Bei einer Militäroperation im Norden der Region Cauca wurde am Freitag der Anführer der FARC-EP, Alfonso Cano, getötet. Nun wurde dies in einem Kommuniqué der Guerilla bestätigt. Seit mehreren Monaten zeichnete sich dieses Ereignis ab, denn die hochgerüsteten Militärkräfte begannen verstärkt Operationen, um Cano zu suchen und zu liquidieren. Mit dem Tod verringern sich die Chancen auf eine friedliche Lösung des Konflikts, galt Cano doch als einer derjenigen, die mehrmals der Regierung politische Verhandlungen vorschlugen. In der mehrere Stunden dauernden Militäroperation kam auch seine Lebensgefährtin zu Tode. Beide hatten zuletzt zurückgezogen und im engsten Sicherheitskreis in einem kleinen Dschungel-Camp gelebt.
Die ersten politischen Jahre
Alfonso Cano stammt aus einer gutbürgerlichen Familie aus der Hauptstadt Bogotá und ist der Sohn einer Erzieherin und eines konservativen Agronomen, der seinen Sohn nach dem konservativen Präsidenten Guillermo Leon Valencia benannte. Ironischer weise war es jener Präsident, der mit seinen Bombardierungen und Militäroperationen auf Dörfer von Bauern für die indirekte Gründung der FARC sorgte. Er war das fünfte von sieben Kindern und lebte während seiner Kindheit im Viertel Chapinero und später im nördlichen Viertel Santa Barbara. Schon früh interessierte er sich für politische und historische Themen, worauf seine spätere intellektuelle Fähigkeit schließen lässt. Außerdem liebte er Fußball und war Fan von den Millonarios aus Bogotá.
Im Jahr 1968 begann er zehn Semester Anthropologie an der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá zu studieren, in jenem Jahr als die Studierendenproteste weltweit ihren Höhepunkt erreichten und in den Jahren als die Guerillagruppen wie FARC und ELN in der Gesellschaft Fuß fassten, die kurz vorher gegründet worden waren. In der Hochschule vertieft er seine Kenntnisse in Geschichte und Politik, er wurde Mitte der 1970er Jahre ein Führer der Kommunistischen Jugend (Juco: Juventudes Comunistas), welche die Jugendorganisation der kolumbianischen kommunistischen Partei war.
Später wurde er politischer Kommissar innerhalb der kolumbianischen Kommunistischen Partei (PCC). In diesen Jahren wurde Alfonso Cano mehrmals von der Polizei in Bogota verhaftet und für seine politischen Aktivitäten bekam er eine Strafe von 6 Monate Haft.
Alfonso Cano war damals ein Verfechter der FARC und hatte zu Vorträgen über den Marxismus und zur Guerilla eingeladen. Im Jahr 1981 wurde er nach einer Razzia in seinem Haus, wo er mit seiner Frau und seinem Sohn lebte, erneut verhaftet und blieb anderthalb Jahre im Gefängnis, bis die Regierung von Belisario Betancourt im Juli 1982 eine Amnestie durchführte.
Ihm und anderen linken politischen Führern wurde aufgrund der Gefährlichkeit in diesen Jahren vorgeschlagen, zur weiteren politischen Ausbildung nach Moskau zu gehen, aber Alfonso Cano wählte den Weg des bewaffneten Kampfes in Kolumbien und ging in die Berge zu den FARC-EP.
Die Jahre in den FARC-EP
In den FARC-EP nimmt er dann den Kampfnamen „Alfonso Cano“ an und steigt in den frühen 1980er Jahren schnell in das Sekretariat der Organisation auf. Er konnte schnell das Vertrauen von Jacobo Arenas, dem Chefideologen der FARC-EP, und dem Anführer der Guerilla Manuel Marulanda Vélez gewinnen. Als Jacobo Arenas im Jahr 1990 stirbt, nimmt er seinen Posten als ideologischer Denker ein.
