Neuer Gesprächszyklus mit FARC-EP

Die Friedensgespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und Teilen der FARC-EP, Zentraler Generalstab, hier unter der Führung von Calarcá Córdoba, gehen weiter. Da sich der Zentrale Generalstab in zwei rund gleichgroße Fraktionen dividiert hat, sitzen bei den derzeitigen Gesprächen nur die Fronten der Guerilla am Tisch, die ihre Bereitschaft bekundet haben, fest im Friedensprozess zu bleiben. Diese stehen unter dem Kommando von alias Calarcá und beinhalten vor allem die Fronten aus Caquetá, Teile von Putumayo, dem südlichen Meta, Norte de Santander und Antioquia. Am gestrigen Dienstag, den 9. Juli, wurde der fünfte Gesprächszyklus offiziell begonnen und soll bis Freitag, den 12. Juli, andauern.

Die übrigen Fronten in Cauca, Nariño, Valle del Cauca, Guaviare und Amazonía, die ihre Unterstützung für den aus den Gesprächen ausgeschlossenen Iván Mordisco zum Ausdruck gebracht haben, werden in diesem Zyklus nicht anwesend sein. Gegen jene Strukturen gibt es eine Offensive der staatlichen Sicherheitskräfte, vor allem im Südwesten des Landes. In diesem Zyklus, der in Bogotá stattfindet, sollen mindestens drei Schlüsselthemen behandelt werden: die Achtung der Zivilbevölkerung, die territorialen Veränderungen in den Regionen und die Ausarbeitung einer Agenda für die Beendigung des Konflikts.

Eines der dringlichsten Themen wird zweifellos die Festlegung der Zukunft des Waffenstillstands (gültig bis zum 16. August) sein, der zwar in Nariño, Cauca und Valle del Cauca ausgesetzt wurde, der Knackpunkt wird jedoch sein, dass er in Gebieten wie Guaviare nicht ausgesetzt wurde, obwohl dort mittlerweile auch Strukturen sind, die sich unter Iván Mordisco unterordnen, also nicht den Friedensgesprächen. Der fünfte Gesprächszyklus war ursprünglich für den 20. Juni geplant. Er musste jedoch auf den 9. Juli verschoben werden, damit er nicht mit den Friedensgesprächen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter der Führung von Iván Márquez kollidiert.

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Zusammenarbeit hier, Konflikte dort

Die FARC-EP, Zentraler Generalstab, die mittlerweile in zwei Fraktionen dividiert ist, hat unterschiedliche Beziehungen zur Guerilla ELN. In bestimmten Regionen existiert eine Zusammenarbeit zwischen FARC-EP und ELN, doch in anderen wird erbittert um die Territorien und die jeweilige politisch-militärische Macht gekämpft. Schon seit Jahrzehnten gab es, je nach Gebiet und teilweise auch je Kommandanten, unterschiedliche Verfahrensweisen zwischen beiden aufständischen Bewegungen. Teilweise gab es sogar regionale Abkommen zwischen beiden Guerillagruppen, so unter anderem in den Provinzen Arauca oder Cauca. Diese wurden damals von der alten FARC-EP, die sich im Friedensprozess von 2016 entwaffnete, durchgeführt.

Aktuell gibt es vor allem eine Zusammenarbeit der ELN mit der FARC-EP, Zweites Marquetalia. Doch in Regionen, wo das Zweite Marquetalia unter der Führung von Iván Márquez nicht präsent ist, aber die FARC-EP, Zentraler Generalstab, dividieret in eine Führung unter Iván Mordisco und in eine Führung unter Calarcá Córdoba, gibt es eben jene Zusammenarbeit, wie in der Provinz Antioquia. Hier kooperiert die FARC-EP mit ihrer 18. und 38. Front zusammen mit der Front Darío Ramírez Castro der ELN. So gab es am Donnerstag Valdivia einen Vorfall, bei dem sechs Soldaten getötet worden sind. Die Soldaten waren auf dem Weg, um einen Schlag gegen den paramilitärische Golf-Clan durchzuführen, trafen jedoch auf eine kombinierte Einheit der Guerilla. Bei den Kämpfen zogen sich die Soldaten in ein Minenfeld zurück, wo sechs von ihnen starben.

Anders hingegen ist es im Osten der Provinz Cauca, wo sich vor allem in der Gemeinde Páez-Belalcázar Kämpfe zwischen der Front Dagoberto Ramos der FARC-EP des Westblocks mit der ELN ereignen. Seit mehreren Tagen schon kämpfen beide Organisationen um die Kontrolle des Gebietes. Die Kämpfe sind so heftig, dass die Mitglieder der indigenen Nasa-Gemeinschaft beschlossen haben, ihre Dörfer zu verlassen und sich an sichere Orte zu begeben, immer in Begleitung der indigenen Wache. Die ELN will die Mitglieder der Front Dagoberto Ramos beseitigen, die seit langem Gebiete wie Río Chuiquito und El Guayabero kontrollieren. Mit dabei ist die wohl erst vor kurzem gegründete Front der ELN Juan Carlos Chilhueso Pazú, die hier neu operieren will. Dies ist eine Abspaltung von der Front der ELN Manuel Vasquez Castaño.

