FARC-EP, Zweites Marquetalia, feiert 4. Jahrestag

Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, hat in einem Kommuniqué ihren 4. Jahrestag zelebriert und zugleich die Regierung von Präsident Gustavo Petro aufgefordert, das Dekret 2060 über den bilateralen Waffenstillstand zu korrigieren, dass die militärischen Operationen gegen diese Organisation einstellt. Ursprünglich sollte ein Verhandlungstisch eingerichtet werden, doch immer wieder gibt es Debatten in Regierung und Medien, ob es sich bei der FARC-EP, Zweites Marquetalia, um eine kriminelle Struktur oder eine Guerilla mit politischen Natur handelt, was einen Unterschied in der juristischen Beurteilung bedeutet.

„Nach acht Monaten nach der Veröffentlichung des Dekrets 2660 erwarten wir, dass er korrigiert wird, um mit unserer Erfahrung zum Aufbau des totalen Friedens beizutragen, der für uns ein umfassender Frieden ist.“ Und weiter: „Leider hat es jemand aus der Regierung vorgezogen, die santistische Intrigen anzuhören, dass wir, da wir bereits an einem Friedensprozess beteiligt waren, nicht an einem neuen Unterfangen teilnehmen könnten und dass er uns gegen alle Beweise und ohne Rücksicht auf den Grund für unsere Rückkehr zu den Waffen als eine mächtige kriminelle Struktur bezeichnen wollte.“

Dies ist die Debatte, da sich ein Großteil der Mitglieder und Führungspersonen bereits an dem Friedensprozess von 2016 beteiligt hatte, darunter der Oberkommandierende Iván Márquez als Verhandlungsführer, und somit den Friedensprozess abgebrochen bzw. das Abkommen gebrochen haben. Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, wiederum argumentiert, dass die Regierung das Abkommen nicht eingehalten habe und ihre Mitglieder und Kommandanten einer neuen Gefahr ausgesetzt habe. Daher erfolgte erneut der Griff zu den Waffen. Dazu die FARC-EP in ihrem Kommuniqué zum 4. Jahrestag:

„Vor vier Jahren mussten Guerillakämpfer der FARC-EP, die am Aufbau des Friedensabkommens von Havanna beteiligt waren, entsetzt vom Verrat des Staates, dem höchsten aller Rechte, in die Berge und zu den Waffen zurückkehren, unter dem verständnisvollen Blick des Kommandanten Manuel Marulanda Vélez und des Befreiers Simón Bolívar.“

„Sie, die Santistas und Uribisten, waren die wahren Deserteure des Abkommens, nicht die verratenen ehemaligen Guerillakämpfer. Erstere, die an ihrer trügerischen Strategie des `Handels ohne Nachgeben´ festhielten, erfüllten nicht das Wesentliche des endgültigen Abkommens. Die Zahl der ermordeten Exkämpfer hat bereits die traurige Zahl von 400 erreicht. In Zusammenarbeit mit der Regierung Santos, dem Staatsanwalt Martínez und der Botschaft der Vereinigten Staaten waren die Urheber der Friedensfalle und der wichtigsten Sprecher der aufständischen Bewegung am Verhandlungstisch. Auf der anderen Seite riefen uribistische Agitatoren von den Mikrofonen aus dazu auf, `dieses verdammte Papier´, wie sie das Friedensabkommen von Havanna nannten, in Stücke zu schneiden. Später erfand Präsident Duque, ein enger Freund der Mafia von Ñeñe Hernéndez, um sich der Einhaltungspflicht zu entziehen, einen `Frieden mit Legalität´, einen Ausdruck, der auf den 310 Seiten des Abkommens von Havanna nicht existiert.“

„Die Einstufung des Havanna-Abkommens als Sonderabkommen nach Artikel 3 der Genfer Konventionen machte es für den Staat nicht zwingend, das Abkommen einzuhalten. Das hat nichts gebracht und auch die Tatsache, dass das Friedensabkommen als offizielles Dokument des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen angesehen wurde, war für den Staat keine Pflicht zur Einhaltung. Alle diese Verfahren haben sich als sinnlos erwiesen, denn offenbar hat kein multilaterales Gremium Autorität gegenüber der kolumbianischen Regierung, die am Ende immer tut, was sie will“, so die FARC-EP, Zweites Marquetalia. In dem Kommuniqué wird der Ursprung der Gründung dieser Organisation deutlich, auch wenn es Kritik von der „anderen“ FARC-EP unter Waffen gibt. Der Zentrale Generalstab der FARC-EP sieht im Zweiten Marquetalia den Verrat der aufständischen Bewegung, da diese überhaupt an der „Friedensfalle“ teilgenommen haben.

Am Ende des Kommuniqués macht die FARC-EP, Zweites Marquetalia, bezugnehmend auf die Debatte, sie wären keine politische Organisation, sondern Kriminelle, deutlich, was sie sind. „Es kann  nicht dies eine Guerilla von hohen politischen Qualitäten sein wie die FARC-EP Zweites Marquetalia, deren Charakter im Manifest der Einführung der neuen Guerilla, inspiriert von den Gedanken des Befreiers Simón Bolívar und des legendären Manuel Marulanda Vélez, deutlich zum Ausdruck kommt. Das kolumbianische Volk, die sozialen Sektoren, die Bauern, die Händler, die Indigenen, die schwarzen Gemeinschaften, die Studenten haben keine Beschwerden über das ethische und politische Verhalten dieser Guerilla von Manuel. Der Kampf für den Frieden darf nicht böswillig die Gefährten von Jesús Santrich ausschließen, dem Guerillakämpfer, der mit den Augen der Seele zuschaute und anständig am Tisch von Havanna die Träume von Frieden und einem Leben verteidigte, das der großen Mehrheit würdig war.“

Das Kommuniqué endet mit der Erinnerung an ihre in den letzten Jahren ermordeten charismatischen Kommandierenden. „An diesem vierten Jahrestag der Gründung der FARC-EP Zweites Marquetalia, einer Guerilla, die weiter wächst und expandiert, erweisen wir Jesús Santrich, Oscar Montero El Paisa, Édison Romaña, Iván Merchán und allen gefallenen Kameraden, die von einem Neuen Kolumbien träumen, die liebevolle Ehre.“

*Santistas: Anhanäger von Ex-Präsident Santos (Verteidigungsminister unter Uribe und später Präsident des Friedensabkommens)

*Uribistas: Anhänger von Ex-Präsident Uribe (rechter Präsident und harter Bekämpfer der Guerilla)

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