dass zumindest die mediale Öffentlichkeitsarbeit schnell wieder verschwindet, so durch das Löschen von Accounts in den sozialen Netzwerken oder das Löschen von Domains der Webseiten.

Unter farc-ep.com gibt es aber nun schon seit Juni eine Webseite, die zumindest auf politischer Ebene versucht, an vergangene Zeiten anzuknüpfen. Die Seite steht unter dem Motto „Wir informieren, um zu handeln, denn das Vaterland, von dem wir träumen, wird nicht im Schweigen geboren: Es wird der vereinte Schrei derer sein, die sich nicht mehr fürchten, ihre Stimme zu erheben.“ So finden sich Kommuniqués der Guerilla, aber auch die zentralen Dokumente der aufständischen Organisation wie der Bolivarischen Bewegung für das Neue Kolumbien (MB) oder der Klandestinen Kommunistischen Partei Kolumbien (PCCC) auf der Webseite. Zu finden gibt es auch als Versuch der Wiederbelebung des MB eine aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Indentidad für den Südwesten Kolumbiens.

Zur Zeitschrift Identidad: https://farc-ep.com/revista-identidad-28/

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Auf dem Weg zur Gründung der Breiten Front

Die linke Partei Comunes, herausgegangen aus dem Friedensvertrag der FARC-EP mit der kolumbianischen Regierung, hat am vergangenen 28. September in Bogotá einen historischen Schritt beschlossen. Gemeinsam mit anderen Akteuren soll die Bildung der Frente Amplio (Breiten Front) voranschreiten, „um den neuen politischen und sozialen Herausforderungen zu begegnen und den Wandel zu vertiefen“, so das Kommuniqué. So haben unter anderem die Parteien La Fuerza, MAIS, Demócrata Colombiano, aber auch Ecologista Colombiano (Ökologisches Kolumbien), Esperanza Democrática (Demokratische Hoffnung) sowie diverse Bewegungen, Gewerkschaften und Vertretungen der Gemeinden mit der Partei Comunes einen Zusammenschluss bekanntgegeben.

„Wir schließen uns zusammen, um eine große Koalition zu bilden, die Wahllisten für den Senat und das Abgeordnetenhaus der Republik aufstellt. Diese Koalition soll die größte Fraktion im nächsten Kongress der Republik bilden und ein sicheres und gerechtes Landesprojekt konsolidieren, das auf Frieden, sozialer Gerechtigkeit und einem solidarischen Entwicklungsmodell basiert – und das Millionen Kolumbianerinnen und Kolumbianern neue Hoffnung gibt. Dies ist ein offener und brüderlicher Aufruf an weitere Parteien, Bewegungen, Organisationen und zivilgesellschaftliche Gruppen, die sich diesem gemeinsamen Projekt anschließen möchten“, heißt es im Kommuniqué. Der Aufbau der Frente Amplio ist eine Aufgabe für alle, die an ein gerechteres, demokratischeres und vereintes Kolumbien glauben und um eine progressive Politik fortzuführen.

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Widerstand gegen Soldaten

Am vergangenen Wochenende kam es in Kolumbien zu zwei großen Widerstandsaktionen der Bevölkerung gegen die staatlichen Sicherheitskräfte. Sowohl in der Gemeinde La Plata, Provinz Huila, als auch in der Gemeinde La Macarena, Provinz Meta, organisierte sich die lokale Bevölkerung gegen Einsätze der Armee. Dabei wurde in Huila gegen eine Militäroperation protestiert und dutzende Soldaten festgehalten. In der Provinz Meta wurde aktiv die Verhaftung eines Guerillakommandanten verhindert. Dies zeigt, dass sich die Bevölkerung gegen die Militarisierung wehrt und selbstverständlich mit der Guerilla als lokaler Akteur fest verbunden ist. Die Guerilla übernimmt in den ländlichen gebieten häufig die Funktionen eines Staates und organisiert das soziale, politische und ökonomische Zusammenleben. Besonders in der Region La Macarena ist die Guerilla seit Jahrzehnten präsent und Teil des zivilgesellschaftlichen Zusammenlebens.