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Ein Skandal der keiner ist

Wieder einmal berichtet die nationale Presse über die Ungeheuerlichkeit, dass sich die aufständische Bewegung FARC-EP an Infrastrukturmaßnahmen beteiligt. Und dies auch noch in einer Region, die jahrzehntelang vom Staat vernachlässigt wurde und wo die Guerilla deren Funktionen übernommen hat. Wir sind im Tal des Flusses Micay, Provinz Cauca, wo die FARC-EP, Zentraler Generalstab mit der Front Carlos Patiño seit Jahren präsent ist und das öffentliche Leben regelt. Dies geschieht deswegen, weil der Staat faktisch nicht präsent ist und so das Vakuum durch die FARC-EP besetzt wird. Sie regeln das Zusammenleben, versuchen die Kriminalität einzuschränken, diesen als Ordnungsmacht und unterstützen bei eigentlich staatlichen Aufgaben, wie dem Bau von sozialen Einrichtungen und auch Infrastruktur. So wurde vor wenigen Tagen eine Brücke in der Ortschaft Honduras über den Micay-Fluss eingeweiht, die auch mit Geld der Guerilla gebaut werden konnte.

Bei der Einweihung der Brücke, die auch für Kraftfahrzeuge genutzt werden kann, ließen sich bei der Zeremonie der Übergabe Guerilleros der Front Carlos Patiño blicken. Straßen und Brücken werden häufig im ländlichen Kolumbien von den lokalen Gemeinschaften gebaut oder instandgesetzt. Dort wo die Guerilla präsent ist, gibt es häufig Unterstützung. Zudem wurden Mautgebühren zum Passieren der Brücke erhoben. Fünf Monate dauerten die Bauarbeiten der Brücke, die nun die Gemeinden El Tambo und Argelia verbindet. El Plateado war in der letzten Zeit vor allem durch die Militäroffensive in den Fokus der Berichterstattung gerückt, die einzige staatliche Präsenz. Die Region ist stark von der Regierung vernachlässigt, kein Wunder also, dass die FARC-EP hier eine große soziale Basis besitzt. Für die Medien und Öffentlichkeit jedoch ist es ein Skandal.

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Waffenstillstand mit FARC-EP, Zweites Marquetalia

Am 24. Juni begann in Caracas (Venezuela) die erste Runde der Friedensverhandlungen zwischen der Regierung von Gustavo Petro und der FARC-EP, Zweites Marquetalia, die unter dem Kommando von Iván Márquez steht. Dieser war bereits Chefunterhändler des Friedensabkommens von 2016 zwischen der alten FARC-EP und der kolumbianischen Regierung. Der erste Gesprächszyklus endete am gestrigen Samstag mit einer „Vereinbarung über frühzeitige Maßnahmen zur umfassenden und schrittweisen Deeskalation des Konflikts in den Gebieten“.

Die aus neun Punkten bestehende Vereinbarung sieht die Einrichtung einer technischen Unterkommission vor, die für die „Georeferenzierung der Gemeinden, Dörfer und Ortschaften“ zuständig sein wird, in denen sich das Zweite Marquetalia befindet. Der Bericht wird am 15. Juli von Vertretern der Regierungsdelegation und der bewaffneten Organisation vorgestellt. Spätestens am 20. Juli wird in Tumaco (Provinz Nariño) ein Treffen mit den Gemeinden und Vertretern der Parteien stattfinden, um „die Methodik und den Zeitplan für die Identifizierung von sozialen und wirtschaftlichen Projekten mit schneller Wirkung festzulegen“.

Am Ende dieses ersten Zyklus verpflichtete sich die Guerilla, nicht bewaffnet oder in Uniform „in Gemeindehauptstädten und städtischen Zentren oder auf primären und sekundären Land- und Flusswegen“ unterwegs zu sein. Es wurde auch vereinbart, dass sie sich verpflichten, die von ihnen festgenommenen Personen freizulassen. Die Parteien einigten sich auch auf einen „einseitigen Waffenstillstand“, der die verfassungsmäßigen und gesetzlichen Befugnisse der Sicherheitskräfte nicht einschränken soll, wie sie sagten.

Außerdem vereinbarten sie, „eine Reihe von Maßnahmen zu entwickeln, um frühzeitig einen Beitrag zur Wiedergutmachung für die Opfer des Konflikts zu leisten“, wo sie präsent sind. Im Rahmen der Deeskalation des Konflikts wird die nationale Regierung Programmen zur integralen Agrarreform und Landrückgabe Vorrang einräumen, die von Strukturen der bewaffneten Organisation in den Gebieten, in denen sie sich befinden, respektiert werden. Am Ende dieses ersten Zyklus erklärte das Zweite Marquetalia, dass sie nicht für die Angriffe auf die Friedensunterzeichner in der Wiedereingliederungszone Miravalle in San Vicente del Caguán, Provinz Caquetá, verantwortlich sei.

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Vertreibung aus Miravalle wegen dem Krieg

In der letzten Zeit berichteten wir über den Konflikt in der östlichen Kordillere und vor allem den Konflikt zwischen den beiden Fraktionen der FARC-EP, die hier um Einfluss kämpfen. So gibt es einen Disput um territoriale Kontrolle zwischen der FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter der FÜrung von Iván Márquez sowie der FARC-EP, Zentraler Generalstab, unter der Führung von Iván Mordisco, der hier auf die Struktur des Südostblocks Jorge Suárez Briceño unter dem Kommando von Calarcá allerdings keinen Einfluss mehr ausübt. Zuletzt geriet die lokale Bevölkerung und die Friedensunterzeichner der alten FARC-EP aus Miravalle in den Konflikt. Der Zentrale Generalstab bedrohte diese aufgrund einer vermeintlichen Zusammenarbeit mit dem Zweiten Marquetalia und forderte diese zum Verlassen ihrer Zone auf.

