Lateinamerika, in unserem Falle Kolumbien, feiert den „Bicentenario“, das 200. Jubiläum der Unabhängigkeit und Gründung vieler lateinamerikanischen Republiken, also auch Kolumbien durch Simón Bolívar. Kolumbien feiert und ehrt den Unabhängigkeitstag vor 200 Jahren, als der Befreier „Libertador“ Simón Bolívar die spanischen Kolonisatoren vertrieb und fünf Ländergebiete befreite: Kolumbien, Venezuela, Ekuador, Peru und Bolivien.
Am 4. Juni 1819 überquerte Bolívar den Fluss Arauca und kam am 14. Juni in Tame, der heutigen Provinz Arauca, an, wo er sich mit Santander traf. Am 27. führte er in Paya seinen ersten erfolgreichen Kampf mit den Kolonialisten und zwischen dem 3. und 5. Juli überquerte er den Páramo de Pisba. Ein Manöver, durch welches er den spanischen General Barreiro überraschend angreifen und ihn am 7. August in der Schlacht von Boyacá besiegen und festnehmen konnte. Mit diesem finalen Akt besiegelte er die Freiheit der Republik Kolumbien.
Ihren Anfang nahmen die Unabhängigkeitskriege an verschiedenen Orten, unter anderem in Bolivien, Ekuador und Kolumbien im Jahr 1809. Mit dem „primer grito libertario“, dem „erster Freiheitsruf“ nimmt der Befreiungskampf seine Fahrt auf, überall fordert die Bevölkerung nicht nur Autonomie, sondern Unabhängigkeit und gleiche Rechte. Nicht zu vergessen sind jedoch die vielen indigenen Aufstände, die schon Jahrhunderte vorher den lateinamerikanischen Raum erfassten und die tausende von Opfern zu beklagen hatten.
Einen Hauptanteil an der Befreiung hat Simón Bolívar. Er kommt 1816 aus dem Exil zurück nach Venezuela, wo er mit dem Befreiungskampf beginnt. Im Jahr 1818 schafft er in Venezuela die Sklaverei ab, sein Befreiungsheer wird immer größer. Er sammelt verschiedene politisch denkende Personen um sich und schreibt bzw. erzählt auch heute noch gültige Worte: „Nichts ist so gefährlich, wie die Macht über lange Zeit bei ein und demselben Bürger zu belassen. Das Volk gewöhnt sich daran, ihm zu gehorchen, und er, dem Volk zu befehlen. Hieraus entspringen Usurpation und Tyrannei.“
Simón Bolívar dringt mit dem Befreiungsheer und seinen politischen Vorstellungen über die Anden weiter in das Land vor. Den hohen Bergzügen, den unendlichen Savannen und dichten Dschungelwäldern trotzt er, Niederlagen bauen ihn auf. So kommt es zur siegreichen Schlacht von Boyacá in der heutigen gleichnamigen kolumbianischen Provinz. Im Jahr 1821 schließlich wird unter ihm die Republik „Großkolumbien“ gegründet, bestehend aus den heutigen Ländern Ekuador, Kolumbien, Venezuela und Panama. Das spanisch-kolonialistische Gebilde Neugranada ist endgültig befreit.
Seine politischen Ideen sind Teil eines liberalen Weltbildes: Die Souveränität des Volkes, die Teilung der Gewalten, eine bürgerliche Freiheit, das Verbot der Sklaverei und die Abschaffung der Monarchie. Er selbst dazu: „Wir brauchen Gleichheit, um den Menschen, die politischen Meinungen und die öffentlichen Sitten in ein Ganzes umzuschmieden.“ Diese liberalen Grundgedanken sind für diese Zeit revolutionär, immerhin war er auch ein Freund des aufgeklärten deutschen Naturforschers Alexander von Humboldt.
Die Ideen und das Wirken von Simón Bolívar leben bis heute weiter, vor allem sein Traum eines geeinten und freien Amerikas, jenseits des imperialistischen Jochs. Viele Gruppen und Organisationen, wie zum Beispiel die ehemalige aufständische Organisation FARC, berufen sich auf seine Ideale. Der Bolivarismus ist zu einer politischen Strömung eben jener Ideen geworden, die Gleichheit und Freiheit erkämpfen wollen.