Kein Wunder also, dass die Gegenwehr gegen anerkannte Personen aus der Guerilla groß ist, wenn eine Verhaftung droht. So auch in der Ortschaft La Samaria im ländlichen Gebiet von La Macarena, als Truppen der Task Force Omega gemeinsam mit Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft eintrafen, um die Festnahme von Oliver Lozano Serna, bekannt unter alias Chimbo de Oro, durchzuführen. Dutzende Dorfbewohner griffen aktiv ein, um die Verhaftung zu verhindern. Innerhalb weniger Minuten kam es zu einem Gerangel zwischen uniformierten Kräften und Zivilisten: Die einen versuchten, den Festgenommenen in einen Hubschrauber zu bringen, während die anderen versuchten, ihn zu befreien. Nach über 15 Minuten angespannter Auseinandersetzung gelang es den Dorfbewohnern schließlich, den Guerillakommandanten zu befreien. Unter lautstarken Beschimpfungen gegenüber den Soldaten tauchte Lozano in der Menschenmenge unter und entkam.

Alias Chimbo de Oro ist einer der logistischen und politischen Kommandanten der Struktur Éver Castro des Blocks Jorge Suárez Briceño unter dem Oberkommando von alias Calarcá. Diese sind in der Region präsent und auch in Friedensverhandlungen mi der Regierung. Die Front Éver Castro ist nach einem Arzt der Guerilla benannt, der sehr anerkannt war und zu dem die lokalen Sanitäter gingen, wenn sie mit einem Fall nicht mehr weiterwussten. Er hatte die Medizin in den Reihen der Guerilla erlernt und bewegte sich zwischen verschiedenen mobilen Kolonnen des ehemaligen Ostblocks der FARC-EP. Er demobilisierte ab 2016 im Rahmen des Friedensabkommens. Chimbo de Oro als Kommandant war bereits in der 40. Front, in der 7. Front und nun in der Front Éver Castro aktiv. Mit den Bauernverbänden und der lokalen Bevölkerung ist er fest verankert, weil er aus der Region kommt und die Probleme der Menschen kennt.

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36. Front als Zünglein an der Waage

Derzeit ist der Friedensprozess zwischen dem Generalstab der Blöcke und Fronten (EMBF) unter dem Oberkommando von Calarcá etwas vakant. Dies hat mehrere Gründe, vor allem in der Intensivierung der politisch-militärischen Aktivitäten der aufständischen Organisation, dem schwierigen Prozess in der Region Catatumbo und auch durch die letzten Angriffe der 36. Front in der Provinz Antioquia im Nordwesten des Landes. Hier im Nordwesten hat sich als Bollwerk gegen den großen paramilitärischen Golfclan die 18. und die 36. Front etabliert. Zuletzt konnten die beiden Fronten, die zum Block Magdalena Medio Kommandant Gentil Duarte der FARC-EP gehören, sogar Boden gegenüber den Paramilitärs gut machen. Und auch in die nationalen und internationalen Medien hat es die 36. Front geschafft. Doch beginnen wir am Anfang.

Historisch war die FARC-EP in der Provinz Antioquia schon immer präsent. Im Nordosten kontrollierte sie den Nudo de Paramillo, eine strategisch wichtige Region, die Norden Antioquias mit dem Bajo Cauca und dem Süden der Provinz Bolívar verbindet. Nach dem Friedensabkommen der alten FARC-EP im Jahr 2016 blieben ein Teil der Milizionäre wach und organisierten sich nach 2016 militärisch neu. Bereits Ende 2017 gab es Hinweise auf eine Neuordnung der Strukturen von Milizionären aus der ehemalige 18. und 36. Front. Seitdem konnten sich die beiden Fronten mehr und mehr in kleinem Rahmen etablieren und aktuell sogar Boden gut machen. Der Schlüssel zum Erfolg lag jedoch in der Allianz mit der ELN, die sich in anderen Regionen gegenseitig bekämpfe, hier aber gegenüber der Paramilitärs eine Allianz eingegangen sind.