„Es ist kein Abschied, es ist ein Wiedersehen für immer“, schreibt nun eine Gruppe von Friedensunterzeichnern und sich in das zivile Leben wiedereingegliederte Kollektiv in ihren Abschiedsbrief aus Miravalle in der östlichen Kordillere zwischen Huila und Caquetá. Bei den Unterzeichnern des Briefes handelt es sich um ehemalige Kämpfer der Gruppe Remando por la Paz, die als Vertreter Kolumbiens an einem internationalen Rafting-Turnier teilgenommen hat und deren Mitglieder nun die Zone verlassen werden. „Unser Weggang aus dem Dorf Miravalle, das in der Bäuerlichen Schutzzone des Pato-Flusses und des Balsillas-Tals liegt, ist eine reale und unmittelbare Tatsache. Wir sind gezwungen, das Gebiet, den Raum der Wiedereingliederung, unsere Heimat, unseren geliebten ‚Bergkamm‘, unser Mutterland, die Wiege der natürlichen Inspiration für unsere Projekte zu verlassen“, heißt es in dem Kommuniqué.

„Der Grund für diese Entscheidung ist die Unmöglichkeit, nach 7 Jahren der Rückkehr in unsere Gebiete mit dem Krieg, mit der bewaffneten Konfrontation, weiter zu leben und zu koexistieren. Wir sind in einen absurden Streit zwischen der Guerilla des Zentralen Generalstabs und der des Zweiten Marquetalias hineingezogen worden, der uns die Möglichkeit nimmt, unsere touristischen und sportlichen Aktivitäten in unserem Dorf fortzusetzen“, schreiben die Mitglieder dieser Gruppe. Das Schreiben wurde auch von der Gruppe Caguán Expeditions unterzeichnet, einer Vereinigung von Friedensunterzeichnern, die sich für touristische Aktivitäten in der Region einsetzen. Sie sagen jedoch, dass sie angesichts des Konflikts in der Region nach neuen Zielen suchen müssen. Das Angebot könne bei dem Konflikt nicht weiter fortgeführt werden, die Existenz ist nicht gesichert

„Wir bedauern und finden es schwierig, diesen Sprung zurück in die Vergangenheit zu verstehen, diese durchschlagende Unfähigkeit und Trägheit der Akteure, den Krieg zu beenden und die Gemeinden, die Anführer und die gemeinschaftlichen Entwicklungs- und Regierungsprozesse, die wir mit großer Anstrengung gegen den Strom steuern, nicht einzubeziehen oder zu unterwerfen“, fragten die Friedensunterzeichner in ihrem Abschiedsbrief an das Gebiet, das in den letzten Jahren ihre Heimat war. „Wir fordern den Staat, allen voran die nationale Regierung, auf, Leben und Sicherheit in den Gebieten zu garantieren. Die bewaffneten Akteure müssen dringend ihren Willen und ihr Engagement für den Frieden unter Beweis stellen, um den absurden Krieg zu beenden und die Gemeinschaften zu schützen, die so viele Jahre lang gelitten haben.“

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Zuspitzung des Konfliktes in El Pato

 

Erst vor wenigen Tagen haben wir eine Zusammenfassung über die bewaffneten Strukturen der FARC-EP, Zentraler Generalstab (EMC), in der östlichen Kordillere geschrieben. Dort konnte der Ostblock der FARC-EP unter dem Kommando von Calarcá zuletzt die Strukturen ausbauen. Schon seit Jahrzehnten ist die Gebirgskette, die zu den weiten Ebenen des Yarí wird, eine Hochburg der Guerilla. Doch die sich befeindeten Fraktionen der FARC-EP, einmal der EMC, auf der anderen Seite das Zweite Marquetalia, stehen her auch in einem Konflikt zueinander, obgleich der EMC zuletzt die Initiative gewinnen konnte. Doch Iván Márquez als Kommandierender des Zweiten Marquetalia genießt großen Zuspruch unter Teilen der Bevölkerung und der sozialen Organisationen. Ist er doch schließlich aus der Region und war er hier immer gut vernetzt. Dies führt immer wieder zu Spannungen in der Region El Pato in der östlichen Kordillere zwische den Provinzen Huila und Caquetá.

Zuletzt wurden unterschiedliche Kommuniqués der beiden Fraktionen der FARC-EP bekannt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Zivilbevölkerung und die sich in das zivile Leben wiedereingegliederten ehemaligen Guerillakämpfer aus Miravalle. Dort in Miravalle war eine der Wiedereingliederungszonen der Guerilla. Neben alias El Paisa war dort auch kurzzeitig Iván Márquez, bis beide von dort in Richtung Osten aufbrachen und die neue FARC-EP, Zweites Marquetalia, aufbauten, nachdem der Prozess einer geeinten FARC-EP gescheitert war. Bis zuletzt gab es dort auch kleine bewaffnete Strukturen des Zweiten Marquetalias, obwohl der Südöstliche Blocks Jorge Suárez Briceño des Zentralen Generalstabs hier die Initiative erlangen konnte. So entstanden neue Fronten in der Kordillere, die wesentlichen Einfluss auf die Regionen haben.

In der Nähe der Wiedereingliederungszone von Miravalle gibt es derzeit es eine Auseinandersetzung zwischen der Mobile Kolonne Teófilo Forero des Zweiten Marquetalia und der Front Iván Díaz des Zentralen Generalstabs, die hier operiert. Das Zweite Marquetalia veröffentlichte ein Kommuniqué, in dem vor der Front Iván Díaz gewarnt wird, da diese sich ausbreiten und die Bevölkerung bedrohen, sich ihren Befehlen unterzuordnen. Darauf veröffentlichte die Front Iván Díaz ein Kommuniqué, in der sie die Befürchtung äußert, dass das Zweite Marquetalia Teil der Wiedereingliederungszone ist bzw. die dortigen ehemaligen Guerillakämpfer instrumentalisieren möchte. Nun fordern sie diese auf, das Gebiet aufgrund der Anwesenheit des Zweiten Marquetalia in dieser Zone zu verlassen.

