Als am 16. Oktober 2012 die Dialoge zwischen der FARC-EP und der kolumbianischen Regierung begannen, waren alle hell auf begeistert. Auch im Osten bei den großen Guerillakontingenten des militärischen Ostblocks waren viele für eine Verhandlungslösung, denn militärisch gab es eine Pattsituation gegen die staatlichen Sicherheitskräfte und politisch wollte man so der Macht näher kommen. Unzufriedenheit gab es vor allem bei den Kämpferinnen und Kämpfern, die die harte Zeit ab 2003 unter dem Militärplan „Plan Colombia“ erlebte und in den zurückliegenden Jahren ab 2010 die Macht und Initiative gemäß der letzten großen Guerillakonferenz im Jahr 2007 durch eine neue Guerillataktik und politische Arbeit zurückgewinnen konnten. Besonders die Regionen im Westen im Cauca und im Osten, hier in Guaviare, Meta und Caquetá, wurden zu politisch-militärischen Bastionen der FARC-EP.
Die Friedensgespräche zeigten jedoch eine geringere Beteiligung der Basis als erwartet und auch die Guerillakräfte im Osten wurden nicht wie gewünscht in den Prozess einbezogen. Eine Entwaffnung wollte man vor allem nicht, wenn bestimmte Punkte des Friedensabkommens nicht erfüllt wären. Hierzu zählte vor allem die politische Beteiligung, die Umsetzung der Agrarreform und die Sicherheit der Kämpferinnen und Kämpfer. Die Unzufriedenheit in dem Friedensprozess führte im Juni zu Erklärung der 1. Front Armando Ríos, einer sogenannten Mutterstruktur der FARC-EP, aus der viele andere Fronten herausgebildet wurden.
In der Erklärung des Generalstabs des Ostblocks Kommandant Jorge Briceño ging hervor, dass sich die Front Armando Ríos gegen das Friedensabkommen aussprach. Die Struktur, die sich als abweichend erklärte, wurde von alias Iván Mordisco geleitet, der dem Sekretariat der FARC folgende Erklärung übermittelte: „Wir haben beschlossen, nicht zu demobilisieren, wir werden den Kampf für die Machtergreifung durch das Volk und für das Volk unabhängig von der Entscheidung der übrigen Mitglieder der Guerilla-Organisation fortsetzen. Wir respektieren die Entscheidung derer, die den bewaffneten Kampf aufgeben, ihre Waffen niederlegen und sich wieder dem bürgerlichen Leben anschließen. Wir betrachten sie nicht als unsere Feinde.“
Bereits im Dezember gaben die sich im Friedensprozess befindlichen FARC den Ausschluss von fünf Kommandanten bekannt, die sich dem Friedensprozess entfernt hatten und im Rahmen der Erklärung der 1. Front die Weiterführung der Guerilla organisierten. Herbei handelte es sich um Gentil Duarte, Euclides Mora, John Cuarenta (40), Giovanny Chuspas und Julián Chollo. In der Erklärung heißt es: „Diese Entscheidung ist durch ihr jüngstes Verhalten motiviert, das sie dazu veranlasst hat, unserer politisch-militärischen Linie zu widersprechen.“ Am 21. Dezember erklärte die 7. Front unter dem Kommando von Gentil Duarte die Reorganisation der FARC-EP. Ebenso im Dezember erklärte die Front Acacio Medina, sicher der Reorganisation der Guerilla anzuschließen.
Seit dem findet im Osten Kolumbiens wieder ein revolutionärer Prozess statt, dem sich weitere Fronten aus der ehemaligen FARC angeschlossen haben. Zu der 1. Front und 7. Front kommen noch Strukturen der 16., 27., 33., 40., 42, 43., und 62. Front hinzu. Politisch geht es vor allem um die politisch-soziale Organisation des ländlichen Lebens, das Verhindern der Vernichtung von Koka-Pflanzungen ohne Alternativen und das Bekämpfen von paramilitärischen Einheiten und der staatlichen Sicherheitskräfte, die sich als Besatzungsmacht aufspielen und oftmals gemeinsam kooperieren. In vielen Gebieten des Ostens gibt es eine enge Kooperation zwischen den Dorfräten und der Guerilla FARC-EP.
Dabei wird von den staatlichen Stellen und den Medien häufig der politische Einfluss der Guerillastrukturen verkannt, die sogar Personen für die Wahlen aufstellen können, das soziale Leben im ländlichen Gebiet strukturieren, finanzielle und wirtschaftliche Unterstützung bieten und ein eigenes System der Rechtsprechung aufrecht erhalten konnten. Nicht unerwähnt soll die Kooperation mit anderen Guerillastrukturen im Land sein, die sich vor allem auf den Westen und das Westliche Koordinationskommando. Somit ist die 1. Front Armando Ríos auch derzeit eine Mutterstruktur im Aufbau der neuen „alten“ FARC-EP.