Am 22. Juli wurde einer der größten kolumbianischen und lateinamerikanischen Revolutionäre geboren. Im Jahr 1948, am 22. Juli, erblickte Alfonso Cano, mit bürgerlichem Namen Guillermo León Sáenz Vargas, die Welt. Alfonso Cano stammte aus einer konservativen, wohlhabenden Familie aus Bogotá. Seine Mutter war Pädagogin und sein Vater Agronom. Beide gingen jeden Sonntag zur Messe und waren Nachbarn der Mitglieder der Militärjunta von 1957. Alfonso Cano zeigte schon in der Grundschule und im Gymnasium eine intellektuelle Ader, weil er sich für Politik und Geschichte interessierte.
Der spätere Guerillakommandant begann 1968 an der kolumbianischen Nationaluniversität zu studieren, mitten in der Hochphase der Kubanischen Revolution, der Jugend- und Studentenbewegungen jener Zeit, der Theologie der Befreiung und der Gründung der FARC. Während seines Studiums studierte er Anthropologie, war fasziniert von Geografie, indigener Musik und den Themen des katalanischen Sängers Joan Manuel Serrat. Er vertiefte sich in politische und historische Literatur. Er wurde Mitglied der Kommunistischen Jugend Kolumbiens, der JUCO. Er verbrachte Zeit im Gefängnis und wurde repressiv behandelt, weil er für seine Ideale kämpfte. Als Opfer des Folterregimes unter der Präsidentschaft von Julio César Turbay Ayala (1978–1982) setzte er seinen politischen Kampf auch im Gefängnis fort. Nach seiner Freilassung entschied er sich, den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) beizutreten, unter dem Namen Alfonso Cano.
In den FARC zeichnete er sich als Ideologe und militärischer Stratege aus. Er gehörte dem Zentralen Generalstab an und wurde nach dem Tod von Manuel Marulanda Vélez zum Kommandanten im Sekretariat ernannt. Alfonso Cano strebte stets eine politische Lösung des bewaffneten Konflikts an und vertrat seine Guerillakämpfer in Friedensgesprächen mit Vertretern verschiedener Regierungen. Er begleitete die Genossen der bei Treffen in Caracas, Venezuela, im Jahr 1991 und in Tlaxcala, Mexiko, im Jahr 1992. Er war aktiv bei den Friedensgesprächen von Caguán, die von 1999 bis 2002 stattfanden. Zudem war er Protagonist der Friedensgespräche unter der Regierung Santos, die in einem Friedensabkommen endeten. Zeit seines Lebens kämpfte er für die Ideale der Guerilla und für den Frieden.
Alfonso Cano, der Architekt der kolumbianischen Aufstandsbewegung, war auch ein Internationalist, der, ähnlich wie Simón Bolívar und José Martí, die Einheit der Völker unseres Amerikas träumte. Er gründete die Bolivarische Bewegung, die Studenten und Arbeiter ansprach, die sich gegen den wilden Kapitalismus in seiner neoliberalen Ausprägung stellten. Er beteiligte sich mit großem Enthusiasmus an der Kontinentalen Bolivarischen Bewegung, die Anhänger und Sympathisanten in Ländern aller Kontinente hat. Er war überzeugt, dass der Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus eine weltweite Angelegenheit ist. Guillermo León Sánchez Vargas, uns besser bekannt als Alfonso Cano, wurde am 4. November 2011 bei einem Bombenangriff und Militäroperation in der ländlichen Gegend der Gemeinde Morales und Suárez in der Provinz Cauca im Südwesten Kolumbiens getötet. In einer Zeit, in der der Frieden vor der Tür stand. Am heutigen 22. Juli, sein Geburtstag, wächst sein Vermächtnis empor.