So hat die Front Iván Díaz den Bewohnern 40 Tage Zeit gegeben, um ihre Häuser zu verlassen, nachdem sie sie zu Versammlungen in das Dorf Puerto Amor eingeladen hatte. Dieses befindet sich an der Landstraße zwischen Neiva und San Vicente del Caguán, wo in der Mitte Miravalle etwas abseits der Straße und eben auch Puerto Amor in der Nähe von San Vicente del Caguán liegen. Damit liegt die Zivilbevölkerung und die Bewohner von Miravalle im Zentrum der Auseinandersetzung zwischen den beiden Fraktionen der FARC-EP, die um ihren Einfluss in der Region kämpfen. Selbst die demobilisierte und in eine Partei konvertierte FARC-Comunes bzw. dessen Vorsitzender Rodrigo Londoño alias Timochenko, bestätigte, dass die ehemaligen Kämpfer, die ein ziviles Leben angenommen haben, aufgrund der Streitigkeiten zwischen den bewaffneten Gruppen in der Region in unmittelbarer Gefahr sind.

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Angriffe im Südwesten – teilweise mit Drohnen

Im ländlichen Gebiet der Gemeinde Taminango in der Provinz Nariño kam es am Freitag bei einem Angriff mit einer Autobombe auf die Polizei zu drei getöteten und mindestens neun verletzten Menschen. Unter den Toten befindet sich ein Polizist. Der Angriff fand in dem Dorf El Remolino statt und richtete sich gegen einen Kontrollpunkt der Nationalpolizei. Hier ist die Front Franco Benavides der FARC-EP, Zentraler Generalstab, aktiv. Auch aus Robles der Gemeinde Jamundí, Provinz Valle del Cauca, wurde ein Angriff im Herzen des Ortes mit Sprengstoff gemeldet, der sich gegen die staatlichen Sicherheitskräfte richtete. Dieser wurde maßgeblich von der Front Jaime Martínez ausgeübt.

Bereits Mitte der Woche gab es diverse Angriffe auf die staatlichen Sicherheitskräfte, so zum Beispiel auf die Polizeistation von Morales, Provinz Cauca. Immer öfter wurden zuletzt auch Drohnen durch die aufständische Bewegung eingesetzt, so unter anderem in der Gemeinde Argelia, wo die Front Carlos Patiño operiert. Dies wird unweigerlich zu einem Umdenken bei Armee und Polizei führen, die bisher kaum für Drohnenangriffe gerüstet ist. Zuletzt verschärfte sich hier die öffentliche Debatte um Aufrüstung und Abwehrmittel gegen Drohnen. Die FARC-EP, Zentraler Generalstab, ist im Südwesten Kolumbiens im Krieg mit den staatlichen Sicherheitskräften, nachdem ein Waffenstallstand und der Friedensprozess auf Eis gelegt wurden.

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Die östliche Kordillere als Guerillahochburg

In der östlichen Kordillere Kolumbiens, die vor allem zwischen den Provinzen Huila, Cundinamarca, Caquetá und Meta seit jeher eine Hochburg der Guerilla war, befinden sich heute die Strukturen des Südöstlichen Blocks der FARC-EP, Zentraler Generalstab, mit dem Namen „Jorge Suárez Briceño“. Benannt sind sie nach dem ehemaligen Oberkommandierenden des Ostblocks der alten FARC-EP, die 2016 das Friedenabkommen mit der kolumbianischen Regierung unterzeichnete und sich entwaffnete. Jorge Suárez Briceño alias Mono Jojoy war eine schillernde Figur und jahrelanger Kommandant im Osten, wo die Guerilla ihre kampfstärksten Strukturen hatte. Er selbst starb 2010 bei einem Bombenangriff im kolumbianischen Dschungel.

Der Zentrale Generalstab hatte sich unlängst in zwei Teile gespalten. Auf der einen Seite die Blöcke des Südostens und des Magdalena Medio, die weiterhin Friedensgespräche mit der Regierung unter Petro führen möchten. Auf der anderen Seite die Blöcke im Westen und Zentralkolumbien sowie im Osten des Landes, die noch unter dem Kommando von Iván Mordisco stehen. Aktuell ist nicht klar, inwieweit die Spaltung konkret aussieht, ein geeintes Kommando gibt es nicht mehr zwischen allen Blöcken. Stattdessen wird abzuwarten sein, wie sich auch die Fronten innerhalb des Südostblocks verhalten oder es nicht auch hier Tendenzen zur Weiterführung des Krieges gibt.

Bisher scheint der Oberkommandierende Alexander Díaz alias Calarcá noch die Kontrolle über die Strukturen im Südosten zu haben. Er gilt als politisch kompetent mit guten Kontakten in die politischen und sozialen Organisationen der Provinzen Caquetá, Meta und Huila. Was den Friedensprozess hindern könnte? Die Angst vor einem Bruderkampf mit den anderen Fraktionen der FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco. So gibt es wohl wenig Interesse an einer Entwaffnung. Zudem muss die Regierung eines der Hauptziele einhalten, die Transformation der Territorien, wo die Guerilla über viel macht und ihre Basis verfügt.

