Im Norden Kolumbeins, in der Region Catatumbo, die in der Provinz Norte de Santander liegt, eskaliert die Gewalt. Maßgeblicher Akteur der Morde an Unschuldige ist die ELN, die es vor allem auf Zivilsten und Friedensunterzeichner der ehemaligen Guerilla FARC-EP abgesehen hat. Zudem werden Kämpfe zwischen der ELN und den Strukturen des Zentralen Generalstabs der Blöcke und Fronten (EMBF) der FARC-EP gemeldet. Hier ist die FARC-EP mit der 33. Front unter Andrey Avendaño präsent. Er ist auch einer der Leiter der Friedensdelegation der FARC-EP mit der Regierung. Teile der FARC-EP mit dem EMBF unter dem Oberkommando von Calarcá sind in einem Friedensprozess mit der kolumbianischen Regierung.
Gestern kam es im Zuge der Gewalteskalation zu Morden an vier Friedensunterzeichnern, also ehemaligen Mitgliedern der alten FARC-EP, die sich seit 2016 im Prozess der Wiedereingliederung in das zivile Leben befinden. Das an einem Tag gleich vier Zivilisten ermordet werden, sprcht für eine neue Qualität und widerspricht dem Friedenswillen der ELN. Ermordet wurde Yurgen Martínez Delgado, Friedensunterzeichner, der seinen Eingliederungsprozess in Teorama durchführte. Martínez wurde am Morgen des 16. Januars von der ELN in San Pablo ermordet. In derselben Gemeinde wurde der Tod eines weiteren Friedensunterzeichners bestätigt, der als Albeiro Díaz Franco identifiziert wurde.
Ein weiterer Mord an einem ehemaligen Mitglied der FARC-EP ereignete sich in Convención, ebenso in Norte de Santander. Der ermordete Friedensunterzeichner wurde als Jhan Carlos Carvajalino identifiziert, der gewaltsam aus seiner Wohnung von bewaffneten Männern abgeführt und zum nach La Trinidad gebracht wurde, wo der Mord gemeldet wurde. In El Tarra wurde schließlich Pedro Rodríguez Mejía ermordet, ein Friedensunterzeichner, der seinen Eingliederungsprozess in dieser Gemeinde durchführte. Zu dieser Welle der Gewalt in der Region kommt das Massaker an einer Familie in der Nacht des 15. Januar hinzu, als sie mit einem Fahrzeug im Sektor La Valera unterwegs waren. Sie wurden von bewaffneten Männern angehalten, die auf die drei Insassen schossen. Unter den Opfern war ein neun Monate altes Baby, das Kind des Paares.
Die Familie López Durán war allgemein bekannt, da sie ein Bestattungsunternehmen besaß, zu dem auch die Leichen von Mitgliedern der bewaffneten Organisationen sowie von Zivilisten gebracht wurden. Laut Quellen des Militärs und der 33. Front der FARC-EP wurde der Mord an Miguel Ángel, seiner Frau und ihrem Baby von der Front Juan Fernando Porras Martínez der ELN ausgeführt. Daraufhin sollen Kämpfe zwischen den bewaffneten Organisationen ausgebrochen sein, die FARC-EP wollte auf das Massaker der Familie reagieren, worauf sich die Gewaltspirale in Gang setzte.
„Wir bedauern, dem Volk des Catatumbo mitteilen zu müssen, dass das ELN die Entscheidung getroffen hat, alle unsere Einheiten anzugreifen; bis jetzt gibt es zahlreiche Vorfälle, überall wurden Zivilisten, unbewaffnete Menschen getötet, man hat versucht, die Familien, die Verwandten der Guerillakämpfer, Frauen, Kinder, völlig schutzlose Menschen gewaltsam zu vertreiben und zu ermorden. Dies ist eine dringende, sehr schwere Situation, die wir nicht für die Region des Catatumbo wollen, und wir haben nicht reagiert“, sagte Andrey Avendaño in einer ersten kurzen Mitteilung.
Auch die kolumbianische Regierung reagierte, so der Präsident Petro und der Chefunterhändler Otty Patiño in den Friedensverhandlungen mit der ELN der sagte, dass die gewalttätigen Aktionen der ELN ein Angriff auf den Frieden seien. „Die Delegation der nationalen Regierung im Friedensdialog mit dem Zentralen Generalstab der Blöcke Jorge Suárez Briceño, Gentil Duarte und der Front Raúl Reyes der FARC-EP verurteilt die gewalttätigen und koordinierten Aktionen des ELN gegen die Zivilbevölkerung, die Friedensunterzeichner der Region des Catatumbo und die Delegierten des Generalstabs des Blocks Gentil Duarte in den Friedensgesprächen“, heißt es in einer Erklärung des Verhandlungsteams unter Camilo González Posso der Regierung mit der FARC-EP.