So kann auch aktuell festgestellt werden, dass die 36. Front laut Angaben der Sicherheitskräfte nur aus rund 250 Kämpfern besteht, dafür aber über ein gutes Netz an Milizionäre und vor allem über gute Kontakte zur ELN, die Absprachen treffen und gemeinsam gegen paramilitärische Gruppen agieren. Anfangs gab es gar einen Nichtangriffspakt mit dem Golfclan, doch das Vorrücken der Paramilitärs sorgte für eine Neuordnung. Die paramilitärische Expansion zwang die 36. Front zur Koordination mit der ELN, um diesen Akteur im Bajo Cauca und im Süden von Bolívar einzudämmen. So sind gemeinsame Aktivitäten der verfeindeten Guerillaorganisationen hier eine Normalität, während in Regionen wie Catatumbo, Cauca oder Arauca ein regelrechter Krieg um die politisch-militärische Kontrolle tobt.

In die Medien schaffte es die 36. Front durch spektakuläre Angriffe, die aber auch den Friedenswillen in Frage stellen. Eine der jüngsten Aktionen, ein Bombenanschlag in Medellín auf die Stromversorgung, oder der Angriff auf einen Hubschrauber der staatlichen Sicherheitskräfte in Amalfi mit 13 getöteten Polizisten sorgten für harte Diskussionen und der Oberkommandierende Calarcá versuchte die Aktionen klein zu reden, um den Friedensprozess nicht zu gefährden. Doch immer wieder gibt es Kämpfe, so auch im Süden von Bolívar, wo die FARC-EP gemeinsam mit der ELN ihre militärische Wirksamkeit unter Beweis stellen. Trotz der Aussagen von Calarcá könnten die Handlungen der 36. Front zu einem Dorn im Friedensprozess mit der EMBF werden, der gerade nach Monaten der Pause wieder ins Leben kommt.

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Angriffswelle auf Polizei

Bei einer koordinierten Angriffswelle auf Polizeistationen und Polizeipatrouillen ist mindestens ein Polizist und ein Zivilist getötet worden. Für die Angriffe sind die Fronten des Westblocks Kommandant Jacobo Arenas der FARC-EP unter dem Oberkommando von Iván Mordisco verantwortlich, die in mindestens sieben Gemeinden der Provinz Cauca Angriffe starteten. Neben den Toten gab es einige Verletzte unter den Sicherheitskräften zu beklagen. Die Angriffe fanden fast zeitgleich in den Orten Silvia, Toribío, Miranda, Caloto, Corinto, Jambaló, Suárez und Cajibío statt.

Am kritischsten war die Situation in Cajibío, wo die Front Jaime Martínez eindrang und die Polizeistation mit Sprengkörpern attackierte, was einen Polizisten tötete und vier Weitere verletzte. Die Angriffe sorgten in der Stadt Corinto für den Tod eines Zivilisten, der von einem Projektil getroffen wurde. Außerdem wurden auf der Panamericana, bei Mondomo zwischen Popayán und Cali, sowie auf der Strecke Silvia – Jambaló Zylinder mit dem Logo der aufständischen Organisation installiert. Dadurch wurden die Straßen gesperrt, bis die Zylinder untersucht wurden.

Aus dem Zentralblock Isaías Pardo der FARC-EP heraus wurde die soziale Anführerin Ana Beatriz Sánchez im ländlich geprägten Gebiet der Gemeinde La Plata wieder freigelassen. Sie war von der Front Hernando Gonzales Acosta festgenommen worden, weil sie Einheiten der FARC-EP fotografierte und dokumentierte. Die FARC-EP beschuldigte sie der Spionage und sie muss nun das Gebiet verlassen. Dazu veröffentlichte der Zentralstab der Front ein Kommuniqué und informierte die Öffentlichkeit über diesen Vorfall.

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