Dies ist auch der Unterschied zu den Strukturen im Westen des Landes. Mit dem Südostblock gibt es seit dem Bestehen der ersten neuen Fronten ab 2016 und später dann mit der Gründung des Zentralen Generalstabs eine gute politisch-militärische Arbeit. Dies bedeutet, dass die Guerilla enger mit der lokalen Bevölkerung vernetzt ist, als im Westen. Calarcá war in dem Prozess des Neuaufbaus der FARC-EP von Anfang an mit dabei und kritisierte zum Schluss den Fokus auf illegale Wirtschaft und Krieg, wie im Westen des Landes. Doch er selbst gilt auch als autoritär. Es bleibt also abzuwarten, ob er die Fronten in seinem Machtbereich und den politischen Weg zu einem (Teil-)Frieden halten kann.

Der Südostblock Jorge Suárez Briceño besteht heute aus den Fronten:

  • Front Jhon Linares (bestehend aus Personen der ehemaligen Fronten 7, 40, 62 – vor allem im Süden von Meta und Caquetá aktiv)
  • 62. Front „Kommandant Rodrigo Cadete“ (Westen von Caquetá bis in die Llanos del Yarí aktiv)
  • Front Carolina Ramírez (aktiv im Süden von Caquetá)
  • Front Darío Gutiérrez (aktiv im Norden von Huila, Norden von Caquetá und westlichen Teil von Meta – ehemals Front Angelino Godoy)
  • Front Iván Díaz (Mitte von Huila und Westen Caquetás im ehemaligen Gebiet der Mobilen Kolonne Teófilo Forero)
  • Front Gaitán Gutiérrez (aktiv im zentralöstlichen Huila und auch in Meta)
  • Mobile Kolonne Miller Perdomo (Caquetá)
  • Front Edison Cinco Mil (Caquetá)
  • Front Jorge Suárez Briceño (Caquetá und Meta)
  • Front Marco Aurelio Buendía (Meta)

Dabei gibt es selbstverständlich Kontinuitäten in der politisch-militärischen Arbeit mit der alten FARC-EP. Schon damals agierte im Norden von Huila in der östlichen Kordillere die 17. Front „Angelino Godoy“. Früher war im Süden und Osten Huilas die 13. Front „Cacica Gaitana“ und eher zentral im Osten im Bereich von Gigante und Garzón die 61. Front „Cacique Timanco“ aktiv sowie die Mobile Kolonne Teófilo Forero entlang der östlichen Kordillere im Osten Huilas, vor allem in Algeciras. Diese hatte auch Milizen in der Großstadt Neiva. Die östliche Kordillere war immer ein Epizentrum des aufständischen Kampfes, doch bleibt sie es auch?

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Alter Wein in neuen Schläuchen

In den zurückliegenden Jahren gab es immer wieder die Diskussion um die politische Komponente und den Drogenhandel in der aufständischen Bewegung. Schon die „alte“ FARC-EP sah sich damit konfrontiert, durch die öffentlichen Medien und den Regierungen als Drogenterroristen deklariert zu werden. Damit verfolgte man die Strategie der Entpolitisierung und die Darstellung der Guerilla als gewöhnliche Kriminelle. Zudem rechtfertigte man damit national und international den Kampf gegen die Drogen als Kampf gegen die aufständische Bewegung. In der Öffentlichkeit kaum beachtet war hingegen der Aspekt, dass auch Regierung, Militär und staatliche sowie nichtstaatliche Institutionen vom Drogenhandel profitierten, gar ihren Wahlkampf damit finanzierten und fest verankert im internationalen Drogengeschäft waren.

Mit der Guerilla hatte man einen schwarzen Peter gefunden, den man die tiefgreifenden Probleme des Landes wie ungerechte Landverteilung, soziale Ungerechtigkeit, Armut, Korruption, Gewalt und fehlende staatliche Infrastruktur unterschieben konnte. Dies geschieht auch heute noch und wird nur allzu gerne aufgegriffen, um von eigenen Problemen abzulenken und im öffentlichen Diskurs einen für die Allgemeinheit klaren Gegner zu symbolisieren. Wir berichteten mehrmals, dass auch Gustavo Petro als kolumbianischer Präsident sich dieser Debatte anschließt und öffentlich die Guerilla, vor allem die der FARC-EP, Zentraler Generalstab, als Kriminelle und Terroristen diffamiert, ohne jedoch grundlegende und strukturelle Probleme anzugehen. Stattdessen wird nicht nur medial, sondern auch in der Praxis die Kriegstrommel geschlagen.

Nun erklärte sich in einem Kommuniqué der FARC-EP, Zentraler Generalstab [kurz EMC] unter der Führung von Iván Mordisco, verbreitet über die sozialen Netzwerke, eine Gegendarstellung. Darin erklären sie, dass es nicht stimmt, dass sie mit Drogen handeln, sondern dass sie nur eine „Steuer“ für den Transit der Drogen verlangen. „Wir wollen der nationalen und internationalen Öffentlichkeit klar machen, dass die FARC-EP in wirtschaftlicher Hinsicht nur eine Steuer für die Zirkulation dieser Waren durch die Gebiete erhebt, die unter unserer politischen und militärischen Kontrolle stehen, sei es Kokapaste oder Kokain; das ist unsere einzige Beziehung und unsere einzige Rolle innerhalb dieser großen multinationalen Industrie“, heißt es darin.

