Es sorgt wieder einmal für Polemik, wen eine politisch-militärische Organisation innerhalb der Bevölkerung für politische Aufklärungsarbeit sorgt. So geschehen vor wenigen Tagen in der Provinz Cauca, wo der Kommandierende des Westlichen Koordinationskommandos Marlon Vásquez vor der Bevölkerung spricht. Dabei ist es im Kontext des Friedensprozesses der FARC-EP nur notwendig, auch politische Arbeit nicht nur in seinen eigenen Strukturen durchzuführen, sondern auch in der Zivilbevölkerung, die häufig durch die Massenmedien keine reflektierten Nachrichten bekommen.
Der Oberbefehlshaber des Westlichen Koordinationskommandos, dem unter anderem die Fronten Carlos Patiño, Jaime Martínez, Rafael Aguilera und die Mobile Kolonne Dagoberto Ramos unterstehen, sprach auf einem öffentlichen Platz vor der lokalen Bevölkerung, so das 7-minütige Video. „Seien sie aufmerksam, die FARC-EP hoffen, einen Weg des Dialogs und der Vereinbarung mit der nationalen Regierung zu beginnen, an dem auch Sie als Hauptakteure beteiligt sein werden. Wenn der Krieg in Kolumbien beendet werden muss, dann ist das der Krieg des kolumbianischen Staates gegen das Volk“, spricht Marlon Vásquez.
Und weiter: „Wir, die FARC-EP, waren nur eine Armee voller Männer und Frauen, die eines Tages bereit waren, zu den Waffen zu greifen, um die Interessen unseres Volkes zu verteidigen. Wir werden nicht zulassen, dass sie die hübsche Tür verschließen, die dem Leben immer offenstand. Vielen Dank, Genossen“, fügte Vasquez hinzu, während die Anwesenden ihm applaudierten und Kinder weiße Fahnen schwenkten, ein Symbol des Friedens. Schließlich verabschiedete sich der Oberbefehlshaber von einigen Leuten, ging zu einem Hubschrauber, der ihn und andere Kommandanten in die Ebenen des Yari in der Sierra de la Macarena, Provinz Meta, brachte, wo sie sich mit dem Oberkommandierenden des Zentralen Generalstabs Iván Mordisco treffen werden.
Eben jener Zentrale Generalstab brachte Ende der letzten Woche ein Kommuniqué heraus, dass die Regierung und der Generalstaatsanwalt das Treffen ihrer Kommandeure erleichtert haben und dass aufgrund dessen mit einer „Geste“ geantwortet wird, die das Leben der Friedensunterzeichner in der Wiedereingliederungszone (ETCR) Mariana Páez in Mesetas, Provinz Meta, schützen solle. Am, 22. März erklärte der Zentrale Generalstab unter Iván Mordisco in einem Kommuniqué, dass der Grund für die Situation und Vertreibung in einer Positionierung der FARC-EP, Zweites Marquetalia, liegt, die sich teilweise mit den dort lebenden Bewohnern verbündeten. Auch der ELN wurde somit der Zugang zu diesem Territorium erleichtert.
Diese Positionierung bzw. politische Arbeit der in Konflikt stehenden bewaffneten Organisationen sorgt tatsächlich für Spannungen. Mesetas liegt in der Einflusszone der FARC-EP, die unter dem Einfluss von Iván Mordisco steht. Sollte nun die FARC-EP unter Iván Márquez ihren Einfluss ausbauen, im Schlepptau die mit ihnen verbündete ELN, so ist dies tatsächlich eine schwierige Situation. Tatsächlich gibt es ein Kommuniqué der FARC-EP, Zweites Marquetalia, in dem der Kommandant Aldinever Morantes vor über anderthalb Wochen seine Solidarität mit Namen der aufständischen Bewegung ausdrückte.
Zudem veröffentlicht die FARC-EP, Zweites Marquetalia, auf ihrer Website und in den sozialen Netzwerken Dokumente und Kommuniqués aus den letzten Jahren, die sie als die Beständigkeit des Weges und der Spuren des Verrats des Friedens in Kolumbien betrachten. Darunter sind unter anderem Dokumente wie die Intervention der FARC-EP bei dem Konklave von Cartagena, der Brief an die Friedenskommission des Senats, ein Antwortschreiben an die Friedensgerichtsbarkeit und auch ein Schreiben an den Generalsekretär der Vereinten Nationen. Damit soll die Öffentlichkeit für den Verrat der kolumbianischen Regierung am Friedensabkommen sensibilisiert werden.