Im Laufe des heutigen Tages wurde der Öffentlichkeit ein Kommuniqué der FARC-EP bekannt, in dem der Oberkommandierende Iván Mordisco einen Waffenstilstand an seine Einheiten befiehlt. Das Kommuniqué, welches vom 22. September datiert und am heutigen 23. September auf dem Propagandakanal der FARC-EP hochgeladen wurde, dauert nur dreieinhalb Minuten, ist aber politisch-militärisch von großer Bedeutung. Zum einen wird darin klar, dass Iván Mordisco als Oberkommandierender tatsächlich lebt und nicht bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen ist. Zum anderen wird nun klar, was sich andeutete, dass die Strukturen der FARC-EP um Iván Mordisco, die vor allem im Osten und im Westen sehr stark sind, ihre Angriffe auf die staatlichen Sicherheitskräfte einstellen.
„Die FARC-EP bekräftigt unsere Verpflichtung, mit der nationalen Regierung in ihrer Sondierungsphase offene Dialoge zu führen, um Lösungen für den sozialen und bewaffneten Konflikt zu finden, unter dem unser Land seit Jahrzehnten leidet“, sagt der Oberkommandierende. „Allen Guerillaeinheiten der FARC-EP wurde befohlen, Konfrontationen mit den staatlichen Sicherheitskräften so weit wie möglich zu vermeiden, solange wir nicht angegriffen werden, um ein günstiges Klima zu schaffen und bilaterale Waffenstillstandsvereinbarungen mit der nationalen Regierung einzuleiten, um die von der nationalen Regierung skizzierte soziale, politische und wirtschaftliche Agenda umzusetzen. Wir erwarten Gegenseitigkeit von der Regierung und den Sicherheitskräften“, fügte alias Iván Mordisco hinzu.
Damit wird klar, was wir bereits gestern angedeutet hatten. Die FARC-EP beginnt ihrerseits mit der humanitären Geste und beschließt erstmals einen Waffenstillstand, der wohl demnächst auch auf die staatlichen Sicherheitskräfte ausgeweitet wird. Das Kommuniqué macht es jedoch deutlich, wie schon in den Jahrzehnten davor, handelt es sich zuerst um das Vermeiden von offensiven Aktionen gegen den Gegner bzw. die staatlichen Sicherheitskräfte, also Militär und Polizei. Ein Waffenstillstand ist strategisch für die FARC-EP von enormer Wichtigkeit, da sie dadurch ihre interne Kommunikation ausweiten kann, was vor allem der Kontakt zu den verschiedenen im Landesgebiet zerstreuten Einheiten der Guerilla bedeutet. Nur so kann ein gemeinsamer Weg zu Friedensgesprächen geführt werden. Zudem können strategische politisch-militärische Aufgaben wie politische Arbeit und Ausbildung der Kader ohne Angst vor Militäraktionen durchgeführt werden.