Nach Ansicht der aufständischen Bewegung werden diese Steuern zu ihrem Lebensunterhalt verwendet. „Sie fordern uns auf, auf die Erhebung dieser Steuer zu verzichten, die wenig oder gar nichts zur Überwindung der strukturellen Ursachen beiträgt, die für die Existenz dieser Kulturen ausschlaggebend sind“, so die Guerilla. Die Gemeinden seien die Eigentümer der Kulturen und „diese Gemeinschaften, die Kokablätter, Marihuana oder Mohn anbauen, sind diejenigen, denen die Kulturen gehören, nicht der FARC-EP. Die Regierung sollte mit diesen Gemeinschaften und den Organisationen, die sie vertreten, über diese Wirtschaft verhandeln, die FARC-EP kann nicht mit etwas verhandeln, das uns nicht gehört“, sagte der Zentrale Generalstab.

Abschließend richteten sie eine Botschaft an den Präsident: „Herr Präsident Gustavo Petro, in Schweden [wo sich der Präsident befand] oder irgendwo auf der Welt zu sagen, dass wir Drogenhändler sind, um den Krieg zu rechtfertigen, bedeutet, dass wir uns weiterhin davon distanzieren, die tatsächlichen und strukturellen Ursachen des Konflikts in Kolumbien ernsthaft anzugehen. Machen sie nicht denselben Fehler wie frühere Regierungen, indem Sie die Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft täuschen, um eine von den Gringos angeordnete Politik der Aufstandsbekämpfung voranzutreiben.“ Tatsächlich ist diese einfache Delegitimierung der Guerilla als Drogenterroristen alter Wein in neuen Schläuchen und lenkt nur vom eigenen Versagen ab. Und womit sollte sich schon eine „illegalisierte“ Bewegung finanzieren, wenn nicht mit „illegalen“ Methoden?

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Indigene Bevölkerung mitten im Konflikt

Vor einem Monat, am 15. Mai2024, veröffentlichte die FARC-EP, Zentraler Generalstab, unter der Führung von Iván Mordisco auf ihrem Account im sozialen Netzwerk X, einen Beitrag, in dem die Asociación de Cabildos Indígenas del Norte del Cauca (ACIN) öffentlich angegriffen wurde. Bei der Vereinigung ACIN handelt es sich um den Zusammenschluss der Indigenen Räte im Norden der Provinz Cauca, einer der wichtigsten indigenen Organisationen des Landes. Besonders im Norden von Cauca ist der Anteil der indigenen Bevölkerung besonders hoch, es gibt zudem viele autonome Territorien der Indigenen.

Bei der Anschuldigung und den öffentlichen medialen Angriff geht es vor allem um den Kampf um Deutungshoheit und Macht, denn beide sich konträr gegeneinanderstehende Akteure, ACIN und FARC-EP, duellieren um Territorien und ihre dortige Einflussnahme. Dabei stehen die der Indigenen im Wiederspruch zu den Regeln und Zielen der FARC-EP. Verschärfend kommt hinzu, dass die Indigene Garde als Sicherheitsapparat die Guerilla aus ihren Territorien rauswirft, gar schon Guerillakämpfer ausgeliefert hat.

Im Zuge des Konfliktes zwischen den Akteuren warf die ACIN den FARC-EP in mehreren Schreiben vor, die indigene Bevölkerung zu terrorisieren und warf der Guerilla vor, ihren politischen Anspruch zu verlieren. Dazu antwortete nun die FARC-EP: „Die FARC-EP hat nichts erfunden, die Instrumentalisierung der indigenen Wächter durch bewaffnete Gruppen und Militärs, die von uns abgelehnt und von einigen indigenen Führern unterstützt werden, reicht weit zurück. Zwei Beweise. Das Phänomen zu leugnen, wird uns nicht erlauben, es zu überwinden.“

Nun folgte wohl die Antwort der anderen Seite. Bei den Beweisen handelt es sich um zwei Bilder. Auf dem ersten sind sechs Fotos zu sehen, drei von einem jungen Mann mit Abzeichen der Indigenen Garde und drei weitere von demselben jungen Mann in Tarnkleidung. Über den Fotos steht die folgende Bildunterschrift: „Edwin Campo: Mitglied der Indigenen Garde und des Zweiten Marquetalia in Caldono-Cauca.“ Das Zweite Marquetalia ist die verfeindete Fraktion der FARC-EP unter der Führung von Iván Márquez. Beide Fraktionen der FARC-EP bekämpfen sich in unterschiedlichen Landesteilen, so auch in Cauca.

Auf dem zweiten Bild ist eine Reihe von Elementen auf dem Boden zu sehen, darunter ein Gewehr, eine Militäruniform und zwei Halstücher der Indigenen Garde von Cauca. Im oberen Teil des Bildes ist zu lesen: „Bei der ELN sichergestelltes Material, darunter Symbole der Indigenen Garde (tagsüber Wächter und nachts Guerilleros?).“ Diese Veröffentlichung wurde über 10.000 mal aufgerufen und mehr als 100 mal kommentiert. Darunter befanden sich einige Kommentare, die die Stigmatisierung der Indigenen Garde weiter ausdehnten und auf ihr angebliches Bündnis mit der ELN hinwiesen.

Die ACIN weist die Vorwürfe hingegen zurück. Für sie ist diese Veröffentlichung Teil eines allgemeinen Stigmas. Um die Gewalt der Guerilla und die von ihnen begangenen Taten zu rechtfertigen, haben sie uns immer gesagt, dass wir zu dem einen oder anderen bewaffneten Akteur gehören, wird aus der ACIN deutlich. Heute hat sich dieses Stigma mit den verschiedenen bewaffneten Akteuren im nördlichen Teil des Cauca noch vertieft. Der Konflikt scheint so fest wie noch nie zu sein. Die einen Werfen der FARC-EP Morde, Vertreibungen und Zwangsrekrutierungen vor die anderen der ACIN Teil von paramilitärischen Bündnissen zu sein.