So nimmt er an den Verhandlungen der Guerillagruppen mit der kolumbianischen Regierung in den Jahren 1991 und 1992 teil, während er bei den Friedensverhandlungen mit der Regierung Pastrana ab dem Jahr 1998 nicht teil nimmt, weil er nicht an den Erfolg glaubt. In dieser Zeit war er mit dem Aufbau des politischen Apparats der FARC-EP beteiligt (zum Beispiel mit dem Movimiento Bolivariano). Die Verhandlungen scheiterten und es begann eine militärisch und politisch schwierige Phase der Organisation. Alfonso Cano wurde zum Kommandierenden des militärischen Zentralblocks (Bloque Central) der FARC-EP, welcher besonders in den Provinzen Cauca, Valle del Cauca, Hulia und Tolima aktiv ist. Er wurde zu einem der meistgesuchten Personen des Landes. Das State Department der USA bot $ 5.000.000 US-Dollar für Hinweise, die zu seiner Gefangennahme führen.
Als im März 2008 Manuel Marulanda eines natürlichen Todes verstarb übernahm Alfonso Cano den Posten des Anführers und Oberbefehlshabers der Guerilla. Dies wurde von den FARC-EP in einem Kommuniqué am 25. Mai desselben Jahres über den Sender Telesur bekanntgegeben.
Im Juni und Juli des Jahres 2011 begannen Operationen des kolumbianischen Militärs zur Ergreifung des führenden Kopfes der FARC-EP. Dazu wurden mehrere Bataillone in Gang gesetzt, die in den bergigen, dicht bewachsenen und unwegsamen Provinzen Cauca, Hulia und Tolima Kämpfe und Bombardierungen von Camps der FARC-EP durchführen. Nun wurde sein Camp zuerst bombardiert, anschließend seilten sich Stunden später Soldaten aus BlackHawk- Hubschraubern ab. Später gaben die FARC-EP eine kurze Erklärung dazu ab. In der Erklärung wird dem Verschwinden der Guerilla, welches schon mehrmals durch die Massenmedien propagiert wurde, eine klare Absage erteilt. „Das einzige, was der Tod im Kampf von Alfonso Cano symbolisiert, ist der unsterbliche Widerstand des kolumbianischen Volkes, als auf Knien zu betteln.“ Und weiter: „Kamerad und Kommandant Alfonso Cano ist gestorben! Mit ihm starb der Überzeugteste für die Notwendigkeit einer politischen Lösung und Frieden. Es lebe die Erinnerung an den Kommandanten Alfonso Cano!“
Declaración Pública
Escuchamos de la oligarquía colombiana y sus generales el anuncio oficial de la muerte del Camarada y Comandante Alfonso Cano. Resuenan aún sus alegres carcajadas y sus brindis de entusiasmo. Todas las voces del Establecimiento coinciden en que ello significa el final de la lucha guerrillera en Colombia.
La única realidad que simboliza la caída en combate del camarada Alfonso Cano, es la inmortal resistencia del pueblo colombiano, que prefiere morir antes que vivir de rodillas mendigando. La historia de las luchas de este pueblo está repleta de mártires, de mujeres y de hombres que jamás dieron su brazo a torcer en la búsqueda de la igualdad y la justicia.
No será esta la primera vez que los oprimidos y explotados de Colombia lloran a uno de sus grandes dirigentes. Ni tampoco la primera en que lo reemplazarán con el coraje y la convicción absoluta en la victoria. La paz en Colombia no nacerá de ninguna desmovilización guerrillera, sino de la abolición definitiva de las causas que dan nacimiento al alzamiento.Hay una politica trazada y esa es la que se continuará.
Ha muerto el Camarada y Comandante Alfonso Cano. ha caido el mas ferviente convencido de la necesidad de la solución política y la paz. ¡viva la memoria del comandante Alfonso Cano!
Secretariado del Estado Mayor Central de las FARC-EP
Montañas de Colombia, 5 de noviembre de 2011