In Cauca kommt es zu einer Neuordnung der Gewalt seit dem Friedensabkommen mit der alten FARC-EP von 2016. Nach drei Jahren der Ruhe ist nun der Zentrale Generalstab mit den Fronten Jaime Martínez und Dagoberto Ramos präsent, das Zweite Marquetalia mit Strukturen und in Allianz mit der ELN. Der territoriale Streit zwischen ihnen allen wirkt sich auf das Leben der lokalen Bevölkerung und vor allem auf die indigenen Gemeinden aus. Eine Lösung ist derzeit nicht in Sicht, obwohl unter der alten FARC-EP bereits Abkommen mit Indigenen durchgeführt worden sind.

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Wie steht es um die FARC-EP, Zweites Marquetalia?

Aktuell ist die Guerilla der FAC-EP, Zweites Marquetalia, in der Öffentlichkeit sehr präsent. Dabei sah es in der zurückliegenden Zeit, neben den Gerüchten um den Gesundheitszustand vom Oberkommandierenden Iván Márquez, eher ruhig aus. Tatsächlich stand das Zweite Marquetalia im Schatten der anderen FARC-EP, dem Zentralen Generalstab. Die hatten in den letzten beiden Jahren zusehends die politisch-militärische Initiative ergriffen und konnten ihre Strukturen stark ausbauen. Das Zweite Marquetalia wähnte sich im Halten ihrer Territorien, teilweise mit Unterstützung der ELN, die mittlerweile sehr stark kooperieren und regionale Bündnisse eingegangen sind. Hauptziel war ihr Feind der FARC-EP, Zentraler Generalstab, die durch ihr Erstarken in territoriale Konflikte mit ELN und dem Zweiten Marquetalia geriet.

In der politischen Außendarstellung hingegen war die FARC-EP, Zweites Marquetalia, wesentlich effektiver. Zum einen hängt dies mit Iván Márquez als politischen Kopf zusammen. So gab es neben Webseite, sozialen Netzwerken und internationalen Beziehungen permanent den Versuch, die sozialen und politischen Organisationen zu erreichen. Der Zentrale Generalstab veröffentlichte auch eine Reihe von Kommuniqués und war in der Öffentlichkeit präsent, doch der Fokus lag hier vor allem im militärischen Bereich. In der organisatorischen Zusammensetzung und in der Außendarstellung kann dem Zweiten Marquetalia eindeutig die politische Komponente zugesprochen werden. Nun gewinnt dies durch den Friedensprozess an Fahrt.

In einem Neun-Punkte-Kommuniqué haben die beiden Delegationen die Hauptachsen des Verhandlungsprozesses dargelegt. In diesem Kommuniqué wurde die Initiative des Zweiten Marquetalia über das Beenden der Gefangennahmen aufgrund wirtschaftlicher Interessen positiv hervorgehoben, wobei sich die nationale Regierung verpflichtete, „Maßnahmen zur Stärkung der Deeskalation des Konflikts in Gebieten zu ergreifen, in denen diese Struktur vorhanden ist.“ Die grundlegenden Punkte der Dialog- und Verhandlungsagenda sind vor allem die „Deeskalation des Konflikts und Erschließung der Friedensgebiete“, „Aufbau von Friedensterritorien“, „die Opfer als ein sich wandelndes soziales Subjekt“, „die Bedingungen für eine friedliche Koexistenz“ sowie die „Umsetzung und Verifizierung des Vereinbarten“.

In dem Kommuniqué werden zudem die Gründe für die Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes genannt, die in der noch jungen Historie eine wesentliche Rolle spielen. Es wird auf die Sackgasse und die Nichteinhaltung des Friedensabkommens von 2016 verwiesen. In diesem Punkt ist es wichtig, die Rolle hervorzuheben, die die Veröffentlichung des Forschungsberichtes der internationalen Menschenrechtsexpertin Antonia Urrejola, über die Hindernisse bei der Umsetzung des Friedensabkommens, einnahm. Es bestätigte sich, dass ein „agent provocateur“ im Fall der Verhaftung von Santrich, dem ehemaligen Kommandierenden der FARC-EP, eingesetzt wurde, und bestätigte, wie die von Nestor Humberto Martínez geleitete Generalstaatsanwaltschaft verschiedene Unregelmäßigkeiten beging, indem sie „zwei spezielle Ermittlungstechniken genehmigte: einen verdeckten Ermittler und eine kontrollierte Lieferung von Kokain“.

Diese Nichteinhaltung und die Verfolgung der sich entwaffneten Guerillamitglieder sorgten für die Wiederbewaffnung. Dabei gab es am Anfang sogar Kontakte zu Gentil Duarte von der FARC-EP rund um die 1. und 7. Front, die damals dabei waren, den Aufbau der FARC-EP voranzutreiben. Die 1. Front seilte sich bereits während der Friedensverhandlungen ab und bleib als FARC-EP erhalten. Doch ein Zusammenkommen gab es zwischen beiden Fraktionen nicht. Iván Márquez, der eine vereinte Guerilla unter seinem Kommando wollte, wurde von den Personen um Gentil Duarte als Verräter angesehen, war er es doch, der als Leiter der Friedensdelegation der FARC-EP auch für ihren Untergang verantwortlich war. So gingen beide Fraktionen verschiedene Wege und standen fortan im Bruderkampf gegeneinander.

Derzeit ist die FARC-EP, Zweites Marquetalia, in mehr als 65 Gemeinden des Landes präsent. Somit erhöhte sich laut der Stiftung Fundación Paz & Reconciliación die Präsenz der aufständischen Organisation auf 11 Gemeinden mehr als im Vorjahr. Dabei ist sie insbesondere in 12 Provinzen des Südens und Ostens Kolumbiens präsent. Das Zweite Marquetalia verfügt über drei große Strukturen: die klassische FARC-EP, Zweites Marquetalia, im Nordosten und kleinen Regionen des Landes sowie die beiden mit ihr alliierten Koordinationsgruppe der Pazifik-Guerilla und die Bolivarischen Grenzkommandos, die sich als einer der dominierenden Akteure in der Pazifikregion Nariño konsolidierten und die Grenzkommandos, die im Amazonasgebiets, insbesondere in Putumayo, Einfluss haben.

Es ist wichtig hervorzuheben, dass es dem Zweiten Marquetalia gelungen ist, ihre Präsenz in Gebieten wie der pazifischen Region Nariño zu verstärken, dank der Allianzen und Verbindungen, die das Koordinationskomitee der Pazifik-Guerilla mit einer Front der ELN geschaffen hat. Allianzen gibt es auch im Nordosten des Landes, so in der Provinz Arauca. Nur Dank dieser Allianzen ist das Zweite Marquetalia in einer guten politisch-militärischen Position, um auch in Friedensgesprächen ernst genommen zu werden. Bisher scheinen alle Strukturen auch vereint an einem Strang zu ziehen, ob gleich die Möglichkeiten von Spaltungen, wie im Zentralen Generalstab, auch hier bei den Strukturen wie den Grenzkommandos möglich sind.

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Friedensgespräche beginnen mit FARC-EP Zweites Marquetalia

In einem historischen Ereignis haben die kolumbianische Regierung unter der Führung von Präsident Gustavo Petro und die FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter der Führung von Iván Márquez die Aufnahme des ersten Zyklus von Friedensverhandlungen angekündigt. Die Verhandlungen sollen am 24. Juni 2024 in Caracas, Venezuela, beginnen. Bereits zuvor sind einige Haftbefehle von Kommandierenden und Teilnehmenden der Friedensverhandlungen aufgehoben worden. Der erste Verhandlungszyklus soll dann vom 25. bis 29. Juni in Caracas stattfinden, um eine Einigung über die zuvor angekündigten spezifischen Themen zu erzielen und die Verhandlungsprotokolle festzulegen. Als Garant ist Venezuela auch eines der Länder, welches die Friedensverhandlungen begleiten wird. Auch Kuba und Norwegen sowie die UNO werden den Prozess begleiten.

„Die Einrichtung des Friedensdialogtisches wird am 24. Juni 2024 in Caracas stattfinden. Der erste Verhandlungszyklus wird vom 25. bis 29. Juni stattfinden, um sich auf die spezifischen Themen der angekündigten Punkte und die Verhandlungsprotokolle zu einigen. Die Verhandlungszyklen dauern jeweils eine Woche und können im gegenseitigen Einvernehmen verlängert werden, wobei die Abstände nicht mehr als 30 Arbeitstage betragen dürfen“, so die Parteien in einem gemeinsamen Kommuniqué. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen der „Aufbau von Friedensterritorien“, die „Deeskalation des Konflikts und die Erschließung von Friedensterritorien“ sowie die Einbeziehung der Opfer, neben anderen grundlegenden Punkten, die die Bedingungen für ein friedliches Zusammenleben fördern sollen.

Diese Vereinbarung markiert den Beginn eines wichtigen Friedensprozesses zwischen der Regierung und der FARC-EP, Zweites Marquetalia, die vom ehemaligen Chefunterhändler der alten FARC-EP in ihrem Friedensprozess kommandiert wird. Im Jahr 2019 kündigten Iván Márquez und andere ehemalige Kommandierende der alten FARC-EP ihre Rückkehr zu den Waffen an. Sie begründeten dies vor allem mit der Nichteinhaltung des Friedensabkommens und einer Verfolgung durch die Regierung sowie Paramilitärs.  Bei dem Treffen waren Iván Márquez, Walter Mendoza, Andrés Allende und Andrés Rojas im Namen des Zweiten Marquetalia vertreten. In der Anfangsphase des Treffens waren aber auch alle Anführer der Fronten in Nariño, Putumayo und in den verschiedenen Regionen des Landes anwesend, was für eine Einheit in der Organisation spricht.

Kämpfe gab es weiterhin zwischen Einheiten der FARC-EP, Zweites Marquetalia, und der FARC-EP, Zentraler Generalstab in der Provinz Caquetá. Hier bekämpfen sich die Bolivarischen Grenzkommandos des Zweiten Marquetalias mit der Front Carolina Ramírez (zugehörig zum Zentralen Generalstab der FARC-EP unter Iván Mordisco). Es soll mehrere tote Guerilleros gegeben haben. Auch in Arauca haben zuletzt die Kämpfe zugenommen. Hier ist es die FARC-EP, Zentraler Generalstab, die Kämpfe gegen die ELN führt, teilweise unterstützt durch Personen aus dem Zweiten Marquetalia. Beide Organisationen haben freundschaftliche Kontakte und unterstützen sich teilweise militärisch. Die Regierung würde nun mit dem Zweiten Marquetalia die dritten Friedensgespräche mit einer aufständischen Bewegung führen, nach ELN und FARC-EP, Zentraler Generalstab.

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